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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.

Dies gab zunächst Veranlassung, dass M. Bleuze beim Bau
des neuen Schlachthauses in Paris zur Deckenkonstruktion anstatt
der Flachschienenträger Kreuzeisen + anwendete, in der Absicht,
durch die Verstärkung des Steges durch eine Querrippe in der Mitte
eine grössere Tragkraft und Ver-
mehrung der Seitensteifigkeit zu
erzielen. Die damit angestellten
Belastungsversuche ergaben aber
nicht das erwartete Resultat. Zores
brachte nun ein umgekehrtes T-Ei-
sen in Vorschlag, dessen Herstel-
lung aber auf grosse Schwierig-
keiten stiess. Da kam Chibon im
Oktober 1848 auf die Idee der
doppelten T-Form. Aber erst im
Februar 1849 gelang es den Be-
mühungen Zores', dass dasselbe in
Frankreich hergestellt und in Paris
verwendet wurde. Zores, von der
Wichtigkeit dieser Trägerform über-
zeugt, machte nun auf eigene Kosten
eine Reihe von Versuchen, die
besten Querschnittsformen zu er-
mitteln, welche von Erfolg gekrönt
waren und deren Ergebnisse er in
einer vortrefflichen Profilsammlung
mit umfangreichen Tabellen über
Belastung und Tragfähigkeit ver-
öffentlichte. Seiner Ausdauer und
seinem grossen Fleiss ist es zumeist
zu danken, dass sich das Doppel-
T-Eisen so rasch eingeführt hat.

Hohlkardeneisen walzte Remy
zu Rasselstein ebenfalls schon 1831.
Auf dem Lendersdorfer Werke walzte

[Abbildung] Fig. 256.
Hösch in der ersten Hälfte der 30er Jahre ausser Winkeleisen auch
bereits Fenstereisen, Roststabeisen und Gittereisen.

Wie man bei den Schienen weiches und hartes Eisen zusammen-
schweisste, so verfuhr man bei den Achsen mit Eisen und Stahl.
R. Daelen hatte auf der Hermannshütte zu Hörde ein Verfahren,

Die Formgebung 1831 bis 1850.

Dies gab zunächst Veranlassung, daſs M. Bleuze beim Bau
des neuen Schlachthauses in Paris zur Deckenkonstruktion anstatt
der Flachschienenträger Kreuzeisen + anwendete, in der Absicht,
durch die Verstärkung des Steges durch eine Querrippe in der Mitte
eine gröſsere Tragkraft und Ver-
mehrung der Seitensteifigkeit zu
erzielen. Die damit angestellten
Belastungsversuche ergaben aber
nicht das erwartete Resultat. Zorès
brachte nun ein umgekehrtes T-Ei-
sen in Vorschlag, dessen Herstel-
lung aber auf groſse Schwierig-
keiten stieſs. Da kam Chibon im
Oktober 1848 auf die Idee der
doppelten T-Form. Aber erst im
Februar 1849 gelang es den Be-
mühungen Zorès’, daſs dasselbe in
Frankreich hergestellt und in Paris
verwendet wurde. Zorès, von der
Wichtigkeit dieser Trägerform über-
zeugt, machte nun auf eigene Kosten
eine Reihe von Versuchen, die
besten Querschnittsformen zu er-
mitteln, welche von Erfolg gekrönt
waren und deren Ergebnisse er in
einer vortrefflichen Profilsammlung
mit umfangreichen Tabellen über
Belastung und Tragfähigkeit ver-
öffentlichte. Seiner Ausdauer und
seinem groſsen Fleiſs ist es zumeist
zu danken, daſs sich das Doppel-
T-Eisen so rasch eingeführt hat.

Hohlkardeneisen walzte Remy
zu Rasselstein ebenfalls schon 1831.
Auf dem Lendersdorfer Werke walzte

[Abbildung] Fig. 256.
Hösch in der ersten Hälfte der 30er Jahre auſser Winkeleisen auch
bereits Fenstereisen, Roststabeisen und Gittereisen.

Wie man bei den Schienen weiches und hartes Eisen zusammen-
schweiſste, so verfuhr man bei den Achsen mit Eisen und Stahl.
R. Daelen hatte auf der Hermannshütte zu Hörde ein Verfahren,

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[633/0649] Die Formgebung 1831 bis 1850. Dies gab zunächst Veranlassung, daſs M. Bleuze beim Bau des neuen Schlachthauses in Paris zur Deckenkonstruktion anstatt der Flachschienenträger Kreuzeisen + anwendete, in der Absicht, durch die Verstärkung des Steges durch eine Querrippe in der Mitte eine gröſsere Tragkraft und Ver- mehrung der Seitensteifigkeit zu erzielen. Die damit angestellten Belastungsversuche ergaben aber nicht das erwartete Resultat. Zorès brachte nun ein umgekehrtes T-Ei- sen in Vorschlag, dessen Herstel- lung aber auf groſse Schwierig- keiten stieſs. Da kam Chibon im Oktober 1848 auf die Idee der doppelten T-Form. Aber erst im Februar 1849 gelang es den Be- mühungen Zorès’, daſs dasselbe in Frankreich hergestellt und in Paris verwendet wurde. Zorès, von der Wichtigkeit dieser Trägerform über- zeugt, machte nun auf eigene Kosten eine Reihe von Versuchen, die besten Querschnittsformen zu er- mitteln, welche von Erfolg gekrönt waren und deren Ergebnisse er in einer vortrefflichen Profilsammlung mit umfangreichen Tabellen über Belastung und Tragfähigkeit ver- öffentlichte. Seiner Ausdauer und seinem groſsen Fleiſs ist es zumeist zu danken, daſs sich das Doppel- T-Eisen so rasch eingeführt hat. Hohlkardeneisen walzte Remy zu Rasselstein ebenfalls schon 1831. Auf dem Lendersdorfer Werke walzte [Abbildung Fig. 256.] Hösch in der ersten Hälfte der 30er Jahre auſser Winkeleisen auch bereits Fenstereisen, Roststabeisen und Gittereisen. Wie man bei den Schienen weiches und hartes Eisen zusammen- schweiſste, so verfuhr man bei den Achsen mit Eisen und Stahl. R. Daelen hatte auf der Hermannshütte zu Hörde ein Verfahren,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/649>, abgerufen am 01.07.2024.