sehr bedeutend. Es gab noch zahlreiche Frischhütten, die nach der hochburgundischen Methode (meth. Comtoise) mit Holzkohle betrieben wurden. In den Jahren 1836 und 1837, in denen die belgischen Hüttenwerke 135000 Tonnen Eisen erzeugten, zählte man neben 23 Koksöfen noch 66 Holzkohlenhochöfen. Der Zusammenbruch der Belgischen Bank in Verbindung mit der Handelskrisis in England schädigten die belgische Eisenindustrie sehr, besonders auch dadurch, dass durch den Preissturz in England englisches Eisen trotz des Tarifes das Land überschwemmte. 1840 fiel der Roheisenpreis von 15 auf 71/2 Frcs. pro 100 kg und vom Januar bis März wurden 4000 Tonnen schottisches Roheisen eingeführt. Im Jahre 1841 waren nur 20 Kokshochöfen und 50 Holzkohlenöfen in Belgien im Betrieb, welche 90000 Tonnen erzeugten. Nach Erhöhung des Eingangzolles von englischem Eisen auf 5,80 Frcs. pro 100 kg erholte sich die bel- gische Eisenindustrie rasch.
Die Holzkohlenhütten lagen hauptsächlich im Süden, in den Pro- vinzen Namur und Luxemburg. Der Steinkohlenbetrieb konzentrierte sich um Lüttich und Charleroi. Die Eisenausfuhr, welche 1830 nur 2900 Tonnen betragen hatte, war 1836 schon auf 72000 Tonnen gestiegen. Die Ausfuhr war also grösser als der Verbrauch im Lande. Auf den meisten Werken wurden die Erze ungeröstet und in groben Stücken aufgegeben, auch fing man in den 40er Jahren an, die Feinöfen abzuwerfen. Alle grösseren Walzwerke walzten Eisenbahn- schienen. 1842 waren 14 Schienenwalzwerke im Betrieb. Seraing hatte 14000 Tonnen, Couillet 12000 Tonnen, das Eisenwerk von Dorlodot zu Acoz 6000 Tonnen Schienen für die Staatsbahnen zu liefern. Die belgischen Hütten- und Walzwerke zeichneten sich durch zweck- mässige Anlage so sehr aus, dass sie als Vorbilder für die deutsche und französische Industrie galten. Der Eisenpreis, der 1838 noch 34 Frcs. pro 100 kg betragen hatte, war 1842 auf 23 Frcs. ge- sunken.
Die meisten Lokomotiven für die Staatsbahn wurden in Belgien selbst gebaut. Anfangs hatte man allerdings noch englische Maschinen beziehen müssen und hatte Stephenson davon 29 geliefert, 11 kamen von verschiedenen anderen Werken, dagegen wurden bis 1842 schon 82 Lokomotiven im Inlande gemacht, hiervon in Seraing allein 68, die anderen von der Soc. St. Leonard in Lüttich und der Soc. du Renard in Brüssel. Eine Lokomotive mit zwölfzölligem Cylinder kostete 35000 bis 36000 Frcs. und wog 12108 kg, davon waren 1618 kg Gusseisen, 7929 kg Schmiedeeisen, 2143 kg Kupfer und Messing und
Belgien 1831 bis 1850.
sehr bedeutend. Es gab noch zahlreiche Frischhütten, die nach der hochburgundischen Methode (meth. Comtoise) mit Holzkohle betrieben wurden. In den Jahren 1836 und 1837, in denen die belgischen Hüttenwerke 135000 Tonnen Eisen erzeugten, zählte man neben 23 Koksöfen noch 66 Holzkohlenhochöfen. Der Zusammenbruch der Belgischen Bank in Verbindung mit der Handelskrisis in England schädigten die belgische Eisenindustrie sehr, besonders auch dadurch, daſs durch den Preissturz in England englisches Eisen trotz des Tarifes das Land überschwemmte. 1840 fiel der Roheisenpreis von 15 auf 7½ Frcs. pro 100 kg und vom Januar bis März wurden 4000 Tonnen schottisches Roheisen eingeführt. Im Jahre 1841 waren nur 20 Kokshochöfen und 50 Holzkohlenöfen in Belgien im Betrieb, welche 90000 Tonnen erzeugten. Nach Erhöhung des Eingangzolles von englischem Eisen auf 5,80 Frcs. pro 100 kg erholte sich die bel- gische Eisenindustrie rasch.
Die Holzkohlenhütten lagen hauptsächlich im Süden, in den Pro- vinzen Namur und Luxemburg. Der Steinkohlenbetrieb konzentrierte sich um Lüttich und Charleroi. Die Eisenausfuhr, welche 1830 nur 2900 Tonnen betragen hatte, war 1836 schon auf 72000 Tonnen gestiegen. Die Ausfuhr war also gröſser als der Verbrauch im Lande. Auf den meisten Werken wurden die Erze ungeröstet und in groben Stücken aufgegeben, auch fing man in den 40er Jahren an, die Feinöfen abzuwerfen. Alle gröſseren Walzwerke walzten Eisenbahn- schienen. 1842 waren 14 Schienenwalzwerke im Betrieb. Seraing hatte 14000 Tonnen, Couillet 12000 Tonnen, das Eisenwerk von Dorlodot zu Acoz 6000 Tonnen Schienen für die Staatsbahnen zu liefern. Die belgischen Hütten- und Walzwerke zeichneten sich durch zweck- mäſsige Anlage so sehr aus, daſs sie als Vorbilder für die deutsche und französische Industrie galten. Der Eisenpreis, der 1838 noch 34 Frcs. pro 100 kg betragen hatte, war 1842 auf 23 Frcs. ge- sunken.
Die meisten Lokomotiven für die Staatsbahn wurden in Belgien selbst gebaut. Anfangs hatte man allerdings noch englische Maschinen beziehen müssen und hatte Stephenson davon 29 geliefert, 11 kamen von verschiedenen anderen Werken, dagegen wurden bis 1842 schon 82 Lokomotiven im Inlande gemacht, hiervon in Seraing allein 68, die anderen von der Soc. St. Leonard in Lüttich und der Soc. du Renard in Brüssel. Eine Lokomotive mit zwölfzölligem Cylinder kostete 35000 bis 36000 Frcs. und wog 12108 kg, davon waren 1618 kg Guſseisen, 7929 kg Schmiedeeisen, 2143 kg Kupfer und Messing und
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[686/0702]
Belgien 1831 bis 1850.
sehr bedeutend. Es gab noch zahlreiche Frischhütten, die nach der
hochburgundischen Methode (meth. Comtoise) mit Holzkohle betrieben
wurden. In den Jahren 1836 und 1837, in denen die belgischen
Hüttenwerke 135000 Tonnen Eisen erzeugten, zählte man neben
23 Koksöfen noch 66 Holzkohlenhochöfen. Der Zusammenbruch der
Belgischen Bank in Verbindung mit der Handelskrisis in England
schädigten die belgische Eisenindustrie sehr, besonders auch dadurch,
daſs durch den Preissturz in England englisches Eisen trotz des
Tarifes das Land überschwemmte. 1840 fiel der Roheisenpreis von
15 auf 7½ Frcs. pro 100 kg und vom Januar bis März wurden
4000 Tonnen schottisches Roheisen eingeführt. Im Jahre 1841 waren
nur 20 Kokshochöfen und 50 Holzkohlenöfen in Belgien im Betrieb,
welche 90000 Tonnen erzeugten. Nach Erhöhung des Eingangzolles
von englischem Eisen auf 5,80 Frcs. pro 100 kg erholte sich die bel-
gische Eisenindustrie rasch.
Die Holzkohlenhütten lagen hauptsächlich im Süden, in den Pro-
vinzen Namur und Luxemburg. Der Steinkohlenbetrieb konzentrierte
sich um Lüttich und Charleroi. Die Eisenausfuhr, welche 1830 nur
2900 Tonnen betragen hatte, war 1836 schon auf 72000 Tonnen
gestiegen. Die Ausfuhr war also gröſser als der Verbrauch im Lande.
Auf den meisten Werken wurden die Erze ungeröstet und in groben
Stücken aufgegeben, auch fing man in den 40er Jahren an, die
Feinöfen abzuwerfen. Alle gröſseren Walzwerke walzten Eisenbahn-
schienen. 1842 waren 14 Schienenwalzwerke im Betrieb. Seraing hatte
14000 Tonnen, Couillet 12000 Tonnen, das Eisenwerk von Dorlodot
zu Acoz 6000 Tonnen Schienen für die Staatsbahnen zu liefern. Die
belgischen Hütten- und Walzwerke zeichneten sich durch zweck-
mäſsige Anlage so sehr aus, daſs sie als Vorbilder für die deutsche
und französische Industrie galten. Der Eisenpreis, der 1838 noch
34 Frcs. pro 100 kg betragen hatte, war 1842 auf 23 Frcs. ge-
sunken.
Die meisten Lokomotiven für die Staatsbahn wurden in Belgien
selbst gebaut. Anfangs hatte man allerdings noch englische Maschinen
beziehen müssen und hatte Stephenson davon 29 geliefert, 11 kamen
von verschiedenen anderen Werken, dagegen wurden bis 1842 schon
82 Lokomotiven im Inlande gemacht, hiervon in Seraing allein 68,
die anderen von der Soc. St. Leonard in Lüttich und der Soc. du
Renard in Brüssel. Eine Lokomotive mit zwölfzölligem Cylinder
kostete 35000 bis 36000 Frcs. und wog 12108 kg, davon waren 1618 kg
Guſseisen, 7929 kg Schmiedeeisen, 2143 kg Kupfer und Messing und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/702>, abgerufen am 22.11.2024.
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