kessel angelegt worden, welcher von den aus vier Verkokungsöfen entweichenden Flammen gespeist wurde. Die Einrichtung war sehr sinnreich, aber für Eisenhütten zu kompliziert.
Die Konstruktion der Koksofenanlage mit Kesselheizung zu Couil- let erwies sich ebenfalls als zu verwickelt. Ein Teil der Gase sollte von oben nach unten unter die Sohle der Öfen geleitet werden und hier in einer Anzahl enger Kanäle cirkulieren, während ein anderer Teil unter die Dampfkessel geführt wurde. Die Kanäle unter der Ofensohle verstopften sich aber rasch, und die grossen Querschnitte der Essen, welche die Gase ins Freie führten, wenn man die verloren gehende Hitze nicht benutzte, machten den Betrieb unvorteilhaft. Viel vollkommener war die Anlage von Koksöfen mit Dampfkessel- heizung, welche einige Jahre später zu Seraing angelegt wurde und die in Fig. 137 (a. f. S.) dargestellt ist. Die Anordnung, welche aus der Zeichnung leicht verständlich ist, war lange das Vorbild für ähn- liche Anlagen 1).
Ein wichtiger Fortschritt der Koksfabrikation war das Ver- waschen der Steinkohlen. Dieses fand zuerst seit 1840 in St. Etienne in Frankreich statt.
Im Jahre 1840 reinigte Herr Bactmadour die Steinkohlen zu Bert (Allier) durch Waschen in Schlämmgräben. Dyevre führte das Waschen in dem Bassin von St. Etienne ein. Im Plauenschen Grunde wendete man, wie es scheint, noch früher, zu Ende der 30er Jahre, die Setzwäsche hierfür an. Es geschah dies durch den Bergfaktor Kneisel zu Burgk. Lechatelier wirkte seit 1846 eifrig, das Ver- waschen der Kohlen zur Verbesserung der Koksfabrikation auch im Becken von Valenciennes, in Nordfrankreich, einzuführen. 1848 liess die Kommission der Nordbahn grosse Kohlenwäschen mit mechanisch betriebenen Setzsieben anlegen. Über diese Anlagen und die dabei gewonnenen Erfahrungen veröffentlichte der Bergingenieur von Mar- silly eine sehr gründliche und wichtige Arbeit 2).
In Belgien wendete man zu derselben Zeit der Aufbereitung der Kokskohlen grössere Aufmerksamkeit zu und legte Kohlenwäschen an. Dies geschah zuerst bei den Koksanstalten der belgischen Staats- eisenbahnen. 1849 wurde auf dem Eisenhüttenwerke zu Sclessin eine grosse Kohlenwäsche gebaut. Drei von den sieben Hochöfen gingen in den folgenden Jahren nur mit Koks aus gewaschenen Kohlen,
1) Genaue Beschreibung bei Le Blanc und Walther, a. a. O., S. 207.
2) Siehe Annales des mines 1856, 4. Ser., XVIII, 381; Dinglers Journ. 118, S. 265; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 194 etc.
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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
kessel angelegt worden, welcher von den aus vier Verkokungsöfen entweichenden Flammen gespeist wurde. Die Einrichtung war sehr sinnreich, aber für Eisenhütten zu kompliziert.
Die Konstruktion der Koksofenanlage mit Kesselheizung zu Couil- let erwies sich ebenfalls als zu verwickelt. Ein Teil der Gase sollte von oben nach unten unter die Sohle der Öfen geleitet werden und hier in einer Anzahl enger Kanäle cirkulieren, während ein anderer Teil unter die Dampfkessel geführt wurde. Die Kanäle unter der Ofensohle verstopften sich aber rasch, und die groſsen Querschnitte der Essen, welche die Gase ins Freie führten, wenn man die verloren gehende Hitze nicht benutzte, machten den Betrieb unvorteilhaft. Viel vollkommener war die Anlage von Koksöfen mit Dampfkessel- heizung, welche einige Jahre später zu Seraing angelegt wurde und die in Fig. 137 (a. f. S.) dargestellt ist. Die Anordnung, welche aus der Zeichnung leicht verständlich ist, war lange das Vorbild für ähn- liche Anlagen 1).
Ein wichtiger Fortschritt der Koksfabrikation war das Ver- waschen der Steinkohlen. Dieses fand zuerst seit 1840 in St. Etienne in Frankreich statt.
Im Jahre 1840 reinigte Herr Bactmadour die Steinkohlen zu Bert (Allier) durch Waschen in Schlämmgräben. Dyèvre führte das Waschen in dem Bassin von St. Etienne ein. Im Plauenschen Grunde wendete man, wie es scheint, noch früher, zu Ende der 30er Jahre, die Setzwäsche hierfür an. Es geschah dies durch den Bergfaktor Kneisel zu Burgk. Lechatelier wirkte seit 1846 eifrig, das Ver- waschen der Kohlen zur Verbesserung der Koksfabrikation auch im Becken von Valenciennes, in Nordfrankreich, einzuführen. 1848 lieſs die Kommission der Nordbahn groſse Kohlenwäschen mit mechanisch betriebenen Setzsieben anlegen. Über diese Anlagen und die dabei gewonnenen Erfahrungen veröffentlichte der Bergingenieur von Mar- silly eine sehr gründliche und wichtige Arbeit 2).
In Belgien wendete man zu derselben Zeit der Aufbereitung der Kokskohlen gröſsere Aufmerksamkeit zu und legte Kohlenwäschen an. Dies geschah zuerst bei den Koksanstalten der belgischen Staats- eisenbahnen. 1849 wurde auf dem Eisenhüttenwerke zu Sclessin eine groſse Kohlenwäsche gebaut. Drei von den sieben Hochöfen gingen in den folgenden Jahren nur mit Koks aus gewaschenen Kohlen,
1) Genaue Beschreibung bei Le Blanc und Walther, a. a. O., S. 207.
2) Siehe Annales des mines 1856, 4. Ser., XVIII, 381; Dinglers Journ. 118, S. 265; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 194 etc.
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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
kessel angelegt worden, welcher von den aus vier Verkokungsöfen
entweichenden Flammen gespeist wurde. Die Einrichtung war sehr
sinnreich, aber für Eisenhütten zu kompliziert.
Die Konstruktion der Koksofenanlage mit Kesselheizung zu Couil-
let erwies sich ebenfalls als zu verwickelt. Ein Teil der Gase sollte
von oben nach unten unter die Sohle der Öfen geleitet werden und
hier in einer Anzahl enger Kanäle cirkulieren, während ein anderer
Teil unter die Dampfkessel geführt wurde. Die Kanäle unter der
Ofensohle verstopften sich aber rasch, und die groſsen Querschnitte
der Essen, welche die Gase ins Freie führten, wenn man die verloren
gehende Hitze nicht benutzte, machten den Betrieb unvorteilhaft.
Viel vollkommener war die Anlage von Koksöfen mit Dampfkessel-
heizung, welche einige Jahre später zu Seraing angelegt wurde und
die in Fig. 137 (a. f. S.) dargestellt ist. Die Anordnung, welche aus
der Zeichnung leicht verständlich ist, war lange das Vorbild für ähn-
liche Anlagen 1).
Ein wichtiger Fortschritt der Koksfabrikation war das Ver-
waschen der Steinkohlen. Dieses fand zuerst seit 1840 in St. Etienne
in Frankreich statt.
Im Jahre 1840 reinigte Herr Bactmadour die Steinkohlen zu
Bert (Allier) durch Waschen in Schlämmgräben. Dyèvre führte das
Waschen in dem Bassin von St. Etienne ein. Im Plauenschen Grunde
wendete man, wie es scheint, noch früher, zu Ende der 30er Jahre,
die Setzwäsche hierfür an. Es geschah dies durch den Bergfaktor
Kneisel zu Burgk. Lechatelier wirkte seit 1846 eifrig, das Ver-
waschen der Kohlen zur Verbesserung der Koksfabrikation auch im
Becken von Valenciennes, in Nordfrankreich, einzuführen. 1848 lieſs
die Kommission der Nordbahn groſse Kohlenwäschen mit mechanisch
betriebenen Setzsieben anlegen. Über diese Anlagen und die dabei
gewonnenen Erfahrungen veröffentlichte der Bergingenieur von Mar-
silly eine sehr gründliche und wichtige Arbeit 2).
In Belgien wendete man zu derselben Zeit der Aufbereitung der
Kokskohlen gröſsere Aufmerksamkeit zu und legte Kohlenwäschen an.
Dies geschah zuerst bei den Koksanstalten der belgischen Staats-
eisenbahnen. 1849 wurde auf dem Eisenhüttenwerke zu Sclessin eine
groſse Kohlenwäsche gebaut. Drei von den sieben Hochöfen gingen
in den folgenden Jahren nur mit Koks aus gewaschenen Kohlen,
1) Genaue Beschreibung bei Le Blanc und Walther, a. a. O., S. 207.
2) Siehe Annales des mines 1856, 4. Ser., XVIII, 381; Dinglers Journ. 118,
S. 265; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 194 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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