öfen von Lipetzk, deren Bau 1900 begonnen wurde, sind 25 m hoch mit 600 cbm Inhalt. Da die Holzkohlenpreise infolge der fort- schreitenden Entwaldung immer höher werden, sind die Aussichten der Kokshochöfen günstig, obgleich die grossen Anlagen zunächst eine Überproduktion befürchten lassen. Eine wachsende Bedeutung haben die Naphtarückstände von Baku als Brennmaterial gefunden. Die sogenannte Forsunkafeuerung (siehe S. 418) hat sich namentlich auch für den Martinbetrieb bewährt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Eisenindustrie Finn- lands, so hat dieses altheimische Gewerbe keine grossen Fort- schritte in der Gesamterzeugung, wohl aber mancherlei Verschie- bungen zu verzeichnen. Die Roheisengewinnung beruht noch in der Hauptsache auf der Gewinnung der See- und Sumpferze, erst seit 1889 begann eine allmählich wachsende Einfuhr von schwedischen Bergerzen. 1873 wurden in 22 Hochöfen 82429 Tonnen See- und Sumpferze zu 28665 Tonnen Roheisen verschmolzen; 1896 schmolzen 13 Öfen 25070 Tonnen Roheisen und zwar vier Hochöfen im Westen Skogby, Trollshofda, Dahlsbruck und Tykö 16706 Tonnen schwedische Stückerze, während ein Ofen im Westen und acht Öfen im östlichen Finnland 46058 Tonnen Seeerze, erstere erzielten 52 Prozent, letztere 37 Prozent, ausbringen. Von den früher zahlreichen Stücköfen war 1896 nur noch einer zu Kimiki im Betrieb, der 90 Tonnen direkt erzeugtes Schmiedeeisen lieferte. Der Husgavfelofen war längst eingegangen. Die Herdfrischerei war ebenfalls zurückgegangen und lieferte 1896 nur noch 3291 Tonnen Stabeisen, während die Puddeleisenerzeugung auf 12685 Tonnen gestiegen war. Daneben gab es drei Martinstahl- werke, Äminnefors, Dahlsbruck und Wartsilä, die 5657 Tonnen Fluss- eisen schmolzen. Die Erzeugung von Schwarzschmiedewaren hatte zugenommen und belief sich 1896 auf 4985 Tonnen, wovon der grösste Teil aus Nägeln bestand. Von diesen waren nur noch etwa 25 Tonnen mit der Hand geschmiedet, während die übrigen Maschinen- nägel waren. Die Giesserei war in Finnland verhältnismässig be- deutend und lieferte 1896 7594 Tonnen Gusswaren.
Der grosse Aufschwung der russischen Eisenindustrie findet deut- lichen Ausdruck in der Zunahme des Verbrauches auf den Kopf der Bevölkerung. Dieser stieg von 1893 bis 1898, also in sechs Jahren, von 13,1 auf 25,1 kg pro Kopf. Trotz der grossen Produktionssteigerung genügte die eigene Erzeugung nicht zur Deckung des Bedarfes und musste die Differenz durch Einfuhr ausgeglichen werden. Diese Ein- fuhr war schwankend, sie erfuhr im ganzen eine Zunahme, blieb aber
Ruſsland.
öfen von Lipetzk, deren Bau 1900 begonnen wurde, sind 25 m hoch mit 600 cbm Inhalt. Da die Holzkohlenpreise infolge der fort- schreitenden Entwaldung immer höher werden, sind die Aussichten der Kokshochöfen günstig, obgleich die groſsen Anlagen zunächst eine Überproduktion befürchten lassen. Eine wachsende Bedeutung haben die Naphtarückstände von Baku als Brennmaterial gefunden. Die sogenannte Forsunkafeuerung (siehe S. 418) hat sich namentlich auch für den Martinbetrieb bewährt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Eisenindustrie Finn- lands, so hat dieses altheimische Gewerbe keine groſsen Fort- schritte in der Gesamterzeugung, wohl aber mancherlei Verschie- bungen zu verzeichnen. Die Roheisengewinnung beruht noch in der Hauptsache auf der Gewinnung der See- und Sumpferze, erst seit 1889 begann eine allmählich wachsende Einfuhr von schwedischen Bergerzen. 1873 wurden in 22 Hochöfen 82429 Tonnen See- und Sumpferze zu 28665 Tonnen Roheisen verschmolzen; 1896 schmolzen 13 Öfen 25070 Tonnen Roheisen und zwar vier Hochöfen im Westen Skogby, Trollshofda, Dahlsbruck und Tykö 16706 Tonnen schwedische Stückerze, während ein Ofen im Westen und acht Öfen im östlichen Finnland 46058 Tonnen Seeerze, erstere erzielten 52 Prozent, letztere 37 Prozent, ausbringen. Von den früher zahlreichen Stücköfen war 1896 nur noch einer zu Kimiki im Betrieb, der 90 Tonnen direkt erzeugtes Schmiedeeisen lieferte. Der Husgavfelofen war längst eingegangen. Die Herdfrischerei war ebenfalls zurückgegangen und lieferte 1896 nur noch 3291 Tonnen Stabeisen, während die Puddeleisenerzeugung auf 12685 Tonnen gestiegen war. Daneben gab es drei Martinstahl- werke, Äminnefors, Dahlsbruck und Wartsilä, die 5657 Tonnen Fluſs- eisen schmolzen. Die Erzeugung von Schwarzschmiedewaren hatte zugenommen und belief sich 1896 auf 4985 Tonnen, wovon der gröſste Teil aus Nägeln bestand. Von diesen waren nur noch etwa 25 Tonnen mit der Hand geschmiedet, während die übrigen Maschinen- nägel waren. Die Gieſserei war in Finnland verhältnismäſsig be- deutend und lieferte 1896 7594 Tonnen Guſswaren.
Der groſse Aufschwung der russischen Eisenindustrie findet deut- lichen Ausdruck in der Zunahme des Verbrauches auf den Kopf der Bevölkerung. Dieser stieg von 1893 bis 1898, also in sechs Jahren, von 13,1 auf 25,1 kg pro Kopf. Trotz der groſsen Produktionssteigerung genügte die eigene Erzeugung nicht zur Deckung des Bedarfes und muſste die Differenz durch Einfuhr ausgeglichen werden. Diese Ein- fuhr war schwankend, sie erfuhr im ganzen eine Zunahme, blieb aber
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Ruſsland.
öfen von Lipetzk, deren Bau 1900 begonnen wurde, sind 25 m hoch
mit 600 cbm Inhalt. Da die Holzkohlenpreise infolge der fort-
schreitenden Entwaldung immer höher werden, sind die Aussichten
der Kokshochöfen günstig, obgleich die groſsen Anlagen zunächst eine
Überproduktion befürchten lassen. Eine wachsende Bedeutung haben
die Naphtarückstände von Baku als Brennmaterial gefunden. Die
sogenannte Forsunkafeuerung (siehe S. 418) hat sich namentlich auch
für den Martinbetrieb bewährt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Eisenindustrie Finn-
lands, so hat dieses altheimische Gewerbe keine groſsen Fort-
schritte in der Gesamterzeugung, wohl aber mancherlei Verschie-
bungen zu verzeichnen. Die Roheisengewinnung beruht noch in der
Hauptsache auf der Gewinnung der See- und Sumpferze, erst seit
1889 begann eine allmählich wachsende Einfuhr von schwedischen
Bergerzen. 1873 wurden in 22 Hochöfen 82429 Tonnen See- und
Sumpferze zu 28665 Tonnen Roheisen verschmolzen; 1896 schmolzen
13 Öfen 25070 Tonnen Roheisen und zwar vier Hochöfen im Westen
Skogby, Trollshofda, Dahlsbruck und Tykö 16706 Tonnen schwedische
Stückerze, während ein Ofen im Westen und acht Öfen im östlichen
Finnland 46058 Tonnen Seeerze, erstere erzielten 52 Prozent, letztere
37 Prozent, ausbringen. Von den früher zahlreichen Stücköfen war 1896
nur noch einer zu Kimiki im Betrieb, der 90 Tonnen direkt erzeugtes
Schmiedeeisen lieferte. Der Husgavfelofen war längst eingegangen.
Die Herdfrischerei war ebenfalls zurückgegangen und lieferte 1896
nur noch 3291 Tonnen Stabeisen, während die Puddeleisenerzeugung
auf 12685 Tonnen gestiegen war. Daneben gab es drei Martinstahl-
werke, Äminnefors, Dahlsbruck und Wartsilä, die 5657 Tonnen Fluſs-
eisen schmolzen. Die Erzeugung von Schwarzschmiedewaren hatte
zugenommen und belief sich 1896 auf 4985 Tonnen, wovon der
gröſste Teil aus Nägeln bestand. Von diesen waren nur noch etwa
25 Tonnen mit der Hand geschmiedet, während die übrigen Maschinen-
nägel waren. Die Gieſserei war in Finnland verhältnismäſsig be-
deutend und lieferte 1896 7594 Tonnen Guſswaren.
Der groſse Aufschwung der russischen Eisenindustrie findet deut-
lichen Ausdruck in der Zunahme des Verbrauches auf den Kopf der
Bevölkerung. Dieser stieg von 1893 bis 1898, also in sechs Jahren,
von 13,1 auf 25,1 kg pro Kopf. Trotz der groſsen Produktionssteigerung
genügte die eigene Erzeugung nicht zur Deckung des Bedarfes und
muſste die Differenz durch Einfuhr ausgeglichen werden. Diese Ein-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1234>, abgerufen am 22.11.2024.
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