Erfahrungen führte man Ende der 30er Jahre Doppelöfen ein, bei welchen mit doppeltem Einsatz (360 kg) und zwei Arbeitsthüren gear- beitet wurde. Man verarbeitete das Löllinger mit heisser Luft er- blasene Roheisen mit einem Abbrand von 5 bis 6 Proz. und einem Braunkohlenaufwand von 180 bis 200 Pfd. auf 100 Pfd. Luppen- eisen.
Ebenso wurde in den mit Braunkohlen gefeuerten Schweissöfen vollkommene Schweisshitze erreicht, und das erzeugte Stab- und Feineisen war von grosser Güte.
Die Erfolge zu Prevali gaben die Veranlassung zur Gründung neuer Eisenwerke mit Braunkohlenbetrieb, worüber wir in der Ge- schichte Österreichs weitere Mitteilungen machen werden.
Ausser in Österreich hatte man sich in Bayern um die Einführung des Puddelns mit Braunkohlen bemüht und zwar bereits 1832 zu Bodenwöhr und bald darauf zu Maximilianshütte bei Regensburg.
Wie bei den Weissöfen, so wendete man auch bei den Puddel- öfen zuweilen künstliche Windzuführung (Oberwind) an. In Frank- reich geschah dies zuerst zu Hayange 1840.
Faber du Faur gelang es zuerst, auch Puddel- und Schweissöfen mit Hochofengasen zu betreiben. Diese Erfin- dung erregte das grösste Aufsehen, und man versprach sich davon den grössten Erfolg, ja eine Umgestaltung der ganzen Stabeisenfabri- kation, welche in der Folge in unmittelbarer Verbindung mit den Hochöfen zu betreiben gewesen wäre.
Nur durch lange fortgesetzte Versuche konnte Faber zu der glänzenden Lösung dieser für die damalige Zeit schwierigen Aufgabe kommen. Sie gelang durch die glückliche Kombination der Wind- erhitzung und einer sehr zweckmässigen Verbrennung. Die Art der Luftzuführung war das neue und geistreiche dieser Erfindung. Wir haben sie bereits bei den Weissöfen kennen gelernt.
Die Puddelöfen wichen nur wenig von diesen ab. Der zu Maria- zell nach Faber du Faurs Entwurf erbaute stimmte mit dem in Fig. 191 dargestellten Weissofen fast überein, er stand neben der Gicht. Er hatte dieselben Dimensionen, wie die Holzpuddelöfen zu Neuberg. Die Verbrennungseinrichtung war weniger gut wie zu Wasseralfingen. Die Gase strömten aus einem cylindrischen Rohr, welches von dem weiteren Windrohr centrisch umgeben war. Der Wasseralfinger Puddelofen (Fig. 196 c) hatte dagegen die oben be- schriebene Einrichtung mit den sieben Winddüsen. Nach demselben Princip, aber in der Konstruktion der Gasverbrennung abweichend
Das Puddeln 1831 bis 1850.
Erfahrungen führte man Ende der 30er Jahre Doppelöfen ein, bei welchen mit doppeltem Einsatz (360 kg) und zwei Arbeitsthüren gear- beitet wurde. Man verarbeitete das Löllinger mit heiſser Luft er- blasene Roheisen mit einem Abbrand von 5 bis 6 Proz. und einem Braunkohlenaufwand von 180 bis 200 Pfd. auf 100 Pfd. Luppen- eisen.
Ebenso wurde in den mit Braunkohlen gefeuerten Schweiſsöfen vollkommene Schweiſshitze erreicht, und das erzeugte Stab- und Feineisen war von groſser Güte.
Die Erfolge zu Prevali gaben die Veranlassung zur Gründung neuer Eisenwerke mit Braunkohlenbetrieb, worüber wir in der Ge- schichte Österreichs weitere Mitteilungen machen werden.
Auſser in Österreich hatte man sich in Bayern um die Einführung des Puddelns mit Braunkohlen bemüht und zwar bereits 1832 zu Bodenwöhr und bald darauf zu Maximilianshütte bei Regensburg.
Wie bei den Weiſsöfen, so wendete man auch bei den Puddel- öfen zuweilen künstliche Windzuführung (Oberwind) an. In Frank- reich geschah dies zuerst zu Hayange 1840.
Faber du Faur gelang es zuerst, auch Puddel- und Schweiſsöfen mit Hochofengasen zu betreiben. Diese Erfin- dung erregte das gröſste Aufsehen, und man versprach sich davon den gröſsten Erfolg, ja eine Umgestaltung der ganzen Stabeisenfabri- kation, welche in der Folge in unmittelbarer Verbindung mit den Hochöfen zu betreiben gewesen wäre.
Nur durch lange fortgesetzte Versuche konnte Faber zu der glänzenden Lösung dieser für die damalige Zeit schwierigen Aufgabe kommen. Sie gelang durch die glückliche Kombination der Wind- erhitzung und einer sehr zweckmäſsigen Verbrennung. Die Art der Luftzuführung war das neue und geistreiche dieser Erfindung. Wir haben sie bereits bei den Weiſsöfen kennen gelernt.
Die Puddelöfen wichen nur wenig von diesen ab. Der zu Maria- zell nach Faber du Faurs Entwurf erbaute stimmte mit dem in Fig. 191 dargestellten Weiſsofen fast überein, er stand neben der Gicht. Er hatte dieselben Dimensionen, wie die Holzpuddelöfen zu Neuberg. Die Verbrennungseinrichtung war weniger gut wie zu Wasseralfingen. Die Gase strömten aus einem cylindrischen Rohr, welches von dem weiteren Windrohr centrisch umgeben war. Der Wasseralfinger Puddelofen (Fig. 196 c) hatte dagegen die oben be- schriebene Einrichtung mit den sieben Winddüsen. Nach demselben Princip, aber in der Konstruktion der Gasverbrennung abweichend
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
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beitet wurde. Man verarbeitete das Löllinger mit heiſser Luft er-
blasene Roheisen mit einem Abbrand von 5 bis 6 Proz. und einem
Braunkohlenaufwand von 180 bis 200 Pfd. auf 100 Pfd. Luppen-
eisen.
Ebenso wurde in den mit Braunkohlen gefeuerten Schweiſsöfen
vollkommene Schweiſshitze erreicht, und das erzeugte Stab- und
Feineisen war von groſser Güte.
Die Erfolge zu Prevali gaben die Veranlassung zur Gründung
neuer Eisenwerke mit Braunkohlenbetrieb, worüber wir in der Ge-
schichte Österreichs weitere Mitteilungen machen werden.
Auſser in Österreich hatte man sich in Bayern um die Einführung
des Puddelns mit Braunkohlen bemüht und zwar bereits 1832 zu
Bodenwöhr und bald darauf zu Maximilianshütte bei Regensburg.
Wie bei den Weiſsöfen, so wendete man auch bei den Puddel-
öfen zuweilen künstliche Windzuführung (Oberwind) an. In Frank-
reich geschah dies zuerst zu Hayange 1840.
Faber du Faur gelang es zuerst, auch Puddel- und
Schweiſsöfen mit Hochofengasen zu betreiben. Diese Erfin-
dung erregte das gröſste Aufsehen, und man versprach sich davon
den gröſsten Erfolg, ja eine Umgestaltung der ganzen Stabeisenfabri-
kation, welche in der Folge in unmittelbarer Verbindung mit den
Hochöfen zu betreiben gewesen wäre.
Nur durch lange fortgesetzte Versuche konnte Faber zu der
glänzenden Lösung dieser für die damalige Zeit schwierigen Aufgabe
kommen. Sie gelang durch die glückliche Kombination der Wind-
erhitzung und einer sehr zweckmäſsigen Verbrennung. Die Art der
Luftzuführung war das neue und geistreiche dieser Erfindung. Wir
haben sie bereits bei den Weiſsöfen kennen gelernt.
Die Puddelöfen wichen nur wenig von diesen ab. Der zu Maria-
zell nach Faber du Faurs Entwurf erbaute stimmte mit dem in
Fig. 191 dargestellten Weiſsofen fast überein, er stand neben der
Gicht. Er hatte dieselben Dimensionen, wie die Holzpuddelöfen zu
Neuberg. Die Verbrennungseinrichtung war weniger gut wie zu
Wasseralfingen. Die Gase strömten aus einem cylindrischen Rohr,
welches von dem weiteren Windrohr centrisch umgeben war. Der
Wasseralfinger Puddelofen (Fig. 196 c) hatte dagegen die oben be-
schriebene Einrichtung mit den sieben Winddüsen. Nach demselben
Princip, aber in der Konstruktion der Gasverbrennung abweichend
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/583>, abgerufen am 22.11.2024.
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