Ferromangan wurde damals zu Terre-Noire in der Weise dar- gestellt, dass gefälltes Manganoxyd von Chlorkalkfabriken mit ge- pulverten Moktaerzen und 15 Prozent Steinkohlenstaub gemengt zu Briketts geformt, in einem Four dormant (Glühofen) erhitzt und heiss in den Siemensofen eingetragen wurde. Beim Beginn des Schmelzens wurde etwas Spiegeleisen zugesetzt. Die Herstellungskosten von 50 prozentigem Ferromangan betrugen 800 bis 900 Frcs. für die Tonne, der Verkaufspreis 2000 Frcs.1). 1874 begann man zu St.-Louis bei Marseille und zu Montlucon-Fourchambault Ferromangan im Hoch- ofen zu erblasen. 1875 ging auch Terre-Noire hierzu über.
Espinasses Rührapparat war 1875 zu Firminy bei neun Puddelöfen erfolgreich in Anwendung. Menessiers Puddelofen mit schwingendem Cylinder, der 1874 patentiert worden war, befand sich 1876 auf dem Eisenwerke von Onzion in Betrieb. In diesem Jahre machte Gautier zu Terre-Noire Versuche, dichte Flussstahlblöcke durch Pressen, mit grösserem Erfolg aber durch Zusatz von Mangan- silicid zu erhalten.
1877 kam zu Creuzot der Riesendampfhammer von 70 Tonnen Fallgewicht und 5500 mm Hub, der Krupps 1000-Centner-Hammer um das Doppelte an Leistungsfähigkeit übertraf, in Betrieb. Zu Terre-Noire gewann man unter Pourcels Leitung Ferromangan im Hochofen. Man erzeugte 42 Tonnen von 74 bis 82 Prozent Mangan- gehalt mit Wind von 750° C. Hier führte man ferner statt der Siemens-Martin-Öfen Pernot-Öfen ein. Zu Maubenge im Departement du Nord wurde der Hamoirprozess, bei dem ein Vorfrischen des Roheisens durch Durchblasen heisser Luft im Tellerofen stattfand, versucht, doch erfüllte sich die Hoffnung, durch ihn mit Erfolg den Bessemerprozess zu ersetzen, nicht. -- Seit 1877 schmolz Henry A. Brustlein Chromstahl (Ferrochrom) für Geschosse. In Unieux wurde seit 1878 von Holtzer & Co. Chromstahl im grossen ver- wendet.
1878 fand die dritte Weltausstellung in Paris statt, welche einen guten Überblick der Fortschritte der französischen Eisenindustrie gewährte. Zunächst fiel dabei die bessere Qualität des Eisens auf, teils infolge der Verwendung reinerer fremder Erze, teils infolge besserer Frischverfahren. Die Extrasorten von Stahl und Stahllegierungen, worin Frankreich sich auszeichnete, haben wir bereits angeführt. Holtzer, Dorian & Co. zu Unieux bei St.-Etienne und Terre-Noire stellten
1) Stahl und Eisen 1890, S. 321.
Frankreich.
Ferromangan wurde damals zu Terre-Noire in der Weise dar- gestellt, daſs gefälltes Manganoxyd von Chlorkalkfabriken mit ge- pulverten Moktaerzen und 15 Prozent Steinkohlenstaub gemengt zu Briketts geformt, in einem Four dormant (Glühofen) erhitzt und heiſs in den Siemensofen eingetragen wurde. Beim Beginn des Schmelzens wurde etwas Spiegeleisen zugesetzt. Die Herstellungskosten von 50 prozentigem Ferromangan betrugen 800 bis 900 Frcs. für die Tonne, der Verkaufspreis 2000 Frcs.1). 1874 begann man zu St.-Louis bei Marseille und zu Montluçon-Fourchambault Ferromangan im Hoch- ofen zu erblasen. 1875 ging auch Terre-Noire hierzu über.
Espinasses Rührapparat war 1875 zu Firminy bei neun Puddelöfen erfolgreich in Anwendung. Menessiers Puddelofen mit schwingendem Cylinder, der 1874 patentiert worden war, befand sich 1876 auf dem Eisenwerke von Onzion in Betrieb. In diesem Jahre machte Gautier zu Terre-Noire Versuche, dichte Fluſsstahlblöcke durch Pressen, mit gröſserem Erfolg aber durch Zusatz von Mangan- silicid zu erhalten.
1877 kam zu Creuzot der Riesendampfhammer von 70 Tonnen Fallgewicht und 5500 mm Hub, der Krupps 1000-Centner-Hammer um das Doppelte an Leistungsfähigkeit übertraf, in Betrieb. Zu Terre-Noire gewann man unter Pourcels Leitung Ferromangan im Hochofen. Man erzeugte 42 Tonnen von 74 bis 82 Prozent Mangan- gehalt mit Wind von 750° C. Hier führte man ferner statt der Siemens-Martin-Öfen Pernot-Öfen ein. Zu Maubenge im Departement du Nord wurde der Hamoirprozeſs, bei dem ein Vorfrischen des Roheisens durch Durchblasen heiſser Luft im Tellerofen stattfand, versucht, doch erfüllte sich die Hoffnung, durch ihn mit Erfolg den Bessemerprozeſs zu ersetzen, nicht. — Seit 1877 schmolz Henry A. Brustlein Chromstahl (Ferrochrom) für Geschosse. In Unieux wurde seit 1878 von Holtzer & Co. Chromstahl im groſsen ver- wendet.
1878 fand die dritte Weltausstellung in Paris statt, welche einen guten Überblick der Fortschritte der französischen Eisenindustrie gewährte. Zunächst fiel dabei die bessere Qualität des Eisens auf, teils infolge der Verwendung reinerer fremder Erze, teils infolge besserer Frischverfahren. Die Extrasorten von Stahl und Stahllegierungen, worin Frankreich sich auszeichnete, haben wir bereits angeführt. Holtzer, Dorian & Co. zu Unieux bei St.-Etienne und Terre-Noire stellten
1) Stahl und Eisen 1890, S. 321.
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Frankreich.
Ferromangan wurde damals zu Terre-Noire in der Weise dar-
gestellt, daſs gefälltes Manganoxyd von Chlorkalkfabriken mit ge-
pulverten Moktaerzen und 15 Prozent Steinkohlenstaub gemengt zu
Briketts geformt, in einem Four dormant (Glühofen) erhitzt und heiſs
in den Siemensofen eingetragen wurde. Beim Beginn des Schmelzens
wurde etwas Spiegeleisen zugesetzt. Die Herstellungskosten von
50 prozentigem Ferromangan betrugen 800 bis 900 Frcs. für die Tonne,
der Verkaufspreis 2000 Frcs. 1). 1874 begann man zu St.-Louis bei
Marseille und zu Montluçon-Fourchambault Ferromangan im Hoch-
ofen zu erblasen. 1875 ging auch Terre-Noire hierzu über.
Espinasses Rührapparat war 1875 zu Firminy bei neun
Puddelöfen erfolgreich in Anwendung. Menessiers Puddelofen mit
schwingendem Cylinder, der 1874 patentiert worden war, befand sich
1876 auf dem Eisenwerke von Onzion in Betrieb. In diesem Jahre
machte Gautier zu Terre-Noire Versuche, dichte Fluſsstahlblöcke
durch Pressen, mit gröſserem Erfolg aber durch Zusatz von Mangan-
silicid zu erhalten.
1877 kam zu Creuzot der Riesendampfhammer von 70 Tonnen
Fallgewicht und 5500 mm Hub, der Krupps 1000-Centner-Hammer
um das Doppelte an Leistungsfähigkeit übertraf, in Betrieb. Zu
Terre-Noire gewann man unter Pourcels Leitung Ferromangan im
Hochofen. Man erzeugte 42 Tonnen von 74 bis 82 Prozent Mangan-
gehalt mit Wind von 750° C. Hier führte man ferner statt der
Siemens-Martin-Öfen Pernot-Öfen ein. Zu Maubenge im Departement
du Nord wurde der Hamoirprozeſs, bei dem ein Vorfrischen des
Roheisens durch Durchblasen heiſser Luft im Tellerofen stattfand,
versucht, doch erfüllte sich die Hoffnung, durch ihn mit Erfolg den
Bessemerprozeſs zu ersetzen, nicht. — Seit 1877 schmolz Henry
A. Brustlein Chromstahl (Ferrochrom) für Geschosse. In Unieux
wurde seit 1878 von Holtzer & Co. Chromstahl im groſsen ver-
wendet.
1878 fand die dritte Weltausstellung in Paris statt, welche einen
guten Überblick der Fortschritte der französischen Eisenindustrie
gewährte. Zunächst fiel dabei die bessere Qualität des Eisens auf, teils
infolge der Verwendung reinerer fremder Erze, teils infolge besserer
Frischverfahren. Die Extrasorten von Stahl und Stahllegierungen, worin
Frankreich sich auszeichnete, haben wir bereits angeführt. Holtzer,
Dorian & Co. zu Unieux bei St.-Etienne und Terre-Noire stellten
1) Stahl und Eisen 1890, S. 321.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1087. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1103>, abgerufen am 23.11.2024.
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