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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Chemie 1861 bis 1870.
gegangen sind, gebildet. -- Diese sogenannte Theorie ist nichts als
eine phrasenhafte Umschreibung.

Von viel grösserer Tragweite ist die von L. Rinman 1865 ein-
geführte Unterscheidung der Kohlenstoffarten im Eisen. Nach seiner
Ansicht scheidet sich der Kohlenstoff beim Auflösen von Roheisen
und Stahl in drei verschiedene Formen ab, als Graphit aus dem
grauen Roheisen, als Kohleneisen aus dem ungehärteten Stahl und als
Kohlenwasserstoff aus weissem Roheisen und gehärtetem Stahl. Rinman
nennt den aus ungehärtetem Stahl bei langsamer Lösung sich ab-
scheidenden Kohlenstoff Cementkohle, den aus gehärtetem Stahl
entweichenden Kohlenstoff Härtungskohle 1).

Fr. G. Calvert fand bei seinen Untersuchungen über den Kohlen-
stoff im Eisen, dass der Stahl beim Härten nicht nur eine mechanische
(molekulare), sondern auch eine chemische Veränderung erleidet, dass
der Kohlenstoff im gehärteten Stahl in einer anderen Verbindung sich
befindet als im ungehärteten.

Nach Caron (1863) soll Ablöschen und Hämmern die gleichen
Veränderungen, nur in verschiedenem Grade bewirken.

Percy2) widerspricht der Ansicht, dass Spiegeleisen Fe4C
sei. Dasselbe sei keine einfache Verbindung von Eisen und
Kohlenstoff, Mangan sei vielmehr zu seiner Bildung wie zu seiner
Konstitution nötig, er stellt deshalb für Spiegeleisen die Formel
(Fe1Mn)4C auf.

Buchner hält nach seinen Analysen von Spiegeleisensorten die
Formel Fe5C für mehr der Wahrheit entsprechend als Fe4C.

Tunner stellt 1867 für Roheisen die allgemeine Formel auf:
[Formel 1] wobei m, n, q variabel sind.

Eine interessante Untersuchung über die beim Auflösen des Roh-
eisens in Säuren entstehenden Kohlenwasserstoffe hat Dr. Hahn in
Clausthal 1864 veröffentlicht 3). Schafhäutl hatte bereits früher die

1) Siehe L. Rinman, Oefvers. af Akad. Förh. 22, N. 6, p. 443; Dingler,
Polyt. Journ. 185, S. 134.
2) Siehe Iron and Steel, p. 119.
3) Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1864, S. 201 und 1865, Nr. 7.

Chemie 1861 bis 1870.
gegangen sind, gebildet. — Diese sogenannte Theorie ist nichts als
eine phrasenhafte Umschreibung.

Von viel gröſserer Tragweite ist die von L. Rinman 1865 ein-
geführte Unterscheidung der Kohlenstoffarten im Eisen. Nach seiner
Ansicht scheidet sich der Kohlenstoff beim Auflösen von Roheisen
und Stahl in drei verschiedene Formen ab, als Graphit aus dem
grauen Roheisen, als Kohleneisen aus dem ungehärteten Stahl und als
Kohlenwasserstoff aus weiſsem Roheisen und gehärtetem Stahl. Rinman
nennt den aus ungehärtetem Stahl bei langsamer Lösung sich ab-
scheidenden Kohlenstoff Cementkohle, den aus gehärtetem Stahl
entweichenden Kohlenstoff Härtungskohle 1).

Fr. G. Calvert fand bei seinen Untersuchungen über den Kohlen-
stoff im Eisen, daſs der Stahl beim Härten nicht nur eine mechanische
(molekulare), sondern auch eine chemische Veränderung erleidet, daſs
der Kohlenstoff im gehärteten Stahl in einer anderen Verbindung sich
befindet als im ungehärteten.

Nach Caron (1863) soll Ablöschen und Hämmern die gleichen
Veränderungen, nur in verschiedenem Grade bewirken.

Percy2) widerspricht der Ansicht, daſs Spiegeleisen Fe4C
sei. Dasselbe sei keine einfache Verbindung von Eisen und
Kohlenstoff, Mangan sei vielmehr zu seiner Bildung wie zu seiner
Konstitution nötig, er stellt deshalb für Spiegeleisen die Formel
(Fe1Mn)4C auf.

Buchner hält nach seinen Analysen von Spiegeleisensorten die
Formel Fe5C für mehr der Wahrheit entsprechend als Fe4C.

Tunner stellt 1867 für Roheisen die allgemeine Formel auf:
[Formel 1] wobei m, n, q variabel sind.

Eine interessante Untersuchung über die beim Auflösen des Roh-
eisens in Säuren entstehenden Kohlenwasserstoffe hat Dr. Hahn in
Clausthal 1864 veröffentlicht 3). Schafhäutl hatte bereits früher die

1) Siehe L. Rinman, Oefvers. af Akad. Förh. 22, N. 6, p. 443; Dingler,
Polyt. Journ. 185, S. 134.
2) Siehe Iron and Steel, p. 119.
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[16/0030] Chemie 1861 bis 1870. gegangen sind, gebildet. — Diese sogenannte Theorie ist nichts als eine phrasenhafte Umschreibung. Von viel gröſserer Tragweite ist die von L. Rinman 1865 ein- geführte Unterscheidung der Kohlenstoffarten im Eisen. Nach seiner Ansicht scheidet sich der Kohlenstoff beim Auflösen von Roheisen und Stahl in drei verschiedene Formen ab, als Graphit aus dem grauen Roheisen, als Kohleneisen aus dem ungehärteten Stahl und als Kohlenwasserstoff aus weiſsem Roheisen und gehärtetem Stahl. Rinman nennt den aus ungehärtetem Stahl bei langsamer Lösung sich ab- scheidenden Kohlenstoff Cementkohle, den aus gehärtetem Stahl entweichenden Kohlenstoff Härtungskohle 1). Fr. G. Calvert fand bei seinen Untersuchungen über den Kohlen- stoff im Eisen, daſs der Stahl beim Härten nicht nur eine mechanische (molekulare), sondern auch eine chemische Veränderung erleidet, daſs der Kohlenstoff im gehärteten Stahl in einer anderen Verbindung sich befindet als im ungehärteten. Nach Caron (1863) soll Ablöschen und Hämmern die gleichen Veränderungen, nur in verschiedenem Grade bewirken. Percy 2) widerspricht der Ansicht, daſs Spiegeleisen Fe4C sei. Dasselbe sei keine einfache Verbindung von Eisen und Kohlenstoff, Mangan sei vielmehr zu seiner Bildung wie zu seiner Konstitution nötig, er stellt deshalb für Spiegeleisen die Formel (Fe1Mn)4C auf. Buchner hält nach seinen Analysen von Spiegeleisensorten die Formel Fe5C für mehr der Wahrheit entsprechend als Fe4C. Tunner stellt 1867 für Roheisen die allgemeine Formel auf: [FORMEL] wobei m, n, q variabel sind. Eine interessante Untersuchung über die beim Auflösen des Roh- eisens in Säuren entstehenden Kohlenwasserstoffe hat Dr. Hahn in Clausthal 1864 veröffentlicht 3). Schafhäutl hatte bereits früher die 1) Siehe L. Rinman, Oefvers. af Akad. Förh. 22, N. 6, p. 443; Dingler, Polyt. Journ. 185, S. 134. 2) Siehe Iron and Steel, p. 119. 3) Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1864, S. 201 und 1865, Nr. 7.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/30>, abgerufen am 21.11.2024.