Die Eisenerzförderung belief sich dagegen im Jahr 1870 auf 1100000 Tonnen, mehr als das doppelte der von 1865.
In Holland zählte man 1860 vier Eisenhütten, welche jährlich etwa 3 Millionen Kilogramm Roheisen aus Raseneisenstein erbliesen.
Deutschland 1861 bis 1870.
Deutschland machte in den sechziger Jahren rühmliche An- strengungen zur Hebung seiner Eisenindustrie, und dass es darin Erfolg hatte, beweist die Thatsache, dass es Frankreich überflügelte und sich dauernd die dritte Stelle in der Reihe der Eisen erzeugenden Länder errang und nur noch von England und den Vereinigten Staaten in der Produktion übertroffen wurde. Anlass hierfür war die grossartige Entwickelung des Bessemerverfahrens. Vor allem war es Preussen, welches diesen Erfolg errang und sich in der Stahl- industrie sogar den zweiten Platz erwarb.
Die Politik und die kriegerischen Ereignisse übten einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Entwickelung der Eisenindustrie aus.
Die Umwandlung der Bewaffnung und die rasch aufeinander folgenden Kriege von 1864, 1866 und 1870 gaben, wenn sie auch zeitweilige Störungen veranlassten, den Eisenwerken umfangreiche Beschäftigung.
Wichtiger aber wirkten die Erfolge der Kriege für Arbeiten des Friedens, besonders für zahlreiche Eisenbahnbauten.
Mit dem am 2. April 1862 abgeschlossenen deutsch-französischen Handelsvertrage verliess der deutsche Zollverein das System des Schutzzolles und schloss sich der Freihandelsbewegung an. Hierzu sah er sich gezwungen durch das Vorgehen von England und Frank- reich, durch den englisch-französischen Handelsvertrag und die Handels- verträge, welche Frankreich mit Belgien und Italien schloss. Er folgte darin nun entschieden einer Richtung, welche Preussen von Anfang an erstrebt hatte.
Durch den Zollvereinstarif vom 1. Juli 1865 wurde der Zoll für Roheisen auf 0,50 Mark pro Centner, für Stabeisen auf 2,50 Mark pro Centner herabgesetzt. Der neue Tarif, welcher am 1. Oktober 1870 in Kraft trat, ermässigte den Roheisenzoll auf 0,25 Mark, den Stab- eisenzoll auf 1,70 Mark pro Centner.
Durch den Krieg vom Jahre 1866 wurde der alte Zollverein auf- gehoben, indem eine Anzahl seiner Glieder, besonders Hannover, Kur-
Deutschland 1861 bis 1870.
Die Eisenerzförderung belief sich dagegen im Jahr 1870 auf 1100000 Tonnen, mehr als das doppelte der von 1865.
In Holland zählte man 1860 vier Eisenhütten, welche jährlich etwa 3 Millionen Kilogramm Roheisen aus Raseneisenstein erbliesen.
Deutschland 1861 bis 1870.
Deutschland machte in den sechziger Jahren rühmliche An- strengungen zur Hebung seiner Eisenindustrie, und daſs es darin Erfolg hatte, beweist die Thatsache, daſs es Frankreich überflügelte und sich dauernd die dritte Stelle in der Reihe der Eisen erzeugenden Länder errang und nur noch von England und den Vereinigten Staaten in der Produktion übertroffen wurde. Anlaſs hierfür war die groſsartige Entwickelung des Bessemerverfahrens. Vor allem war es Preuſsen, welches diesen Erfolg errang und sich in der Stahl- industrie sogar den zweiten Platz erwarb.
Die Politik und die kriegerischen Ereignisse übten einen nicht unbedeutenden Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenindustrie aus.
Die Umwandlung der Bewaffnung und die rasch aufeinander folgenden Kriege von 1864, 1866 und 1870 gaben, wenn sie auch zeitweilige Störungen veranlaſsten, den Eisenwerken umfangreiche Beschäftigung.
Wichtiger aber wirkten die Erfolge der Kriege für Arbeiten des Friedens, besonders für zahlreiche Eisenbahnbauten.
Mit dem am 2. April 1862 abgeschlossenen deutsch-französischen Handelsvertrage verlieſs der deutsche Zollverein das System des Schutzzolles und schloſs sich der Freihandelsbewegung an. Hierzu sah er sich gezwungen durch das Vorgehen von England und Frank- reich, durch den englisch-französischen Handelsvertrag und die Handels- verträge, welche Frankreich mit Belgien und Italien schloſs. Er folgte darin nun entschieden einer Richtung, welche Preuſsen von Anfang an erstrebt hatte.
Durch den Zollvereinstarif vom 1. Juli 1865 wurde der Zoll für Roheisen auf 0,50 Mark pro Centner, für Stabeisen auf 2,50 Mark pro Centner herabgesetzt. Der neue Tarif, welcher am 1. Oktober 1870 in Kraft trat, ermäſsigte den Roheisenzoll auf 0,25 Mark, den Stab- eisenzoll auf 1,70 Mark pro Centner.
Durch den Krieg vom Jahre 1866 wurde der alte Zollverein auf- gehoben, indem eine Anzahl seiner Glieder, besonders Hannover, Kur-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0269"n="253"/><fwplace="top"type="header">Deutschland 1861 bis 1870.</fw><lb/><p>Die Eisenerzförderung belief sich dagegen im Jahr 1870 auf<lb/>
1100000 Tonnen, mehr als das doppelte der von 1865.</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Holland</hi> zählte man 1860 vier Eisenhütten, welche jährlich<lb/>
etwa 3 Millionen Kilogramm Roheisen aus Raseneisenstein erbliesen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Deutschland 1861 bis 1870.</hi></head><lb/><p><hirendition="#g">Deutschland</hi> machte in den sechziger Jahren rühmliche An-<lb/>
strengungen zur Hebung seiner Eisenindustrie, und daſs es darin<lb/>
Erfolg hatte, beweist die Thatsache, daſs es Frankreich überflügelte<lb/>
und sich dauernd die dritte Stelle in der Reihe der Eisen erzeugenden<lb/>
Länder errang und nur noch von England und den Vereinigten<lb/>
Staaten in der Produktion übertroffen wurde. Anlaſs hierfür war<lb/>
die groſsartige Entwickelung des Bessemerverfahrens. Vor allem war<lb/>
es Preuſsen, welches diesen Erfolg errang und sich in der Stahl-<lb/>
industrie sogar den zweiten Platz erwarb.</p><lb/><p>Die Politik und die kriegerischen Ereignisse übten einen nicht<lb/>
unbedeutenden Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenindustrie aus.</p><lb/><p>Die Umwandlung der Bewaffnung und die rasch aufeinander<lb/>
folgenden Kriege von 1864, 1866 und 1870 gaben, wenn sie auch<lb/>
zeitweilige Störungen veranlaſsten, den Eisenwerken umfangreiche<lb/>
Beschäftigung.</p><lb/><p>Wichtiger aber wirkten die Erfolge der Kriege für Arbeiten des<lb/>
Friedens, besonders für zahlreiche Eisenbahnbauten.</p><lb/><p>Mit dem am 2. April 1862 abgeschlossenen deutsch-französischen<lb/>
Handelsvertrage verlieſs der deutsche Zollverein das System des<lb/>
Schutzzolles und schloſs sich der Freihandelsbewegung an. Hierzu<lb/>
sah er sich gezwungen durch das Vorgehen von England und Frank-<lb/>
reich, durch den englisch-französischen Handelsvertrag und die Handels-<lb/>
verträge, welche Frankreich mit Belgien und Italien schloſs. Er folgte<lb/>
darin nun entschieden einer Richtung, welche Preuſsen von Anfang an<lb/>
erstrebt hatte.</p><lb/><p>Durch den Zollvereinstarif vom 1. Juli 1865 wurde der Zoll für<lb/>
Roheisen auf 0,50 Mark pro Centner, für Stabeisen auf 2,50 Mark pro<lb/>
Centner herabgesetzt. Der neue Tarif, welcher am 1. Oktober 1870<lb/>
in Kraft trat, ermäſsigte den Roheisenzoll auf 0,25 Mark, den Stab-<lb/>
eisenzoll auf 1,70 Mark pro Centner.</p><lb/><p>Durch den Krieg vom Jahre 1866 wurde der alte Zollverein auf-<lb/>
gehoben, indem eine Anzahl seiner Glieder, besonders Hannover, Kur-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[253/0269]
Deutschland 1861 bis 1870.
Die Eisenerzförderung belief sich dagegen im Jahr 1870 auf
1100000 Tonnen, mehr als das doppelte der von 1865.
In Holland zählte man 1860 vier Eisenhütten, welche jährlich
etwa 3 Millionen Kilogramm Roheisen aus Raseneisenstein erbliesen.
Deutschland 1861 bis 1870.
Deutschland machte in den sechziger Jahren rühmliche An-
strengungen zur Hebung seiner Eisenindustrie, und daſs es darin
Erfolg hatte, beweist die Thatsache, daſs es Frankreich überflügelte
und sich dauernd die dritte Stelle in der Reihe der Eisen erzeugenden
Länder errang und nur noch von England und den Vereinigten
Staaten in der Produktion übertroffen wurde. Anlaſs hierfür war
die groſsartige Entwickelung des Bessemerverfahrens. Vor allem war
es Preuſsen, welches diesen Erfolg errang und sich in der Stahl-
industrie sogar den zweiten Platz erwarb.
Die Politik und die kriegerischen Ereignisse übten einen nicht
unbedeutenden Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenindustrie aus.
Die Umwandlung der Bewaffnung und die rasch aufeinander
folgenden Kriege von 1864, 1866 und 1870 gaben, wenn sie auch
zeitweilige Störungen veranlaſsten, den Eisenwerken umfangreiche
Beschäftigung.
Wichtiger aber wirkten die Erfolge der Kriege für Arbeiten des
Friedens, besonders für zahlreiche Eisenbahnbauten.
Mit dem am 2. April 1862 abgeschlossenen deutsch-französischen
Handelsvertrage verlieſs der deutsche Zollverein das System des
Schutzzolles und schloſs sich der Freihandelsbewegung an. Hierzu
sah er sich gezwungen durch das Vorgehen von England und Frank-
reich, durch den englisch-französischen Handelsvertrag und die Handels-
verträge, welche Frankreich mit Belgien und Italien schloſs. Er folgte
darin nun entschieden einer Richtung, welche Preuſsen von Anfang an
erstrebt hatte.
Durch den Zollvereinstarif vom 1. Juli 1865 wurde der Zoll für
Roheisen auf 0,50 Mark pro Centner, für Stabeisen auf 2,50 Mark pro
Centner herabgesetzt. Der neue Tarif, welcher am 1. Oktober 1870
in Kraft trat, ermäſsigte den Roheisenzoll auf 0,25 Mark, den Stab-
eisenzoll auf 1,70 Mark pro Centner.
Durch den Krieg vom Jahre 1866 wurde der alte Zollverein auf-
gehoben, indem eine Anzahl seiner Glieder, besonders Hannover, Kur-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/269>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.