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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Italien.
vergrösserten sich und erhöhten ihre Produktion. Die Firma Ansaldo
& Co.
beschäftigte in ihren Werken bei Sampierdarena und Sestri 2000
Arbeiter, Tardy & Benoch in Savona gegen 1000, Cavero & Co.
in Genua etwa 800, Odero & Co. in Sestri 600. Ansaldo & Co.
bauten in Sampierdarena besonders Lokomotiven, in Sestri Stahlschiffe.
Tardi & Benoch zu Savona und Raggio, Tassare & Co. zu Pisa
walzten Schienen.

Die Eisenindustrie an der Küste von Savona und Spezia nahm
fortwährend zu. In demselben Verhältnis verschlechterten sich die
Verhältnisse in dem lombardischen Eisengebiete. 1887 sank die
Roheisenproduktion auf 6501 Tonnen, die Zahl der betriebenen Hoch-
öfen auf sieben. Die eingesessenen Eisenindustriellen, namentlich die
Glisendi und Gregorini, liessen es nicht an Mühe und Opfern fehlen,
die altberühmte Industrie zu verbessern und zu halten, aber sie
konnten den Niedergang nicht aufhalten, dem Flusseisen gehörte die
Zukunft und das hatte seine Heimat nicht in dem entlegenen Wald-
thal, sondern an der Meeresküste und den Eisenbahnen, nahe dem
Centrum des Verkehrs. So vollzog sich hier das melancholische
Schauspiel, dass eine Jahrtausend alte hochangesehene Industrie, die
einst den berühmten Waffenschmieden von Brescia und Mailand das
vorzügliche Stahl- und Eisenmaterial geliefert hatte, zu Grunde ging
durch den Siegeszug der Steinkohle und der Flusseisenfabrikation.
Die Versuche, die Flusseisenindustrie in die bergamaskischen Thäler
zu verpflanzen, hatten keinen Erfolg, weil das in den kleinen
Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen zu teuer in der Herstellung
war. 1891 wurden noch fünf Hochöfen betrieben, die 6250 Tonnen
Roheisen schmolzen, 1896 nur noch drei mit 2932 Tonnen Erzeugung.
Die Regierung, die sich in jeder Weise bemühte, die alte einheimische
Industrie zu erhalten, liess 1897 durch das königliche Korps der
Bergbauingenieure eine Enquete veranstalten, um Mittel und Wege
anzugeben, wie der lombardischen Eisenindustrie aufzuhelfen sei; aber
der erstattete Bericht lautete wenig tröstlich und riet nur, sich auf
Spezialeisen und Qualitätseisen zu beschränken. Dies that bereits die
Firma Gregorini auf ihren gut eingerichteten Hochöfen zu Castro
am Iseosee und dem von Allione Bergo Demo im Camonicathal.
Erstere machten graues, weisses und halbiertes Spezialroheisen, das in
den See- und Kriegsarsenalen Verwendung fand, darunter ein Spangel-
eisen mit 6,9 Prozent Mangan, das dem Spiegeleisen nahe kam.
Das Eisen vom Camonicathale war so teuer, dass es nur zu Spezial-
zwecken von den Arsenalen bezogen wurde. Immer mehr entwickelte
sich der Betrieb der italienischen Eisenwerke in der Richtung, dass Eisen

Italien.
vergröſserten sich und erhöhten ihre Produktion. Die Firma Ansaldo
& Co.
beschäftigte in ihren Werken bei Sampierdarena und Sestri 2000
Arbeiter, Tardy & Benoch in Savona gegen 1000, Cavero & Co.
in Genua etwa 800, Odero & Co. in Sestri 600. Ansaldo & Co.
bauten in Sampierdarena besonders Lokomotiven, in Sestri Stahlschiffe.
Tardi & Benoch zu Savona und Raggio, Tassare & Co. zu Pisa
walzten Schienen.

Die Eisenindustrie an der Küste von Savona und Spezia nahm
fortwährend zu. In demselben Verhältnis verschlechterten sich die
Verhältnisse in dem lombardischen Eisengebiete. 1887 sank die
Roheisenproduktion auf 6501 Tonnen, die Zahl der betriebenen Hoch-
öfen auf sieben. Die eingesessenen Eisenindustriellen, namentlich die
Glisendi und Gregorini, lieſsen es nicht an Mühe und Opfern fehlen,
die altberühmte Industrie zu verbessern und zu halten, aber sie
konnten den Niedergang nicht aufhalten, dem Fluſseisen gehörte die
Zukunft und das hatte seine Heimat nicht in dem entlegenen Wald-
thal, sondern an der Meeresküste und den Eisenbahnen, nahe dem
Centrum des Verkehrs. So vollzog sich hier das melancholische
Schauspiel, daſs eine Jahrtausend alte hochangesehene Industrie, die
einst den berühmten Waffenschmieden von Brescia und Mailand das
vorzügliche Stahl- und Eisenmaterial geliefert hatte, zu Grunde ging
durch den Siegeszug der Steinkohle und der Fluſseisenfabrikation.
Die Versuche, die Fluſseisenindustrie in die bergamaskischen Thäler
zu verpflanzen, hatten keinen Erfolg, weil das in den kleinen
Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen zu teuer in der Herstellung
war. 1891 wurden noch fünf Hochöfen betrieben, die 6250 Tonnen
Roheisen schmolzen, 1896 nur noch drei mit 2932 Tonnen Erzeugung.
Die Regierung, die sich in jeder Weise bemühte, die alte einheimische
Industrie zu erhalten, lieſs 1897 durch das königliche Korps der
Bergbauingenieure eine Enquete veranstalten, um Mittel und Wege
anzugeben, wie der lombardischen Eisenindustrie aufzuhelfen sei; aber
der erstattete Bericht lautete wenig tröstlich und riet nur, sich auf
Spezialeisen und Qualitätseisen zu beschränken. Dies that bereits die
Firma Gregorini auf ihren gut eingerichteten Hochöfen zu Castro
am Iseosee und dem von Allione Bergo Demo im Camonicathal.
Erstere machten graues, weiſses und halbiertes Spezialroheisen, das in
den See- und Kriegsarsenalen Verwendung fand, darunter ein Spangel-
eisen mit 6,9 Prozent Mangan, das dem Spiegeleisen nahe kam.
Das Eisen vom Camonicathale war so teuer, daſs es nur zu Spezial-
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[1239/1255] Italien. vergröſserten sich und erhöhten ihre Produktion. Die Firma Ansaldo & Co. beschäftigte in ihren Werken bei Sampierdarena und Sestri 2000 Arbeiter, Tardy & Benoch in Savona gegen 1000, Cavero & Co. in Genua etwa 800, Odero & Co. in Sestri 600. Ansaldo & Co. bauten in Sampierdarena besonders Lokomotiven, in Sestri Stahlschiffe. Tardi & Benoch zu Savona und Raggio, Tassare & Co. zu Pisa walzten Schienen. Die Eisenindustrie an der Küste von Savona und Spezia nahm fortwährend zu. In demselben Verhältnis verschlechterten sich die Verhältnisse in dem lombardischen Eisengebiete. 1887 sank die Roheisenproduktion auf 6501 Tonnen, die Zahl der betriebenen Hoch- öfen auf sieben. Die eingesessenen Eisenindustriellen, namentlich die Glisendi und Gregorini, lieſsen es nicht an Mühe und Opfern fehlen, die altberühmte Industrie zu verbessern und zu halten, aber sie konnten den Niedergang nicht aufhalten, dem Fluſseisen gehörte die Zukunft und das hatte seine Heimat nicht in dem entlegenen Wald- thal, sondern an der Meeresküste und den Eisenbahnen, nahe dem Centrum des Verkehrs. So vollzog sich hier das melancholische Schauspiel, daſs eine Jahrtausend alte hochangesehene Industrie, die einst den berühmten Waffenschmieden von Brescia und Mailand das vorzügliche Stahl- und Eisenmaterial geliefert hatte, zu Grunde ging durch den Siegeszug der Steinkohle und der Fluſseisenfabrikation. Die Versuche, die Fluſseisenindustrie in die bergamaskischen Thäler zu verpflanzen, hatten keinen Erfolg, weil das in den kleinen Holzkohlenhochöfen erblasene Roheisen zu teuer in der Herstellung war. 1891 wurden noch fünf Hochöfen betrieben, die 6250 Tonnen Roheisen schmolzen, 1896 nur noch drei mit 2932 Tonnen Erzeugung. Die Regierung, die sich in jeder Weise bemühte, die alte einheimische Industrie zu erhalten, lieſs 1897 durch das königliche Korps der Bergbauingenieure eine Enquete veranstalten, um Mittel und Wege anzugeben, wie der lombardischen Eisenindustrie aufzuhelfen sei; aber der erstattete Bericht lautete wenig tröstlich und riet nur, sich auf Spezialeisen und Qualitätseisen zu beschränken. Dies that bereits die Firma Gregorini auf ihren gut eingerichteten Hochöfen zu Castro am Iseosee und dem von Allione Bergo Demo im Camonicathal. Erstere machten graues, weiſses und halbiertes Spezialroheisen, das in den See- und Kriegsarsenalen Verwendung fand, darunter ein Spangel- eisen mit 6,9 Prozent Mangan, das dem Spiegeleisen nahe kam. Das Eisen vom Camonicathale war so teuer, daſs es nur zu Spezial- zwecken von den Arsenalen bezogen wurde. Immer mehr entwickelte sich der Betrieb der italienischen Eisenwerke in der Richtung, daſs Eisen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1255>, abgerufen am 23.11.2024.