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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Henry Bessemer und seine Erfindung.

In Fig. 332 (a. v. S.) ist der von Bessemer beschriebene Apparat
in verschiedenen Ansichten und Stellungen wiedergegeben, in dem
sich die charakteristischen Eigentümlichkeiten des späteren Konverters
bereits vorfinden, die Aufhängung in gelagerten Achsen, die Zu-
führung des Windes durch die hohle Achse und der Eintritt des
Windes am Boden des runden Gefässes durch eingesetzte Formen aus
feuerfestem Thon. Auf der anderen Seite zeigt die Konstruktion
noch eine gewisse Unbeholfenheit, namentlich hinsichtlich der Dreh-
bewegung des Konverters, der, um entleert zu werden, ganz herum-
geschwenkt werden muss, was bei grösseren Einsätzen einen grossen
Kraftaufwand erfordern würde.

Auch in diesem Patent formuliert Bessemer nochmals den
Grundgedanken und das Wesentliche seiner Erfindung 1), welche darin
bestehe, dass Ströme von Sauerstoff (in atmosphärischer Luft oder
sonstwie) auf eine Masse von flüssigem Roh- oder Gusseisen in
geeigneten Gefässen und ohne Verwendung von Brennmaterial ein-
wirken und sie in flüssigen Stahl oder Schmiedeeisen umwandeln. Da
die Gussblöcke häufig blasig werden, so müssen sie nach Bessemer
unter Luppenpressen oder Hämmern bei Schweisshitze behandelt
werden, um die Wände der Hohlräume zusammenzudrücken und zu
schweissen.

Um feinere Stahlsorten zu erzeugen, solle man das entkohlte
Metall in Wasser giessen, die Granalien in aufrechtstehenden Retorten
cementieren und den cementierten Stahl in Tiegeln zu Gussstahl um-
schmelzen.

In dem folgenden Patent vom 15. März 1856 sind verschiedene
Methoden der Ausführung von Bessemers Prozess besprochen und
zwar unter Benutzung der in der Eisenindustrie gebräuchlichen Schmelz-
öfen. Es wird vorgeschlagen, die Operation im Herd des Hochofens,
im Kupolofen oder im Frischherd (Feineisenfeuer) vorzunehmen, wobei
man nur noch besondere Blaseformen für das Durchblasen des Windes
durch das flüssige Eisen anbringen müsse. Ausserdem giebt er neue
Konstruktionen von geschlossenen Öfen an, die wir zum Teil später be-
schreiben werden. Da leicht ein Übergaren stattfindet, so schlägt
Bessemer vor, nach Beendigung des Prozesses gekohlte Gase durch-

1) ... my Invention which I declare to consist in acting on a mass of melted
crude or cast iron when in a suitable vessel by streams of oxygen (contained in
atmospheric air or otherwise) and without the further consumption of fuel for
heating the vessel or the iron to convert such fluid crude or cast iron into steel
or malleable iron.
Henry Bessemer und seine Erfindung.

In Fig. 332 (a. v. S.) ist der von Bessemer beschriebene Apparat
in verschiedenen Ansichten und Stellungen wiedergegeben, in dem
sich die charakteristischen Eigentümlichkeiten des späteren Konverters
bereits vorfinden, die Aufhängung in gelagerten Achsen, die Zu-
führung des Windes durch die hohle Achse und der Eintritt des
Windes am Boden des runden Gefäſses durch eingesetzte Formen aus
feuerfestem Thon. Auf der anderen Seite zeigt die Konstruktion
noch eine gewisse Unbeholfenheit, namentlich hinsichtlich der Dreh-
bewegung des Konverters, der, um entleert zu werden, ganz herum-
geschwenkt werden muſs, was bei gröſseren Einsätzen einen groſsen
Kraftaufwand erfordern würde.

Auch in diesem Patent formuliert Bessemer nochmals den
Grundgedanken und das Wesentliche seiner Erfindung 1), welche darin
bestehe, daſs Ströme von Sauerstoff (in atmosphärischer Luft oder
sonstwie) auf eine Masse von flüssigem Roh- oder Guſseisen in
geeigneten Gefäſsen und ohne Verwendung von Brennmaterial ein-
wirken und sie in flüssigen Stahl oder Schmiedeeisen umwandeln. Da
die Guſsblöcke häufig blasig werden, so müssen sie nach Bessemer
unter Luppenpressen oder Hämmern bei Schweiſshitze behandelt
werden, um die Wände der Hohlräume zusammenzudrücken und zu
schweiſsen.

Um feinere Stahlsorten zu erzeugen, solle man das entkohlte
Metall in Wasser gieſsen, die Granalien in aufrechtstehenden Retorten
cementieren und den cementierten Stahl in Tiegeln zu Guſsstahl um-
schmelzen.

In dem folgenden Patent vom 15. März 1856 sind verschiedene
Methoden der Ausführung von Bessemers Prozeſs besprochen und
zwar unter Benutzung der in der Eisenindustrie gebräuchlichen Schmelz-
öfen. Es wird vorgeschlagen, die Operation im Herd des Hochofens,
im Kupolofen oder im Frischherd (Feineisenfeuer) vorzunehmen, wobei
man nur noch besondere Blaseformen für das Durchblasen des Windes
durch das flüssige Eisen anbringen müsse. Auſserdem giebt er neue
Konstruktionen von geschlossenen Öfen an, die wir zum Teil später be-
schreiben werden. Da leicht ein Übergaren stattfindet, so schlägt
Bessemer vor, nach Beendigung des Prozesses gekohlte Gase durch-

1) … my Invention which I declare to consist in acting on a mass of melted
crude or cast iron when in a suitable vessel by streams of oxygen (contained in
atmospheric air or otherwise) and without the further consumption of fuel for
heating the vessel or the iron to convert such fluid crude or cast iron into steel
or malleable iron.
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[920/0936] Henry Bessemer und seine Erfindung. In Fig. 332 (a. v. S.) ist der von Bessemer beschriebene Apparat in verschiedenen Ansichten und Stellungen wiedergegeben, in dem sich die charakteristischen Eigentümlichkeiten des späteren Konverters bereits vorfinden, die Aufhängung in gelagerten Achsen, die Zu- führung des Windes durch die hohle Achse und der Eintritt des Windes am Boden des runden Gefäſses durch eingesetzte Formen aus feuerfestem Thon. Auf der anderen Seite zeigt die Konstruktion noch eine gewisse Unbeholfenheit, namentlich hinsichtlich der Dreh- bewegung des Konverters, der, um entleert zu werden, ganz herum- geschwenkt werden muſs, was bei gröſseren Einsätzen einen groſsen Kraftaufwand erfordern würde. Auch in diesem Patent formuliert Bessemer nochmals den Grundgedanken und das Wesentliche seiner Erfindung 1), welche darin bestehe, daſs Ströme von Sauerstoff (in atmosphärischer Luft oder sonstwie) auf eine Masse von flüssigem Roh- oder Guſseisen in geeigneten Gefäſsen und ohne Verwendung von Brennmaterial ein- wirken und sie in flüssigen Stahl oder Schmiedeeisen umwandeln. Da die Guſsblöcke häufig blasig werden, so müssen sie nach Bessemer unter Luppenpressen oder Hämmern bei Schweiſshitze behandelt werden, um die Wände der Hohlräume zusammenzudrücken und zu schweiſsen. Um feinere Stahlsorten zu erzeugen, solle man das entkohlte Metall in Wasser gieſsen, die Granalien in aufrechtstehenden Retorten cementieren und den cementierten Stahl in Tiegeln zu Guſsstahl um- schmelzen. In dem folgenden Patent vom 15. März 1856 sind verschiedene Methoden der Ausführung von Bessemers Prozeſs besprochen und zwar unter Benutzung der in der Eisenindustrie gebräuchlichen Schmelz- öfen. Es wird vorgeschlagen, die Operation im Herd des Hochofens, im Kupolofen oder im Frischherd (Feineisenfeuer) vorzunehmen, wobei man nur noch besondere Blaseformen für das Durchblasen des Windes durch das flüssige Eisen anbringen müsse. Auſserdem giebt er neue Konstruktionen von geschlossenen Öfen an, die wir zum Teil später be- schreiben werden. Da leicht ein Übergaren stattfindet, so schlägt Bessemer vor, nach Beendigung des Prozesses gekohlte Gase durch- 1) … my Invention which I declare to consist in acting on a mass of melted crude or cast iron when in a suitable vessel by streams of oxygen (contained in atmospheric air or otherwise) and without the further consumption of fuel for heating the vessel or the iron to convert such fluid crude or cast iron into steel or malleable iron.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/936>, abgerufen am 22.11.2024.