Dies ist der von dem Puddeln des weichen Eisens abweichende Ver- lauf des Stahlpuddelns.
Das Einschmelzen und Puddeln verläuft wie bei dem Stabeisen- prozesse bis zu dem Zeitpunkte, wo das ursprünglich ganz dünn ein- geschmolzene Eisen stark einzugehen beginnt und sich schon einzelne gare Klümpchen bilden. Sobald dies eintritt, wird durch Schliessen der Essenklappe und der Arbeitsöffnung der Luftzutritt abgesperrt und die Temperatur herabgesetzt. Das Eisen begiebt sich zu Boden und hat nach 5, höchstens 10 Minuten eine solche Konsistenz erlangt, dass es nun bei nur wenig geöffneter Klappe rasch einmal umgesetzt und dann zum Luppenmachen geschritten werden kann. Jede Luppe wird sogleich zum sorgfältigen Drücken aus dem Ofen unter den Hammer gebracht. Die Charge dauert kürzer, aber der Einsatz ist auch geringer als beim Eisenpuddeln.
Der Puddelstahl hat gegenüber dem Schweissstahl den Nachteil, dass er beim öfteren Erhitzen, namentlich beim Gärben, sehr von seiner Härte verliert.
In dieser Periode breitete sich die Gussstahlfabrikation auch auf dem Kontinente aus. Über die Entwickelung der Kruppschen Fabrik werden wir später berichten. 1831 wurde mit der Gussstahl- fabrikation auf der Sollinger Hütte bei Uslar begonnen. In Österreich entstand die Gussstahlfabrik von Georg Fischer in Hainfeld.
Ein wichtiger Fortschritt in der Gussstahlfabrikation waren die erfolgreichen Versuche, statt des Brennstahles Rohstahl zu ver- wenden. 1844 schmolz zuerst Friedrich Huth auf der Geitebrücke Frischrohstahl von Lohe, aus Müsener Rohstahleisen erzeugt, zu Gussstahl. Im Jahre 1847 wurde auch bereits der von Hütteninspektor Zintgraff auf dem Ronnewinkler und auf dem Geisweider Puddel- werke dargestellte Puddelstahl in der Gussstahlfabrik von Meyer und Kühne zu gutem Gussstahl verschmolzen.
Von grossem Interesse sind auch die auf Veranlassung von Kar- sten 1846 durch Stengel auf dem Werke von Friedrich Huth an- gestellten Versuche, durch Zusammenschmelzen von Spiegeleisen und Stabeisen Gussstahl zu erzeugen.
Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Dies ist der von dem Puddeln des weichen Eisens abweichende Ver- lauf des Stahlpuddelns.
Das Einschmelzen und Puddeln verläuft wie bei dem Stabeisen- prozesse bis zu dem Zeitpunkte, wo das ursprünglich ganz dünn ein- geschmolzene Eisen stark einzugehen beginnt und sich schon einzelne gare Klümpchen bilden. Sobald dies eintritt, wird durch Schlieſsen der Essenklappe und der Arbeitsöffnung der Luftzutritt abgesperrt und die Temperatur herabgesetzt. Das Eisen begiebt sich zu Boden und hat nach 5, höchstens 10 Minuten eine solche Konsistenz erlangt, daſs es nun bei nur wenig geöffneter Klappe rasch einmal umgesetzt und dann zum Luppenmachen geschritten werden kann. Jede Luppe wird sogleich zum sorgfältigen Drücken aus dem Ofen unter den Hammer gebracht. Die Charge dauert kürzer, aber der Einsatz ist auch geringer als beim Eisenpuddeln.
Der Puddelstahl hat gegenüber dem Schweiſsstahl den Nachteil, daſs er beim öfteren Erhitzen, namentlich beim Gärben, sehr von seiner Härte verliert.
In dieser Periode breitete sich die Guſsstahlfabrikation auch auf dem Kontinente aus. Über die Entwickelung der Kruppschen Fabrik werden wir später berichten. 1831 wurde mit der Guſsstahl- fabrikation auf der Sollinger Hütte bei Uslar begonnen. In Österreich entstand die Guſsstahlfabrik von Georg Fischer in Hainfeld.
Ein wichtiger Fortschritt in der Guſsstahlfabrikation waren die erfolgreichen Versuche, statt des Brennstahles Rohstahl zu ver- wenden. 1844 schmolz zuerst Friedrich Huth auf der Geitebrücke Frischrohstahl von Lohe, aus Müsener Rohstahleisen erzeugt, zu Guſsstahl. Im Jahre 1847 wurde auch bereits der von Hütteninspektor Zintgraff auf dem Ronnewinkler und auf dem Geisweider Puddel- werke dargestellte Puddelstahl in der Guſsstahlfabrik von Meyer und Kühne zu gutem Guſsstahl verschmolzen.
Von groſsem Interesse sind auch die auf Veranlassung von Kar- sten 1846 durch Stengel auf dem Werke von Friedrich Huth an- gestellten Versuche, durch Zusammenschmelzen von Spiegeleisen und Stabeisen Guſsstahl zu erzeugen.
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
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lauf des Stahlpuddelns.
Das Einschmelzen und Puddeln verläuft wie bei dem Stabeisen-
prozesse bis zu dem Zeitpunkte, wo das ursprünglich ganz dünn ein-
geschmolzene Eisen stark einzugehen beginnt und sich schon einzelne
gare Klümpchen bilden. Sobald dies eintritt, wird durch Schlieſsen
der Essenklappe und der Arbeitsöffnung der Luftzutritt abgesperrt
und die Temperatur herabgesetzt. Das Eisen begiebt sich zu Boden
und hat nach 5, höchstens 10 Minuten eine solche Konsistenz erlangt,
daſs es nun bei nur wenig geöffneter Klappe rasch einmal umgesetzt
und dann zum Luppenmachen geschritten werden kann. Jede Luppe
wird sogleich zum sorgfältigen Drücken aus dem Ofen unter den
Hammer gebracht. Die Charge dauert kürzer, aber der Einsatz ist
auch geringer als beim Eisenpuddeln.
Der Puddelstahl hat gegenüber dem Schweiſsstahl den Nachteil,
daſs er beim öfteren Erhitzen, namentlich beim Gärben, sehr von
seiner Härte verliert.
In dieser Periode breitete sich die Guſsstahlfabrikation auch
auf dem Kontinente aus. Über die Entwickelung der Kruppschen
Fabrik werden wir später berichten. 1831 wurde mit der Guſsstahl-
fabrikation auf der Sollinger Hütte bei Uslar begonnen. In Österreich
entstand die Guſsstahlfabrik von Georg Fischer in Hainfeld.
Ein wichtiger Fortschritt in der Guſsstahlfabrikation waren
die erfolgreichen Versuche, statt des Brennstahles Rohstahl zu ver-
wenden. 1844 schmolz zuerst Friedrich Huth auf der Geitebrücke
Frischrohstahl von Lohe, aus Müsener Rohstahleisen erzeugt, zu
Guſsstahl. Im Jahre 1847 wurde auch bereits der von Hütteninspektor
Zintgraff auf dem Ronnewinkler und auf dem Geisweider Puddel-
werke dargestellte Puddelstahl in der Guſsstahlfabrik von Meyer und
Kühne zu gutem Guſsstahl verschmolzen.
Von groſsem Interesse sind auch die auf Veranlassung von Kar-
sten 1846 durch Stengel auf dem Werke von Friedrich Huth an-
gestellten Versuche, durch Zusammenschmelzen von Spiegeleisen und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/667>, abgerufen am 22.11.2024.
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