von 10 bis 12 Tonnen Gewicht angestaunt, jetzt walzte man solche von 25 bis 30 Tonnen ohne Schwierigkeit.
Das Stahlwerk zu Firminy zeichnete sich durch seinen in Siemens- Schmelzöfen erzeugten Gussstahl aus. Die Hütte zu Chaleassiere führte das Modell eines Blechwalzwerkes mit hydraulischer Ausrückvorrichtung von Kitson und Chalas vor.
Zu der anregenden Ausstellung von Terre-Noire wurden folgende geschichtliche Daten mitgeteilt. 1862 war der Bessemerprozess, 1868 das Martinieren eingeführt worden. Seit 1873 machte man Schienen aus Phosphorstahl, seit 1875 Ferromangan; die Werke der Gesell- schaft Terre-Noire, Lavoulte und Basseges lagen in den Departements Loire, Ardeche und Gard. Sie umfassten ausser den Bergwerken 19 Hochöfen, 8 Bessemerwerke, 15 Martin- und 84 Puddelöfen u. s. w. Die Arbeiterzahl betrug 7442, die Maschinen lieferten 8505 Pferde- kräfte. Die für die Flussstahlfabrikation geeignetsten Erze wurden aus Algier, den französischen Ostpyrenäen und aus Spanien bezogen. Manganerze kamen zum Teil vom Kaukasus. Selbstbereitetes Kiesel- manganeisen (Silicid) diente zur Darstellung von blasenfreiem Flussstahl. Es wurde auch blasenfreier Martinstahl gemacht. Die gehärteten Stahlgeschosse durchschlugen Panzerplatten, ohne zu zer- springen. Man bereitete den Stahl aus Roheisen mit 6 bis 8 Prozent Mangan. Dem Flussstahl wurden nach dem Verfahren von M. A. Pourcel 3 bis 4 Prozent Mangansilicid zugesetzt, die fertigen Spitz- kugeln enthielten 0,45 Prozent Kohlenstoff und 0,70 Prozent Mangan. 1879 erbaute man für diesen Zweck zwei 20-Tonnen-Öfen, die grössten damals bestehenden.
Im Jahre 1880 wurde das Entphosphorungsverfahren von Thomas und Gilchrist in Frankreich eingeführt und je ein basischer Kon- verter zu Creusot und Angleur aufgestellt. Dass Ponsards Forno- convertiseur besser sein sollte, war Reklame. Harmets Entphos- phorungsverfahren von 1879 (D. R.-P. Nr. 8549) beruhte auf einer Teilung der Operation, indem das Roheisen erst in einer sauren Birne entkieselt, dann in einer basischen entphosphort werden sollte.
Nach Trasenster erzeugte Creusot 1880 Thomas-Roheisen aus Erzen von Mazenay um 40 Frcs. pro Tonne billiger als Bessemer- Roheisen. -- Flotat zu Rachecourt konstruierte 1880 ein verstell- bares Triowalzwerk ohne Vertikalwalzen für Flacheisen.
Auf den Werken der Terre-Noire-Gesellschaft zu Basseges wurden Koksöfen mit Teer- und Ammoniakgewinnung nach Carves
Beck, Geschichte des Eisens. 69
Frankreich.
von 10 bis 12 Tonnen Gewicht angestaunt, jetzt walzte man solche von 25 bis 30 Tonnen ohne Schwierigkeit.
Das Stahlwerk zu Firminy zeichnete sich durch seinen in Siemens- Schmelzöfen erzeugten Guſsstahl aus. Die Hütte zu Chaléassière führte das Modell eines Blechwalzwerkes mit hydraulischer Ausrückvorrichtung von Kitson und Chalas vor.
Zu der anregenden Ausstellung von Terre-Noire wurden folgende geschichtliche Daten mitgeteilt. 1862 war der Bessemerprozeſs, 1868 das Martinieren eingeführt worden. Seit 1873 machte man Schienen aus Phosphorstahl, seit 1875 Ferromangan; die Werke der Gesell- schaft Terre-Noire, Lavoulte und Bassèges lagen in den Departements Loire, Ardèche und Gard. Sie umfaſsten auſser den Bergwerken 19 Hochöfen, 8 Bessemerwerke, 15 Martin- und 84 Puddelöfen u. s. w. Die Arbeiterzahl betrug 7442, die Maschinen lieferten 8505 Pferde- kräfte. Die für die Fluſsstahlfabrikation geeignetsten Erze wurden aus Algier, den französischen Ostpyrenäen und aus Spanien bezogen. Manganerze kamen zum Teil vom Kaukasus. Selbstbereitetes Kiesel- manganeisen (Silicid) diente zur Darstellung von blasenfreiem Fluſsstahl. Es wurde auch blasenfreier Martinstahl gemacht. Die gehärteten Stahlgeschosse durchschlugen Panzerplatten, ohne zu zer- springen. Man bereitete den Stahl aus Roheisen mit 6 bis 8 Prozent Mangan. Dem Fluſsstahl wurden nach dem Verfahren von M. A. Pourcel 3 bis 4 Prozent Mangansilicid zugesetzt, die fertigen Spitz- kugeln enthielten 0,45 Prozent Kohlenstoff und 0,70 Prozent Mangan. 1879 erbaute man für diesen Zweck zwei 20-Tonnen-Öfen, die gröſsten damals bestehenden.
Im Jahre 1880 wurde das Entphosphorungsverfahren von Thomas und Gilchrist in Frankreich eingeführt und je ein basischer Kon- verter zu Creusot und Angleur aufgestellt. Daſs Ponsards Forno- convertiseur besser sein sollte, war Reklame. Harmets Entphos- phorungsverfahren von 1879 (D. R.-P. Nr. 8549) beruhte auf einer Teilung der Operation, indem das Roheisen erst in einer sauren Birne entkieselt, dann in einer basischen entphosphort werden sollte.
Nach Trasenster erzeugte Creusot 1880 Thomas-Roheisen aus Erzen von Mazenay um 40 Frcs. pro Tonne billiger als Bessemer- Roheisen. — Flotat zu Rachecourt konstruierte 1880 ein verstell- bares Triowalzwerk ohne Vertikalwalzen für Flacheisen.
Auf den Werken der Terre-Noire-Gesellschaft zu Bassèges wurden Koksöfen mit Teer- und Ammoniakgewinnung nach Carvés
Beck, Geschichte des Eisens. 69
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Frankreich.
von 10 bis 12 Tonnen Gewicht angestaunt, jetzt walzte man solche
von 25 bis 30 Tonnen ohne Schwierigkeit.
Das Stahlwerk zu Firminy zeichnete sich durch seinen in Siemens-
Schmelzöfen erzeugten Guſsstahl aus. Die Hütte zu Chaléassière führte
das Modell eines Blechwalzwerkes mit hydraulischer Ausrückvorrichtung
von Kitson und Chalas vor.
Zu der anregenden Ausstellung von Terre-Noire wurden folgende
geschichtliche Daten mitgeteilt. 1862 war der Bessemerprozeſs, 1868
das Martinieren eingeführt worden. Seit 1873 machte man Schienen
aus Phosphorstahl, seit 1875 Ferromangan; die Werke der Gesell-
schaft Terre-Noire, Lavoulte und Bassèges lagen in den Departements
Loire, Ardèche und Gard. Sie umfaſsten auſser den Bergwerken
19 Hochöfen, 8 Bessemerwerke, 15 Martin- und 84 Puddelöfen u. s. w.
Die Arbeiterzahl betrug 7442, die Maschinen lieferten 8505 Pferde-
kräfte. Die für die Fluſsstahlfabrikation geeignetsten Erze wurden
aus Algier, den französischen Ostpyrenäen und aus Spanien bezogen.
Manganerze kamen zum Teil vom Kaukasus. Selbstbereitetes Kiesel-
manganeisen (Silicid) diente zur Darstellung von blasenfreiem
Fluſsstahl. Es wurde auch blasenfreier Martinstahl gemacht. Die
gehärteten Stahlgeschosse durchschlugen Panzerplatten, ohne zu zer-
springen. Man bereitete den Stahl aus Roheisen mit 6 bis 8 Prozent
Mangan. Dem Fluſsstahl wurden nach dem Verfahren von M. A.
Pourcel 3 bis 4 Prozent Mangansilicid zugesetzt, die fertigen Spitz-
kugeln enthielten 0,45 Prozent Kohlenstoff und 0,70 Prozent Mangan.
1879 erbaute man für diesen Zweck zwei 20-Tonnen-Öfen, die gröſsten
damals bestehenden.
Im Jahre 1880 wurde das Entphosphorungsverfahren von Thomas
und Gilchrist in Frankreich eingeführt und je ein basischer Kon-
verter zu Creusot und Angleur aufgestellt. Daſs Ponsards Forno-
convertiseur besser sein sollte, war Reklame. Harmets Entphos-
phorungsverfahren von 1879 (D. R.-P. Nr. 8549) beruhte auf einer
Teilung der Operation, indem das Roheisen erst in einer sauren Birne
entkieselt, dann in einer basischen entphosphort werden sollte.
Nach Trasenster erzeugte Creusot 1880 Thomas-Roheisen aus
Erzen von Mazenay um 40 Frcs. pro Tonne billiger als Bessemer-
Roheisen. — Flotat zu Rachecourt konstruierte 1880 ein verstell-
bares Triowalzwerk ohne Vertikalwalzen für Flacheisen.
Auf den Werken der Terre-Noire-Gesellschaft zu Bassèges
wurden Koksöfen mit Teer- und Ammoniakgewinnung nach Carvés
Beck, Geschichte des Eisens. 69
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1089. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1105>, abgerufen am 23.11.2024.
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