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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
trugen. Während früher die Vereinigten Staaten grosse Mengen von Draht
einführten, haben sie jetzt eine bedeutende Ausfuhr von Walzdraht, ge-
zogenem Draht und Drahtstiften. Ähnlich verhält es sich mit dem
Weissblech. Die Weissblechfabrikation wurde nur durch den Schutz-
zoll, den die Mac-Kinley-Bill einführte, ermöglicht und begann erst im
Jahre 1891. Anfangs hatte sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber
seit dem Jahre 1895 entwickelte sie sich rasch. 1895 betrug die Er-
zeugung 102062 Tonnen, 1897 schon 260711 Tonnen, 1898 332094
Tonnen. Die Einfuhr von Weissblech, die 1891 noch 327883 Tonnen
betragen hatte, war 1898/99 auf 54243 Tonnen gesunken und es ist
wahrscheinlich, dass Amerika jetzt schon mehr Weissblech ausführt
als einführt.

Auf allen Gebieten der Eisenverarbeitung machte die einheimische
Industrie der Vereinigten Staaten grosse Fortschritte. So wurden z. B.
im Jahre 1898/99 1429 Schiffe mit 320876 Registertonnen Gehalt ge-
baut. Im Eisenbahn- und Brückenbau marschiert Amerika an der
Spitze, ebenso auf vielen Gebieten des Maschinenbaues. Enorm war
die Ausfuhr von Nähmaschinen, Fahrrädern und Schreibmaschinen.

Überhaupt hat infolge der grossartigen Entwickelung der ameri-
kanischen Eisenindustrie der auswärtige Handel in den neunziger
Jahren ein ganz verändertes Aussehen erhalten.

Im Jahre 1880 betrug der Wert der Einfuhr von Eisen und
Eisenwaren 80 Millionen Dollar, die der Ausfuhr 15 Millionen Dollar;
1890 war das Wertverhältnis von Einfuhr zur Ausfuhr 44540413 Doll.
zu 27000134 Dollar; 1893 überstieg der Wert der Ausfuhr bereits
den der Einfuhr und in der Periode vom 1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898
war der Wert der Einfuhr auf 12626000 Dollar gesunken, der Wert
der Ausfuhr aber auf 78017000 Dollar gestiegen. Im Jahre 1898/99
betrug der Wert der Ausfuhr von Eisen und Eisenwaren 106100000
Dollar, der Wert der Einfuhr nur 12098000 Dollar.

Die Fortschritte der amerikanischen Eisenindustrie seit 1870 sind
staunenerregend und vielfach ist die junge Industrie der Vereinigten
Staaten Vorbild und Lehrerin für Europa geworden. Aber wo Licht
ist, ist auch Schatten, so auch hier. Die Konzentration des Kapitals
war nötig, um in so kurzer Zeit so Grosses zu leisten. Dies vollzog
sich aber nicht stetig dem Bedürfnis entsprechend, sondern oft
gewaltsam durch kühne Spekulation sprungweise. Die in Fig. 340,
S. 899, dargestellten Schaulinien der Entwickelung der Eisen-
industrie von 1871 bis 1899 zeigen dies deutlich. Dazu kam eine
Überschätzung der Maschinenarbeit gegenüber der Handarbeit, welche

Vereinigte Staaten von Nordamerika.
trugen. Während früher die Vereinigten Staaten groſse Mengen von Draht
einführten, haben sie jetzt eine bedeutende Ausfuhr von Walzdraht, ge-
zogenem Draht und Drahtstiften. Ähnlich verhält es sich mit dem
Weiſsblech. Die Weiſsblechfabrikation wurde nur durch den Schutz-
zoll, den die Mac-Kinley-Bill einführte, ermöglicht und begann erst im
Jahre 1891. Anfangs hatte sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber
seit dem Jahre 1895 entwickelte sie sich rasch. 1895 betrug die Er-
zeugung 102062 Tonnen, 1897 schon 260711 Tonnen, 1898 332094
Tonnen. Die Einfuhr von Weiſsblech, die 1891 noch 327883 Tonnen
betragen hatte, war 1898/99 auf 54243 Tonnen gesunken und es ist
wahrscheinlich, daſs Amerika jetzt schon mehr Weiſsblech ausführt
als einführt.

Auf allen Gebieten der Eisenverarbeitung machte die einheimische
Industrie der Vereinigten Staaten groſse Fortschritte. So wurden z. B.
im Jahre 1898/99 1429 Schiffe mit 320876 Registertonnen Gehalt ge-
baut. Im Eisenbahn- und Brückenbau marschiert Amerika an der
Spitze, ebenso auf vielen Gebieten des Maschinenbaues. Enorm war
die Ausfuhr von Nähmaschinen, Fahrrädern und Schreibmaschinen.

Überhaupt hat infolge der groſsartigen Entwickelung der ameri-
kanischen Eisenindustrie der auswärtige Handel in den neunziger
Jahren ein ganz verändertes Aussehen erhalten.

Im Jahre 1880 betrug der Wert der Einfuhr von Eisen und
Eisenwaren 80 Millionen Dollar, die der Ausfuhr 15 Millionen Dollar;
1890 war das Wertverhältnis von Einfuhr zur Ausfuhr 44540413 Doll.
zu 27000134 Dollar; 1893 überstieg der Wert der Ausfuhr bereits
den der Einfuhr und in der Periode vom 1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898
war der Wert der Einfuhr auf 12626000 Dollar gesunken, der Wert
der Ausfuhr aber auf 78017000 Dollar gestiegen. Im Jahre 1898/99
betrug der Wert der Ausfuhr von Eisen und Eisenwaren 106100000
Dollar, der Wert der Einfuhr nur 12098000 Dollar.

Die Fortschritte der amerikanischen Eisenindustrie seit 1870 sind
staunenerregend und vielfach ist die junge Industrie der Vereinigten
Staaten Vorbild und Lehrerin für Europa geworden. Aber wo Licht
ist, ist auch Schatten, so auch hier. Die Konzentration des Kapitals
war nötig, um in so kurzer Zeit so Groſses zu leisten. Dies vollzog
sich aber nicht stetig dem Bedürfnis entsprechend, sondern oft
gewaltsam durch kühne Spekulation sprungweise. Die in Fig. 340,
S. 899, dargestellten Schaulinien der Entwickelung der Eisen-
industrie von 1871 bis 1899 zeigen dies deutlich. Dazu kam eine
Überschätzung der Maschinenarbeit gegenüber der Handarbeit, welche

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[1318/1334] Vereinigte Staaten von Nordamerika. trugen. Während früher die Vereinigten Staaten groſse Mengen von Draht einführten, haben sie jetzt eine bedeutende Ausfuhr von Walzdraht, ge- zogenem Draht und Drahtstiften. Ähnlich verhält es sich mit dem Weiſsblech. Die Weiſsblechfabrikation wurde nur durch den Schutz- zoll, den die Mac-Kinley-Bill einführte, ermöglicht und begann erst im Jahre 1891. Anfangs hatte sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber seit dem Jahre 1895 entwickelte sie sich rasch. 1895 betrug die Er- zeugung 102062 Tonnen, 1897 schon 260711 Tonnen, 1898 332094 Tonnen. Die Einfuhr von Weiſsblech, die 1891 noch 327883 Tonnen betragen hatte, war 1898/99 auf 54243 Tonnen gesunken und es ist wahrscheinlich, daſs Amerika jetzt schon mehr Weiſsblech ausführt als einführt. Auf allen Gebieten der Eisenverarbeitung machte die einheimische Industrie der Vereinigten Staaten groſse Fortschritte. So wurden z. B. im Jahre 1898/99 1429 Schiffe mit 320876 Registertonnen Gehalt ge- baut. Im Eisenbahn- und Brückenbau marschiert Amerika an der Spitze, ebenso auf vielen Gebieten des Maschinenbaues. Enorm war die Ausfuhr von Nähmaschinen, Fahrrädern und Schreibmaschinen. Überhaupt hat infolge der groſsartigen Entwickelung der ameri- kanischen Eisenindustrie der auswärtige Handel in den neunziger Jahren ein ganz verändertes Aussehen erhalten. Im Jahre 1880 betrug der Wert der Einfuhr von Eisen und Eisenwaren 80 Millionen Dollar, die der Ausfuhr 15 Millionen Dollar; 1890 war das Wertverhältnis von Einfuhr zur Ausfuhr 44540413 Doll. zu 27000134 Dollar; 1893 überstieg der Wert der Ausfuhr bereits den der Einfuhr und in der Periode vom 1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898 war der Wert der Einfuhr auf 12626000 Dollar gesunken, der Wert der Ausfuhr aber auf 78017000 Dollar gestiegen. Im Jahre 1898/99 betrug der Wert der Ausfuhr von Eisen und Eisenwaren 106100000 Dollar, der Wert der Einfuhr nur 12098000 Dollar. Die Fortschritte der amerikanischen Eisenindustrie seit 1870 sind staunenerregend und vielfach ist die junge Industrie der Vereinigten Staaten Vorbild und Lehrerin für Europa geworden. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten, so auch hier. Die Konzentration des Kapitals war nötig, um in so kurzer Zeit so Groſses zu leisten. Dies vollzog sich aber nicht stetig dem Bedürfnis entsprechend, sondern oft gewaltsam durch kühne Spekulation sprungweise. Die in Fig. 340, S. 899, dargestellten Schaulinien der Entwickelung der Eisen- industrie von 1871 bis 1899 zeigen dies deutlich. Dazu kam eine Überschätzung der Maschinenarbeit gegenüber der Handarbeit, welche

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1334>, abgerufen am 23.11.2024.