konsum um ein Drittel verringert hatte. Die Edgar-Thomson-Werke wendeten das Gas zur Heizung von Dampfkesseln, Winderhitzern u. s. w. an, und ersparten allein 147 Arbeiter für Kohlentransport.
Die Hochofenindustrie machte immer weitere Fortschritte. Ausser dem leichteren Schachtbau durch die Anwendung von Blechmänteln oder Eisenringumkleidung, der mechanischen Begichtung, des Ab- stechens in grosse Lokomotivpfannen, die mehrere Abstiche fassen konnten, erwähnen wir die Panzerung und Wasserkühlung, die besonders auf den Edgar-Thomson-Werken ausgebildet wurden. Bronzekühl- kasten führte Frohnheiser 1885 auf der Cambriahütte ein. Die starke Wasserkühlung war nötig geworden, um bei dem starken Treiben der Öfen diese zu erhalten.
Die grösste Produktion mit einem Hochofen zu erreichen, war damals der einzige Ehrgeiz der Hüttenleute mit Hintansetzung jeder anderen Rücksicht. Das Drauflosblasen war zum Sport geworden und den höchsten Record in der Tageserzeugung zu erreichen schien die einzige Aufgabe der Hochofentechniker. Gegen diese Einseitigkeit und Übertreibung erhob zuerst E. C. Potter in Chicago im Jahre 1885 seine warnende Stimme, indem er darauf hinwies, wie teuer erkauft dieser scheinbare Triumph durch die Verschwendung von Brennstoff und die rasche Zerstörung der Hochöfen infolge des starken Blasens sei. In Hochöfen von 400 bis 420 cbm Inhalt jagte man 750 cbm Luft von 700 bis 800° C. in der Minute. Dabei hatte man beim Verschmelzen 60 prozentiger Erze einen Koksverbrauch von 1075 bis 1350 kg auf 1000 kg Roheisen und die Öfen wurden so rasch zu Schanden geblasen, dass man nur auf einen Betrieb von zwei Jahren rechnete, der aber sehr oft nicht erreicht wurde. Gordon in South Chicago wies 1886 darauf hin, dass er in einem Ofen von 555 cbm Inhalt mit einem Koksaufwand von
[Formel 1]
Koks eine Tagesproduktion von 210 Tonnen erzielte, wenn das Verhältnis von
[Formel 2]
= 0,723 betrug, was günstiger sei als das Ergebnis der grossen englischen und amerikanischen Öfen. Diese ernsten Vorstellungen machten Eindruck und es begann nun eine Periode eines möglichst sparsamen Massenbetriebes. Gordons Konstruktion wurde sofort von der Joliethütte, dem Cleveland-Walz- werk und von der Jefferson-Eisenwerksgesellschaft eingeführt. Joliet hatte bei 260 Tonnen Tageserzeugung nur
[Formel 3]
Koksverbrauch. Von weiteren Verbesserungen bei dem Hochofenbetrieb im Jahre 1886 ist
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
konsum um ein Drittel verringert hatte. Die Edgar-Thomson-Werke wendeten das Gas zur Heizung von Dampfkesseln, Winderhitzern u. s. w. an, und ersparten allein 147 Arbeiter für Kohlentransport.
Die Hochofenindustrie machte immer weitere Fortschritte. Auſser dem leichteren Schachtbau durch die Anwendung von Blechmänteln oder Eisenringumkleidung, der mechanischen Begichtung, des Ab- stechens in groſse Lokomotivpfannen, die mehrere Abstiche fassen konnten, erwähnen wir die Panzerung und Wasserkühlung, die besonders auf den Edgar-Thomson-Werken ausgebildet wurden. Bronzekühl- kasten führte Frohnheiser 1885 auf der Cambriahütte ein. Die starke Wasserkühlung war nötig geworden, um bei dem starken Treiben der Öfen diese zu erhalten.
Die gröſste Produktion mit einem Hochofen zu erreichen, war damals der einzige Ehrgeiz der Hüttenleute mit Hintansetzung jeder anderen Rücksicht. Das Drauflosblasen war zum Sport geworden und den höchsten Record in der Tageserzeugung zu erreichen schien die einzige Aufgabe der Hochofentechniker. Gegen diese Einseitigkeit und Übertreibung erhob zuerst E. C. Potter in Chicago im Jahre 1885 seine warnende Stimme, indem er darauf hinwies, wie teuer erkauft dieser scheinbare Triumph durch die Verschwendung von Brennstoff und die rasche Zerstörung der Hochöfen infolge des starken Blasens sei. In Hochöfen von 400 bis 420 cbm Inhalt jagte man 750 cbm Luft von 700 bis 800° C. in der Minute. Dabei hatte man beim Verschmelzen 60 prozentiger Erze einen Koksverbrauch von 1075 bis 1350 kg auf 1000 kg Roheisen und die Öfen wurden so rasch zu Schanden geblasen, daſs man nur auf einen Betrieb von zwei Jahren rechnete, der aber sehr oft nicht erreicht wurde. Gordon in South Chicago wies 1886 darauf hin, daſs er in einem Ofen von 555 cbm Inhalt mit einem Koksaufwand von
[Formel 1]
Koks eine Tagesproduktion von 210 Tonnen erzielte, wenn das Verhältnis von
[Formel 2]
= 0,723 betrug, was günstiger sei als das Ergebnis der groſsen englischen und amerikanischen Öfen. Diese ernsten Vorstellungen machten Eindruck und es begann nun eine Periode eines möglichst sparsamen Massenbetriebes. Gordons Konstruktion wurde sofort von der Joliethütte, dem Cleveland-Walz- werk und von der Jefferson-Eisenwerksgesellschaft eingeführt. Joliet hatte bei 260 Tonnen Tageserzeugung nur
[Formel 3]
Koksverbrauch. Von weiteren Verbesserungen bei dem Hochofenbetrieb im Jahre 1886 ist
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
konsum um ein Drittel verringert hatte. Die Edgar-Thomson-Werke
wendeten das Gas zur Heizung von Dampfkesseln, Winderhitzern u. s. w.
an, und ersparten allein 147 Arbeiter für Kohlentransport.
Die Hochofenindustrie machte immer weitere Fortschritte. Auſser
dem leichteren Schachtbau durch die Anwendung von Blechmänteln
oder Eisenringumkleidung, der mechanischen Begichtung, des Ab-
stechens in groſse Lokomotivpfannen, die mehrere Abstiche fassen
konnten, erwähnen wir die Panzerung und Wasserkühlung, die besonders
auf den Edgar-Thomson-Werken ausgebildet wurden. Bronzekühl-
kasten führte Frohnheiser 1885 auf der Cambriahütte ein. Die
starke Wasserkühlung war nötig geworden, um bei dem starken
Treiben der Öfen diese zu erhalten.
Die gröſste Produktion mit einem Hochofen zu erreichen, war
damals der einzige Ehrgeiz der Hüttenleute mit Hintansetzung jeder
anderen Rücksicht. Das Drauflosblasen war zum Sport geworden und
den höchsten Record in der Tageserzeugung zu erreichen schien die
einzige Aufgabe der Hochofentechniker. Gegen diese Einseitigkeit und
Übertreibung erhob zuerst E. C. Potter in Chicago im Jahre 1885
seine warnende Stimme, indem er darauf hinwies, wie teuer erkauft
dieser scheinbare Triumph durch die Verschwendung von Brennstoff
und die rasche Zerstörung der Hochöfen infolge des starken Blasens
sei. In Hochöfen von 400 bis 420 cbm Inhalt jagte man 750 cbm Luft
von 700 bis 800° C. in der Minute. Dabei hatte man beim Verschmelzen
60 prozentiger Erze einen Koksverbrauch von 1075 bis 1350 kg auf
1000 kg Roheisen und die Öfen wurden so rasch zu Schanden geblasen,
daſs man nur auf einen Betrieb von zwei Jahren rechnete, der aber
sehr oft nicht erreicht wurde. Gordon in South Chicago wies 1886
darauf hin, daſs er in einem Ofen von 555 cbm Inhalt mit einem
Koksaufwand von [FORMEL] Koks eine Tagesproduktion von 210 Tonnen
erzielte, wenn das Verhältnis von [FORMEL] = 0,723 betrug, was günstiger
sei als das Ergebnis der groſsen englischen und amerikanischen Öfen.
Diese ernsten Vorstellungen machten Eindruck und es begann nun
eine Periode eines möglichst sparsamen Massenbetriebes. Gordons
Konstruktion wurde sofort von der Joliethütte, dem Cleveland-Walz-
werk und von der Jefferson-Eisenwerksgesellschaft eingeführt. Joliet
hatte bei 260 Tonnen Tageserzeugung nur [FORMEL] Koksverbrauch. Von
weiteren Verbesserungen bei dem Hochofenbetrieb im Jahre 1886 ist
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1311>, abgerufen am 23.11.2024.
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