Dadurch wurde Clouets Theorie von dem Glasgehalt des Eisens völlig hinfällig, und man wurde zu richtigeren Eisenanalysen geführt, indem man bis dahin das Silicium immer als Kieselerde im Eisen berechnet hatte.
Die Wichtigkeit des Mangans oder Braunsteinmetalles nament- lich für die Stahlbereitung hatte man schon im 18. Jahrhundert erkannt. Um die Wende des Jahrhunderts legten Theoretiker und Praktiker dem Mangan sogar eine übertriebene Bedeutung bei und einzelne gingen so weit, zu behaupten, dass es ohne Mangan keinen Stahl gäbe und dass die Stahlbildung durch die Anwesenheit von Mangan erst bedingt werde.
Bergman hatte bereits die Anwesenheit von Mangan im Eisen- spat nachgewiesen. Berthollet fand, dass der deutsche Stahl immer eine kleine Menge Braunsteinmetall enthalte und machte auf die Wichtigkeit desselben aufmerksam. Gazeran untersuchte (1800) die Erze Frankreichs speciell auf ihren Mangangehalt und behauptete, die französische Stahlfabrikation sei deshalb so zurückgeblieben, weil sie die Bedeutung des Mangans nicht beachtet habe. Nach seiner Ansicht ist der Stahl nichts anderes als reines Eisen mit Braunstein und Kohle verbunden, deshalb könnten nur braunsteinhaltige Erze Stahl geben. Ein Rohstahleisen müsse 3 bis 4 1/3 Proz. Mangan enthalten und der daraus bereitete Stahl noch 2 bis 21/2 Proz. Die deutschen Rohstahl- eisen, welche aus Spateisenstein geschmolzen wurden, enthielten 4 bis 41/2 Proz. Mangan, und die besseren deutschen Stahlsorten alle wenig- stens 2 Proz. Es sei etwa doppelt so viel Mangan als wie Kohlen- stoff im Stahl enthalten. Das Braunsteinmetall bestimme deshalb wesentlich die Qualität des Stahls. Er teilt folgende chemische Zusammensetzung eines deutschen Stahls mit:
Eisen 96,84
Mangan 2,16
Kohlenstoff 1,00
100,00
Der Spateisenstein sei wegen seines Mangangehaltes das beste Erz für Rohstahleisen. Die Abwesenheit von Mangan in den Erzen sei der Grund, warum manche Eisensorten zur Stahlfabrikation un- tauglich seien. Auf den Hütten, wo man in der Nähe Braunsteinerze habe, könne man diese mit gutem Erfolge mit den Eisenerzen ver- mischen, um die Güsse, welche zum Stahlmachen bestimmt seien, denen ähnlich zu machen, die man aus Spaterzen erhalte. In Frank-
Chemie 1801 bis 1815.
Dadurch wurde Clouets Theorie von dem Glasgehalt des Eisens völlig hinfällig, und man wurde zu richtigeren Eisenanalysen geführt, indem man bis dahin das Silicium immer als Kieselerde im Eisen berechnet hatte.
Die Wichtigkeit des Mangans oder Braunsteinmetalles nament- lich für die Stahlbereitung hatte man schon im 18. Jahrhundert erkannt. Um die Wende des Jahrhunderts legten Theoretiker und Praktiker dem Mangan sogar eine übertriebene Bedeutung bei und einzelne gingen so weit, zu behaupten, daſs es ohne Mangan keinen Stahl gäbe und daſs die Stahlbildung durch die Anwesenheit von Mangan erst bedingt werde.
Bergman hatte bereits die Anwesenheit von Mangan im Eisen- spat nachgewiesen. Berthollet fand, daſs der deutsche Stahl immer eine kleine Menge Braunsteinmetall enthalte und machte auf die Wichtigkeit desselben aufmerksam. Gazeran untersuchte (1800) die Erze Frankreichs speciell auf ihren Mangangehalt und behauptete, die französische Stahlfabrikation sei deshalb so zurückgeblieben, weil sie die Bedeutung des Mangans nicht beachtet habe. Nach seiner Ansicht ist der Stahl nichts anderes als reines Eisen mit Braunstein und Kohle verbunden, deshalb könnten nur braunsteinhaltige Erze Stahl geben. Ein Rohstahleisen müsse 3 bis 4⅓ Proz. Mangan enthalten und der daraus bereitete Stahl noch 2 bis 2½ Proz. Die deutschen Rohstahl- eisen, welche aus Spateisenstein geschmolzen wurden, enthielten 4 bis 4½ Proz. Mangan, und die besseren deutschen Stahlsorten alle wenig- stens 2 Proz. Es sei etwa doppelt so viel Mangan als wie Kohlen- stoff im Stahl enthalten. Das Braunsteinmetall bestimme deshalb wesentlich die Qualität des Stahls. Er teilt folgende chemische Zusammensetzung eines deutschen Stahls mit:
Eisen 96,84
Mangan 2,16
Kohlenstoff 1,00
100,00
Der Spateisenstein sei wegen seines Mangangehaltes das beste Erz für Rohstahleisen. Die Abwesenheit von Mangan in den Erzen sei der Grund, warum manche Eisensorten zur Stahlfabrikation un- tauglich seien. Auf den Hütten, wo man in der Nähe Braunsteinerze habe, könne man diese mit gutem Erfolge mit den Eisenerzen ver- mischen, um die Güsse, welche zum Stahlmachen bestimmt seien, denen ähnlich zu machen, die man aus Spaterzen erhalte. In Frank-
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Chemie 1801 bis 1815.
Dadurch wurde Clouets Theorie von dem Glasgehalt des Eisens
völlig hinfällig, und man wurde zu richtigeren Eisenanalysen geführt,
indem man bis dahin das Silicium immer als Kieselerde im Eisen
berechnet hatte.
Die Wichtigkeit des Mangans oder Braunsteinmetalles nament-
lich für die Stahlbereitung hatte man schon im 18. Jahrhundert
erkannt. Um die Wende des Jahrhunderts legten Theoretiker und
Praktiker dem Mangan sogar eine übertriebene Bedeutung bei und
einzelne gingen so weit, zu behaupten, daſs es ohne Mangan keinen
Stahl gäbe und daſs die Stahlbildung durch die Anwesenheit von
Mangan erst bedingt werde.
Bergman hatte bereits die Anwesenheit von Mangan im Eisen-
spat nachgewiesen. Berthollet fand, daſs der deutsche Stahl immer
eine kleine Menge Braunsteinmetall enthalte und machte auf die
Wichtigkeit desselben aufmerksam. Gazeran untersuchte (1800) die
Erze Frankreichs speciell auf ihren Mangangehalt und behauptete, die
französische Stahlfabrikation sei deshalb so zurückgeblieben, weil sie
die Bedeutung des Mangans nicht beachtet habe. Nach seiner Ansicht
ist der Stahl nichts anderes als reines Eisen mit Braunstein und
Kohle verbunden, deshalb könnten nur braunsteinhaltige Erze Stahl
geben. Ein Rohstahleisen müsse 3 bis 4⅓ Proz. Mangan enthalten und
der daraus bereitete Stahl noch 2 bis 2½ Proz. Die deutschen Rohstahl-
eisen, welche aus Spateisenstein geschmolzen wurden, enthielten 4 bis
4½ Proz. Mangan, und die besseren deutschen Stahlsorten alle wenig-
stens 2 Proz. Es sei etwa doppelt so viel Mangan als wie Kohlen-
stoff im Stahl enthalten. Das Braunsteinmetall bestimme deshalb
wesentlich die Qualität des Stahls. Er teilt folgende chemische
Zusammensetzung eines deutschen Stahls mit:
Eisen 96,84
Mangan 2,16
Kohlenstoff 1,00
100,00
Der Spateisenstein sei wegen seines Mangangehaltes das beste
Erz für Rohstahleisen. Die Abwesenheit von Mangan in den Erzen
sei der Grund, warum manche Eisensorten zur Stahlfabrikation un-
tauglich seien. Auf den Hütten, wo man in der Nähe Braunsteinerze
habe, könne man diese mit gutem Erfolge mit den Eisenerzen ver-
mischen, um die Güsse, welche zum Stahlmachen bestimmt seien,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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