Bessemern. Letzterer kann in einem besonderen Gefässe oder auch in demselben mit dem Schüttelprozess abwechselnd ausgeführt werden. Roheisen aus reinen Erzen oder solches, welches Mangan enthält, ist vorzuziehen. Für den Entkohlungsprozess empfiehlt Bessemer die Anwendung eines auf dem Metall schwimmenden Ziegelsteines zur Zurückhaltung der strahlenden Wärme. Ferner schlägt er vor, das Flusseisen nach dem Ausgiessen in die Form umzurühren, bis es fest wird, oder erst flüssige Schlacke in die Form zu schütten und hier- auf das Metall so zu giessen, dass es in Tropfen- oder Körnerform in die Schlacke gelangt und mit dieser dann ein inniges Gemenge bildet. Dieses Gemenge wird dann gepresst oder erhitzt und aus- gewalzt. Auch diese Operation bezweckt eine weitere Reinigung des Metalls.
In einem anderen Patent vom 18. November 1856 tritt der Gedanke des eigentlichen Bessemerns in den Hintergrund und beschreibt das Patent ein kombiniertes Puddelverfahren in einem Ofen, welcher gleichzeitig drei Herde enthält: auf dem einen wird gepuddelt, auf dem anderen wird Roheisen eingeschmolzen und gefeint und auf dem dritten wird eine künstliche Garschlacke erzeugt.
Wir sehen, dass die Patente, welche Bessemer nach seinem Vortrage in Cheltenham nahm, sich mehr von dem eigentlichen Wind- frischen entfernen. Der Grund hiervon lag darin, dass die Versuche, welche alsbald nach Bessemers Vortrag in grösserem Massstabe aus- geführt wurden, doch auch den Erwartungen Bessemers nicht ent- sprachen. Sie waren eine Enttäuschung nicht nur für die hoch- gespannten Hoffnungen des Publikums, sondern auch für Bessemer selbst. Deshalb liess er den Gedanken, dass sein Verfahren den Puddelprozess ersetzen und verdrängen sollte, einstweilen teilweise fallen und suchte ihn mit dem Puddelprozess zu verbinden. Es waren dies Zugeständnisse, die er dem herrschenden Vorurteil machte.
Nach dem Vortrag Bessemers an der British Association ver- breitete sich rasch die Nachricht von der neuen Erfindung in Europa und Amerika. Auf vielen Hüttenwerken machte man Versuche mit dem scheinbar so einfachen Prozess, und auf den meisten Werken misslangen dieselben. Der Grund lag darin, dass man die Versuche fast überall mit ganz ungenügenden Hülfsmitteln, namentlich mit viel zu schwachen Gebläsen und zu kleinen Einsätzen ausführte. Ein anderer Grund lag darin, dass man jede beliebige Sorte Roheisen dazu nahm und von dem schlechtesten Roheisen besten Stahl erwartete. Bessemer selbst hatte bis dahin keine genügende Erfahrung ge-
Henry Bessemer und seine Erfindung.
Bessemern. Letzterer kann in einem besonderen Gefäſse oder auch in demselben mit dem Schüttelprozeſs abwechselnd ausgeführt werden. Roheisen aus reinen Erzen oder solches, welches Mangan enthält, ist vorzuziehen. Für den Entkohlungsprozeſs empfiehlt Bessemer die Anwendung eines auf dem Metall schwimmenden Ziegelsteines zur Zurückhaltung der strahlenden Wärme. Ferner schlägt er vor, das Fluſseisen nach dem Ausgieſsen in die Form umzurühren, bis es fest wird, oder erst flüssige Schlacke in die Form zu schütten und hier- auf das Metall so zu gieſsen, daſs es in Tropfen- oder Körnerform in die Schlacke gelangt und mit dieser dann ein inniges Gemenge bildet. Dieses Gemenge wird dann gepreſst oder erhitzt und aus- gewalzt. Auch diese Operation bezweckt eine weitere Reinigung des Metalls.
In einem anderen Patent vom 18. November 1856 tritt der Gedanke des eigentlichen Bessemerns in den Hintergrund und beschreibt das Patent ein kombiniertes Puddelverfahren in einem Ofen, welcher gleichzeitig drei Herde enthält: auf dem einen wird gepuddelt, auf dem anderen wird Roheisen eingeschmolzen und gefeint und auf dem dritten wird eine künstliche Garschlacke erzeugt.
Wir sehen, daſs die Patente, welche Bessemer nach seinem Vortrage in Cheltenham nahm, sich mehr von dem eigentlichen Wind- frischen entfernen. Der Grund hiervon lag darin, daſs die Versuche, welche alsbald nach Bessemers Vortrag in gröſserem Maſsstabe aus- geführt wurden, doch auch den Erwartungen Bessemers nicht ent- sprachen. Sie waren eine Enttäuschung nicht nur für die hoch- gespannten Hoffnungen des Publikums, sondern auch für Bessemer selbst. Deshalb lieſs er den Gedanken, daſs sein Verfahren den Puddelprozeſs ersetzen und verdrängen sollte, einstweilen teilweise fallen und suchte ihn mit dem Puddelprozeſs zu verbinden. Es waren dies Zugeständnisse, die er dem herrschenden Vorurteil machte.
Nach dem Vortrag Bessemers an der British Association ver- breitete sich rasch die Nachricht von der neuen Erfindung in Europa und Amerika. Auf vielen Hüttenwerken machte man Versuche mit dem scheinbar so einfachen Prozeſs, und auf den meisten Werken miſslangen dieselben. Der Grund lag darin, daſs man die Versuche fast überall mit ganz ungenügenden Hülfsmitteln, namentlich mit viel zu schwachen Gebläsen und zu kleinen Einsätzen ausführte. Ein anderer Grund lag darin, daſs man jede beliebige Sorte Roheisen dazu nahm und von dem schlechtesten Roheisen besten Stahl erwartete. Bessemer selbst hatte bis dahin keine genügende Erfahrung ge-
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Henry Bessemer und seine Erfindung.
Bessemern. Letzterer kann in einem besonderen Gefäſse oder auch
in demselben mit dem Schüttelprozeſs abwechselnd ausgeführt werden.
Roheisen aus reinen Erzen oder solches, welches Mangan enthält, ist
vorzuziehen. Für den Entkohlungsprozeſs empfiehlt Bessemer die
Anwendung eines auf dem Metall schwimmenden Ziegelsteines zur
Zurückhaltung der strahlenden Wärme. Ferner schlägt er vor, das
Fluſseisen nach dem Ausgieſsen in die Form umzurühren, bis es fest
wird, oder erst flüssige Schlacke in die Form zu schütten und hier-
auf das Metall so zu gieſsen, daſs es in Tropfen- oder Körnerform
in die Schlacke gelangt und mit dieser dann ein inniges Gemenge
bildet. Dieses Gemenge wird dann gepreſst oder erhitzt und aus-
gewalzt. Auch diese Operation bezweckt eine weitere Reinigung des
Metalls.
In einem anderen Patent vom 18. November 1856 tritt der Gedanke
des eigentlichen Bessemerns in den Hintergrund und beschreibt das
Patent ein kombiniertes Puddelverfahren in einem Ofen, welcher
gleichzeitig drei Herde enthält: auf dem einen wird gepuddelt, auf
dem anderen wird Roheisen eingeschmolzen und gefeint und auf dem
dritten wird eine künstliche Garschlacke erzeugt.
Wir sehen, daſs die Patente, welche Bessemer nach seinem
Vortrage in Cheltenham nahm, sich mehr von dem eigentlichen Wind-
frischen entfernen. Der Grund hiervon lag darin, daſs die Versuche,
welche alsbald nach Bessemers Vortrag in gröſserem Maſsstabe aus-
geführt wurden, doch auch den Erwartungen Bessemers nicht ent-
sprachen. Sie waren eine Enttäuschung nicht nur für die hoch-
gespannten Hoffnungen des Publikums, sondern auch für Bessemer
selbst. Deshalb lieſs er den Gedanken, daſs sein Verfahren den
Puddelprozeſs ersetzen und verdrängen sollte, einstweilen teilweise
fallen und suchte ihn mit dem Puddelprozeſs zu verbinden. Es waren
dies Zugeständnisse, die er dem herrschenden Vorurteil machte.
Nach dem Vortrag Bessemers an der British Association ver-
breitete sich rasch die Nachricht von der neuen Erfindung in Europa
und Amerika. Auf vielen Hüttenwerken machte man Versuche mit
dem scheinbar so einfachen Prozeſs, und auf den meisten Werken
miſslangen dieselben. Der Grund lag darin, daſs man die Versuche
fast überall mit ganz ungenügenden Hülfsmitteln, namentlich mit viel
zu schwachen Gebläsen und zu kleinen Einsätzen ausführte. Ein
anderer Grund lag darin, daſs man jede beliebige Sorte Roheisen dazu
nahm und von dem schlechtesten Roheisen besten Stahl erwartete.
Bessemer selbst hatte bis dahin keine genügende Erfahrung ge-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 924. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/940>, abgerufen am 22.11.2024.
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