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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Grossbritannien 1831 bis 1850.
zu; der Rauchschacht war kaum stärker als der Ofenschacht und
mit 4 Zoll breiten Reifen, die mit Schrauben und Muttern angezogen
wurden, gebunden. Bereits in den 40er Jahren begann man in
Schottland die Verreifung der Hochöfen durch Blechmäntel zu er-
setzen.

Die älteren Öfen zu Gartsherrie waren seit 15 Jahren im Betriebe
und keiner hatte eine Reparatur des Mantels nötig gehabt. -- Die
Formen der Hochöfen waren geschlossen. In 24 Stunden wurden
etwa 100 Gichten gesetzt, wobei auf 1 Ctr. Roheisen 21/2 Ctr. Erz,
1 Ctr. Zuschlag und 31/2 Ctr. Steinkohlen aufgegeben wurden. Eine
Giesshütte war nicht vorhanden, vielmehr standen die Hochöfen ganz
frei. Vor jedem Ofen wurden im Sande 7 bis 8 Reihen Formen jede
für 30 Masseln eingeformt. Man stach zweimal täglich, 6 Uhr früh
und 6 Uhr abends ab und erhielt jedesmal etwa 150 bis 200 Ctr.
Roheisen. Ein grösserer Ofen von ungewöhnlichen Dimensionen, den
man in den 30er Jahren erbaut hatte, gab zwar wöchentlich 200 bis
220 Tonnen Roheisen, doch war sein Betrieb nicht so vorteilhaft
wie bei den oben erwähnten Öfen, man liess ihn deshalb gegen 1848
eingehen. Die zweite Reihe der Hochöfen war 1840 erbaut worden und
erhielt ihren Wind durch eine Gebläsemaschine von 280 Pferdekräften,
deren Cylinder 10 Fuss im Durchmesser hatte und deren Balancier
45 Tonnen wog.

1848 erzeugten die 16 Hochöfen zu Gartsherrie 96000 Tonnen
Roheisen. Das Roheisen wurde meistens nach Deutschland verkauft.
Dundyvan und Monkland hatten jeder 9, Calder 8, Clyde und
Glengarnock je 7 und die übrigen Hütten weniger Hochöfen. 1849
gab es 23 Eisenwerke mit 130 Hochöfen, davon waren 1848 89 im
Betriebe, die 539962 Tonnen Roheisen lieferten.

Wenn die englischen Eisenhütten in dieser Periode auch nicht
mit den schottischen gleichen Schritt in der Steigerung ihrer Pro-
duktion halten konnten, so ist doch auch ihre Entwickelung in dieser
Zeit eine grossartige gewesen.

Die grösste Eisenerzeugung hatte Süd-Wales. Hier waren die
Versuche mit erhitztem Gebläsewind beim Hochofenbetriebe zwar
anfangs nicht günstig ausgefallen und es hatte sich ein allgemeines
Vorurteil gegen Neilsons Erfindung gebildet. Dennoch führte diese
auch für Süd-Wales eine neue Ära herbei, denn durch sie gelang es,
die Anthracitkohlen, die bis dahin nur in sehr geringem Masse im
Hochofen verwendet werden konnten und deshalb einen niedrigen Wert
hatten, für sich im Hochofen zu verwenden. Die Versuche, die man

Groſsbritannien 1831 bis 1850.
zu; der Rauchschacht war kaum stärker als der Ofenschacht und
mit 4 Zoll breiten Reifen, die mit Schrauben und Muttern angezogen
wurden, gebunden. Bereits in den 40er Jahren begann man in
Schottland die Verreifung der Hochöfen durch Blechmäntel zu er-
setzen.

Die älteren Öfen zu Gartsherrie waren seit 15 Jahren im Betriebe
und keiner hatte eine Reparatur des Mantels nötig gehabt. — Die
Formen der Hochöfen waren geschlossen. In 24 Stunden wurden
etwa 100 Gichten gesetzt, wobei auf 1 Ctr. Roheisen 2½ Ctr. Erz,
1 Ctr. Zuschlag und 3½ Ctr. Steinkohlen aufgegeben wurden. Eine
Gieſshütte war nicht vorhanden, vielmehr standen die Hochöfen ganz
frei. Vor jedem Ofen wurden im Sande 7 bis 8 Reihen Formen jede
für 30 Masseln eingeformt. Man stach zweimal täglich, 6 Uhr früh
und 6 Uhr abends ab und erhielt jedesmal etwa 150 bis 200 Ctr.
Roheisen. Ein gröſserer Ofen von ungewöhnlichen Dimensionen, den
man in den 30er Jahren erbaut hatte, gab zwar wöchentlich 200 bis
220 Tonnen Roheisen, doch war sein Betrieb nicht so vorteilhaft
wie bei den oben erwähnten Öfen, man lieſs ihn deshalb gegen 1848
eingehen. Die zweite Reihe der Hochöfen war 1840 erbaut worden und
erhielt ihren Wind durch eine Gebläsemaschine von 280 Pferdekräften,
deren Cylinder 10 Fuſs im Durchmesser hatte und deren Balancier
45 Tonnen wog.

1848 erzeugten die 16 Hochöfen zu Gartsherrie 96000 Tonnen
Roheisen. Das Roheisen wurde meistens nach Deutschland verkauft.
Dundyvan und Monkland hatten jeder 9, Calder 8, Clyde und
Glengarnock je 7 und die übrigen Hütten weniger Hochöfen. 1849
gab es 23 Eisenwerke mit 130 Hochöfen, davon waren 1848 89 im
Betriebe, die 539962 Tonnen Roheisen lieferten.

Wenn die englischen Eisenhütten in dieser Periode auch nicht
mit den schottischen gleichen Schritt in der Steigerung ihrer Pro-
duktion halten konnten, so ist doch auch ihre Entwickelung in dieser
Zeit eine groſsartige gewesen.

Die gröſste Eisenerzeugung hatte Süd-Wales. Hier waren die
Versuche mit erhitztem Gebläsewind beim Hochofenbetriebe zwar
anfangs nicht günstig ausgefallen und es hatte sich ein allgemeines
Vorurteil gegen Neilsons Erfindung gebildet. Dennoch führte diese
auch für Süd-Wales eine neue Ära herbei, denn durch sie gelang es,
die Anthracitkohlen, die bis dahin nur in sehr geringem Maſse im
Hochofen verwendet werden konnten und deshalb einen niedrigen Wert
hatten, für sich im Hochofen zu verwenden. Die Versuche, die man

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[655/0671] Groſsbritannien 1831 bis 1850. zu; der Rauchschacht war kaum stärker als der Ofenschacht und mit 4 Zoll breiten Reifen, die mit Schrauben und Muttern angezogen wurden, gebunden. Bereits in den 40er Jahren begann man in Schottland die Verreifung der Hochöfen durch Blechmäntel zu er- setzen. Die älteren Öfen zu Gartsherrie waren seit 15 Jahren im Betriebe und keiner hatte eine Reparatur des Mantels nötig gehabt. — Die Formen der Hochöfen waren geschlossen. In 24 Stunden wurden etwa 100 Gichten gesetzt, wobei auf 1 Ctr. Roheisen 2½ Ctr. Erz, 1 Ctr. Zuschlag und 3½ Ctr. Steinkohlen aufgegeben wurden. Eine Gieſshütte war nicht vorhanden, vielmehr standen die Hochöfen ganz frei. Vor jedem Ofen wurden im Sande 7 bis 8 Reihen Formen jede für 30 Masseln eingeformt. Man stach zweimal täglich, 6 Uhr früh und 6 Uhr abends ab und erhielt jedesmal etwa 150 bis 200 Ctr. Roheisen. Ein gröſserer Ofen von ungewöhnlichen Dimensionen, den man in den 30er Jahren erbaut hatte, gab zwar wöchentlich 200 bis 220 Tonnen Roheisen, doch war sein Betrieb nicht so vorteilhaft wie bei den oben erwähnten Öfen, man lieſs ihn deshalb gegen 1848 eingehen. Die zweite Reihe der Hochöfen war 1840 erbaut worden und erhielt ihren Wind durch eine Gebläsemaschine von 280 Pferdekräften, deren Cylinder 10 Fuſs im Durchmesser hatte und deren Balancier 45 Tonnen wog. 1848 erzeugten die 16 Hochöfen zu Gartsherrie 96000 Tonnen Roheisen. Das Roheisen wurde meistens nach Deutschland verkauft. Dundyvan und Monkland hatten jeder 9, Calder 8, Clyde und Glengarnock je 7 und die übrigen Hütten weniger Hochöfen. 1849 gab es 23 Eisenwerke mit 130 Hochöfen, davon waren 1848 89 im Betriebe, die 539962 Tonnen Roheisen lieferten. Wenn die englischen Eisenhütten in dieser Periode auch nicht mit den schottischen gleichen Schritt in der Steigerung ihrer Pro- duktion halten konnten, so ist doch auch ihre Entwickelung in dieser Zeit eine groſsartige gewesen. Die gröſste Eisenerzeugung hatte Süd-Wales. Hier waren die Versuche mit erhitztem Gebläsewind beim Hochofenbetriebe zwar anfangs nicht günstig ausgefallen und es hatte sich ein allgemeines Vorurteil gegen Neilsons Erfindung gebildet. Dennoch führte diese auch für Süd-Wales eine neue Ära herbei, denn durch sie gelang es, die Anthracitkohlen, die bis dahin nur in sehr geringem Maſse im Hochofen verwendet werden konnten und deshalb einen niedrigen Wert hatten, für sich im Hochofen zu verwenden. Die Versuche, die man

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/671>, abgerufen am 22.11.2024.