wird. Das Frischereiroheisen wird nicht verschlechtert; die relative Haltbarkeit des Eisens nicht verringert. Bei zinkischen Erzen ist der heisse Wind nicht schlechter wie der kalte, der Betrieb wird aber verbessert, wenn man mit kaltem und heissem Winde periodisch wechselt. Das An- und Ausblasen geht rascher von statten. Der Kernschacht leidet weniger, die Rast nicht mehr so wie sonst. Die Kohlenersparnis beträgt 15 bis 30 Proz., die Ersparnis an Zuschlag- kalk 8 bis 14 Proz., die Produktion ist 20 bis 30 Proz. höher als früher unter gleichen Umständen.
Beim Kupolofenbetriebe mit heissem Winde ist ebenfalls der Gang des Ofens ein besserer. Man bedarf nur des halben Kalkzu- schlages, um flüssige Schlacke zu erhalten; die Produktion wird um 2/3 vergrössert, das Eisen flüssiger, hitziger, dünner und grau. Die heisse Luft gestattet das sonst nie erreichte Umschmelzen mit Holz- kohlen in 5 Fuss hohen Kupolöfen mit viel geringerem Kohlen- verbrauch. Die Kohlenersparnis beträgt bis 40 Proz., der Eisenabgang wird um 4 bis 5 Proz. vermindert.
Beim Frischfeuerbetriebe fällt bei heissem Winde infolge des hitzigen Ganges mehr Rohschlacke und fast keine Garschlacke; da- durch wird der Abbrand vermindert. Die Produktion wird dagegen nicht vergrössert, indem durch den rohen Gang der Prozess eher ver- langsamt wird. Man muss deshalb auch Form und Düsen weiter nehmen. Die Qualität des Eisens ist gut. Die Kohlenersparnis be- trägt 25 Proz., das Mehrausbringen 6 bis 7 Proz.
Diese günstigen Erfahrungen Wachlers wurden in Deutschland an vielen Plätzen bestätigt, wenn auch nicht überall. Im Harz hatte man den heissen Wind 1834 auf der Rothehütte, 1835 zu Tanne, 1837 auf der Altenauer Hütte eingeführt. Zu Rothehütte verminderte sich der Kohlenverbrauch von 124 Pfd. auf 99 Pfd. für 100 Pfd. Roh- eisen, die Temperatur des Windes hatte 140° R. betragen; auf der braunschweigischen Hütte zu Tanne sank der Kohlenverbrauch von 1511/2 Pfd. auf 108 Pfd. bei 220° R. Windtemperatur. Dabei war der Ofengang ein regelmässigerer und das Giessereieisen kam sehr warm aus dem Ofen.
Wir erwähnen noch folgende deutsche Hochofenwerke, auf welchen die Winderhitzung in den 30er Jahren zur Einführung gelangte: Erla bei Schwarzenberg in Sachsen 1834; Sonthofen, Maximilianshütte bei Traunstein, Bodenwöhr und Weyerhammer in Bayern; Rommershausen 1836 und Veckerhagen in Kurhessen; Lendersdorf bei Düren, Sayner- hütte bei Coblenz u. a. m. in Preussen; ferner in Österreich bei zwei
Winderhitzung 1831 bis 1850.
wird. Das Frischereiroheisen wird nicht verschlechtert; die relative Haltbarkeit des Eisens nicht verringert. Bei zinkischen Erzen ist der heiſse Wind nicht schlechter wie der kalte, der Betrieb wird aber verbessert, wenn man mit kaltem und heiſsem Winde periodisch wechselt. Das An- und Ausblasen geht rascher von statten. Der Kernschacht leidet weniger, die Rast nicht mehr so wie sonst. Die Kohlenersparnis beträgt 15 bis 30 Proz., die Ersparnis an Zuschlag- kalk 8 bis 14 Proz., die Produktion ist 20 bis 30 Proz. höher als früher unter gleichen Umständen.
Beim Kupolofenbetriebe mit heiſsem Winde ist ebenfalls der Gang des Ofens ein besserer. Man bedarf nur des halben Kalkzu- schlages, um flüssige Schlacke zu erhalten; die Produktion wird um ⅔ vergröſsert, das Eisen flüssiger, hitziger, dünner und grau. Die heiſse Luft gestattet das sonst nie erreichte Umschmelzen mit Holz- kohlen in 5 Fuſs hohen Kupolöfen mit viel geringerem Kohlen- verbrauch. Die Kohlenersparnis beträgt bis 40 Proz., der Eisenabgang wird um 4 bis 5 Proz. vermindert.
Beim Frischfeuerbetriebe fällt bei heiſsem Winde infolge des hitzigen Ganges mehr Rohschlacke und fast keine Garschlacke; da- durch wird der Abbrand vermindert. Die Produktion wird dagegen nicht vergröſsert, indem durch den rohen Gang der Prozeſs eher ver- langsamt wird. Man muſs deshalb auch Form und Düsen weiter nehmen. Die Qualität des Eisens ist gut. Die Kohlenersparnis be- trägt 25 Proz., das Mehrausbringen 6 bis 7 Proz.
Diese günstigen Erfahrungen Wachlers wurden in Deutschland an vielen Plätzen bestätigt, wenn auch nicht überall. Im Harz hatte man den heiſsen Wind 1834 auf der Rothehütte, 1835 zu Tanne, 1837 auf der Altenauer Hütte eingeführt. Zu Rothehütte verminderte sich der Kohlenverbrauch von 124 Pfd. auf 99 Pfd. für 100 Pfd. Roh- eisen, die Temperatur des Windes hatte 140° R. betragen; auf der braunschweigischen Hütte zu Tanne sank der Kohlenverbrauch von 151½ Pfd. auf 108 Pfd. bei 220° R. Windtemperatur. Dabei war der Ofengang ein regelmäſsigerer und das Gieſsereieisen kam sehr warm aus dem Ofen.
Wir erwähnen noch folgende deutsche Hochofenwerke, auf welchen die Winderhitzung in den 30er Jahren zur Einführung gelangte: Erla bei Schwarzenberg in Sachsen 1834; Sonthofen, Maximilianshütte bei Traunstein, Bodenwöhr und Weyerhammer in Bayern; Rommershausen 1836 und Veckerhagen in Kurhessen; Lendersdorf bei Düren, Sayner- hütte bei Coblenz u. a. m. in Preuſsen; ferner in Österreich bei zwei
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[428/0444]
Winderhitzung 1831 bis 1850.
wird. Das Frischereiroheisen wird nicht verschlechtert; die relative
Haltbarkeit des Eisens nicht verringert. Bei zinkischen Erzen ist
der heiſse Wind nicht schlechter wie der kalte, der Betrieb wird aber
verbessert, wenn man mit kaltem und heiſsem Winde periodisch
wechselt. Das An- und Ausblasen geht rascher von statten. Der
Kernschacht leidet weniger, die Rast nicht mehr so wie sonst. Die
Kohlenersparnis beträgt 15 bis 30 Proz., die Ersparnis an Zuschlag-
kalk 8 bis 14 Proz., die Produktion ist 20 bis 30 Proz. höher als früher
unter gleichen Umständen.
Beim Kupolofenbetriebe mit heiſsem Winde ist ebenfalls der
Gang des Ofens ein besserer. Man bedarf nur des halben Kalkzu-
schlages, um flüssige Schlacke zu erhalten; die Produktion wird um
⅔ vergröſsert, das Eisen flüssiger, hitziger, dünner und grau. Die
heiſse Luft gestattet das sonst nie erreichte Umschmelzen mit Holz-
kohlen in 5 Fuſs hohen Kupolöfen mit viel geringerem Kohlen-
verbrauch. Die Kohlenersparnis beträgt bis 40 Proz., der Eisenabgang
wird um 4 bis 5 Proz. vermindert.
Beim Frischfeuerbetriebe fällt bei heiſsem Winde infolge des
hitzigen Ganges mehr Rohschlacke und fast keine Garschlacke; da-
durch wird der Abbrand vermindert. Die Produktion wird dagegen
nicht vergröſsert, indem durch den rohen Gang der Prozeſs eher ver-
langsamt wird. Man muſs deshalb auch Form und Düsen weiter
nehmen. Die Qualität des Eisens ist gut. Die Kohlenersparnis be-
trägt 25 Proz., das Mehrausbringen 6 bis 7 Proz.
Diese günstigen Erfahrungen Wachlers wurden in Deutschland
an vielen Plätzen bestätigt, wenn auch nicht überall. Im Harz
hatte man den heiſsen Wind 1834 auf der Rothehütte, 1835 zu Tanne,
1837 auf der Altenauer Hütte eingeführt. Zu Rothehütte verminderte
sich der Kohlenverbrauch von 124 Pfd. auf 99 Pfd. für 100 Pfd. Roh-
eisen, die Temperatur des Windes hatte 140° R. betragen; auf der
braunschweigischen Hütte zu Tanne sank der Kohlenverbrauch von
151½ Pfd. auf 108 Pfd. bei 220° R. Windtemperatur. Dabei war der
Ofengang ein regelmäſsigerer und das Gieſsereieisen kam sehr warm
aus dem Ofen.
Wir erwähnen noch folgende deutsche Hochofenwerke, auf welchen
die Winderhitzung in den 30er Jahren zur Einführung gelangte: Erla
bei Schwarzenberg in Sachsen 1834; Sonthofen, Maximilianshütte bei
Traunstein, Bodenwöhr und Weyerhammer in Bayern; Rommershausen
1836 und Veckerhagen in Kurhessen; Lendersdorf bei Düren, Sayner-
hütte bei Coblenz u. a. m. in Preuſsen; ferner in Österreich bei zwei
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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