Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Diese geben Wärmeeinheiten an das Roheisen ab:
Eisen 757,3
Kohlenstoff 475,2
Silicium 6382,4
Hieraus berechnete Kuppelwieser, dass 100 Teile eines Roh- eisens von 2 Prozent Silicium- und 4,25 Prozent Kohlenstoffgehalt, welches 85 Prozent Bessemerstahl giebt, durch Verbrennen von
2 Silicium x 6382,4 = 12764,8 Wärmeeinheiten
4,25 Kohlenstoff x 475,2 = 2017,6 "
8,75 Eisen und Mangan x 757,3 = 6623,7 "
zusammen: 21406,1 Wärmeeinheiten
entwickeln. Diese Wärmemenge würde ein Roheisenbad, wenn man von aller Wärmeabgabe nach aussen absieht, um 1350° C. erhitzen, also eine Temperatur von 1400° + 1350° = 2750° C. erzeugen. Bei dieser Temperatur würde Platin, dessen Schmelzpunkt zwischen 2220 bis 2400° C. liegt, rasch einschmelzen. Das Gelingen des pneu- matischen Prozesses hängt aber wesentlich von der Temperatur ab. Einblasen von Kohlenstoff erhitzt wenig; mehr dagegen Salpeter.
Snelus hat ebenfalls die Produkte des Bessemerprozesses in verschiedenen Stadien analysiert und Kuppelwiesers Angaben be- stätigt gefunden, namentlich auch in der Hinsicht, dass Silicium beim Bessemern fast vollständig verbrennt, ehe die Oxydation des Kohlen- stoffs beginnt.
Zum Schluss erwähnen wir noch einige praktische Ergebnisse beim Bessemern zu Hörde aus diesem Jahr. Das Futter der Birne wurde aus einem Gemenge von 6 Tln. Quarzmasse in Erbsengrösse und 1 Tl. gemahlenem Thon mit grosser Sorgfalt mit Hülfe von Schablonen gestampft. Hierbei arbeiteten 22 Mann 24 Stunden im Schichtlohn. Das Abwärmen des Futters dauerte 12 Stunden und erforderte 140 Centner Steinkohlen. Das Auswechseln eines neuen Bodens dauerte 6 Stunden und wurden 22 Centner Steinkohlen beim Anwärmen verbrannt. Das Auswechseln und Ausstampfen des Bodens während des Betriebes war eine der schwersten Arbeiten. Kein Arbeiter konnte länger als 10 Minuten in der heissen Birne arbeiten. Die Düsen oder Formen wurden in einer Düsenpresse mit 10 Stahl- dornen gepresst. Die Steuerung des Kranes geschah durch Hebel und Schiebersteuerung der einfachsten Art. Das Druckwasser passierte einen Armstrongschen Akkumulator gewöhnlicher Form mit 250 Centner Belastung.
Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Diese geben Wärmeeinheiten an das Roheisen ab:
Eisen 757,3
Kohlenstoff 475,2
Silicium 6382,4
Hieraus berechnete Kuppelwieser, daſs 100 Teile eines Roh- eisens von 2 Prozent Silicium- und 4,25 Prozent Kohlenstoffgehalt, welches 85 Prozent Bessemerstahl giebt, durch Verbrennen von
2 Silicium × 6382,4 = 12764,8 Wärmeeinheiten
4,25 Kohlenstoff × 475,2 = 2017,6 „
8,75 Eisen und Mangan × 757,3 = 6623,7 „
zusammen: 21406,1 Wärmeeinheiten
entwickeln. Diese Wärmemenge würde ein Roheisenbad, wenn man von aller Wärmeabgabe nach auſsen absieht, um 1350° C. erhitzen, also eine Temperatur von 1400° + 1350° = 2750° C. erzeugen. Bei dieser Temperatur würde Platin, dessen Schmelzpunkt zwischen 2220 bis 2400° C. liegt, rasch einschmelzen. Das Gelingen des pneu- matischen Prozesses hängt aber wesentlich von der Temperatur ab. Einblasen von Kohlenstoff erhitzt wenig; mehr dagegen Salpeter.
Snelus hat ebenfalls die Produkte des Bessemerprozesses in verschiedenen Stadien analysiert und Kuppelwiesers Angaben be- stätigt gefunden, namentlich auch in der Hinsicht, daſs Silicium beim Bessemern fast vollständig verbrennt, ehe die Oxydation des Kohlen- stoffs beginnt.
Zum Schluſs erwähnen wir noch einige praktische Ergebnisse beim Bessemern zu Hörde aus diesem Jahr. Das Futter der Birne wurde aus einem Gemenge von 6 Tln. Quarzmasse in Erbsengröſse und 1 Tl. gemahlenem Thon mit groſser Sorgfalt mit Hülfe von Schablonen gestampft. Hierbei arbeiteten 22 Mann 24 Stunden im Schichtlohn. Das Abwärmen des Futters dauerte 12 Stunden und erforderte 140 Centner Steinkohlen. Das Auswechseln eines neuen Bodens dauerte 6 Stunden und wurden 22 Centner Steinkohlen beim Anwärmen verbrannt. Das Auswechseln und Ausstampfen des Bodens während des Betriebes war eine der schwersten Arbeiten. Kein Arbeiter konnte länger als 10 Minuten in der heiſsen Birne arbeiten. Die Düsen oder Formen wurden in einer Düsenpresse mit 10 Stahl- dornen gepreſst. Die Steuerung des Kranes geschah durch Hebel und Schiebersteuerung der einfachsten Art. Das Druckwasser passierte einen Armstrongschen Akkumulator gewöhnlicher Form mit 250 Centner Belastung.
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
Diese geben Wärmeeinheiten an das Roheisen ab:
Eisen 757,3
Kohlenstoff 475,2
Silicium 6382,4
Hieraus berechnete Kuppelwieser, daſs 100 Teile eines Roh-
eisens von 2 Prozent Silicium- und 4,25 Prozent Kohlenstoffgehalt,
welches 85 Prozent Bessemerstahl giebt, durch Verbrennen von
2 Silicium × 6382,4 = 12764,8 Wärmeeinheiten
4,25 Kohlenstoff × 475,2 = 2017,6 „
8,75 Eisen und Mangan × 757,3 = 6623,7 „
zusammen: 21406,1 Wärmeeinheiten
entwickeln. Diese Wärmemenge würde ein Roheisenbad, wenn man
von aller Wärmeabgabe nach auſsen absieht, um 1350° C. erhitzen,
also eine Temperatur von 1400° + 1350° = 2750° C. erzeugen. Bei
dieser Temperatur würde Platin, dessen Schmelzpunkt zwischen 2220
bis 2400° C. liegt, rasch einschmelzen. Das Gelingen des pneu-
matischen Prozesses hängt aber wesentlich von der Temperatur ab.
Einblasen von Kohlenstoff erhitzt wenig; mehr dagegen Salpeter.
Snelus hat ebenfalls die Produkte des Bessemerprozesses in
verschiedenen Stadien analysiert und Kuppelwiesers Angaben be-
stätigt gefunden, namentlich auch in der Hinsicht, daſs Silicium beim
Bessemern fast vollständig verbrennt, ehe die Oxydation des Kohlen-
stoffs beginnt.
Zum Schluſs erwähnen wir noch einige praktische Ergebnisse
beim Bessemern zu Hörde aus diesem Jahr. Das Futter der Birne
wurde aus einem Gemenge von 6 Tln. Quarzmasse in Erbsengröſse
und 1 Tl. gemahlenem Thon mit groſser Sorgfalt mit Hülfe von
Schablonen gestampft. Hierbei arbeiteten 22 Mann 24 Stunden im
Schichtlohn. Das Abwärmen des Futters dauerte 12 Stunden und
erforderte 140 Centner Steinkohlen. Das Auswechseln eines neuen
Bodens dauerte 6 Stunden und wurden 22 Centner Steinkohlen beim
Anwärmen verbrannt. Das Auswechseln und Ausstampfen des Bodens
während des Betriebes war eine der schwersten Arbeiten. Kein
Arbeiter konnte länger als 10 Minuten in der heiſsen Birne arbeiten.
Die Düsen oder Formen wurden in einer Düsenpresse mit 10 Stahl-
dornen gepreſst. Die Steuerung des Kranes geschah durch Hebel und
Schiebersteuerung der einfachsten Art. Das Druckwasser passierte
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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