auf den Herd. Das erkaltende Eisen zerkleinerte man dann, wie oben beschrieben, und brachte es zur Gare. Die Wassermenge, die man eingoss, betrug 20 Liter für ein Frischen. Von weissem Eisen machte man fünf, von grauem vier Frischen in 12 Stunden.
Ganz anders verlief das Puddeln auf den Schlackenherden. J. Hall ersetzte, wie erwähnt, um 1840 zuerst den Sand auf der eisernen Boden- platte durch Schlacke. Er verbesserte ausserdem den eisernen Herd- boden selbst und setzte die Ränder des Herdes mit gerösteter Schweiss- schlacke (roasted tap-cinder -- "ausgesaigerter Dörnerschlacke" nach Wedding), welche die vulgäre Bezeichnung bull-dog erhielt, aus. Das Puddeln auf diesen Herden hiess Schlackenpuddeln, in England pigboiling, oder auch nasses oder fettes Puddeln (wet puddling) im Gegensatz zu dem trockenen (dry) Puddeln auf dem Sandherd. Als Kochpuddeln bezeichnete man dieses Verfahren, weil bei der Be- rührung des flüssigen Eisens mit der eisenoxydhaltigen Schlacke des Bodens sich Kohlenoxydgas entwickelte, welches ein Aufkochen er- zeugte.
Das Schlackenpuddeln oder Kochfrischen (affinage par bouille- ment) verlief durchaus verschieden von dem Trockenpuddeln. Man unterschied zwei Methoden. Bei der einen setzte man mit der Charge von ca. 200 kg sogleich 50 Proz. garende Zuschläge ein und schmolz bei starker Hitze und offenem Register, aber gut verschlossener Thür, ein. Sobald das Eisen flüssig und von Schlacke bedeckt war, begann man es kräftig mit Krücken durch die Öffnung in der Thür durch- zurühren. Es fing an sich aufzublähen, und das Kochen wurde so leb- haft, dass der Herd, der vorher leer zu sein schien, bis zum Rande gefüllt wurde und ein Überlaufen durch die Thür zuweilen nicht zu verhindern war. Das Eisen wurde dicker, erst breiartig, dann teigig, die Schlacken sonderten sich ab und sanken nieder, die Gare trat ein. Der Arbeiter brach nun mit der Brechstange die Masse vom Boden her radial durch, teilte sie in vier bis sechs Teile, von denen jeder eine Luppe gab, welcher er durch Drücken, Aufheben und Umwenden eine kugelige Gestalt gab. Ein anderes Verfahren bestand beim Luppenmachen darin, anstatt die Masse zu teilen, gleich eine kleine Luppe zu formen und dieser durch Umrollen in der Eisenmasse, ähnlich wie einen grossen Schneeball im Winter, die gewünschte Grösse zu geben. Erst wenn die Luppen fertig waren und heraus- genommen werden sollten, wurde die Arbeitsthür geöffnet.
Während man bei der eben beschriebenen Methode das Register stets offen liess und fortwährend bei grosser Hitze arbeitete, verfuhr
Das Puddeln 1831 bis 1850.
auf den Herd. Das erkaltende Eisen zerkleinerte man dann, wie oben beschrieben, und brachte es zur Gare. Die Wassermenge, die man eingoſs, betrug 20 Liter für ein Frischen. Von weiſsem Eisen machte man fünf, von grauem vier Frischen in 12 Stunden.
Ganz anders verlief das Puddeln auf den Schlackenherden. J. Hall ersetzte, wie erwähnt, um 1840 zuerst den Sand auf der eisernen Boden- platte durch Schlacke. Er verbesserte auſserdem den eisernen Herd- boden selbst und setzte die Ränder des Herdes mit gerösteter Schweiſs- schlacke (roasted tap-cinder — „ausgesaigerter Dörnerschlacke“ nach Wedding), welche die vulgäre Bezeichnung bull-dog erhielt, aus. Das Puddeln auf diesen Herden hieſs Schlackenpuddeln, in England pigboiling, oder auch nasses oder fettes Puddeln (wet puddling) im Gegensatz zu dem trockenen (dry) Puddeln auf dem Sandherd. Als Kochpuddeln bezeichnete man dieses Verfahren, weil bei der Be- rührung des flüssigen Eisens mit der eisenoxydhaltigen Schlacke des Bodens sich Kohlenoxydgas entwickelte, welches ein Aufkochen er- zeugte.
Das Schlackenpuddeln oder Kochfrischen (affinage par bouille- ment) verlief durchaus verschieden von dem Trockenpuddeln. Man unterschied zwei Methoden. Bei der einen setzte man mit der Charge von ca. 200 kg sogleich 50 Proz. garende Zuschläge ein und schmolz bei starker Hitze und offenem Register, aber gut verschlossener Thür, ein. Sobald das Eisen flüssig und von Schlacke bedeckt war, begann man es kräftig mit Krücken durch die Öffnung in der Thür durch- zurühren. Es fing an sich aufzublähen, und das Kochen wurde so leb- haft, daſs der Herd, der vorher leer zu sein schien, bis zum Rande gefüllt wurde und ein Überlaufen durch die Thür zuweilen nicht zu verhindern war. Das Eisen wurde dicker, erst breiartig, dann teigig, die Schlacken sonderten sich ab und sanken nieder, die Gare trat ein. Der Arbeiter brach nun mit der Brechstange die Masse vom Boden her radial durch, teilte sie in vier bis sechs Teile, von denen jeder eine Luppe gab, welcher er durch Drücken, Aufheben und Umwenden eine kugelige Gestalt gab. Ein anderes Verfahren bestand beim Luppenmachen darin, anstatt die Masse zu teilen, gleich eine kleine Luppe zu formen und dieser durch Umrollen in der Eisenmasse, ähnlich wie einen groſsen Schneeball im Winter, die gewünschte Gröſse zu geben. Erst wenn die Luppen fertig waren und heraus- genommen werden sollten, wurde die Arbeitsthür geöffnet.
Während man bei der eben beschriebenen Methode das Register stets offen lieſs und fortwährend bei groſser Hitze arbeitete, verfuhr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0599"n="583"/><fwplace="top"type="header">Das Puddeln 1831 bis 1850.</fw><lb/>
auf den Herd. Das erkaltende Eisen zerkleinerte man dann, wie oben<lb/>
beschrieben, und brachte es zur Gare. Die Wassermenge, die man<lb/>
eingoſs, betrug 20 Liter für ein Frischen. Von weiſsem Eisen machte<lb/>
man fünf, von grauem vier Frischen in 12 Stunden.</p><lb/><p>Ganz anders verlief das Puddeln auf den Schlackenherden. J. <hirendition="#g">Hall</hi><lb/>
ersetzte, wie erwähnt, um 1840 zuerst den Sand auf der eisernen Boden-<lb/>
platte durch Schlacke. Er verbesserte auſserdem den eisernen Herd-<lb/>
boden selbst und setzte die Ränder des Herdes mit gerösteter Schweiſs-<lb/>
schlacke (roasted tap-cinder —„ausgesaigerter Dörnerschlacke“ nach<lb/><hirendition="#g">Wedding</hi>), welche die vulgäre Bezeichnung bull-dog erhielt, aus. Das<lb/>
Puddeln auf diesen Herden hieſs <hirendition="#g">Schlackenpuddeln</hi>, in England<lb/>
pigboiling, oder auch nasses oder fettes Puddeln (wet puddling) im<lb/>
Gegensatz zu dem trockenen (dry) Puddeln auf dem Sandherd. Als<lb/>
Kochpuddeln bezeichnete man dieses Verfahren, weil bei der Be-<lb/>
rührung des flüssigen Eisens mit der eisenoxydhaltigen Schlacke des<lb/>
Bodens sich Kohlenoxydgas entwickelte, welches ein Aufkochen er-<lb/>
zeugte.</p><lb/><p>Das Schlackenpuddeln oder <hirendition="#g">Kochfrischen</hi> (affinage par bouille-<lb/>
ment) verlief durchaus verschieden von dem Trockenpuddeln. Man<lb/>
unterschied zwei Methoden. Bei der einen setzte man mit der Charge<lb/>
von ca. 200 kg sogleich 50 Proz. garende Zuschläge ein und schmolz<lb/>
bei starker Hitze und offenem Register, aber gut verschlossener Thür,<lb/>
ein. Sobald das Eisen flüssig und von Schlacke bedeckt war, begann<lb/>
man es kräftig mit Krücken durch die Öffnung in der Thür durch-<lb/>
zurühren. Es fing an sich aufzublähen, und das Kochen wurde so leb-<lb/>
haft, daſs der Herd, der vorher leer zu sein schien, bis zum Rande<lb/>
gefüllt wurde und ein Überlaufen durch die Thür zuweilen nicht zu<lb/>
verhindern war. Das Eisen wurde dicker, erst breiartig, dann teigig,<lb/>
die Schlacken sonderten sich ab und sanken nieder, die Gare trat ein.<lb/>
Der Arbeiter brach nun mit der Brechstange die Masse vom Boden<lb/>
her radial durch, teilte sie in vier bis sechs Teile, von denen jeder<lb/>
eine Luppe gab, welcher er durch Drücken, Aufheben und Umwenden<lb/>
eine kugelige Gestalt gab. Ein anderes Verfahren bestand beim<lb/>
Luppenmachen darin, anstatt die Masse zu teilen, gleich eine kleine<lb/>
Luppe zu formen und dieser durch Umrollen in der Eisenmasse,<lb/>
ähnlich wie einen groſsen Schneeball im Winter, die gewünschte<lb/>
Gröſse zu geben. Erst wenn die Luppen fertig waren und heraus-<lb/>
genommen werden sollten, wurde die Arbeitsthür geöffnet.</p><lb/><p>Während man bei der eben beschriebenen Methode das Register<lb/>
stets offen lieſs und fortwährend bei groſser Hitze arbeitete, verfuhr<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[583/0599]
Das Puddeln 1831 bis 1850.
auf den Herd. Das erkaltende Eisen zerkleinerte man dann, wie oben
beschrieben, und brachte es zur Gare. Die Wassermenge, die man
eingoſs, betrug 20 Liter für ein Frischen. Von weiſsem Eisen machte
man fünf, von grauem vier Frischen in 12 Stunden.
Ganz anders verlief das Puddeln auf den Schlackenherden. J. Hall
ersetzte, wie erwähnt, um 1840 zuerst den Sand auf der eisernen Boden-
platte durch Schlacke. Er verbesserte auſserdem den eisernen Herd-
boden selbst und setzte die Ränder des Herdes mit gerösteter Schweiſs-
schlacke (roasted tap-cinder — „ausgesaigerter Dörnerschlacke“ nach
Wedding), welche die vulgäre Bezeichnung bull-dog erhielt, aus. Das
Puddeln auf diesen Herden hieſs Schlackenpuddeln, in England
pigboiling, oder auch nasses oder fettes Puddeln (wet puddling) im
Gegensatz zu dem trockenen (dry) Puddeln auf dem Sandherd. Als
Kochpuddeln bezeichnete man dieses Verfahren, weil bei der Be-
rührung des flüssigen Eisens mit der eisenoxydhaltigen Schlacke des
Bodens sich Kohlenoxydgas entwickelte, welches ein Aufkochen er-
zeugte.
Das Schlackenpuddeln oder Kochfrischen (affinage par bouille-
ment) verlief durchaus verschieden von dem Trockenpuddeln. Man
unterschied zwei Methoden. Bei der einen setzte man mit der Charge
von ca. 200 kg sogleich 50 Proz. garende Zuschläge ein und schmolz
bei starker Hitze und offenem Register, aber gut verschlossener Thür,
ein. Sobald das Eisen flüssig und von Schlacke bedeckt war, begann
man es kräftig mit Krücken durch die Öffnung in der Thür durch-
zurühren. Es fing an sich aufzublähen, und das Kochen wurde so leb-
haft, daſs der Herd, der vorher leer zu sein schien, bis zum Rande
gefüllt wurde und ein Überlaufen durch die Thür zuweilen nicht zu
verhindern war. Das Eisen wurde dicker, erst breiartig, dann teigig,
die Schlacken sonderten sich ab und sanken nieder, die Gare trat ein.
Der Arbeiter brach nun mit der Brechstange die Masse vom Boden
her radial durch, teilte sie in vier bis sechs Teile, von denen jeder
eine Luppe gab, welcher er durch Drücken, Aufheben und Umwenden
eine kugelige Gestalt gab. Ein anderes Verfahren bestand beim
Luppenmachen darin, anstatt die Masse zu teilen, gleich eine kleine
Luppe zu formen und dieser durch Umrollen in der Eisenmasse,
ähnlich wie einen groſsen Schneeball im Winter, die gewünschte
Gröſse zu geben. Erst wenn die Luppen fertig waren und heraus-
genommen werden sollten, wurde die Arbeitsthür geöffnet.
Während man bei der eben beschriebenen Methode das Register
stets offen lieſs und fortwährend bei groſser Hitze arbeitete, verfuhr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/599>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.