einem ähnlichen geschlossenen Gefäss, über deren Gestalt er Vor- schläge machte. Man konnte auch reducierende Gase durch den Reduktionsapparat leiten. Er erhielt nach seiner Angabe eine schwammartige Metallmasse von Stahl oder Eisen, die er pulverte und je nach Bedürfnis, um eine beliebige Sorte von Eisen oder Stahl zu erhalten, mit Kohlenstaub mischte und in dem Schweiss- oder Schmelz- ofen zusammenschweisste oder schmolz.
Dies war das erste einer Reihe von Patenten über den "Chenot- Prozess", der während der 50er Jahre die Eisenhüttenleute aller Länder in hochgradige Spannung versetzte und auf den wir in dem nächsten Abschnitte zurückkommen werden.
Ein Patent von de Meckenheim vom 31. Mai 1842 (Nr. 9373) bezieht sich unter anderem auch auf einen Frischofen zur direkten Eisendarstellung mit geteilten Formen, durch deren eine Abteilung Gas, durch deren andere Wind eingeblasen werden sollte. Die ent- weichende Hitze sollte noch einen Erzröstofen und einen Trocken- ofen heizen.
Sir Fr. Ch. Kowles reducierte reine Eisenerze in Retorten mit ge- reinigtem Kohlengas, Kohlenoxydgas etc. (E. P. 12687 vom 4. Juli 1849). Um Schmiedeeisen zu erhalten, wurde das nur wenig gekohlte Eisen im Puddelofen weiter behandelt. Wollte man Stahl oder Gusseisen erhalten, so musste das reducierte Eisen höher gekohlt werden, was zweckmässig durch einen Zusatz von Kohlenpulver in der Retorte geschah; das etwa 1 Proz. Kohlenstoff enthaltende Metall wurde im Tiegel zu Stahl, die bis zu 3 bis 4 Proz. gekohlte Masse im Kupol- ofen zu Gusseisen geschmolzen.
Die alte deutsche Rennarbeit wurde in dieser Periode in Deutsch- land nur noch in Schmalkalden betrieben und erlosch erst im Jahre 1845. Rennfeuer und Stückofenbetrieb waren im östlichen Europa noch sehr verbreitet. Ebenso waren in den Vereinigten Staaten noch Rennfeuer im Gebrauch.
Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
Die Stabeisenbereitung nahm in dieser Periode einen gross- artigen Aufschwung. Die wichtigste Veranlassung dazu gab die Ein- führung von Eisenbahnen in allen Kulturländern. Diese übte auf die Eisenbereitung und Verarbeitung, besonders auf die Puddel- und Walzindustrie, einen so grossen Einfluss, dass es zweckmässig erscheint, das Bemerkenswerteste darüber schon hier mitzuteilen.
Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
einem ähnlichen geschlossenen Gefäſs, über deren Gestalt er Vor- schläge machte. Man konnte auch reducierende Gase durch den Reduktionsapparat leiten. Er erhielt nach seiner Angabe eine schwammartige Metallmasse von Stahl oder Eisen, die er pulverte und je nach Bedürfnis, um eine beliebige Sorte von Eisen oder Stahl zu erhalten, mit Kohlenstaub mischte und in dem Schweiſs- oder Schmelz- ofen zusammenschweiſste oder schmolz.
Dies war das erste einer Reihe von Patenten über den „Chenot- Prozeſs“, der während der 50er Jahre die Eisenhüttenleute aller Länder in hochgradige Spannung versetzte und auf den wir in dem nächsten Abschnitte zurückkommen werden.
Ein Patent von de Meckenheim vom 31. Mai 1842 (Nr. 9373) bezieht sich unter anderem auch auf einen Frischofen zur direkten Eisendarstellung mit geteilten Formen, durch deren eine Abteilung Gas, durch deren andere Wind eingeblasen werden sollte. Die ent- weichende Hitze sollte noch einen Erzröstofen und einen Trocken- ofen heizen.
Sir Fr. Ch. Kowles reducierte reine Eisenerze in Retorten mit ge- reinigtem Kohlengas, Kohlenoxydgas etc. (E. P. 12687 vom 4. Juli 1849). Um Schmiedeeisen zu erhalten, wurde das nur wenig gekohlte Eisen im Puddelofen weiter behandelt. Wollte man Stahl oder Guſseisen erhalten, so muſste das reducierte Eisen höher gekohlt werden, was zweckmäſsig durch einen Zusatz von Kohlenpulver in der Retorte geschah; das etwa 1 Proz. Kohlenstoff enthaltende Metall wurde im Tiegel zu Stahl, die bis zu 3 bis 4 Proz. gekohlte Masse im Kupol- ofen zu Guſseisen geschmolzen.
Die alte deutsche Rennarbeit wurde in dieser Periode in Deutsch- land nur noch in Schmalkalden betrieben und erlosch erst im Jahre 1845. Rennfeuer und Stückofenbetrieb waren im östlichen Europa noch sehr verbreitet. Ebenso waren in den Vereinigten Staaten noch Rennfeuer im Gebrauch.
Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
Die Stabeisenbereitung nahm in dieser Periode einen groſs- artigen Aufschwung. Die wichtigste Veranlassung dazu gab die Ein- führung von Eisenbahnen in allen Kulturländern. Diese übte auf die Eisenbereitung und Verarbeitung, besonders auf die Puddel- und Walzindustrie, einen so groſsen Einfluſs, daſs es zweckmäſsig erscheint, das Bemerkenswerteste darüber schon hier mitzuteilen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0560"n="544"/><fwplace="top"type="header">Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.</fw><lb/>
einem ähnlichen geschlossenen Gefäſs, über deren Gestalt er Vor-<lb/>
schläge machte. Man konnte auch reducierende Gase durch den<lb/>
Reduktionsapparat leiten. Er erhielt nach seiner Angabe eine<lb/>
schwammartige Metallmasse von Stahl oder Eisen, die er pulverte und<lb/>
je nach Bedürfnis, um eine beliebige Sorte von Eisen oder Stahl zu<lb/>
erhalten, mit Kohlenstaub mischte und in dem Schweiſs- oder Schmelz-<lb/>
ofen zusammenschweiſste oder schmolz.</p><lb/><p>Dies war das erste einer Reihe von Patenten über den „<hirendition="#g">Chenot-<lb/>
Prozeſs</hi>“, der während der 50er Jahre die Eisenhüttenleute aller<lb/>
Länder in hochgradige Spannung versetzte und auf den wir in dem<lb/>
nächsten Abschnitte zurückkommen werden.</p><lb/><p>Ein Patent von <hirendition="#g">de Meckenheim</hi> vom 31. Mai 1842 (Nr. 9373)<lb/>
bezieht sich unter anderem auch auf einen Frischofen zur direkten<lb/>
Eisendarstellung mit geteilten Formen, durch deren eine Abteilung<lb/>
Gas, durch deren andere Wind eingeblasen werden sollte. Die ent-<lb/>
weichende Hitze sollte noch einen Erzröstofen und einen Trocken-<lb/>
ofen heizen.</p><lb/><p>Sir <hirendition="#g">Fr. Ch. Kowles</hi> reducierte reine Eisenerze in Retorten mit ge-<lb/>
reinigtem Kohlengas, Kohlenoxydgas etc. (E. P. 12687 vom 4. Juli 1849).<lb/>
Um Schmiedeeisen zu erhalten, wurde das nur wenig gekohlte Eisen<lb/>
im Puddelofen weiter behandelt. Wollte man Stahl oder Guſseisen<lb/>
erhalten, so muſste das reducierte Eisen höher gekohlt werden, was<lb/>
zweckmäſsig durch einen Zusatz von Kohlenpulver in der Retorte<lb/>
geschah; das etwa 1 Proz. Kohlenstoff enthaltende Metall wurde im<lb/>
Tiegel zu Stahl, die bis zu 3 bis 4 Proz. gekohlte Masse im Kupol-<lb/>
ofen zu Guſseisen geschmolzen.</p><lb/><p>Die alte deutsche Rennarbeit wurde in dieser Periode in Deutsch-<lb/>
land nur noch in Schmalkalden betrieben und erlosch erst im<lb/>
Jahre 1845. Rennfeuer und Stückofenbetrieb waren im östlichen<lb/>
Europa noch sehr verbreitet. Ebenso waren in den Vereinigten<lb/>
Staaten noch Rennfeuer im Gebrauch.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.</hi></head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Stabeisenbereitung</hi> nahm in dieser Periode einen groſs-<lb/>
artigen Aufschwung. Die wichtigste Veranlassung dazu gab die Ein-<lb/>
führung von <hirendition="#g">Eisenbahnen</hi> in allen Kulturländern. Diese übte auf<lb/>
die Eisenbereitung und Verarbeitung, besonders auf die Puddel- und<lb/>
Walzindustrie, einen so groſsen Einfluſs, daſs es zweckmäſsig erscheint,<lb/>
das Bemerkenswerteste darüber schon hier mitzuteilen.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[544/0560]
Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
einem ähnlichen geschlossenen Gefäſs, über deren Gestalt er Vor-
schläge machte. Man konnte auch reducierende Gase durch den
Reduktionsapparat leiten. Er erhielt nach seiner Angabe eine
schwammartige Metallmasse von Stahl oder Eisen, die er pulverte und
je nach Bedürfnis, um eine beliebige Sorte von Eisen oder Stahl zu
erhalten, mit Kohlenstaub mischte und in dem Schweiſs- oder Schmelz-
ofen zusammenschweiſste oder schmolz.
Dies war das erste einer Reihe von Patenten über den „Chenot-
Prozeſs“, der während der 50er Jahre die Eisenhüttenleute aller
Länder in hochgradige Spannung versetzte und auf den wir in dem
nächsten Abschnitte zurückkommen werden.
Ein Patent von de Meckenheim vom 31. Mai 1842 (Nr. 9373)
bezieht sich unter anderem auch auf einen Frischofen zur direkten
Eisendarstellung mit geteilten Formen, durch deren eine Abteilung
Gas, durch deren andere Wind eingeblasen werden sollte. Die ent-
weichende Hitze sollte noch einen Erzröstofen und einen Trocken-
ofen heizen.
Sir Fr. Ch. Kowles reducierte reine Eisenerze in Retorten mit ge-
reinigtem Kohlengas, Kohlenoxydgas etc. (E. P. 12687 vom 4. Juli 1849).
Um Schmiedeeisen zu erhalten, wurde das nur wenig gekohlte Eisen
im Puddelofen weiter behandelt. Wollte man Stahl oder Guſseisen
erhalten, so muſste das reducierte Eisen höher gekohlt werden, was
zweckmäſsig durch einen Zusatz von Kohlenpulver in der Retorte
geschah; das etwa 1 Proz. Kohlenstoff enthaltende Metall wurde im
Tiegel zu Stahl, die bis zu 3 bis 4 Proz. gekohlte Masse im Kupol-
ofen zu Guſseisen geschmolzen.
Die alte deutsche Rennarbeit wurde in dieser Periode in Deutsch-
land nur noch in Schmalkalden betrieben und erlosch erst im
Jahre 1845. Rennfeuer und Stückofenbetrieb waren im östlichen
Europa noch sehr verbreitet. Ebenso waren in den Vereinigten
Staaten noch Rennfeuer im Gebrauch.
Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
Die Stabeisenbereitung nahm in dieser Periode einen groſs-
artigen Aufschwung. Die wichtigste Veranlassung dazu gab die Ein-
führung von Eisenbahnen in allen Kulturländern. Diese übte auf
die Eisenbereitung und Verarbeitung, besonders auf die Puddel- und
Walzindustrie, einen so groſsen Einfluſs, daſs es zweckmäſsig erscheint,
das Bemerkenswerteste darüber schon hier mitzuteilen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/560>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.