Am 5. Juli 1839 verlangt Faber Arbeiter für einen in 14 Tagen in Betrieb kommenden Puddelofen mit Hochofengasen.
Am 23. November 1839 berichtet er: "Der in Wasseralfingen auf die Hüttensohle gestellte und mit Hochofengas betriebene Puddelofen ist nun seit dem 18. d. Mts. in unausgesetztem Gange und gab in Beziehung auf den erreichten Hitzegrad die befriedigendsten Resul- tate. Es hat sich namentlich die mit der langen Leitung verbundene grosse Abkühlung der Gase nicht nur nicht nachteilig, sondern sogar vorteilhafter gezeigt, als bei Verwendung der Gase auf dem Gichtboden (wo der zuerst aufgestellte Gasofen zum Weissmachen des Roheisens stand). Die Fassung des Gases geschieht bei dem auf der Hütten- sohle stehenden Puddelofen mittels einer horizontal in der Tiefe von 10 Fuss unter der Gicht an den Kernschacht durch den Ofenmantel und ausserhalb des Hochofens senkrecht auf die Hüttensohle geführten gusseisernen Röhre von 13 Zoll und 10 Zoll Lichtweite. Um zu ver- hindern, dass sich bei dem Niedergange der Gichten die Ofenfüllung nicht in die Mündung der Röhre drückt, ist sie hier mit einer nur nach unten offenen Grube versehen, die am zweckmässigsten aus sehr starkem Eisenblech gefertigt und durch dicke Eisenstäbe verstärkt wird."
Der wichtigste Teil der Erfindung Fabers bei seinen Gasöfen bestand in der rationellen Art der Luftzuführung und der Verbren- nung. Hierauf wie auf die Ableitung der Gase werden wir später noch zurückkommen.
Es wurde bereits früher erwähnt, dass der Franzose Viktor Sire bereits am 31. Oktober 1836 ein französisches Patent auf 15 Jahre für ein vollständiges Fabrikationssystem zur Darstellung des Eisens mittels der Hochofengase erhalten hatte. Er liess aber dieses Patent verfallen. Ebelman bemühte sich später, auf Grund dieses Patentes Sire die Priorität der Erfindung zu vindizieren 1). Dies gelang ihm aber nicht, indem selbst der Franzose Delesse sehr energisch für das Verdienst Faber du Faurs als ersten Erfinder eintrat.
Bunsen, der kein grosses Vertrauen zu der Verwendung der Hochofengase zum Umschmelzen des Roheisens hatte, riet, die ab- gefangenen Gase in die Gussflammöfen zu leiten und sie darin zugleich mit dem üblichen Brennmaterial zu verbrennen. "Eine geringe Menge des letzteren", sagt er, "wird in diesem Falle hinreichen, um den Gasen die zum Einschmelzen nötige Temperatur wieder zu erteilen, wenn sie solche bei ihrer Fortleitung verloren."
1) Siehe Annales des mines, 4. Serie, II, 371.
Die Gasfeuerung 1831 bis 1850.
Am 5. Juli 1839 verlangt Faber Arbeiter für einen in 14 Tagen in Betrieb kommenden Puddelofen mit Hochofengasen.
Am 23. November 1839 berichtet er: „Der in Wasseralfingen auf die Hüttensohle gestellte und mit Hochofengas betriebene Puddelofen ist nun seit dem 18. d. Mts. in unausgesetztem Gange und gab in Beziehung auf den erreichten Hitzegrad die befriedigendsten Resul- tate. Es hat sich namentlich die mit der langen Leitung verbundene groſse Abkühlung der Gase nicht nur nicht nachteilig, sondern sogar vorteilhafter gezeigt, als bei Verwendung der Gase auf dem Gichtboden (wo der zuerst aufgestellte Gasofen zum Weiſsmachen des Roheisens stand). Die Fassung des Gases geschieht bei dem auf der Hütten- sohle stehenden Puddelofen mittels einer horizontal in der Tiefe von 10 Fuſs unter der Gicht an den Kernschacht durch den Ofenmantel und auſserhalb des Hochofens senkrecht auf die Hüttensohle geführten guſseisernen Röhre von 13 Zoll und 10 Zoll Lichtweite. Um zu ver- hindern, daſs sich bei dem Niedergange der Gichten die Ofenfüllung nicht in die Mündung der Röhre drückt, ist sie hier mit einer nur nach unten offenen Grube versehen, die am zweckmäſsigsten aus sehr starkem Eisenblech gefertigt und durch dicke Eisenstäbe verstärkt wird.“
Der wichtigste Teil der Erfindung Fabers bei seinen Gasöfen bestand in der rationellen Art der Luftzuführung und der Verbren- nung. Hierauf wie auf die Ableitung der Gase werden wir später noch zurückkommen.
Es wurde bereits früher erwähnt, daſs der Franzose Viktor Sire bereits am 31. Oktober 1836 ein französisches Patent auf 15 Jahre für ein vollständiges Fabrikationssystem zur Darstellung des Eisens mittels der Hochofengase erhalten hatte. Er lieſs aber dieses Patent verfallen. Ebelman bemühte sich später, auf Grund dieses Patentes Sire die Priorität der Erfindung zu vindizieren 1). Dies gelang ihm aber nicht, indem selbst der Franzose Delesse sehr energisch für das Verdienst Faber du Faurs als ersten Erfinder eintrat.
Bunsen, der kein groſses Vertrauen zu der Verwendung der Hochofengase zum Umschmelzen des Roheisens hatte, riet, die ab- gefangenen Gase in die Guſsflammöfen zu leiten und sie darin zugleich mit dem üblichen Brennmaterial zu verbrennen. „Eine geringe Menge des letzteren“, sagt er, „wird in diesem Falle hinreichen, um den Gasen die zum Einschmelzen nötige Temperatur wieder zu erteilen, wenn sie solche bei ihrer Fortleitung verloren.“
1) Siehe Annales des mines, 4. Serie, II, 371.
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Die Gasfeuerung 1831 bis 1850.
Am 5. Juli 1839 verlangt Faber Arbeiter für einen in 14 Tagen
in Betrieb kommenden Puddelofen mit Hochofengasen.
Am 23. November 1839 berichtet er: „Der in Wasseralfingen auf
die Hüttensohle gestellte und mit Hochofengas betriebene Puddelofen
ist nun seit dem 18. d. Mts. in unausgesetztem Gange und gab in
Beziehung auf den erreichten Hitzegrad die befriedigendsten Resul-
tate. Es hat sich namentlich die mit der langen Leitung verbundene
groſse Abkühlung der Gase nicht nur nicht nachteilig, sondern sogar
vorteilhafter gezeigt, als bei Verwendung der Gase auf dem Gichtboden
(wo der zuerst aufgestellte Gasofen zum Weiſsmachen des Roheisens
stand). Die Fassung des Gases geschieht bei dem auf der Hütten-
sohle stehenden Puddelofen mittels einer horizontal in der Tiefe von
10 Fuſs unter der Gicht an den Kernschacht durch den Ofenmantel
und auſserhalb des Hochofens senkrecht auf die Hüttensohle geführten
guſseisernen Röhre von 13 Zoll und 10 Zoll Lichtweite. Um zu ver-
hindern, daſs sich bei dem Niedergange der Gichten die Ofenfüllung
nicht in die Mündung der Röhre drückt, ist sie hier mit einer nur
nach unten offenen Grube versehen, die am zweckmäſsigsten aus sehr
starkem Eisenblech gefertigt und durch dicke Eisenstäbe verstärkt wird.“
Der wichtigste Teil der Erfindung Fabers bei seinen Gasöfen
bestand in der rationellen Art der Luftzuführung und der Verbren-
nung. Hierauf wie auf die Ableitung der Gase werden wir später
noch zurückkommen.
Es wurde bereits früher erwähnt, daſs der Franzose Viktor Sire
bereits am 31. Oktober 1836 ein französisches Patent auf 15 Jahre
für ein vollständiges Fabrikationssystem zur Darstellung des Eisens
mittels der Hochofengase erhalten hatte. Er lieſs aber dieses Patent
verfallen. Ebelman bemühte sich später, auf Grund dieses Patentes
Sire die Priorität der Erfindung zu vindizieren 1). Dies gelang ihm
aber nicht, indem selbst der Franzose Delesse sehr energisch für
das Verdienst Faber du Faurs als ersten Erfinder eintrat.
Bunsen, der kein groſses Vertrauen zu der Verwendung der
Hochofengase zum Umschmelzen des Roheisens hatte, riet, die ab-
gefangenen Gase in die Guſsflammöfen zu leiten und sie darin zugleich
mit dem üblichen Brennmaterial zu verbrennen. „Eine geringe Menge
des letzteren“, sagt er, „wird in diesem Falle hinreichen, um den
Gasen die zum Einschmelzen nötige Temperatur wieder zu erteilen,
wenn sie solche bei ihrer Fortleitung verloren.“
1) Siehe Annales des mines, 4. Serie, II, 371.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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