tate. Aber auch die grossen Eisenhütten richteten Laboratorien ein und stellten Hüttenchemiker an, um ihre Rohmaterialien und ihre Produkte zu untersuchen. Die Zahl der auf das Eisen und die Eisen- industrie bezüglichen Analysen vermehrte sich dadurch von Jahr zu Jahr und es ist ganz unmöglich, dieselben im einzelnen aufzuzählen. Nur einige wichtigere Arbeiten wollen wir erwähnen. Roheisenanalysen veröffentlichten Karsten, Scherer, Rammelsberg, Wöhler, Frese- nius, Schafhäutl, Fuchs, Bromeis, Brunner, v. Mayrhofer, Rob. Richter, Max Buchner1), Durocher, F. A. Abel2), Percy und viele Andere. Viel zahlreicher noch sind die Analysen von Eisenerzen und Schlacken, und werden wir Gelegenheit haben, ein- zelne derselben noch anzuführen.
Die analytische Chemie des Eisens wurde durch neue Unter- suchungsmethoden bereichert. Unter diesen führen wir nur einige an, welche für die Hüttenchemie von besonderer Bedeutung waren. Penny bestimmt den Eisengehalt massanalytisch durch eine Normal- lösung von doppeltchromsaurem Kali, bis Kaliumeisencyanid keinen blauen Niederschlag mehr giebt. Dasselbe Verfahren empfahl 1852 Schabus. Ullgren, der sich grosse Verdienste um die Roheisen- analyse erworben hat, erfand 1850 ein Verfahren der Phosphor- bestimmung 3). Eggertz, Professor an der Bergschule zu Fahlun, gab 1857 eine kalorimetrische Bestimmung des Schwefels im Roheisen an. Danach löst man 1 dcg des zu untersuchenden Eisens in einer bestimmten Menge verdünnter Schwefelsäure in einem Glaskolben. In den Hals des Gefässes hängt man ein blankes Silberblech 15 Minuten lang. Enthält das Roheisen Schwefel, so färbt sich das Silberblech und aus dem Grade der Färbung erkennt man die Menge des Schwefelgehaltes, indem man das Blech mit einer Farbenskala vergleicht. Bei blauer bis bläulichbrauner Färbung erhält man aus dem Roheisen beim Frischen mit Holzkohlen nur rotbrüchiges Eisen, bei tombakbrauner Färbung lässt sich bei sorgfältigem Puddeln noch brauchbares, kaum rotbrüchiges Eisen erzielen. Ist die Färbung nur strohgelb, so ist der Schwefelgehalt überhaupt nicht schädlich. Fr. Field empfahl zur Trennung des Eisens von Mangan Kochen der Oxydlösung mit Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd. Hierdurch
1) Siehe Wien. Akad.-Berichte, Bd. XXV, S. 231. -- Polytechn. Centralblatt 1858, S. 59.
2) Analysen von Roheisensorten, welche zum Geschützguss verwendet werden, in Quart. Journ. of the Chem. Soc., vol. IX, 1856, p. 202. -- Journ. f. prakt. Chem., Bd. LXX, S. 213.
3) Siehe Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 667.
Chemie 1851 bis 1860.
tate. Aber auch die groſsen Eisenhütten richteten Laboratorien ein und stellten Hüttenchemiker an, um ihre Rohmaterialien und ihre Produkte zu untersuchen. Die Zahl der auf das Eisen und die Eisen- industrie bezüglichen Analysen vermehrte sich dadurch von Jahr zu Jahr und es ist ganz unmöglich, dieselben im einzelnen aufzuzählen. Nur einige wichtigere Arbeiten wollen wir erwähnen. Roheisenanalysen veröffentlichten Karsten, Scherer, Rammelsberg, Wöhler, Frese- nius, Schafhäutl, Fuchs, Bromeis, Brunner, v. Mayrhofer, Rob. Richter, Max Buchner1), Durocher, F. A. Abel2), Percy und viele Andere. Viel zahlreicher noch sind die Analysen von Eisenerzen und Schlacken, und werden wir Gelegenheit haben, ein- zelne derselben noch anzuführen.
Die analytische Chemie des Eisens wurde durch neue Unter- suchungsmethoden bereichert. Unter diesen führen wir nur einige an, welche für die Hüttenchemie von besonderer Bedeutung waren. Penny bestimmt den Eisengehalt maſsanalytisch durch eine Normal- lösung von doppeltchromsaurem Kali, bis Kaliumeisencyanid keinen blauen Niederschlag mehr giebt. Dasselbe Verfahren empfahl 1852 Schabus. Ullgren, der sich groſse Verdienste um die Roheisen- analyse erworben hat, erfand 1850 ein Verfahren der Phosphor- bestimmung 3). Eggertz, Professor an der Bergschule zu Fahlun, gab 1857 eine kalorimetrische Bestimmung des Schwefels im Roheisen an. Danach löst man 1 dcg des zu untersuchenden Eisens in einer bestimmten Menge verdünnter Schwefelsäure in einem Glaskolben. In den Hals des Gefäſses hängt man ein blankes Silberblech 15 Minuten lang. Enthält das Roheisen Schwefel, so färbt sich das Silberblech und aus dem Grade der Färbung erkennt man die Menge des Schwefelgehaltes, indem man das Blech mit einer Farbenskala vergleicht. Bei blauer bis bläulichbrauner Färbung erhält man aus dem Roheisen beim Frischen mit Holzkohlen nur rotbrüchiges Eisen, bei tombakbrauner Färbung läſst sich bei sorgfältigem Puddeln noch brauchbares, kaum rotbrüchiges Eisen erzielen. Ist die Färbung nur strohgelb, so ist der Schwefelgehalt überhaupt nicht schädlich. Fr. Field empfahl zur Trennung des Eisens von Mangan Kochen der Oxydlösung mit Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd. Hierdurch
1) Siehe Wien. Akad.-Berichte, Bd. XXV, S. 231. — Polytechn. Centralblatt 1858, S. 59.
2) Analysen von Roheisensorten, welche zum Geschützguſs verwendet werden, in Quart. Journ. of the Chem. Soc., vol. IX, 1856, p. 202. — Journ. f. prakt. Chem., Bd. LXX, S. 213.
3) Siehe Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 667.
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Chemie 1851 bis 1860.
tate. Aber auch die groſsen Eisenhütten richteten Laboratorien ein
und stellten Hüttenchemiker an, um ihre Rohmaterialien und ihre
Produkte zu untersuchen. Die Zahl der auf das Eisen und die Eisen-
industrie bezüglichen Analysen vermehrte sich dadurch von Jahr zu Jahr
und es ist ganz unmöglich, dieselben im einzelnen aufzuzählen. Nur
einige wichtigere Arbeiten wollen wir erwähnen. Roheisenanalysen
veröffentlichten Karsten, Scherer, Rammelsberg, Wöhler, Frese-
nius, Schafhäutl, Fuchs, Bromeis, Brunner, v. Mayrhofer,
Rob. Richter, Max Buchner 1), Durocher, F. A. Abel 2), Percy
und viele Andere. Viel zahlreicher noch sind die Analysen von
Eisenerzen und Schlacken, und werden wir Gelegenheit haben, ein-
zelne derselben noch anzuführen.
Die analytische Chemie des Eisens wurde durch neue Unter-
suchungsmethoden bereichert. Unter diesen führen wir nur einige
an, welche für die Hüttenchemie von besonderer Bedeutung waren.
Penny bestimmt den Eisengehalt maſsanalytisch durch eine Normal-
lösung von doppeltchromsaurem Kali, bis Kaliumeisencyanid keinen
blauen Niederschlag mehr giebt. Dasselbe Verfahren empfahl 1852
Schabus. Ullgren, der sich groſse Verdienste um die Roheisen-
analyse erworben hat, erfand 1850 ein Verfahren der Phosphor-
bestimmung 3). Eggertz, Professor an der Bergschule zu Fahlun,
gab 1857 eine kalorimetrische Bestimmung des Schwefels im Roheisen
an. Danach löst man 1 dcg des zu untersuchenden Eisens in einer
bestimmten Menge verdünnter Schwefelsäure in einem Glaskolben.
In den Hals des Gefäſses hängt man ein blankes Silberblech
15 Minuten lang. Enthält das Roheisen Schwefel, so färbt sich das
Silberblech und aus dem Grade der Färbung erkennt man die Menge
des Schwefelgehaltes, indem man das Blech mit einer Farbenskala
vergleicht. Bei blauer bis bläulichbrauner Färbung erhält man aus
dem Roheisen beim Frischen mit Holzkohlen nur rotbrüchiges Eisen,
bei tombakbrauner Färbung läſst sich bei sorgfältigem Puddeln noch
brauchbares, kaum rotbrüchiges Eisen erzielen. Ist die Färbung nur
strohgelb, so ist der Schwefelgehalt überhaupt nicht schädlich.
Fr. Field empfahl zur Trennung des Eisens von Mangan Kochen der
Oxydlösung mit Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd. Hierdurch
1) Siehe Wien. Akad.-Berichte, Bd. XXV, S. 231. — Polytechn. Centralblatt
1858, S. 59.
2) Analysen von Roheisensorten, welche zum Geschützguſs verwendet werden,
in Quart. Journ. of the Chem. Soc., vol. IX, 1856, p. 202. — Journ. f. prakt. Chem.,
Bd. LXX, S. 213.
3) Siehe Berg- u. hüttenm. Ztg. 1851, S. 667.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/808>, abgerufen am 22.11.2024.
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