ergab, weit mehr den Anforderungen der Zeit. Das Flammofenfrischen mit Steinkohlen erlangte insbesondere immer grössere Verbreitung, neben demselben vervollkommnete sich aber auch das Puddeln mit Holz, Torf und Braunkohlen, und als ein ganz neues Verfahren kam das Gaspuddeln hinzu.
Dem Puddeln ging noch allgemein das Feinen oder Weissen des grauen Roheisens voraus. Dasselbe war in England und den nach englischem Muster eingerichteten Hütten meist mit dem Hoch- ofenbetriebe verbunden, weil die Feineisenfeuer viel Wind erforderten, welchen die grossen Hüttengebläse leichter liefern konnten. Die Ver- suche, welche man zu Terrenoire bei St. Etienne, zu Königshütte und auf mehreren englischen Hütten anstellte, die Feineisenfeuer mit er- hitzter Luft zu betreiben, hatten keinen besonderen Erfolg. Wenn auch der Prozess etwas rascher verlief, so verbrannten auch die Wände des Herdes um so schneller. Bemerkenswert ist aber, dass man sich mehr und mehr von dem Feineisenprozess zu emancipieren suchte und ein zur direkten Verarbeitung im Puddelofen geeignetes Roheisen schon im Hochofen zu erblasen strebte.
Das Weissmachen des Roheisens in Flammöfen mit flachen Herden unter Zuschlag garer Frischschlacke hatte namentlich in süd- deutschen Hüttenwerken Eingang gefunden.
Auf einigen württembergischen Eisenhütten, wo man sich des Torfes als Brennmaterial bediente, hatte man mit grossem Erfolge ausser den garenden Zuschlägen auch einen grösseren Windstrom auf die Oberfläche des flüssigen Roheisens geleitet, ähnlich wie es
[Abbildung]
Fig. 188.
bei den Treiböfen ge- schah. Man wendete dabei heissen Wind an. Fig. 188 stellt einen solchen Weissofen der Hütte zu Königsbronn bei Aalen im König- reich Württemberg dar.
Gerade bei dieser Art von Öfen hat man auch zuerst den Gas- betrieb mit Erfolg ein- geführt.
Setzte man die garen Frischschlacken gleich-
Das Puddeln 1831 bis 1850.
ergab, weit mehr den Anforderungen der Zeit. Das Flammofenfrischen mit Steinkohlen erlangte insbesondere immer gröſsere Verbreitung, neben demselben vervollkommnete sich aber auch das Puddeln mit Holz, Torf und Braunkohlen, und als ein ganz neues Verfahren kam das Gaspuddeln hinzu.
Dem Puddeln ging noch allgemein das Feinen oder Weiſsen des grauen Roheisens voraus. Dasselbe war in England und den nach englischem Muster eingerichteten Hütten meist mit dem Hoch- ofenbetriebe verbunden, weil die Feineisenfeuer viel Wind erforderten, welchen die groſsen Hüttengebläse leichter liefern konnten. Die Ver- suche, welche man zu Terrenoire bei St. Etienne, zu Königshütte und auf mehreren englischen Hütten anstellte, die Feineisenfeuer mit er- hitzter Luft zu betreiben, hatten keinen besonderen Erfolg. Wenn auch der Prozeſs etwas rascher verlief, so verbrannten auch die Wände des Herdes um so schneller. Bemerkenswert ist aber, daſs man sich mehr und mehr von dem Feineisenprozeſs zu emancipieren suchte und ein zur direkten Verarbeitung im Puddelofen geeignetes Roheisen schon im Hochofen zu erblasen strebte.
Das Weiſsmachen des Roheisens in Flammöfen mit flachen Herden unter Zuschlag garer Frischschlacke hatte namentlich in süd- deutschen Hüttenwerken Eingang gefunden.
Auf einigen württembergischen Eisenhütten, wo man sich des Torfes als Brennmaterial bediente, hatte man mit groſsem Erfolge auſser den garenden Zuschlägen auch einen gröſseren Windstrom auf die Oberfläche des flüssigen Roheisens geleitet, ähnlich wie es
[Abbildung]
Fig. 188.
bei den Treiböfen ge- schah. Man wendete dabei heiſsen Wind an. Fig. 188 stellt einen solchen Weiſsofen der Hütte zu Königsbronn bei Aalen im König- reich Württemberg dar.
Gerade bei dieser Art von Öfen hat man auch zuerst den Gas- betrieb mit Erfolg ein- geführt.
Setzte man die garen Frischschlacken gleich-
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
ergab, weit mehr den Anforderungen der Zeit. Das Flammofenfrischen
mit Steinkohlen erlangte insbesondere immer gröſsere Verbreitung,
neben demselben vervollkommnete sich aber auch das Puddeln mit
Holz, Torf und Braunkohlen, und als ein ganz neues Verfahren kam
das Gaspuddeln hinzu.
Dem Puddeln ging noch allgemein das Feinen oder Weiſsen
des grauen Roheisens voraus. Dasselbe war in England und den
nach englischem Muster eingerichteten Hütten meist mit dem Hoch-
ofenbetriebe verbunden, weil die Feineisenfeuer viel Wind erforderten,
welchen die groſsen Hüttengebläse leichter liefern konnten. Die Ver-
suche, welche man zu Terrenoire bei St. Etienne, zu Königshütte und
auf mehreren englischen Hütten anstellte, die Feineisenfeuer mit er-
hitzter Luft zu betreiben, hatten keinen besonderen Erfolg. Wenn
auch der Prozeſs etwas rascher verlief, so verbrannten auch die Wände
des Herdes um so schneller. Bemerkenswert ist aber, daſs man sich
mehr und mehr von dem Feineisenprozeſs zu emancipieren suchte
und ein zur direkten Verarbeitung im Puddelofen geeignetes Roheisen
schon im Hochofen zu erblasen strebte.
Das Weiſsmachen des Roheisens in Flammöfen mit flachen
Herden unter Zuschlag garer Frischschlacke hatte namentlich in süd-
deutschen Hüttenwerken Eingang gefunden.
Auf einigen württembergischen Eisenhütten, wo man sich des
Torfes als Brennmaterial bediente, hatte man mit groſsem Erfolge
auſser den garenden Zuschlägen auch einen gröſseren Windstrom
auf die Oberfläche des flüssigen Roheisens geleitet, ähnlich wie es
[Abbildung Fig. 188.]
bei den Treiböfen ge-
schah. Man wendete
dabei heiſsen Wind an.
Fig. 188 stellt einen
solchen Weiſsofen der
Hütte zu Königsbronn
bei Aalen im König-
reich Württemberg dar.
Gerade bei dieser
Art von Öfen hat man
auch zuerst den Gas-
betrieb mit Erfolg ein-
geführt.
Setzte man die garen
Frischschlacken gleich-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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