In welcher Weise die schwedischen Lancashirefeuer verbessert wurden, ersieht man aus der Abbildung von Grill aus Percys Iron and Steel (Fig. 70, 71, 72, 73, S. 102).
Auch der Puddelprozess wurde durch den ungeheuren Auf- schwung des Bessemerprozesses bereits in den Schatten gestellt, ja es verbreitete sich mehr und mehr die Ansicht, dass seine Tage gezählt seien, dass er sich gegenüber dem einfacheren Bessemer- und Martin- prozess nicht mehr lange würde behaupten können. Doch war diese Besorgnis noch sehr verfrüht. Einstweilen hatte der Puddelprozess, abge-
[Abbildung]
Fig. 72.
sehen davon, dass ihm die historische Erfahrung, sowie die grössere Billig- keit der Anlagekosten zur Seite standen, noch den grossen Vorzug vor den genannten neuen Prozessen, dass man bei ihm alle Roheisensorten, auch die geringeren, verarbeiten konnte, während die neuen Prozesse nur reine, namentlich phosphorfreie Roheisensorten verlangten. Und wenn auch auf der einen Seite die Verwendung des Puddeleisens, namentlich für die Schienenfabrikation, durch den Bessemerstahl be- schränkt wurde, so fand auf der anderen Seite ein vermehrter Ver- brauch von Puddeleisen für die Herstellung von Faconeisen, dessen Verwendung in dieser Periode ausserordentlich zunahm, statt.
Welche Bedeutung und welchen riesigen Umfang der Puddel- betrieb in England hatte, geht daraus hervor, dass 1867 die jährliche
Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
In welcher Weise die schwedischen Lancashirefeuer verbessert wurden, ersieht man aus der Abbildung von Grill aus Percys Iron and Steel (Fig. 70, 71, 72, 73, S. 102).
Auch der Puddelprozeſs wurde durch den ungeheuren Auf- schwung des Bessemerprozesses bereits in den Schatten gestellt, ja es verbreitete sich mehr und mehr die Ansicht, daſs seine Tage gezählt seien, daſs er sich gegenüber dem einfacheren Bessemer- und Martin- prozeſs nicht mehr lange würde behaupten können. Doch war diese Besorgnis noch sehr verfrüht. Einstweilen hatte der Puddelprozeſs, abge-
[Abbildung]
Fig. 72.
sehen davon, daſs ihm die historische Erfahrung, sowie die gröſsere Billig- keit der Anlagekosten zur Seite standen, noch den groſsen Vorzug vor den genannten neuen Prozessen, daſs man bei ihm alle Roheisensorten, auch die geringeren, verarbeiten konnte, während die neuen Prozesse nur reine, namentlich phosphorfreie Roheisensorten verlangten. Und wenn auch auf der einen Seite die Verwendung des Puddeleisens, namentlich für die Schienenfabrikation, durch den Bessemerstahl be- schränkt wurde, so fand auf der anderen Seite ein vermehrter Ver- brauch von Puddeleisen für die Herstellung von Façoneisen, dessen Verwendung in dieser Periode auſserordentlich zunahm, statt.
Welche Bedeutung und welchen riesigen Umfang der Puddel- betrieb in England hatte, geht daraus hervor, daſs 1867 die jährliche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0117"n="101"/><fwplace="top"type="header">Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.</fw><lb/><p>In welcher Weise die schwedischen Lancashirefeuer verbessert<lb/>
wurden, ersieht man aus der Abbildung von <hirendition="#g">Grill</hi> aus <hirendition="#g">Percys</hi><lb/>
Iron and Steel (Fig. 70, 71, 72, 73, S. 102).</p><lb/><p>Auch der <hirendition="#g">Puddelprozeſs</hi> wurde durch den ungeheuren Auf-<lb/>
schwung des Bessemerprozesses bereits in den Schatten gestellt, ja es<lb/>
verbreitete sich mehr und mehr die Ansicht, daſs seine Tage gezählt<lb/>
seien, daſs er sich gegenüber dem einfacheren Bessemer- und Martin-<lb/>
prozeſs nicht mehr lange würde behaupten können. Doch war diese<lb/>
Besorgnis noch sehr verfrüht. Einstweilen hatte der Puddelprozeſs, abge-<lb/><figure><head>Fig. 72.</head></figure><lb/>
sehen davon, daſs ihm die historische Erfahrung, sowie die gröſsere Billig-<lb/>
keit der Anlagekosten zur Seite standen, noch den groſsen Vorzug vor<lb/>
den genannten neuen Prozessen, daſs man bei ihm alle Roheisensorten,<lb/>
auch die geringeren, verarbeiten konnte, während die neuen Prozesse<lb/>
nur reine, namentlich phosphorfreie Roheisensorten verlangten. Und<lb/>
wenn auch auf der einen Seite die Verwendung des Puddeleisens,<lb/>
namentlich für die Schienenfabrikation, durch den Bessemerstahl be-<lb/>
schränkt wurde, so fand auf der anderen Seite ein vermehrter Ver-<lb/>
brauch von Puddeleisen für die Herstellung von Façoneisen, dessen<lb/>
Verwendung in dieser Periode auſserordentlich zunahm, statt.</p><lb/><p>Welche Bedeutung und welchen riesigen Umfang der Puddel-<lb/>
betrieb in England hatte, geht daraus hervor, daſs 1867 die jährliche<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[101/0117]
Die Schweiſseisenbereitung 1861 bis 1870.
In welcher Weise die schwedischen Lancashirefeuer verbessert
wurden, ersieht man aus der Abbildung von Grill aus Percys
Iron and Steel (Fig. 70, 71, 72, 73, S. 102).
Auch der Puddelprozeſs wurde durch den ungeheuren Auf-
schwung des Bessemerprozesses bereits in den Schatten gestellt, ja es
verbreitete sich mehr und mehr die Ansicht, daſs seine Tage gezählt
seien, daſs er sich gegenüber dem einfacheren Bessemer- und Martin-
prozeſs nicht mehr lange würde behaupten können. Doch war diese
Besorgnis noch sehr verfrüht. Einstweilen hatte der Puddelprozeſs, abge-
[Abbildung Fig. 72.]
sehen davon, daſs ihm die historische Erfahrung, sowie die gröſsere Billig-
keit der Anlagekosten zur Seite standen, noch den groſsen Vorzug vor
den genannten neuen Prozessen, daſs man bei ihm alle Roheisensorten,
auch die geringeren, verarbeiten konnte, während die neuen Prozesse
nur reine, namentlich phosphorfreie Roheisensorten verlangten. Und
wenn auch auf der einen Seite die Verwendung des Puddeleisens,
namentlich für die Schienenfabrikation, durch den Bessemerstahl be-
schränkt wurde, so fand auf der anderen Seite ein vermehrter Ver-
brauch von Puddeleisen für die Herstellung von Façoneisen, dessen
Verwendung in dieser Periode auſserordentlich zunahm, statt.
Welche Bedeutung und welchen riesigen Umfang der Puddel-
betrieb in England hatte, geht daraus hervor, daſs 1867 die jährliche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/117>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.