luft war augenscheinlich durch eine intensivere Verbrennung im Gestelle des Hochofens bedingt. Wie die Verbrennung im Hochofen aber vor sich ging? woher es kam, dass bei der Anwendung von heissem Winde die Temperatur im Schachte niedriger war und die Gase weniger heiss aus der Gicht ausströmten, als bei der Anwendung kalter Luft? das waren Fragen, deren Beantwortung unsicher blieb, so lange man nicht die Vorgänge im Ofen genau feststellen konnte. Dies schien aber un- möglich, denn wer konnte dieselben in dem glühenden Schachte eines im Betriebe befindlichen Ofens ergründen? Der Gedanke lag so fern, dass er noch gar nicht ernstlich diskutiert worden war.
Und doch war die Lösung dieser Aufgabe leicht und einfach. Es gehört zu den Triumphen, welche die moderne Chemie gefeiert hat, dass sie durch die genaue Analyse der Gase in den verschiedenen Höhen des Hochofens den ganzen Vorgang des Schmelzprozesses in seinen verschiedenen Stadien klargelegt hat. Hoher Ruhm gebührt aber auch dem Manne, der den Mut hatte, diese Arbeit zu über- nehmen und sie glänzend durchzuführen. Es war Robert Bunsen, der berühmte Chemiker, der Erfinder der Spektralanalyse, der, damals noch Lehrer an der polytechnischen Schule zu Kassel, durch seine Untersuchung der Hochofengase die Augen der Welt auf sich zog. Hätte Bunsen kein anderes Verdienst als das dieser Arbeit, so würde sein Name doch unsterblich sein. Die Veranlassung zu dieser Unter- suchung war nicht das Studium des Schmelzprozesses, sondern die praktisch näherliegende Frage des Brennwertes der Hochofengase. Zu diesem Zwecke gewährte auch die kurfürstl. hessische Regierung die Mittel für diese Untersuchung und beauftragte den Hütteninspektor Pfort zu Veckerhagen, gemeinschaftlich mit Dr. Bunsen diese auf der kurfürstl. Hütte zu Veckerhagen auszuführen. Pforts Namen haben wir bereits bei der interessanten Arbeit, welche er mit Dr. Buff über die Wirkung des erhitzten Windes ausgeführt hatte, kennen gelernt. Es gebührt ihm nicht nur ein Anteil des Ruhmes an diesen Untersuchungen, sondern auch die Anerkenung für die Verbesserungen, welche er als Hüttenmann auf dem Eisenwerke zu Veckerhagen ein- geführt hatte. Es waren dies besonders ein sehr originelles Gebläse, welches Henschel in Kassel konstruiert hatte, ein eigenartiger Wind- erhitzungsapparat mit Doppelröhren und ein von ihm erfundener Gicht- gasfang.
Den ersten Bericht über die Gasuntersuchung zu Veckerhagen, wozu die Gase im Herbst 1838 gesammelt worden waren, veröffent- lichte Bunsen in Poggendorfs Annalen 1839 unter der Aufschrift:
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
luft war augenscheinlich durch eine intensivere Verbrennung im Gestelle des Hochofens bedingt. Wie die Verbrennung im Hochofen aber vor sich ging? woher es kam, daſs bei der Anwendung von heiſsem Winde die Temperatur im Schachte niedriger war und die Gase weniger heiſs aus der Gicht ausströmten, als bei der Anwendung kalter Luft? das waren Fragen, deren Beantwortung unsicher blieb, so lange man nicht die Vorgänge im Ofen genau feststellen konnte. Dies schien aber un- möglich, denn wer konnte dieselben in dem glühenden Schachte eines im Betriebe befindlichen Ofens ergründen? Der Gedanke lag so fern, daſs er noch gar nicht ernstlich diskutiert worden war.
Und doch war die Lösung dieser Aufgabe leicht und einfach. Es gehört zu den Triumphen, welche die moderne Chemie gefeiert hat, daſs sie durch die genaue Analyse der Gase in den verschiedenen Höhen des Hochofens den ganzen Vorgang des Schmelzprozesses in seinen verschiedenen Stadien klargelegt hat. Hoher Ruhm gebührt aber auch dem Manne, der den Mut hatte, diese Arbeit zu über- nehmen und sie glänzend durchzuführen. Es war Robert Bunsen, der berühmte Chemiker, der Erfinder der Spektralanalyse, der, damals noch Lehrer an der polytechnischen Schule zu Kassel, durch seine Untersuchung der Hochofengase die Augen der Welt auf sich zog. Hätte Bunsen kein anderes Verdienst als das dieser Arbeit, so würde sein Name doch unsterblich sein. Die Veranlassung zu dieser Unter- suchung war nicht das Studium des Schmelzprozesses, sondern die praktisch näherliegende Frage des Brennwertes der Hochofengase. Zu diesem Zwecke gewährte auch die kurfürstl. hessische Regierung die Mittel für diese Untersuchung und beauftragte den Hütteninspektor Pfort zu Veckerhagen, gemeinschaftlich mit Dr. Bunsen diese auf der kurfürstl. Hütte zu Veckerhagen auszuführen. Pforts Namen haben wir bereits bei der interessanten Arbeit, welche er mit Dr. Buff über die Wirkung des erhitzten Windes ausgeführt hatte, kennen gelernt. Es gebührt ihm nicht nur ein Anteil des Ruhmes an diesen Untersuchungen, sondern auch die Anerkenung für die Verbesserungen, welche er als Hüttenmann auf dem Eisenwerke zu Veckerhagen ein- geführt hatte. Es waren dies besonders ein sehr originelles Gebläse, welches Henschel in Kassel konstruiert hatte, ein eigenartiger Wind- erhitzungsapparat mit Doppelröhren und ein von ihm erfundener Gicht- gasfang.
Den ersten Bericht über die Gasuntersuchung zu Veckerhagen, wozu die Gase im Herbst 1838 gesammelt worden waren, veröffent- lichte Bunsen in Poggendorfs Annalen 1839 unter der Aufschrift:
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Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
luft war augenscheinlich durch eine intensivere Verbrennung im Gestelle
des Hochofens bedingt. Wie die Verbrennung im Hochofen aber vor
sich ging? woher es kam, daſs bei der Anwendung von heiſsem Winde
die Temperatur im Schachte niedriger war und die Gase weniger heiſs
aus der Gicht ausströmten, als bei der Anwendung kalter Luft? das
waren Fragen, deren Beantwortung unsicher blieb, so lange man nicht
die Vorgänge im Ofen genau feststellen konnte. Dies schien aber un-
möglich, denn wer konnte dieselben in dem glühenden Schachte eines
im Betriebe befindlichen Ofens ergründen? Der Gedanke lag so fern,
daſs er noch gar nicht ernstlich diskutiert worden war.
Und doch war die Lösung dieser Aufgabe leicht und einfach. Es
gehört zu den Triumphen, welche die moderne Chemie gefeiert hat,
daſs sie durch die genaue Analyse der Gase in den verschiedenen
Höhen des Hochofens den ganzen Vorgang des Schmelzprozesses in
seinen verschiedenen Stadien klargelegt hat. Hoher Ruhm gebührt
aber auch dem Manne, der den Mut hatte, diese Arbeit zu über-
nehmen und sie glänzend durchzuführen. Es war Robert Bunsen,
der berühmte Chemiker, der Erfinder der Spektralanalyse, der, damals
noch Lehrer an der polytechnischen Schule zu Kassel, durch seine
Untersuchung der Hochofengase die Augen der Welt auf sich zog.
Hätte Bunsen kein anderes Verdienst als das dieser Arbeit, so würde
sein Name doch unsterblich sein. Die Veranlassung zu dieser Unter-
suchung war nicht das Studium des Schmelzprozesses, sondern die
praktisch näherliegende Frage des Brennwertes der Hochofengase. Zu
diesem Zwecke gewährte auch die kurfürstl. hessische Regierung die
Mittel für diese Untersuchung und beauftragte den Hütteninspektor
Pfort zu Veckerhagen, gemeinschaftlich mit Dr. Bunsen diese auf
der kurfürstl. Hütte zu Veckerhagen auszuführen. Pforts Namen
haben wir bereits bei der interessanten Arbeit, welche er mit Dr. Buff
über die Wirkung des erhitzten Windes ausgeführt hatte, kennen
gelernt. Es gebührt ihm nicht nur ein Anteil des Ruhmes an diesen
Untersuchungen, sondern auch die Anerkenung für die Verbesserungen,
welche er als Hüttenmann auf dem Eisenwerke zu Veckerhagen ein-
geführt hatte. Es waren dies besonders ein sehr originelles Gebläse,
welches Henschel in Kassel konstruiert hatte, ein eigenartiger Wind-
erhitzungsapparat mit Doppelröhren und ein von ihm erfundener Gicht-
gasfang.
Den ersten Bericht über die Gasuntersuchung zu Veckerhagen,
wozu die Gase im Herbst 1838 gesammelt worden waren, veröffent-
lichte Bunsen in Poggendorfs Annalen 1839 unter der Aufschrift:
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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