Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Winkeleisen, Nieten, Bandeisen, Draht u. s. w., von vorzüglicher Qualität verarbeitete 1).
Bald nach dem schwedischen Ofen kam auch der englische Konverter in Betrieb, der ebenfalls ein sehr gutes Produkt lieferte.
In Hörde wurden 1864 täglich drei Chargen von 70 bis 80 Centner in 25 bis 30 Minuten verblasen, welche an 200 Centner Stahl ergaben. Für 10 Centner Bessemerstahlschienen wurden damals 70 Thlr. bezahlt, während Puddelstahlschienen 52 Thlr. und Eisenschienen nur 33 Thlr. kosteten. Der höhere Preis der Bessemerschienen wurde aber durch ihr geringes Gewicht und ihre längere Dauer reichlich ausgeglichen.
In Russland war der Bessemerprozess 1864 auf Befehl des Generals A. v. Jossa, Chefs des uralischen Berg- und Hüttenwesens auf dem Kronshüttenwerk Wottinsk an der Kama, im Gouvernement Wiatka, eingeführt worden. Nachdem man erst mit einem kleinen Ofen von einer Tonne Einsatz angefangen hatte, baute man 1864 einen grösseren für Chargen von 3 Tonnen. Das vorzügliche graue Roh- eisen aus reinen Magneteisensteinen mit Holzkohlen erblasen, ergab einen vortrefflichen Stahl, der sich namentlich für Geschütze sehr bewährte.
Die günstigen Erfolge zu Turrach und in der Heft veranlassten 1864 den Kaiser von Österreich, in Übereinstimmung mit der Reichs- vertretung die Mittel zu bewilligen, um auf dem Staatseisenwerk zu Neuberg in Steiermark ein grösseres Bessemerwerk, besonders für Eisenbahnbedarf zu erbauen. Die Ausführung erfolgte noch in der zweiten Hälfte des Jahres, so dass schon Anfang Februar 1865 die Bessemerversuche in Neuberg begonnen werden konnten.
Gleichzeitig hatte die k. k. Südbahngesellschaft auf Anregung ihres rührigen Walzwerkdirektors J. Hall und nach dem Vorbilde der englischen Nord-Westbahn-Gesellschaft beschlossen, für ihren eigenen Bedarf, namentlich an Schienen, ein Bessemerwerk in Anschluss an ihr Walzwerk in Graz zu erbauen. Dieses neue Werk kam schon Mitte Dezember in Betrieb.
Ehe wir die weiteren bedeutenden Fortschritte der Bessemer- fabrikation in dem Jahre 1865 betrachten, müssen wir einen Rückblick werten auf die technischen Fortschritte und das wissenschaftliche Verständnis in den letzten Jahren.
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1865, S. 4.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Winkeleisen, Nieten, Bandeisen, Draht u. s. w., von vorzüglicher Qualität verarbeitete 1).
Bald nach dem schwedischen Ofen kam auch der englische Konverter in Betrieb, der ebenfalls ein sehr gutes Produkt lieferte.
In Hörde wurden 1864 täglich drei Chargen von 70 bis 80 Centner in 25 bis 30 Minuten verblasen, welche an 200 Centner Stahl ergaben. Für 10 Centner Bessemerstahlschienen wurden damals 70 Thlr. bezahlt, während Puddelstahlschienen 52 Thlr. und Eisenschienen nur 33 Thlr. kosteten. Der höhere Preis der Bessemerschienen wurde aber durch ihr geringes Gewicht und ihre längere Dauer reichlich ausgeglichen.
In Ruſsland war der Bessemerprozeſs 1864 auf Befehl des Generals A. v. Jossa, Chefs des uralischen Berg- und Hüttenwesens auf dem Kronshüttenwerk Wottinsk an der Kama, im Gouvernement Wiâtka, eingeführt worden. Nachdem man erst mit einem kleinen Ofen von einer Tonne Einsatz angefangen hatte, baute man 1864 einen gröſseren für Chargen von 3 Tonnen. Das vorzügliche graue Roh- eisen aus reinen Magneteisensteinen mit Holzkohlen erblasen, ergab einen vortrefflichen Stahl, der sich namentlich für Geschütze sehr bewährte.
Die günstigen Erfolge zu Turrach und in der Heft veranlaſsten 1864 den Kaiser von Österreich, in Übereinstimmung mit der Reichs- vertretung die Mittel zu bewilligen, um auf dem Staatseisenwerk zu Neuberg in Steiermark ein gröſseres Bessemerwerk, besonders für Eisenbahnbedarf zu erbauen. Die Ausführung erfolgte noch in der zweiten Hälfte des Jahres, so daſs schon Anfang Februar 1865 die Bessemerversuche in Neuberg begonnen werden konnten.
Gleichzeitig hatte die k. k. Südbahngesellschaft auf Anregung ihres rührigen Walzwerkdirektors J. Hall und nach dem Vorbilde der englischen Nord-Westbahn-Gesellschaft beschlossen, für ihren eigenen Bedarf, namentlich an Schienen, ein Bessemerwerk in Anschluſs an ihr Walzwerk in Graz zu erbauen. Dieses neue Werk kam schon Mitte Dezember in Betrieb.
Ehe wir die weiteren bedeutenden Fortschritte der Bessemer- fabrikation in dem Jahre 1865 betrachten, müssen wir einen Rückblick werten auf die technischen Fortschritte und das wissenschaftliche Verständnis in den letzten Jahren.
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1865, S. 4.
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Winkeleisen, Nieten, Bandeisen, Draht u. s. w., von vorzüglicher Qualität
verarbeitete 1).
Bald nach dem schwedischen Ofen kam auch der englische
Konverter in Betrieb, der ebenfalls ein sehr gutes Produkt lieferte.
In Hörde wurden 1864 täglich drei Chargen von 70 bis 80 Centner
in 25 bis 30 Minuten verblasen, welche an 200 Centner Stahl ergaben.
Für 10 Centner Bessemerstahlschienen wurden damals 70 Thlr.
bezahlt, während Puddelstahlschienen 52 Thlr. und Eisenschienen nur
33 Thlr. kosteten. Der höhere Preis der Bessemerschienen wurde
aber durch ihr geringes Gewicht und ihre längere Dauer reichlich
ausgeglichen.
In Ruſsland war der Bessemerprozeſs 1864 auf Befehl des Generals
A. v. Jossa, Chefs des uralischen Berg- und Hüttenwesens auf dem
Kronshüttenwerk Wottinsk an der Kama, im Gouvernement Wiâtka,
eingeführt worden. Nachdem man erst mit einem kleinen Ofen von
einer Tonne Einsatz angefangen hatte, baute man 1864 einen
gröſseren für Chargen von 3 Tonnen. Das vorzügliche graue Roh-
eisen aus reinen Magneteisensteinen mit Holzkohlen erblasen, ergab
einen vortrefflichen Stahl, der sich namentlich für Geschütze sehr
bewährte.
Die günstigen Erfolge zu Turrach und in der Heft veranlaſsten
1864 den Kaiser von Österreich, in Übereinstimmung mit der Reichs-
vertretung die Mittel zu bewilligen, um auf dem Staatseisenwerk zu
Neuberg in Steiermark ein gröſseres Bessemerwerk, besonders für
Eisenbahnbedarf zu erbauen. Die Ausführung erfolgte noch in der
zweiten Hälfte des Jahres, so daſs schon Anfang Februar 1865 die
Bessemerversuche in Neuberg begonnen werden konnten.
Gleichzeitig hatte die k. k. Südbahngesellschaft auf Anregung
ihres rührigen Walzwerkdirektors J. Hall und nach dem Vorbilde
der englischen Nord-Westbahn-Gesellschaft beschlossen, für ihren
eigenen Bedarf, namentlich an Schienen, ein Bessemerwerk in Anschluſs
an ihr Walzwerk in Graz zu erbauen. Dieses neue Werk kam schon
Mitte Dezember in Betrieb.
Ehe wir die weiteren bedeutenden Fortschritte der Bessemer-
fabrikation in dem Jahre 1865 betrachten, müssen wir einen Rückblick
werten auf die technischen Fortschritte und das wissenschaftliche
Verständnis in den letzten Jahren.
1) Siehe Österreich. Zeitschr. für Berg- u. Hüttenwesen 1865, S. 4.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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