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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
wie er in den 50er Jahren auf vielen Hütten und Steinkohlengruben
betrieben wurde. Die älteren eigentlichen Schaumburger Öfen zu
Obernkirchen in Lippe-Schaumburg hatten drei Reihen horizontale
Züge in den Seitenwänden übereinander, und waren diese Kanäle
nach aussen geneigt, um den Teer abfliessen zu lassen.

Auch in Wales hatte man offene Öfen oder Stadeln, welche aber
15 Fuss hohe Seiten hatten. Rogers empfahl solche von 14 Fuss
Weite, 90 Fuss Länge und 7 Fuss 6 Zoll Höhe, die 150 Tonnen Stein-
kohlen fassten.

Das Ausbringen dieser offenen Öfen war aber stets ungünstiger
als das der geschlossenen; bei ersteren betrug der Abbrand mindestens
1/2, bei letzteren 2/5 .

Man unterschied in Frankreich in dem Gebiete von St. Etienne
und Rive de Gier zwei Arten von geschlossenen Verkokungsöfen, solche
mit einer Thür und solche mit zwei Thüren. Erstere bezeichnete man
sonderbarerweise als die französischen, letztere als die englischen
Öfen 1). Diese Bezeichnung war eine wenig begründete, da sowohl die
einthürigen wie die zweithürigen Öfen von England ausgegangen
waren; eher dürften noch die zweithürigen Öfen als die französischen

[Abbildung] Fig. 132.
bezeichnet werden (s. S. 58). Es lässt sich nur
vermuten, dass die einthürigen Öfen sich in
Frankreich bereits eingebürgert hatten, als die
zweithürigen eingeführt wurden. In Deutsch-
land, namentlich in Schlesien, bezeichnete man
gerade umgekehrt die einthürigen Koksback-
öfen, die sogen. Bienenkörbe, als englische Öfen.
Diese letzteren fanden zugleich mit den Eisen-
bahnen auf dem Kontinente, namentlich auch
in Deutschland, Verbreitung. Denn zu jener
Zeit bediente man sich noch der Koks zur
Lokomotivheizung, und da die Kohlenzechen
noch keine Koksanstalten hatten, so waren die
Eisenbahnverwaltungen gezwungen, eigene Koke-
reien auf ihren Hauptbahnöfen anzulegen.

Fig. 132 zeigt die Einrichtung dieser Koks-
backöfen, wie sie damals (1837) von der Leipzig-Dresdener Eisenbahn
zu Riesa erbaut wurden, die in ihrer Einfachheit an die ältesten eng-
lischen Koksöfen (Bd. III, S. 307) erinnern. Der Verkokungsraum war

1) Siehe Gervoy in Annales des mines 1836, 3. Serie, X, 1.

Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
wie er in den 50er Jahren auf vielen Hütten und Steinkohlengruben
betrieben wurde. Die älteren eigentlichen Schaumburger Öfen zu
Obernkirchen in Lippe-Schaumburg hatten drei Reihen horizontale
Züge in den Seitenwänden übereinander, und waren diese Kanäle
nach auſsen geneigt, um den Teer abflieſsen zu lassen.

Auch in Wales hatte man offene Öfen oder Stadeln, welche aber
15 Fuſs hohe Seiten hatten. Rogers empfahl solche von 14 Fuſs
Weite, 90 Fuſs Länge und 7 Fuſs 6 Zoll Höhe, die 150 Tonnen Stein-
kohlen faſsten.

Das Ausbringen dieser offenen Öfen war aber stets ungünstiger
als das der geschlossenen; bei ersteren betrug der Abbrand mindestens
½, bei letzteren ⅖.

Man unterschied in Frankreich in dem Gebiete von St. Etienne
und Rive de Gier zwei Arten von geschlossenen Verkokungsöfen, solche
mit einer Thür und solche mit zwei Thüren. Erstere bezeichnete man
sonderbarerweise als die französischen, letztere als die englischen
Öfen 1). Diese Bezeichnung war eine wenig begründete, da sowohl die
einthürigen wie die zweithürigen Öfen von England ausgegangen
waren; eher dürften noch die zweithürigen Öfen als die französischen

[Abbildung] Fig. 132.
bezeichnet werden (s. S. 58). Es läſst sich nur
vermuten, daſs die einthürigen Öfen sich in
Frankreich bereits eingebürgert hatten, als die
zweithürigen eingeführt wurden. In Deutsch-
land, namentlich in Schlesien, bezeichnete man
gerade umgekehrt die einthürigen Koksback-
öfen, die sogen. Bienenkörbe, als englische Öfen.
Diese letzteren fanden zugleich mit den Eisen-
bahnen auf dem Kontinente, namentlich auch
in Deutschland, Verbreitung. Denn zu jener
Zeit bediente man sich noch der Koks zur
Lokomotivheizung, und da die Kohlenzechen
noch keine Koksanstalten hatten, so waren die
Eisenbahnverwaltungen gezwungen, eigene Koke-
reien auf ihren Hauptbahnöfen anzulegen.

Fig. 132 zeigt die Einrichtung dieser Koks-
backöfen, wie sie damals (1837) von der Leipzig-Dresdener Eisenbahn
zu Riesa erbaut wurden, die in ihrer Einfachheit an die ältesten eng-
lischen Koksöfen (Bd. III, S. 307) erinnern. Der Verkokungsraum war

1) Siehe Gervoy in Annales des mines 1836, 3. Serie, X, 1.
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[478/0494] Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850. wie er in den 50er Jahren auf vielen Hütten und Steinkohlengruben betrieben wurde. Die älteren eigentlichen Schaumburger Öfen zu Obernkirchen in Lippe-Schaumburg hatten drei Reihen horizontale Züge in den Seitenwänden übereinander, und waren diese Kanäle nach auſsen geneigt, um den Teer abflieſsen zu lassen. Auch in Wales hatte man offene Öfen oder Stadeln, welche aber 15 Fuſs hohe Seiten hatten. Rogers empfahl solche von 14 Fuſs Weite, 90 Fuſs Länge und 7 Fuſs 6 Zoll Höhe, die 150 Tonnen Stein- kohlen faſsten. Das Ausbringen dieser offenen Öfen war aber stets ungünstiger als das der geschlossenen; bei ersteren betrug der Abbrand mindestens ½, bei letzteren ⅖. Man unterschied in Frankreich in dem Gebiete von St. Etienne und Rive de Gier zwei Arten von geschlossenen Verkokungsöfen, solche mit einer Thür und solche mit zwei Thüren. Erstere bezeichnete man sonderbarerweise als die französischen, letztere als die englischen Öfen 1). Diese Bezeichnung war eine wenig begründete, da sowohl die einthürigen wie die zweithürigen Öfen von England ausgegangen waren; eher dürften noch die zweithürigen Öfen als die französischen [Abbildung Fig. 132.] bezeichnet werden (s. S. 58). Es läſst sich nur vermuten, daſs die einthürigen Öfen sich in Frankreich bereits eingebürgert hatten, als die zweithürigen eingeführt wurden. In Deutsch- land, namentlich in Schlesien, bezeichnete man gerade umgekehrt die einthürigen Koksback- öfen, die sogen. Bienenkörbe, als englische Öfen. Diese letzteren fanden zugleich mit den Eisen- bahnen auf dem Kontinente, namentlich auch in Deutschland, Verbreitung. Denn zu jener Zeit bediente man sich noch der Koks zur Lokomotivheizung, und da die Kohlenzechen noch keine Koksanstalten hatten, so waren die Eisenbahnverwaltungen gezwungen, eigene Koke- reien auf ihren Hauptbahnöfen anzulegen. Fig. 132 zeigt die Einrichtung dieser Koks- backöfen, wie sie damals (1837) von der Leipzig-Dresdener Eisenbahn zu Riesa erbaut wurden, die in ihrer Einfachheit an die ältesten eng- lischen Koksöfen (Bd. III, S. 307) erinnern. Der Verkokungsraum war 1) Siehe Gervoy in Annales des mines 1836, 3. Serie, X, 1.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/494>, abgerufen am 22.11.2024.