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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Spanien.

Ausserdem fand noch von Cartagena aus eine sehr bedeutende
Ausfuhr von Eisenerzen aus der Provinz Murcia statt, und zwar wurden
in den Jahren 1879 bis 1881 etwa an 600000 Tonnen Erze von da
nach Frankreich, England und Nordamerika verschifft.

Bei dem hohen Eisengehalt, der Reinheit und der leichten
Reduzierbarkeit der Bilbaoerze war es nicht verwunderlich, dass die
direkte Eisengewinnung, die ja in Spanien von alters her einheimisch
war und immer noch vereinzelt in der alten Form betrieben wurde, in allen
ihren neueren Formen versucht wurde. So wurde auch das Verfahren
Du Puys im Jahre 1878 erst in der älteren Art in Blechbüchsen,
dann seit 1883 in der Weise, dass das gemahlene Eisenerz mit Kohle,
Thon und Kalk in einer Mischmaschine gemischt, die Masse in Formen
gepresst in einem Glühofen reduziert, zu Luppen geschweisst und diese
weiter verarbeitet wurden, ausgeführt.

Zu Anfang der achtziger Jahre entstanden verschiedene neue
Eisenwerke in Nordspanien. Eine englische Gesellschaft "Cantabria"
hatte bei San Nicolas zwei Hochöfen gebaut; das Unternehmen fallierte
aber und wurde von dem Marques de Mudela 1880 erworben und
durch den Bau von zwei weiteren Hochöfen vergrössert. 1883 erblies
Mudela schon monatlich etwa 8000 Tonnen Bessemer- und Giesserei-
roheisen. Die Erzausfuhr Spaniens war von 1878 bis 1882 von
1244118 Tonnen auf 3493674 Tonnen gestiegen.

1881 wurden 771 Eisensteingruben mit 13520 Arbeitern betrieben.
37 Hüttenwerke hatten 70 hydraulische und 152 Dampfmaschinen von
zusammen 5622 P. S., ferner 84 Hochöfen, 18 kleine Öfen, 103 Flamm-
öfen, 103 Raffinieröfen, 84 Schmiedefeuer und 6811 Arbeiter. Es
wurden 114394 Tonnen Roheisen und 53279 Tonnen Schmiedeeisen,
davon 3602 Tonnen durch direktes Verfahren dargestellt. 1882 gingen
die alten Eisenhütten der Gesellschaft Ybarra & Co. an die Aktien-
gesellschaft "Sociedad de los altos hornos y fabrica de hierro y acero"
über, die zu den alten drei Hochöfen weitere nach neuestem Muster
von 24 m Höhe nach Plänen von E. Windsor Richards hinzufügte.
Die Gesellschaft verfügte über ein Aktienkapital von 25 Millionen
Pesetas (= 25 Millionen Frcs.) und war insbesondere zur Herstellung
von Eisenbahnmaterial gegründet. Die Gesellschaft der Hochöfen von
Bilbao, die 1883 bereits 9526412 kg Roheisen und 10158064 kg
fertiges Eisen fabrizierte, liess 1884 durch E. W. Richards zwei
neue Hochöfen mit vier Cowperapparaten erbauen. Trotz des Reichtums
an Erz und Kohlen wurde nur etwa ein Drittel des Eisenbedarfes im
Lande erzeugt, während zwei Drittel eingeführt wurden. Ebenso er-

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Spanien.

Auſserdem fand noch von Cartagena aus eine sehr bedeutende
Ausfuhr von Eisenerzen aus der Provinz Murcia statt, und zwar wurden
in den Jahren 1879 bis 1881 etwa an 600000 Tonnen Erze von da
nach Frankreich, England und Nordamerika verschifft.

Bei dem hohen Eisengehalt, der Reinheit und der leichten
Reduzierbarkeit der Bilbaoerze war es nicht verwunderlich, daſs die
direkte Eisengewinnung, die ja in Spanien von alters her einheimisch
war und immer noch vereinzelt in der alten Form betrieben wurde, in allen
ihren neueren Formen versucht wurde. So wurde auch das Verfahren
Du Puys im Jahre 1878 erst in der älteren Art in Blechbüchsen,
dann seit 1883 in der Weise, daſs das gemahlene Eisenerz mit Kohle,
Thon und Kalk in einer Mischmaschine gemischt, die Masse in Formen
gepreſst in einem Glühofen reduziert, zu Luppen geschweiſst und diese
weiter verarbeitet wurden, ausgeführt.

Zu Anfang der achtziger Jahre entstanden verschiedene neue
Eisenwerke in Nordspanien. Eine englische Gesellschaft „Cantabria“
hatte bei San Nicolas zwei Hochöfen gebaut; das Unternehmen fallierte
aber und wurde von dem Marques de Mudela 1880 erworben und
durch den Bau von zwei weiteren Hochöfen vergröſsert. 1883 erblies
Mudela schon monatlich etwa 8000 Tonnen Bessemer- und Gieſserei-
roheisen. Die Erzausfuhr Spaniens war von 1878 bis 1882 von
1244118 Tonnen auf 3493674 Tonnen gestiegen.

1881 wurden 771 Eisensteingruben mit 13520 Arbeitern betrieben.
37 Hüttenwerke hatten 70 hydraulische und 152 Dampfmaschinen von
zusammen 5622 P. S., ferner 84 Hochöfen, 18 kleine Öfen, 103 Flamm-
öfen, 103 Raffinieröfen, 84 Schmiedefeuer und 6811 Arbeiter. Es
wurden 114394 Tonnen Roheisen und 53279 Tonnen Schmiedeeisen,
davon 3602 Tonnen durch direktes Verfahren dargestellt. 1882 gingen
die alten Eisenhütten der Gesellschaft Ybarra & Co. an die Aktien-
gesellschaft „Sociedad de los altos hornos y fabrica de hierro y acero“
über, die zu den alten drei Hochöfen weitere nach neuestem Muster
von 24 m Höhe nach Plänen von E. Windsor Richards hinzufügte.
Die Gesellschaft verfügte über ein Aktienkapital von 25 Millionen
Pesetas (= 25 Millionen Frcs.) und war insbesondere zur Herstellung
von Eisenbahnmaterial gegründet. Die Gesellschaft der Hochöfen von
Bilbao, die 1883 bereits 9526412 kg Roheisen und 10158064 kg
fertiges Eisen fabrizierte, lieſs 1884 durch E. W. Richards zwei
neue Hochöfen mit vier Cowperapparaten erbauen. Trotz des Reichtums
an Erz und Kohlen wurde nur etwa ein Drittel des Eisenbedarfes im
Lande erzeugt, während zwei Drittel eingeführt wurden. Ebenso er-

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[1251/1267] Spanien. Auſserdem fand noch von Cartagena aus eine sehr bedeutende Ausfuhr von Eisenerzen aus der Provinz Murcia statt, und zwar wurden in den Jahren 1879 bis 1881 etwa an 600000 Tonnen Erze von da nach Frankreich, England und Nordamerika verschifft. Bei dem hohen Eisengehalt, der Reinheit und der leichten Reduzierbarkeit der Bilbaoerze war es nicht verwunderlich, daſs die direkte Eisengewinnung, die ja in Spanien von alters her einheimisch war und immer noch vereinzelt in der alten Form betrieben wurde, in allen ihren neueren Formen versucht wurde. So wurde auch das Verfahren Du Puys im Jahre 1878 erst in der älteren Art in Blechbüchsen, dann seit 1883 in der Weise, daſs das gemahlene Eisenerz mit Kohle, Thon und Kalk in einer Mischmaschine gemischt, die Masse in Formen gepreſst in einem Glühofen reduziert, zu Luppen geschweiſst und diese weiter verarbeitet wurden, ausgeführt. Zu Anfang der achtziger Jahre entstanden verschiedene neue Eisenwerke in Nordspanien. Eine englische Gesellschaft „Cantabria“ hatte bei San Nicolas zwei Hochöfen gebaut; das Unternehmen fallierte aber und wurde von dem Marques de Mudela 1880 erworben und durch den Bau von zwei weiteren Hochöfen vergröſsert. 1883 erblies Mudela schon monatlich etwa 8000 Tonnen Bessemer- und Gieſserei- roheisen. Die Erzausfuhr Spaniens war von 1878 bis 1882 von 1244118 Tonnen auf 3493674 Tonnen gestiegen. 1881 wurden 771 Eisensteingruben mit 13520 Arbeitern betrieben. 37 Hüttenwerke hatten 70 hydraulische und 152 Dampfmaschinen von zusammen 5622 P. S., ferner 84 Hochöfen, 18 kleine Öfen, 103 Flamm- öfen, 103 Raffinieröfen, 84 Schmiedefeuer und 6811 Arbeiter. Es wurden 114394 Tonnen Roheisen und 53279 Tonnen Schmiedeeisen, davon 3602 Tonnen durch direktes Verfahren dargestellt. 1882 gingen die alten Eisenhütten der Gesellschaft Ybarra & Co. an die Aktien- gesellschaft „Sociedad de los altos hornos y fabrica de hierro y acero“ über, die zu den alten drei Hochöfen weitere nach neuestem Muster von 24 m Höhe nach Plänen von E. Windsor Richards hinzufügte. Die Gesellschaft verfügte über ein Aktienkapital von 25 Millionen Pesetas (= 25 Millionen Frcs.) und war insbesondere zur Herstellung von Eisenbahnmaterial gegründet. Die Gesellschaft der Hochöfen von Bilbao, die 1883 bereits 9526412 kg Roheisen und 10158064 kg fertiges Eisen fabrizierte, lieſs 1884 durch E. W. Richards zwei neue Hochöfen mit vier Cowperapparaten erbauen. Trotz des Reichtums an Erz und Kohlen wurde nur etwa ein Drittel des Eisenbedarfes im Lande erzeugt, während zwei Drittel eingeführt wurden. Ebenso er- 79*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1267>, abgerufen am 17.07.2024.