Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf Luxemburg. Dieses war 1842 dem deutschen Zollvereine beigetreten, hauptsächlich um für sein wichtiges Erzeugnis, Roheisen, einen Markt in Deutschland zu finden. Frankreich war ihm durch den hohen Schutzzoll, der 40 Proz. des Wertes betrug, verschlossen. Belgien produzierte viel billiger und war selbst auf den Export angewiesen. Luxemburg er- zeugte 15 mal so viel Eisen, als es verbrauchte. Den erhofften Markt im Zollvereinsgebiete konnte die schwer bedrängte Eisenindustrie Luxemburgs aber nur dann finden, wenn ein Schutzzoll eingeführt wurde, der ihm den Wettbewerb mit dem englischen und belgischen Eisen ermöglichte. In diesem Sinne beantragte die Luxemburgische Ständeversammlung im Jahre 1842 bei Preussen die sofortige Ein- führung eines Schutzzolles, ohne den ihre Eisenindustrie erliegen müsste. In dieser Eingabe ist darauf hingewiesen, dass Luxemburg mit Hülfe der Saarkohle zehnmal mehr Eisen produzieren könnte, wenn ihm dieser Schutz gewährt würde.
Um 1850 erzeugte Luxemburg in 11 Hochöfen 7500 Tonnen Roheisen.
Österreich 1831 bis 1850.
Die alte und ausgedehnte Eisenindustrie des österreichischen Kaiserstaates beruhte fast allein auf der Verwendung von Holz als Brennmaterial. Die meisten Verbesserungen waren darauf gerichtet, diesen Betrieb zu vervollkommnen. 1834 war aber zu Prevali in Kärnten von August v. Rosthorn ein Puddel- und Walzwerk gebaut worden, welches auf der Benutzung der dortigen Braunkohle (Liaskohle) begründet war und sich in gedeihlichster Weise entwickelte. Einen
Österreich 1831 bis 1850.
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Werfen wir zum Schluſs noch einen Blick auf Luxemburg. Dieses war 1842 dem deutschen Zollvereine beigetreten, hauptsächlich um für sein wichtiges Erzeugnis, Roheisen, einen Markt in Deutschland zu finden. Frankreich war ihm durch den hohen Schutzzoll, der 40 Proz. des Wertes betrug, verschlossen. Belgien produzierte viel billiger und war selbst auf den Export angewiesen. Luxemburg er- zeugte 15 mal so viel Eisen, als es verbrauchte. Den erhofften Markt im Zollvereinsgebiete konnte die schwer bedrängte Eisenindustrie Luxemburgs aber nur dann finden, wenn ein Schutzzoll eingeführt wurde, der ihm den Wettbewerb mit dem englischen und belgischen Eisen ermöglichte. In diesem Sinne beantragte die Luxemburgische Ständeversammlung im Jahre 1842 bei Preuſsen die sofortige Ein- führung eines Schutzzolles, ohne den ihre Eisenindustrie erliegen müsste. In dieser Eingabe ist darauf hingewiesen, daſs Luxemburg mit Hülfe der Saarkohle zehnmal mehr Eisen produzieren könnte, wenn ihm dieser Schutz gewährt würde.
Um 1850 erzeugte Luxemburg in 11 Hochöfen 7500 Tonnen Roheisen.
Österreich 1831 bis 1850.
Die alte und ausgedehnte Eisenindustrie des österreichischen Kaiserstaates beruhte fast allein auf der Verwendung von Holz als Brennmaterial. Die meisten Verbesserungen waren darauf gerichtet, diesen Betrieb zu vervollkommnen. 1834 war aber zu Prevali in Kärnten von August v. Rosthorn ein Puddel- und Walzwerk gebaut worden, welches auf der Benutzung der dortigen Braunkohle (Liaskohle) begründet war und sich in gedeihlichster Weise entwickelte. Einen
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Österreich 1831 bis 1850.
Werfen wir zum Schluſs noch einen Blick auf Luxemburg. Dieses
war 1842 dem deutschen Zollvereine beigetreten, hauptsächlich um
für sein wichtiges Erzeugnis, Roheisen, einen Markt in Deutschland
zu finden. Frankreich war ihm durch den hohen Schutzzoll, der
40 Proz. des Wertes betrug, verschlossen. Belgien produzierte viel
billiger und war selbst auf den Export angewiesen. Luxemburg er-
zeugte 15 mal so viel Eisen, als es verbrauchte. Den erhofften Markt
im Zollvereinsgebiete konnte die schwer bedrängte Eisenindustrie
Luxemburgs aber nur dann finden, wenn ein Schutzzoll eingeführt
wurde, der ihm den Wettbewerb mit dem englischen und belgischen
Eisen ermöglichte. In diesem Sinne beantragte die Luxemburgische
Ständeversammlung im Jahre 1842 bei Preuſsen die sofortige Ein-
führung eines Schutzzolles, ohne den ihre Eisenindustrie erliegen
müsste. In dieser Eingabe ist darauf hingewiesen, daſs Luxemburg
mit Hülfe der Saarkohle zehnmal mehr Eisen produzieren könnte,
wenn ihm dieser Schutz gewährt würde.
Um 1850 erzeugte Luxemburg in 11 Hochöfen 7500 Tonnen
Roheisen.
Österreich 1831 bis 1850.
Die alte und ausgedehnte Eisenindustrie des österreichischen
Kaiserstaates beruhte fast allein auf der Verwendung von Holz
als Brennmaterial. Die meisten Verbesserungen waren darauf gerichtet,
diesen Betrieb zu vervollkommnen. 1834 war aber zu Prevali in Kärnten
von August v. Rosthorn ein Puddel- und Walzwerk gebaut worden,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/748>, abgerufen am 22.11.2024.
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