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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.

Das Koksausbringen verschiedener Steinkohlensorten ist sehr ver-
schieden und schwankt zwischen 50 und 90 Proz. Karsten hat das-
selbe für viele Kohlensorten ermittelt (§. 543).

Der pyrometrische Wärmeeffekt reiner aschenarmer Koks kommt
dem der Holzkohlen nahe. Durch den Aschengehalt vermindert er
sich aber nicht unbeträchtlich.

Bei der Verkokung der Steinkohlen wurden in diesem Zeit-
abschnitte mancherlei Verbesserungen eingeführt. Man kam mehr und
mehr davon ab, die wertvollen Stückkohlen zu verkoken, dagegen
wendete man der Verkokung der Staubkohlen und Kleinkohlen grössere
Aufmerksamkeit zu.

Aus dem Verfahren der Staubverkokung zu Janon und Terre noire
bei St. Etienne, welches wir S. 228 beschrieben haben, entwickelte

[Abbildung] Fig. 127.
sich die Verkokung
"zwischen Mauern".
Sie verhielt sich zur
Meiler- und Ofen-
verkokung wie das
Rösten in Stadeln
zum Rösten in Hau-
fen und in Öfen.
Statt dass man die
Staubkohle in For-
men einstampfte, die
man nachher wegnahm, stampfte man
sie in derselben Weise zwischen zwei
langen parallelen Mauern ein, die an
den Schmalseiten offene Thüren hatten,
Fig. 127. Unten sparte man quer durch-
gehende Kanäle aus und stiess in den feucht eingestampften Haufen
mit einer Eisenstange senkrechte Luftlöcher durch die Decke. Der
Haufen wurde durch die unteren Kanäle mittels Reisigholz in Brand
gesteckt. Sobald die durch die Decke schlagenden Flammen eine
bläuliche Farbe annahmen, deckte man den Haufen mit Lösche. War
die Verkokung beendet, so wurden die mit Ziegelsteinen vermauerten
Thüren aufgerissen. Die Zeit der Verkokung betrug 36 bis 48 Stunden,
das Ausbringen soll 50 bis 55 Proz. betragen haben, doch war es
meist geringer.

Dieses Verfahren hatte man zuerst im Jahre 1834 zu Creusot
eingeführt, indes einige Jahre danach als zu kostspielig wieder ver-

Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.

Das Koksausbringen verschiedener Steinkohlensorten ist sehr ver-
schieden und schwankt zwischen 50 und 90 Proz. Karsten hat das-
selbe für viele Kohlensorten ermittelt (§. 543).

Der pyrometrische Wärmeeffekt reiner aschenarmer Koks kommt
dem der Holzkohlen nahe. Durch den Aschengehalt vermindert er
sich aber nicht unbeträchtlich.

Bei der Verkokung der Steinkohlen wurden in diesem Zeit-
abschnitte mancherlei Verbesserungen eingeführt. Man kam mehr und
mehr davon ab, die wertvollen Stückkohlen zu verkoken, dagegen
wendete man der Verkokung der Staubkohlen und Kleinkohlen gröſsere
Aufmerksamkeit zu.

Aus dem Verfahren der Staubverkokung zu Janon und Terre noire
bei St. Etienne, welches wir S. 228 beschrieben haben, entwickelte

[Abbildung] Fig. 127.
sich die Verkokung
„zwischen Mauern“.
Sie verhielt sich zur
Meiler- und Ofen-
verkokung wie das
Rösten in Stadeln
zum Rösten in Hau-
fen und in Öfen.
Statt daſs man die
Staubkohle in For-
men einstampfte, die
man nachher wegnahm, stampfte man
sie in derselben Weise zwischen zwei
langen parallelen Mauern ein, die an
den Schmalseiten offene Thüren hatten,
Fig. 127. Unten sparte man quer durch-
gehende Kanäle aus und stieſs in den feucht eingestampften Haufen
mit einer Eisenstange senkrechte Luftlöcher durch die Decke. Der
Haufen wurde durch die unteren Kanäle mittels Reisigholz in Brand
gesteckt. Sobald die durch die Decke schlagenden Flammen eine
bläuliche Farbe annahmen, deckte man den Haufen mit Lösche. War
die Verkokung beendet, so wurden die mit Ziegelsteinen vermauerten
Thüren aufgerissen. Die Zeit der Verkokung betrug 36 bis 48 Stunden,
das Ausbringen soll 50 bis 55 Proz. betragen haben, doch war es
meist geringer.

Dieses Verfahren hatte man zuerst im Jahre 1834 zu Creusot
eingeführt, indes einige Jahre danach als zu kostspielig wieder ver-

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[476/0492] Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850. Das Koksausbringen verschiedener Steinkohlensorten ist sehr ver- schieden und schwankt zwischen 50 und 90 Proz. Karsten hat das- selbe für viele Kohlensorten ermittelt (§. 543). Der pyrometrische Wärmeeffekt reiner aschenarmer Koks kommt dem der Holzkohlen nahe. Durch den Aschengehalt vermindert er sich aber nicht unbeträchtlich. Bei der Verkokung der Steinkohlen wurden in diesem Zeit- abschnitte mancherlei Verbesserungen eingeführt. Man kam mehr und mehr davon ab, die wertvollen Stückkohlen zu verkoken, dagegen wendete man der Verkokung der Staubkohlen und Kleinkohlen gröſsere Aufmerksamkeit zu. Aus dem Verfahren der Staubverkokung zu Janon und Terre noire bei St. Etienne, welches wir S. 228 beschrieben haben, entwickelte [Abbildung Fig. 127.] sich die Verkokung „zwischen Mauern“. Sie verhielt sich zur Meiler- und Ofen- verkokung wie das Rösten in Stadeln zum Rösten in Hau- fen und in Öfen. Statt daſs man die Staubkohle in For- men einstampfte, die man nachher wegnahm, stampfte man sie in derselben Weise zwischen zwei langen parallelen Mauern ein, die an den Schmalseiten offene Thüren hatten, Fig. 127. Unten sparte man quer durch- gehende Kanäle aus und stieſs in den feucht eingestampften Haufen mit einer Eisenstange senkrechte Luftlöcher durch die Decke. Der Haufen wurde durch die unteren Kanäle mittels Reisigholz in Brand gesteckt. Sobald die durch die Decke schlagenden Flammen eine bläuliche Farbe annahmen, deckte man den Haufen mit Lösche. War die Verkokung beendet, so wurden die mit Ziegelsteinen vermauerten Thüren aufgerissen. Die Zeit der Verkokung betrug 36 bis 48 Stunden, das Ausbringen soll 50 bis 55 Proz. betragen haben, doch war es meist geringer. Dieses Verfahren hatte man zuerst im Jahre 1834 zu Creusot eingeführt, indes einige Jahre danach als zu kostspielig wieder ver-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/492>, abgerufen am 22.11.2024.