780131 M.-Centner mit Holzkohlen, 1938252 M.-Centner mit Koks erblasen waren. Besonders war die Hütte zu Donawitz bei Leoben zu einer grossen Kokshochofenhütte umgebaut worden. Der 1892 errichtete Hochofen war 20 m hoch, 2,75 im Gestell und 6,24 m in der oberen Rast weit. Er hatte einen Fassungsraum von 366 cbm und eine durch- schnittliche Tageserzeugung von 170 Tonnen weissen Roheisens; er wurde mit westfälischem und oberschlesischem Koks betrieben; der Koksaufwand betrug 86 Prozent. Im Jahre 1896 wurde ein noch grösserer Hochofen, der eine Leistung bis zu 240 Tonnen erreichte, angeblasen. Die Gesellschaft betrieb ferner zu Zeltweg und zu Schwechat je zwei und zu Hieflau einen Kokshochofen, die mit niederschlesischem und Ostrauer Koks schmolzen. Die Holzkohlenhochöfen hatten durch- schnittlich 104 cbm Inhalt, 60 Tonnen Tageserzeugung und einen Holz- kohlenverbrauch von 0,45 cbm für 100 kg weisses Roheisen.
In Böhmen, das in früherer Zeit auch nur Holzkohlenhochöfen gehabt hatte, entwickelte sich nach Einführung des Thomasverfahrens eine bedeutende Kokshochofenindustrie, deren Grundlage die mäch- tigen Nucicer Erzlager, die den Clevelanderzen ähnelten, aber der Silurformation angehörten, bildeten. Die für den Thomasprozess sehr geeigneten Erze, die geröstet 48 Proz. Eisen, 2,7 Proz. Phosphor, je- doch nur 0,1 Prozent Mangan enthielten, wurden von der Prager Eisen- industrie-Gesellschaft und von der böhmischen Montangesellschaft aus- gebeutet. Um eine grössere Produktion zu erzielen, hatte man bereits in den achtziger Jahren die schlechten Koks von Kladno durch Ostrauer und später durch niederschlesischen und westfälischen Koks ersetzt. Die Prager Eisenindustriegesellschaft baute infolgedessen ihre alte Hütte zu Kladno ganz um und errichtete in den Jahren 1891, 1894 und 1895 je einen grossen Kokshochofen. Die beiden ersten waren mit je drei Gödecke-Whitwell-Winderhitzern, der letztere mit vier Cowperapparaten versehen. Die neuen Kladnoer Öfen, die 280 bis 476 cbm Inhalt und 19,5 bis 22 m Höhe hatten, lieferten täglich je 90 bis 120 Tonnen Thomasroheisen, das flüssig den Birnen zugeführt wurde. Ähnlich waren die Verhältnisse auf der der böhmischen Montangesellschaft gehörigen Karl-Emilshütte in Königshof, die 1896 drei grosse moderne Hochöfen in Betrieb und einen im Bau hatte. Sie verarbeitete nur einen Teil ihrer Produktion auf ihrem Thomas- werke, ein anderer Teil ging an die Stahlwerke in Kladno und Teplitz. 1895 hatten die Hochöfen der Prager Eisenindustriegesellschaft 80178 Tonnen, die der böhmischen Montangesellschaft 106270 Tonnen Roheisen geliefert. Die Hütte in Rokycan blies nur Giessereieisen.
Österreich-Ungarn.
780131 M.-Centner mit Holzkohlen, 1938252 M.-Centner mit Koks erblasen waren. Besonders war die Hütte zu Donawitz bei Leoben zu einer groſsen Kokshochofenhütte umgebaut worden. Der 1892 errichtete Hochofen war 20 m hoch, 2,75 im Gestell und 6,24 m in der oberen Rast weit. Er hatte einen Fassungsraum von 366 cbm und eine durch- schnittliche Tageserzeugung von 170 Tonnen weiſsen Roheisens; er wurde mit westfälischem und oberschlesischem Koks betrieben; der Koksaufwand betrug 86 Prozent. Im Jahre 1896 wurde ein noch gröſserer Hochofen, der eine Leistung bis zu 240 Tonnen erreichte, angeblasen. Die Gesellschaft betrieb ferner zu Zeltweg und zu Schwechat je zwei und zu Hieflau einen Kokshochofen, die mit niederschlesischem und Ostrauer Koks schmolzen. Die Holzkohlenhochöfen hatten durch- schnittlich 104 cbm Inhalt, 60 Tonnen Tageserzeugung und einen Holz- kohlenverbrauch von 0,45 cbm für 100 kg weiſses Roheisen.
In Böhmen, das in früherer Zeit auch nur Holzkohlenhochöfen gehabt hatte, entwickelte sich nach Einführung des Thomasverfahrens eine bedeutende Kokshochofenindustrie, deren Grundlage die mäch- tigen Nucičer Erzlager, die den Clevelanderzen ähnelten, aber der Silurformation angehörten, bildeten. Die für den Thomasprozeſs sehr geeigneten Erze, die geröstet 48 Proz. Eisen, 2,7 Proz. Phosphor, je- doch nur 0,1 Prozent Mangan enthielten, wurden von der Prager Eisen- industrie-Gesellschaft und von der böhmischen Montangesellschaft aus- gebeutet. Um eine gröſsere Produktion zu erzielen, hatte man bereits in den achtziger Jahren die schlechten Koks von Kladno durch Ostrauer und später durch niederschlesischen und westfälischen Koks ersetzt. Die Prager Eisenindustriegesellschaft baute infolgedessen ihre alte Hütte zu Kladno ganz um und errichtete in den Jahren 1891, 1894 und 1895 je einen groſsen Kokshochofen. Die beiden ersten waren mit je drei Gödecke-Whitwell-Winderhitzern, der letztere mit vier Cowperapparaten versehen. Die neuen Kladnoer Öfen, die 280 bis 476 cbm Inhalt und 19,5 bis 22 m Höhe hatten, lieferten täglich je 90 bis 120 Tonnen Thomasroheisen, das flüssig den Birnen zugeführt wurde. Ähnlich waren die Verhältnisse auf der der böhmischen Montangesellschaft gehörigen Karl-Emilshütte in Königshof, die 1896 drei groſse moderne Hochöfen in Betrieb und einen im Bau hatte. Sie verarbeitete nur einen Teil ihrer Produktion auf ihrem Thomas- werke, ein anderer Teil ging an die Stahlwerke in Kladno und Teplitz. 1895 hatten die Hochöfen der Prager Eisenindustriegesellschaft 80178 Tonnen, die der böhmischen Montangesellschaft 106270 Tonnen Roheisen geliefert. Die Hütte in Rokycan blies nur Gieſsereieisen.
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Österreich-Ungarn.
780131 M.-Centner mit Holzkohlen, 1938252 M.-Centner mit Koks
erblasen waren. Besonders war die Hütte zu Donawitz bei Leoben zu
einer groſsen Kokshochofenhütte umgebaut worden. Der 1892 errichtete
Hochofen war 20 m hoch, 2,75 im Gestell und 6,24 m in der oberen
Rast weit. Er hatte einen Fassungsraum von 366 cbm und eine durch-
schnittliche Tageserzeugung von 170 Tonnen weiſsen Roheisens; er
wurde mit westfälischem und oberschlesischem Koks betrieben; der
Koksaufwand betrug 86 Prozent. Im Jahre 1896 wurde ein noch
gröſserer Hochofen, der eine Leistung bis zu 240 Tonnen erreichte,
angeblasen. Die Gesellschaft betrieb ferner zu Zeltweg und zu Schwechat
je zwei und zu Hieflau einen Kokshochofen, die mit niederschlesischem
und Ostrauer Koks schmolzen. Die Holzkohlenhochöfen hatten durch-
schnittlich 104 cbm Inhalt, 60 Tonnen Tageserzeugung und einen Holz-
kohlenverbrauch von 0,45 cbm für 100 kg weiſses Roheisen.
In Böhmen, das in früherer Zeit auch nur Holzkohlenhochöfen
gehabt hatte, entwickelte sich nach Einführung des Thomasverfahrens
eine bedeutende Kokshochofenindustrie, deren Grundlage die mäch-
tigen Nucičer Erzlager, die den Clevelanderzen ähnelten, aber der
Silurformation angehörten, bildeten. Die für den Thomasprozeſs sehr
geeigneten Erze, die geröstet 48 Proz. Eisen, 2,7 Proz. Phosphor, je-
doch nur 0,1 Prozent Mangan enthielten, wurden von der Prager Eisen-
industrie-Gesellschaft und von der böhmischen Montangesellschaft aus-
gebeutet. Um eine gröſsere Produktion zu erzielen, hatte man bereits
in den achtziger Jahren die schlechten Koks von Kladno durch Ostrauer
und später durch niederschlesischen und westfälischen Koks ersetzt.
Die Prager Eisenindustriegesellschaft baute infolgedessen ihre alte
Hütte zu Kladno ganz um und errichtete in den Jahren 1891, 1894
und 1895 je einen groſsen Kokshochofen. Die beiden ersten waren
mit je drei Gödecke-Whitwell-Winderhitzern, der letztere mit vier
Cowperapparaten versehen. Die neuen Kladnoer Öfen, die 280 bis
476 cbm Inhalt und 19,5 bis 22 m Höhe hatten, lieferten täglich je
90 bis 120 Tonnen Thomasroheisen, das flüssig den Birnen zugeführt
wurde. Ähnlich waren die Verhältnisse auf der der böhmischen
Montangesellschaft gehörigen Karl-Emilshütte in Königshof, die 1896
drei groſse moderne Hochöfen in Betrieb und einen im Bau hatte.
Sie verarbeitete nur einen Teil ihrer Produktion auf ihrem Thomas-
werke, ein anderer Teil ging an die Stahlwerke in Kladno und Teplitz.
1895 hatten die Hochöfen der Prager Eisenindustriegesellschaft
80178 Tonnen, die der böhmischen Montangesellschaft 106270 Tonnen
Roheisen geliefert. Die Hütte in Rokycan blies nur Gieſsereieisen.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1174>, abgerufen am 23.11.2024.
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