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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Hochöfen 1801 bis 1815.
aber die Natur und Zusammensetzung der Erze, der Zuschläge und
des Brennmaterials nicht berücksichtigte, hatten diese Vergleichungen
keinen grossen Nutzen. Indessen war es natürlich, dass sie angestellt
wurden, und gerade im Anfange dieses Jahrhunderts beschäftigten sich
die Metallurgen mit Vorliebe mit solchen vergleichenden Zusammen-
stellungen. Besonders war es von Marcher, welcher mit grossem
Fleisse Material hierfür sammelte und 117 Hochöfen nach ihren
Hauptmassen, ihrer Produktion u. s. w. beschrieb und in vergleichenden
Tabellen zusammenstellte. Diese Tabellen haben mehr einen histo-
rischen als einen praktischen Wert, immerhin waren es wichtige
Bausteine für den Ausbau der Hüttenkunde. von Marcher führt
viele Beispiele auf, dass die Erhöhung eines Ofens auch die Erhöhung
der Produktion zur Folge hatte 1). Ebenso sollte die Erhöhung mit
einer Ersparnis an Kohlen Hand in Hand gehen. von Marcher
stellte sogar eine Tabelle auf, wonach die Erhöhung eines Hochofens
um je 2 Fuss in den Grenzen zwischen 12 und 26 Fuss eine Erspar-
nis von je 1/16 an Kohle zur Folge hätte 2).

Keineswegs geht aus von Marchers Tabellen hervor, dass die
Grösse der Produktion und der Kohlenverbrauch in unmittelbarer
Abhängigkeit von der Höhe der Öfen stehen. Vergleicht man die
grosse Zahl Flossöfen von Steiermark und Kärnten, welche v. Marcher
zusammengestellt hat, so sieht man, dass der Kohlenverbrauch für
100 Gewichtstle. erzeugtes Roheisen durchaus nicht immer mit der
Höhe abnimmt. Die Höhe von 34 dieser Öfen schwankt zwischen
161/2 und 35 Fuss. Der höchste derselben, der von Treybach in
Kärnten, mit zwei Blaseformen und 112 Ctr. Produktion, verbrauchte
125 Tle. Holzkohlen auf 100 Tle. Eisen, während ein Ofen von Rettel-
stein in Steiermark von 20 Fuss (6,52 m) Höhe nur 66 Tle. Kohlen
verbrannte. Wie verschieden aber der Kohlenverbrauch bei gleicher
Ofenhöhe war, beweist folgendes: Sechs Hochöfen von 20 Fuss Höhe,
nämlich zwei der Familie Rauscher, einer zu St. Leonhard, einer
zu St. Gertrud in Kärnten, einer von Vordernberg und einer von
Rettelstein in Steiermark, verbrauchten 117, 110, 260, 299, 117 und
66 Tle. Kohlen auf 100 Tle. Eisen. War die Verschiedenheit des
Kohlenverbrauchs schon gross bei der Verschmelzung ähnlicher Erze
und ähnlicher Kohlen, wie dies in Kärnten und Steiermark der Fall
war, so war sie noch grösser bei der Verschmelzung verschiedener
Erze in verschiedenen Ländern. Dies zeigen nachstehende Tabellen.

1) Siehe von Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Teil, Bd. III, S. 12.
2) A. a. O., S. 37.

Hochöfen 1801 bis 1815.
aber die Natur und Zusammensetzung der Erze, der Zuschläge und
des Brennmaterials nicht berücksichtigte, hatten diese Vergleichungen
keinen groſsen Nutzen. Indessen war es natürlich, daſs sie angestellt
wurden, und gerade im Anfange dieses Jahrhunderts beschäftigten sich
die Metallurgen mit Vorliebe mit solchen vergleichenden Zusammen-
stellungen. Besonders war es von Marcher, welcher mit groſsem
Fleiſse Material hierfür sammelte und 117 Hochöfen nach ihren
Hauptmaſsen, ihrer Produktion u. s. w. beschrieb und in vergleichenden
Tabellen zusammenstellte. Diese Tabellen haben mehr einen histo-
rischen als einen praktischen Wert, immerhin waren es wichtige
Bausteine für den Ausbau der Hüttenkunde. von Marcher führt
viele Beispiele auf, daſs die Erhöhung eines Ofens auch die Erhöhung
der Produktion zur Folge hatte 1). Ebenso sollte die Erhöhung mit
einer Ersparnis an Kohlen Hand in Hand gehen. von Marcher
stellte sogar eine Tabelle auf, wonach die Erhöhung eines Hochofens
um je 2 Fuſs in den Grenzen zwischen 12 und 26 Fuſs eine Erspar-
nis von je 1/16 an Kohle zur Folge hätte 2).

Keineswegs geht aus von Marchers Tabellen hervor, daſs die
Gröſse der Produktion und der Kohlenverbrauch in unmittelbarer
Abhängigkeit von der Höhe der Öfen stehen. Vergleicht man die
groſse Zahl Floſsöfen von Steiermark und Kärnten, welche v. Marcher
zusammengestellt hat, so sieht man, daſs der Kohlenverbrauch für
100 Gewichtstle. erzeugtes Roheisen durchaus nicht immer mit der
Höhe abnimmt. Die Höhe von 34 dieser Öfen schwankt zwischen
16½ und 35 Fuſs. Der höchste derselben, der von Treybach in
Kärnten, mit zwei Blaseformen und 112 Ctr. Produktion, verbrauchte
125 Tle. Holzkohlen auf 100 Tle. Eisen, während ein Ofen von Rettel-
stein in Steiermark von 20 Fuſs (6,52 m) Höhe nur 66 Tle. Kohlen
verbrannte. Wie verschieden aber der Kohlenverbrauch bei gleicher
Ofenhöhe war, beweist folgendes: Sechs Hochöfen von 20 Fuſs Höhe,
nämlich zwei der Familie Rauscher, einer zu St. Leonhard, einer
zu St. Gertrud in Kärnten, einer von Vordernberg und einer von
Rettelstein in Steiermark, verbrauchten 117, 110, 260, 299, 117 und
66 Tle. Kohlen auf 100 Tle. Eisen. War die Verschiedenheit des
Kohlenverbrauchs schon groſs bei der Verschmelzung ähnlicher Erze
und ähnlicher Kohlen, wie dies in Kärnten und Steiermark der Fall
war, so war sie noch gröſser bei der Verschmelzung verschiedener
Erze in verschiedenen Ländern. Dies zeigen nachstehende Tabellen.

1) Siehe von Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Teil, Bd. III, S. 12.
2) A. a. O., S. 37.
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[79/0095] Hochöfen 1801 bis 1815. aber die Natur und Zusammensetzung der Erze, der Zuschläge und des Brennmaterials nicht berücksichtigte, hatten diese Vergleichungen keinen groſsen Nutzen. Indessen war es natürlich, daſs sie angestellt wurden, und gerade im Anfange dieses Jahrhunderts beschäftigten sich die Metallurgen mit Vorliebe mit solchen vergleichenden Zusammen- stellungen. Besonders war es von Marcher, welcher mit groſsem Fleiſse Material hierfür sammelte und 117 Hochöfen nach ihren Hauptmaſsen, ihrer Produktion u. s. w. beschrieb und in vergleichenden Tabellen zusammenstellte. Diese Tabellen haben mehr einen histo- rischen als einen praktischen Wert, immerhin waren es wichtige Bausteine für den Ausbau der Hüttenkunde. von Marcher führt viele Beispiele auf, daſs die Erhöhung eines Ofens auch die Erhöhung der Produktion zur Folge hatte 1). Ebenso sollte die Erhöhung mit einer Ersparnis an Kohlen Hand in Hand gehen. von Marcher stellte sogar eine Tabelle auf, wonach die Erhöhung eines Hochofens um je 2 Fuſs in den Grenzen zwischen 12 und 26 Fuſs eine Erspar- nis von je 1/16 an Kohle zur Folge hätte 2). Keineswegs geht aus von Marchers Tabellen hervor, daſs die Gröſse der Produktion und der Kohlenverbrauch in unmittelbarer Abhängigkeit von der Höhe der Öfen stehen. Vergleicht man die groſse Zahl Floſsöfen von Steiermark und Kärnten, welche v. Marcher zusammengestellt hat, so sieht man, daſs der Kohlenverbrauch für 100 Gewichtstle. erzeugtes Roheisen durchaus nicht immer mit der Höhe abnimmt. Die Höhe von 34 dieser Öfen schwankt zwischen 16½ und 35 Fuſs. Der höchste derselben, der von Treybach in Kärnten, mit zwei Blaseformen und 112 Ctr. Produktion, verbrauchte 125 Tle. Holzkohlen auf 100 Tle. Eisen, während ein Ofen von Rettel- stein in Steiermark von 20 Fuſs (6,52 m) Höhe nur 66 Tle. Kohlen verbrannte. Wie verschieden aber der Kohlenverbrauch bei gleicher Ofenhöhe war, beweist folgendes: Sechs Hochöfen von 20 Fuſs Höhe, nämlich zwei der Familie Rauscher, einer zu St. Leonhard, einer zu St. Gertrud in Kärnten, einer von Vordernberg und einer von Rettelstein in Steiermark, verbrauchten 117, 110, 260, 299, 117 und 66 Tle. Kohlen auf 100 Tle. Eisen. War die Verschiedenheit des Kohlenverbrauchs schon groſs bei der Verschmelzung ähnlicher Erze und ähnlicher Kohlen, wie dies in Kärnten und Steiermark der Fall war, so war sie noch gröſser bei der Verschmelzung verschiedener Erze in verschiedenen Ländern. Dies zeigen nachstehende Tabellen. 1) Siehe von Marcher, Beiträge zur Eisenhüttenkunde, I. Teil, Bd. III, S. 12. 2) A. a. O., S. 37.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/95>, abgerufen am 29.11.2024.