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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
die von Jul. Kennedy verbesserten Cowperapparate erbaut 1). Für
die Herstellung von Spiegeleisen aus Franklinit errichtete die New-
Jersey-Zinkgesellschaft zwei neue Hochöfen mit Cowperapparaten.

1883 wurde von den pennsylvanischen Stahlwerken das Thomas-
verfahren zu Harrisberg endgültig eingeführt, während die Edgar-
Thomsonwerke und die Steeltonwerke nur Versuche damit anstellten.
Bei dem Konverterprozess versuchte man die Rückkohlung durch
Einblasen von Naturgas.

Die amerikanischen Eisenindustriellen legten Wert auf eine gute
Statistik. Diese wurde besonders bearbeitet und in jährlichen Ver-
öffentlichungen mitgeteilt von Richard P. Rothwell in dessen Jahr-
buch der Mineralstatistik von Amerika und von J. Swank. Dieser
hatte 1876 ein Werk "The American Iron Trade" veröffentlicht und
gab seitdem regelmässig seine vortrefflichen Statistics of the American
and Foreign Iron Trades heraus. 1884/85 veröffentlichte J. Trasenster
zu Lüttich eine gute Übersicht über die Roheisendarstellung in den
Vereinigten Staaten. Danach betrug 1884 die Roheisenerzeugung
4160 Kilotonnen, davon waren 415 Kilotonnen Holzkohlenroheisen, das
besonders in Michigan, dann auch in Ohio, Missouri und an der West-
küste erblasen wurde. Die Hochöfen mit mineralischem Brennstoff
teilt Trasenster nach der Lage zu dem Alleghanygebirge in drei
Gruppen: in die Ostgruppe, welche vornehmlich mit pennsylvanischem
Anthrazit Erze aus dem Osten, besonders vom Champlainsee, ver-
schmilzt; die wichtigsten Werke liegen in den Thälern von Lehigh,
Shuylkill und Susquehanna (Pa.), am Champlainsee, am Hudson
(N. Y.) und in New Jersey. Die Westgruppe verhüttet Lake Superior-
und Missourierze mit Connelsville-Koks; Pittsburgh und Chicago sind
die Centren. Die Südgruppe umfasst die Werke, welche mit Koks des
Apalachebassins (Arkansas, Tennessee) schmelzen. Die neuesten und
grössten Öfen waren die zwei Lucy-Hochöfen von 26,50 m Höhe, 8,10 m
Kohlensackweite und 500 cbm Inhalt, und vier Hochöfen der Edgar
Thomsonwerke von 24,40 m Höhe, 6,20 m Kohlensackweite und 445 cbm
Inhalt. Alle neuen Öfen arbeiteten mit Lürmanns Schlackenform
und geschlossener Brust. Die Lucyöfen hatten sieben bis acht Wind-
formen und automatische Beschickung. Die Cambriaöfen waren mit
Vorrichtungen zum Einblasen pulverförmiger Stoffe in das Gestell ver-
sehen. Alle neuen Öfen hatten steinerne Winderhitzer. Ende 1883
besassen 70 Öfen 215 Whitwellapparate und 13 Öfen 33 Cowper-

1) Siehe Stahl und Eisen 1883, Heft 3.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
die von Jul. Kennedy verbesserten Cowperapparate erbaut 1). Für
die Herstellung von Spiegeleisen aus Franklinit errichtete die New-
Jersey-Zinkgesellschaft zwei neue Hochöfen mit Cowperapparaten.

1883 wurde von den pennsylvanischen Stahlwerken das Thomas-
verfahren zu Harrisberg endgültig eingeführt, während die Edgar-
Thomsonwerke und die Steeltonwerke nur Versuche damit anstellten.
Bei dem Konverterprozeſs versuchte man die Rückkohlung durch
Einblasen von Naturgas.

Die amerikanischen Eisenindustriellen legten Wert auf eine gute
Statistik. Diese wurde besonders bearbeitet und in jährlichen Ver-
öffentlichungen mitgeteilt von Richard P. Rothwell in dessen Jahr-
buch der Mineralstatistik von Amerika und von J. Swank. Dieser
hatte 1876 ein Werk „The American Iron Trade“ veröffentlicht und
gab seitdem regelmäſsig seine vortrefflichen Statistics of the American
and Foreign Iron Trades heraus. 1884/85 veröffentlichte J. Trasenster
zu Lüttich eine gute Übersicht über die Roheisendarstellung in den
Vereinigten Staaten. Danach betrug 1884 die Roheisenerzeugung
4160 Kilotonnen, davon waren 415 Kilotonnen Holzkohlenroheisen, das
besonders in Michigan, dann auch in Ohio, Missouri und an der West-
küste erblasen wurde. Die Hochöfen mit mineralischem Brennstoff
teilt Trasenster nach der Lage zu dem Alleghanygebirge in drei
Gruppen: in die Ostgruppe, welche vornehmlich mit pennsylvanischem
Anthrazit Erze aus dem Osten, besonders vom Champlainsee, ver-
schmilzt; die wichtigsten Werke liegen in den Thälern von Lehigh,
Shuylkill und Susquehanna (Pa.), am Champlainsee, am Hudson
(N. Y.) und in New Jersey. Die Westgruppe verhüttet Lake Superior-
und Missourierze mit Connelsville-Koks; Pittsburgh und Chicago sind
die Centren. Die Südgruppe umfaſst die Werke, welche mit Koks des
Apalachebassins (Arkansas, Tennessee) schmelzen. Die neuesten und
gröſsten Öfen waren die zwei Lucy-Hochöfen von 26,50 m Höhe, 8,10 m
Kohlensackweite und 500 cbm Inhalt, und vier Hochöfen der Edgar
Thomsonwerke von 24,40 m Höhe, 6,20 m Kohlensackweite und 445 cbm
Inhalt. Alle neuen Öfen arbeiteten mit Lürmanns Schlackenform
und geschlossener Brust. Die Lucyöfen hatten sieben bis acht Wind-
formen und automatische Beschickung. Die Cambriaöfen waren mit
Vorrichtungen zum Einblasen pulverförmiger Stoffe in das Gestell ver-
sehen. Alle neuen Öfen hatten steinerne Winderhitzer. Ende 1883
besaſsen 70 Öfen 215 Whitwellapparate und 13 Öfen 33 Cowper-

1) Siehe Stahl und Eisen 1883, Heft 3.
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[1293/1309] Vereinigte Staaten von Nordamerika. die von Jul. Kennedy verbesserten Cowperapparate erbaut 1). Für die Herstellung von Spiegeleisen aus Franklinit errichtete die New- Jersey-Zinkgesellschaft zwei neue Hochöfen mit Cowperapparaten. 1883 wurde von den pennsylvanischen Stahlwerken das Thomas- verfahren zu Harrisberg endgültig eingeführt, während die Edgar- Thomsonwerke und die Steeltonwerke nur Versuche damit anstellten. Bei dem Konverterprozeſs versuchte man die Rückkohlung durch Einblasen von Naturgas. Die amerikanischen Eisenindustriellen legten Wert auf eine gute Statistik. Diese wurde besonders bearbeitet und in jährlichen Ver- öffentlichungen mitgeteilt von Richard P. Rothwell in dessen Jahr- buch der Mineralstatistik von Amerika und von J. Swank. Dieser hatte 1876 ein Werk „The American Iron Trade“ veröffentlicht und gab seitdem regelmäſsig seine vortrefflichen Statistics of the American and Foreign Iron Trades heraus. 1884/85 veröffentlichte J. Trasenster zu Lüttich eine gute Übersicht über die Roheisendarstellung in den Vereinigten Staaten. Danach betrug 1884 die Roheisenerzeugung 4160 Kilotonnen, davon waren 415 Kilotonnen Holzkohlenroheisen, das besonders in Michigan, dann auch in Ohio, Missouri und an der West- küste erblasen wurde. Die Hochöfen mit mineralischem Brennstoff teilt Trasenster nach der Lage zu dem Alleghanygebirge in drei Gruppen: in die Ostgruppe, welche vornehmlich mit pennsylvanischem Anthrazit Erze aus dem Osten, besonders vom Champlainsee, ver- schmilzt; die wichtigsten Werke liegen in den Thälern von Lehigh, Shuylkill und Susquehanna (Pa.), am Champlainsee, am Hudson (N. Y.) und in New Jersey. Die Westgruppe verhüttet Lake Superior- und Missourierze mit Connelsville-Koks; Pittsburgh und Chicago sind die Centren. Die Südgruppe umfaſst die Werke, welche mit Koks des Apalachebassins (Arkansas, Tennessee) schmelzen. Die neuesten und gröſsten Öfen waren die zwei Lucy-Hochöfen von 26,50 m Höhe, 8,10 m Kohlensackweite und 500 cbm Inhalt, und vier Hochöfen der Edgar Thomsonwerke von 24,40 m Höhe, 6,20 m Kohlensackweite und 445 cbm Inhalt. Alle neuen Öfen arbeiteten mit Lürmanns Schlackenform und geschlossener Brust. Die Lucyöfen hatten sieben bis acht Wind- formen und automatische Beschickung. Die Cambriaöfen waren mit Vorrichtungen zum Einblasen pulverförmiger Stoffe in das Gestell ver- sehen. Alle neuen Öfen hatten steinerne Winderhitzer. Ende 1883 besaſsen 70 Öfen 215 Whitwellapparate und 13 Öfen 33 Cowper- 1) Siehe Stahl und Eisen 1883, Heft 3.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1309>, abgerufen am 23.11.2024.