Thomas und Laurent führten 1841 das Gaspuddeln auf der Eisen- hütte zu Treveray im Moseldepartement ein, und zwar mit solchem Erfolge, dass das Werk 1844 bei der Industrieausstellung in Paris mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Fast ebenso früh führte von Dietrich das Gaspuddeln in Niederbronn ein. 1840 hatte man bereits auf der Hütte zu Clerval die Hochofengase zur Dampferzeugung verwendet. Zu Audincourt wurden zuerst Gasgeneratoren angewendet und Generatorgasbetrieb bei den Puddel- und Schweissöfen ein- geführt.
Die Anwendung des trocknen, gedörrten (bois torrefie) und halb- verkohlten Holzes (charbon roux) zum teilweisen Ersatze der Holz- kohle hatte in den 30er Jahren ausgedehnte Anwendung gefunden; 1839 wurden 39 Hochöfen damit betrieben, 1846 dagegen nur 25. Grosse Verbesserungen erfuhr die Koksfabrikation in Frankreich. Zum Verfrischen des Eisens bediente man sich mehr und mehr der eng- lischen Methode, d. h. der Puddel- und Walzwerke. De Wendel zu Hayange puddelte 1840 zuerst unter Anwendung erhitzter Gebläseluft.
Die Methode der Champagne hatte zwar an Ausbreitung gewonnen, an Wichtigkeit aber gegen Ende der Periode verloren, namentlich in der Champagne selbst.
Grosse Fortschritte hatte der Maschinenbau und die Verwendung der Dampfmaschinen bei der Eisenbereitung gemacht. Fourcham- bault und Torteron zeichneten sich durch vortrefflichen Hochofenguss aus. 1837 gründeten Petin u. Gaudet das nachmals so berühmte Stahlwerk Saint-Chamond. Einen besonderen Aufschwung hatte das altberühmte Eisenhüttenwerk bei Creusot gewonnen, seitdem es 1837 in den Besitz der Herren Gebrüder Schneider u. Komp. (für 2680000 Frcs.) gelangt war.
Das ausgedehnte Werk hatte während der napoleonischen Zeit nur mit Mühe sein Dasein gefristet. 1818 musste die alte Gesellschaft von St. James liquidieren, nachdem ein auf 14 Millionen Franken veran- schlagtes Kapital absorbiert war. Die Familie Chagot, welche den grössten Teil der Aktien erworben hatte, übernahm das Werk, ver- kaufte es aber 1826 an die Gesellschaft Manby, Wilson u. Komp., welche neue Hammerwerke errichtete. Aber auch diese Gesellschaft musste sich nach sieben mühevollen Jahren, nachdem sie mehr als 11 Millionen Franken für die Anlagen verwendet hatte, im Juni 1833 bankrott erklären. Um diese Zeit wurde die mit dem Werke ver- bundene Krystallglasfabrik niedergerissen. Nach einem zweijährigen Syndikat gelangte es 1836 durch Verkauf am 1. Januar 1837 in den
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Frankreich 1831 bis 1850.
Thomas und Laurent führten 1841 das Gaspuddeln auf der Eisen- hütte zu Treveray im Moseldepartement ein, und zwar mit solchem Erfolge, daſs das Werk 1844 bei der Industrieausstellung in Paris mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Fast ebenso früh führte von Dietrich das Gaspuddeln in Niederbronn ein. 1840 hatte man bereits auf der Hütte zu Clerval die Hochofengase zur Dampferzeugung verwendet. Zu Audincourt wurden zuerst Gasgeneratoren angewendet und Generatorgasbetrieb bei den Puddel- und Schweiſsöfen ein- geführt.
Die Anwendung des trocknen, gedörrten (bois torréfié) und halb- verkohlten Holzes (charbon roux) zum teilweisen Ersatze der Holz- kohle hatte in den 30er Jahren ausgedehnte Anwendung gefunden; 1839 wurden 39 Hochöfen damit betrieben, 1846 dagegen nur 25. Groſse Verbesserungen erfuhr die Koksfabrikation in Frankreich. Zum Verfrischen des Eisens bediente man sich mehr und mehr der eng- lischen Methode, d. h. der Puddel- und Walzwerke. De Wendel zu Hayange puddelte 1840 zuerst unter Anwendung erhitzter Gebläseluft.
Die Methode der Champagne hatte zwar an Ausbreitung gewonnen, an Wichtigkeit aber gegen Ende der Periode verloren, namentlich in der Champagne selbst.
Groſse Fortschritte hatte der Maschinenbau und die Verwendung der Dampfmaschinen bei der Eisenbereitung gemacht. Fourcham- bault und Torteron zeichneten sich durch vortrefflichen Hochofenguſs aus. 1837 gründeten Petin u. Gaudet das nachmals so berühmte Stahlwerk Saint-Chamond. Einen besonderen Aufschwung hatte das altberühmte Eisenhüttenwerk bei Creusot gewonnen, seitdem es 1837 in den Besitz der Herren Gebrüder Schneider u. Komp. (für 2680000 Frcs.) gelangt war.
Das ausgedehnte Werk hatte während der napoleonischen Zeit nur mit Mühe sein Dasein gefristet. 1818 muſste die alte Gesellschaft von St. James liquidieren, nachdem ein auf 14 Millionen Franken veran- schlagtes Kapital absorbiert war. Die Familie Chagot, welche den gröſsten Teil der Aktien erworben hatte, übernahm das Werk, ver- kaufte es aber 1826 an die Gesellschaft Manby, Wilson u. Komp., welche neue Hammerwerke errichtete. Aber auch diese Gesellschaft muſste sich nach sieben mühevollen Jahren, nachdem sie mehr als 11 Millionen Franken für die Anlagen verwendet hatte, im Juni 1833 bankrott erklären. Um diese Zeit wurde die mit dem Werke ver- bundene Krystallglasfabrik niedergerissen. Nach einem zweijährigen Syndikat gelangte es 1836 durch Verkauf am 1. Januar 1837 in den
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Frankreich 1831 bis 1850.
Thomas und Laurent führten 1841 das Gaspuddeln auf der Eisen-
hütte zu Treveray im Moseldepartement ein, und zwar mit solchem
Erfolge, daſs das Werk 1844 bei der Industrieausstellung in Paris mit
der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Fast ebenso früh führte
von Dietrich das Gaspuddeln in Niederbronn ein. 1840 hatte man
bereits auf der Hütte zu Clerval die Hochofengase zur Dampferzeugung
verwendet. Zu Audincourt wurden zuerst Gasgeneratoren angewendet
und Generatorgasbetrieb bei den Puddel- und Schweiſsöfen ein-
geführt.
Die Anwendung des trocknen, gedörrten (bois torréfié) und halb-
verkohlten Holzes (charbon roux) zum teilweisen Ersatze der Holz-
kohle hatte in den 30er Jahren ausgedehnte Anwendung gefunden;
1839 wurden 39 Hochöfen damit betrieben, 1846 dagegen nur 25.
Groſse Verbesserungen erfuhr die Koksfabrikation in Frankreich. Zum
Verfrischen des Eisens bediente man sich mehr und mehr der eng-
lischen Methode, d. h. der Puddel- und Walzwerke. De Wendel zu
Hayange puddelte 1840 zuerst unter Anwendung erhitzter Gebläseluft.
Die Methode der Champagne hatte zwar an Ausbreitung gewonnen,
an Wichtigkeit aber gegen Ende der Periode verloren, namentlich in
der Champagne selbst.
Groſse Fortschritte hatte der Maschinenbau und die Verwendung
der Dampfmaschinen bei der Eisenbereitung gemacht. Fourcham-
bault und Torteron zeichneten sich durch vortrefflichen Hochofenguſs
aus. 1837 gründeten Petin u. Gaudet das nachmals so berühmte
Stahlwerk Saint-Chamond. Einen besonderen Aufschwung hatte das
altberühmte Eisenhüttenwerk bei Creusot gewonnen, seitdem es 1837
in den Besitz der Herren Gebrüder Schneider u. Komp. (für
2680000 Frcs.) gelangt war.
Das ausgedehnte Werk hatte während der napoleonischen Zeit nur
mit Mühe sein Dasein gefristet. 1818 muſste die alte Gesellschaft von
St. James liquidieren, nachdem ein auf 14 Millionen Franken veran-
schlagtes Kapital absorbiert war. Die Familie Chagot, welche den
gröſsten Teil der Aktien erworben hatte, übernahm das Werk, ver-
kaufte es aber 1826 an die Gesellschaft Manby, Wilson u. Komp.,
welche neue Hammerwerke errichtete. Aber auch diese Gesellschaft
muſste sich nach sieben mühevollen Jahren, nachdem sie mehr als
11 Millionen Franken für die Anlagen verwendet hatte, im Juni 1833
bankrott erklären. Um diese Zeit wurde die mit dem Werke ver-
bundene Krystallglasfabrik niedergerissen. Nach einem zweijährigen
Syndikat gelangte es 1836 durch Verkauf am 1. Januar 1837 in den
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/691>, abgerufen am 22.11.2024.
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