sondern ihn in einen ringförmigen Kasten, der die Ofenwand umgab, leitete und aus diesem durch Formen in den Ofen treten liess. Auf der Hütte zu Lehrbach im Harz hatte man einen Vorherd zum Schöpfen, an welchen die Harzer Eisengiesser gewöhnt waren, auch am Kupolofen angebracht. -- William Clay liess sich im April 1857 einen Zugkupolofen patentieren, bei dem der Zug durch einen mit dem oberen Teile des Ofens verbundenen Exhaustor bewirkt wurde.
Charles C. Alger gab 1857 auch seinen Kupolöfen einen ellip- tischen Querschnitt (Patent Nr. 2614 und 2347).
Gegen Ende der 50 er Jahre gab man die Winderhitzung bei den Kupolöfen, der man früher so viel Wert beigelegt hatte, allgemein auf, besonders bei dem Betriebe mit Koks und zwar 1. wegen der starken Abnutzung der Kernschächte, indem die feuerfesten Steine zu rasch wegschmolzen, und 2. wegen des zu raschen Gichtenwechsels bei grösseren Öfen und stärkeren Gebläsen, wodurch das Eisen unge- nügend vorbereitet vor die Formen kam, ungleich schmolz und sich nicht mischte; 3. weil sich die Beschaffenheit des Roheisens durch die hohe Temperatur änderte, indem dabei Frischen eintrat.
Sehr bewährten sich dagegen die Ventilatorgebläse1), die in England und Frankreich allgemein in Anwendung kamen und auch in Deutschland mehr und mehr Eingang fanden. Die grosse Menge wenig gepressten Windes, welche dieselben den Öfen zuführten, wirkte viel besser als die geringe Menge heisser hochgespannter Luft, welche die Cylindergebläse durch enge Düsen in die Kupolöfen gepresst hatten. Um die Konstruktion der Ventilatoren erwarben sich Nasmyth durch sein geradschaufliges und Lloyd durch sein krummschaufliges Windradgebläse, Fig. 291, in England, sowie Redtenbacher und Rittinger in Deutschland besondere Verdienste.
In England benutzte man allgemein bereits die Erfahrung, dass man durch Gattieren verschiedener Eisensorten bessere Güsse und festeres Eisen erzielte, als bei Verwendung von nur einer Sorte.
Auch die Beobachtung, dass Giessereieisen durch bis zu einer gewissen Grenze wiederholtes Umschmelzen fester werde, war für den Giessereibetrieb von Wichtigkeit.
Price und Nicholson, die wie Jannoyer in dem Silicium den grössten Feind des Gusseisens sahen, nahmen am 5. Mai 1856 ein Patent, dasselbe durch Zusatz von siliciumfreiem Fein- oder Rein-
1) Wichtige Arbeit über dieselben von G. Rittinger, Centrifugalventilatoren und Centrifugalpumpen. Wien 1858; und Guettier, de la fonderie, p. 174 etc.
Eisengieſserei 1851 bis 1860.
sondern ihn in einen ringförmigen Kasten, der die Ofenwand umgab, leitete und aus diesem durch Formen in den Ofen treten lieſs. Auf der Hütte zu Lehrbach im Harz hatte man einen Vorherd zum Schöpfen, an welchen die Harzer Eisengieſser gewöhnt waren, auch am Kupolofen angebracht. — William Clay lieſs sich im April 1857 einen Zugkupolofen patentieren, bei dem der Zug durch einen mit dem oberen Teile des Ofens verbundenen Exhaustor bewirkt wurde.
Charles C. Alger gab 1857 auch seinen Kupolöfen einen ellip- tischen Querschnitt (Patent Nr. 2614 und 2347).
Gegen Ende der 50 er Jahre gab man die Winderhitzung bei den Kupolöfen, der man früher so viel Wert beigelegt hatte, allgemein auf, besonders bei dem Betriebe mit Koks und zwar 1. wegen der starken Abnutzung der Kernschächte, indem die feuerfesten Steine zu rasch wegschmolzen, und 2. wegen des zu raschen Gichtenwechsels bei gröſseren Öfen und stärkeren Gebläsen, wodurch das Eisen unge- nügend vorbereitet vor die Formen kam, ungleich schmolz und sich nicht mischte; 3. weil sich die Beschaffenheit des Roheisens durch die hohe Temperatur änderte, indem dabei Frischen eintrat.
Sehr bewährten sich dagegen die Ventilatorgebläse1), die in England und Frankreich allgemein in Anwendung kamen und auch in Deutschland mehr und mehr Eingang fanden. Die groſse Menge wenig gepreſsten Windes, welche dieselben den Öfen zuführten, wirkte viel besser als die geringe Menge heiſser hochgespannter Luft, welche die Cylindergebläse durch enge Düsen in die Kupolöfen gepreſst hatten. Um die Konstruktion der Ventilatoren erwarben sich Nasmyth durch sein geradschaufliges und Lloyd durch sein krummschaufliges Windradgebläse, Fig. 291, in England, sowie Redtenbacher und Rittinger in Deutschland besondere Verdienste.
In England benutzte man allgemein bereits die Erfahrung, daſs man durch Gattieren verschiedener Eisensorten bessere Güsse und festeres Eisen erzielte, als bei Verwendung von nur einer Sorte.
Auch die Beobachtung, daſs Gieſsereieisen durch bis zu einer gewissen Grenze wiederholtes Umschmelzen fester werde, war für den Gieſsereibetrieb von Wichtigkeit.
Price und Nicholson, die wie Jannoyer in dem Silicium den gröſsten Feind des Guſseisens sahen, nahmen am 5. Mai 1856 ein Patent, dasselbe durch Zusatz von siliciumfreiem Fein- oder Rein-
1) Wichtige Arbeit über dieselben von G. Rittinger, Centrifugalventilatoren und Centrifugalpumpen. Wien 1858; und Guettier, de la fonderie, p. 174 etc.
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Eisengieſserei 1851 bis 1860.
sondern ihn in einen ringförmigen Kasten, der die Ofenwand umgab,
leitete und aus diesem durch Formen in den Ofen treten lieſs. Auf
der Hütte zu Lehrbach im Harz hatte man einen Vorherd zum
Schöpfen, an welchen die Harzer Eisengieſser gewöhnt waren, auch
am Kupolofen angebracht. — William Clay lieſs sich im April 1857
einen Zugkupolofen patentieren, bei dem der Zug durch einen mit
dem oberen Teile des Ofens verbundenen Exhaustor bewirkt wurde.
Charles C. Alger gab 1857 auch seinen Kupolöfen einen ellip-
tischen Querschnitt (Patent Nr. 2614 und 2347).
Gegen Ende der 50 er Jahre gab man die Winderhitzung bei den
Kupolöfen, der man früher so viel Wert beigelegt hatte, allgemein
auf, besonders bei dem Betriebe mit Koks und zwar 1. wegen der
starken Abnutzung der Kernschächte, indem die feuerfesten Steine zu
rasch wegschmolzen, und 2. wegen des zu raschen Gichtenwechsels bei
gröſseren Öfen und stärkeren Gebläsen, wodurch das Eisen unge-
nügend vorbereitet vor die Formen kam, ungleich schmolz und sich
nicht mischte; 3. weil sich die Beschaffenheit des Roheisens durch die
hohe Temperatur änderte, indem dabei Frischen eintrat.
Sehr bewährten sich dagegen die Ventilatorgebläse 1), die in
England und Frankreich allgemein in Anwendung kamen und auch
in Deutschland mehr und mehr Eingang fanden. Die groſse Menge
wenig gepreſsten Windes, welche dieselben den Öfen zuführten, wirkte
viel besser als die geringe Menge heiſser hochgespannter Luft, welche
die Cylindergebläse durch enge Düsen in die Kupolöfen gepreſst
hatten. Um die Konstruktion der Ventilatoren erwarben sich Nasmyth
durch sein geradschaufliges und Lloyd durch sein krummschaufliges
Windradgebläse, Fig. 291, in England, sowie Redtenbacher und
Rittinger in Deutschland besondere Verdienste.
In England benutzte man allgemein bereits die Erfahrung,
daſs man durch Gattieren verschiedener Eisensorten bessere Güsse
und festeres Eisen erzielte, als bei Verwendung von nur einer Sorte.
Auch die Beobachtung, daſs Gieſsereieisen durch bis zu einer
gewissen Grenze wiederholtes Umschmelzen fester werde, war für den
Gieſsereibetrieb von Wichtigkeit.
Price und Nicholson, die wie Jannoyer in dem Silicium den
gröſsten Feind des Guſseisens sahen, nahmen am 5. Mai 1856 ein
Patent, dasselbe durch Zusatz von siliciumfreiem Fein- oder Rein-
1) Wichtige Arbeit über dieselben von G. Rittinger, Centrifugalventilatoren
und Centrifugalpumpen. Wien 1858; und Guettier, de la fonderie, p. 174 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/860>, abgerufen am 22.11.2024.
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