Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.Fortschritte in der Verwendung des Stahls Ausdruck gab und denselben durch die Ernennung zum Offizier derEhrenlegion auszeichnete, ging er doch nicht von seinem System gezogener Bronzegeschütze ab. In dieser verderblichen Kurzsichtigkeit wurde er bestärkt durch den Bericht des Vorsitzenden des Artillerie- Comites, des Generals Le Boeuf. Krupps letzter Versuch im Jahre 1868, Napoleon für sein Geschützsystem zu interessieren, wurde höflich abgelehnt. Das Riesengeschütz der Pariser Ausstellung wurde von Krupp dem [Abbildung]
Fig. 121. Strandfort Brauneberg am Kieler Hafen aufgestellt. 1867 bis 1869 rüsteteder preussische Staat seine Marine und seine Festungsartillerie mit Gussstahlgeschützen schweren Kalibers aus. Die Schiessversuche mit der neunzölligen Ringkanone (96-Pfünder) fielen anfangs für Krupp unglücklich aus, weil man das gewöhnliche preussische Geschützpulver dabei angewendet hatte. Als man auf Krupps Vorstellung hin prismatisches Pulver nahm, feierte er einen grossen Triumph über die konkurrierenden englischen Vorderladungsgeschütze von Armstrong 1). Die Ergebnisse der Tegeler Schiessversuche veranlassten die An- 1) Das Armstrong-gun-iron war ein dichtes Feinkorneisen.
Fortschritte in der Verwendung des Stahls Ausdruck gab und denselben durch die Ernennung zum Offizier derEhrenlegion auszeichnete, ging er doch nicht von seinem System gezogener Bronzegeschütze ab. In dieser verderblichen Kurzsichtigkeit wurde er bestärkt durch den Bericht des Vorsitzenden des Artillerie- Comités, des Generals Le Boeuf. Krupps letzter Versuch im Jahre 1868, Napoleon für sein Geschützsystem zu interessieren, wurde höflich abgelehnt. Das Riesengeschütz der Pariser Ausstellung wurde von Krupp dem [Abbildung]
Fig. 121. Strandfort Brauneberg am Kieler Hafen aufgestellt. 1867 bis 1869 rüsteteder preuſsische Staat seine Marine und seine Festungsartillerie mit Guſsstahlgeschützen schweren Kalibers aus. Die Schieſsversuche mit der neunzölligen Ringkanone (96-Pfünder) fielen anfangs für Krupp unglücklich aus, weil man das gewöhnliche preuſsische Geschützpulver dabei angewendet hatte. Als man auf Krupps Vorstellung hin prismatisches Pulver nahm, feierte er einen groſsen Triumph über die konkurrierenden englischen Vorderladungsgeschütze von Armstrong 1). Die Ergebnisse der Tegeler Schieſsversuche veranlaſsten die An- 1) Das Armstrong-gun-iron war ein dichtes Feinkorneisen.
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Fortschritte in der Verwendung des Stahls
Ausdruck gab und denselben durch die Ernennung zum Offizier der
Ehrenlegion auszeichnete, ging er doch nicht von seinem System
gezogener Bronzegeschütze ab. In dieser verderblichen Kurzsichtigkeit
wurde er bestärkt durch den Bericht des Vorsitzenden des Artillerie-
Comités, des Generals Le Boeuf. Krupps letzter Versuch im
Jahre 1868, Napoleon für sein Geschützsystem zu interessieren,
wurde höflich abgelehnt.
Das Riesengeschütz der Pariser Ausstellung wurde von Krupp dem
König Wilhelm von Preuſsen zum Geschenk gemacht und auf dem
[Abbildung Fig. 121.]
Strandfort Brauneberg am Kieler Hafen aufgestellt. 1867 bis 1869 rüstete
der preuſsische Staat seine Marine und seine Festungsartillerie mit
Guſsstahlgeschützen schweren Kalibers aus. Die Schieſsversuche mit
der neunzölligen Ringkanone (96-Pfünder) fielen anfangs für Krupp
unglücklich aus, weil man das gewöhnliche preuſsische Geschützpulver
dabei angewendet hatte. Als man auf Krupps Vorstellung hin
prismatisches Pulver nahm, feierte er einen groſsen Triumph
über die konkurrierenden englischen Vorderladungsgeschütze von
Armstrong 1).
Die Ergebnisse der Tegeler Schieſsversuche veranlaſsten die An-
1) Das Armstrong-gun-iron war ein dichtes Feinkorneisen.
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