Struktur des grauen Roheisens als losgelöste Graphitkrystalle auf einer buntscheckigen Fläche dar. Im Feineisen zeigten sich lange Linien heller Krystalle in Zonen geordnet. Das Walzeisen erschien im Gegensatz zum Luppeneisen frei von Schlacke. Beim Cementstahl liess sich der chemische Vorgang im Bilde erkennen. Der Gussstahl war ausgezeichnet durch die gleichförmige Anordnung der Krystalle. Tresca gab (1867) an, dass sich die durch Walzen und Schmieden bewirkten Änderungen des Eisens im Inneren deutlich sichtbar machen lassen durch Schleifen und Polieren des Querschnitts, Abwaschen mit Äther und Alkohol, Eintauchen in sehr verdünnte Quecksilberchloridlösung und Abwaschen mit Wasser, wobei sich an den nicht homogenen Stellen keine Oxy- dation zeigt. -- Vivian unterschied im Eisen zelliges und eckiges Gefüge.
Saxby schlug 1868 vor, die Homogenität der Eisenstäbe mit Hülfe der Magnetnadel zu prüfen. A. v. Waltenhofen wollte 1863 aus dem elektromagnetischen Induktionskoeffizienten und der Koercitivkraft den Härtegrad des Stahls herleiten. Er schlug elektromagnetische Stahlproben vor, wobei glasharter Wolframstahl mit der Härte 1 (bezw. 100) an der Spitze der Skala stehen sollte. Diese Stahlprobe beruhte auf der Annahme, dass der Härtegrad im umgekehrten Verhältnis zum Induktionskoeffizienten stehe.
Nach Guettier (1866) zeigt das Roheisen durch den Einfluss des elektromagnetischen Stromes eine Volumvermehrung ohne Zunahme der Porosität, sowie eine Vermehrung der Festigkeit und Annäherungen der Eigenschaften an Stahl. Schon Rumkorff hatte beobachtet, dass durch magnetische Induktion eine Zunahme der Härte des Schmiede- eisens eintritt. Man hatte auch schon vordem geglaubt und vor- geschlagen, durch den elektrischen Strom eine Reinigung des flüssigen Eisens bewirken zu können.
A. C. Fleury in Philadelphia nahm 1860 ein Patent auf das Weissen und Reinigen des Eisens durch den elektrischen Strom. Das aus geringem Roheisen elektrisch gefeinte Eisen wurde angeblich zu einem vorzüglichen Schmiedeeisen verpuddelt 1).
Winkler empfahl 1861 2) die Reinigung des flüssigen Roheisens im Herde des Hochofens durch einen elektrischen Strom, wodurch Schwefel, Phosphor und Silicium abgeschieden werden sollen. Später schlug er vor, die im Hochofengestell auf dem Eisen schwimmende Schlacke mit dem positiven und das Eisen durch das Stichloch mit dem negativen Pol zu verbinden.
1) Siehe Dingler, Pol. Journ. 162, S. 427.
2) a. a. O. 161, S. 303.
Physik 1861 bis 1870.
Struktur des grauen Roheisens als losgelöste Graphitkrystalle auf einer buntscheckigen Fläche dar. Im Feineisen zeigten sich lange Linien heller Krystalle in Zonen geordnet. Das Walzeisen erschien im Gegensatz zum Luppeneisen frei von Schlacke. Beim Cementstahl lieſs sich der chemische Vorgang im Bilde erkennen. Der Guſsstahl war ausgezeichnet durch die gleichförmige Anordnung der Krystalle. Tresca gab (1867) an, daſs sich die durch Walzen und Schmieden bewirkten Änderungen des Eisens im Inneren deutlich sichtbar machen lassen durch Schleifen und Polieren des Querschnitts, Abwaschen mit Äther und Alkohol, Eintauchen in sehr verdünnte Quecksilberchloridlösung und Abwaschen mit Wasser, wobei sich an den nicht homogenen Stellen keine Oxy- dation zeigt. — Vivian unterschied im Eisen zelliges und eckiges Gefüge.
Saxby schlug 1868 vor, die Homogenität der Eisenstäbe mit Hülfe der Magnetnadel zu prüfen. A. v. Waltenhofen wollte 1863 aus dem elektromagnetischen Induktionskoeffizienten und der Koercitivkraft den Härtegrad des Stahls herleiten. Er schlug elektromagnetische Stahlproben vor, wobei glasharter Wolframstahl mit der Härte 1 (bezw. 100) an der Spitze der Skala stehen sollte. Diese Stahlprobe beruhte auf der Annahme, daſs der Härtegrad im umgekehrten Verhältnis zum Induktionskoeffizienten stehe.
Nach Guettier (1866) zeigt das Roheisen durch den Einfluſs des elektromagnetischen Stromes eine Volumvermehrung ohne Zunahme der Porosität, sowie eine Vermehrung der Festigkeit und Annäherungen der Eigenschaften an Stahl. Schon Rumkorff hatte beobachtet, daſs durch magnetische Induktion eine Zunahme der Härte des Schmiede- eisens eintritt. Man hatte auch schon vordem geglaubt und vor- geschlagen, durch den elektrischen Strom eine Reinigung des flüssigen Eisens bewirken zu können.
A. C. Fleury in Philadelphia nahm 1860 ein Patent auf das Weiſsen und Reinigen des Eisens durch den elektrischen Strom. Das aus geringem Roheisen elektrisch gefeinte Eisen wurde angeblich zu einem vorzüglichen Schmiedeeisen verpuddelt 1).
Winkler empfahl 1861 2) die Reinigung des flüssigen Roheisens im Herde des Hochofens durch einen elektrischen Strom, wodurch Schwefel, Phosphor und Silicium abgeschieden werden sollen. Später schlug er vor, die im Hochofengestell auf dem Eisen schwimmende Schlacke mit dem positiven und das Eisen durch das Stichloch mit dem negativen Pol zu verbinden.
1) Siehe Dingler, Pol. Journ. 162, S. 427.
2) a. a. O. 161, S. 303.
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Physik 1861 bis 1870.
Struktur des grauen Roheisens als losgelöste Graphitkrystalle auf einer
buntscheckigen Fläche dar. Im Feineisen zeigten sich lange Linien heller
Krystalle in Zonen geordnet. Das Walzeisen erschien im Gegensatz
zum Luppeneisen frei von Schlacke. Beim Cementstahl lieſs sich der
chemische Vorgang im Bilde erkennen. Der Guſsstahl war ausgezeichnet
durch die gleichförmige Anordnung der Krystalle. Tresca gab (1867)
an, daſs sich die durch Walzen und Schmieden bewirkten Änderungen
des Eisens im Inneren deutlich sichtbar machen lassen durch Schleifen
und Polieren des Querschnitts, Abwaschen mit Äther und Alkohol,
Eintauchen in sehr verdünnte Quecksilberchloridlösung und Abwaschen
mit Wasser, wobei sich an den nicht homogenen Stellen keine Oxy-
dation zeigt. — Vivian unterschied im Eisen zelliges und eckiges Gefüge.
Saxby schlug 1868 vor, die Homogenität der Eisenstäbe mit
Hülfe der Magnetnadel zu prüfen. A. v. Waltenhofen wollte 1863 aus
dem elektromagnetischen Induktionskoeffizienten und der Koercitivkraft
den Härtegrad des Stahls herleiten. Er schlug elektromagnetische
Stahlproben vor, wobei glasharter Wolframstahl mit der Härte 1
(bezw. 100) an der Spitze der Skala stehen sollte. Diese Stahlprobe
beruhte auf der Annahme, daſs der Härtegrad im umgekehrten
Verhältnis zum Induktionskoeffizienten stehe.
Nach Guettier (1866) zeigt das Roheisen durch den Einfluſs des
elektromagnetischen Stromes eine Volumvermehrung ohne Zunahme
der Porosität, sowie eine Vermehrung der Festigkeit und Annäherungen
der Eigenschaften an Stahl. Schon Rumkorff hatte beobachtet, daſs
durch magnetische Induktion eine Zunahme der Härte des Schmiede-
eisens eintritt. Man hatte auch schon vordem geglaubt und vor-
geschlagen, durch den elektrischen Strom eine Reinigung des flüssigen
Eisens bewirken zu können.
A. C. Fleury in Philadelphia nahm 1860 ein Patent auf das
Weiſsen und Reinigen des Eisens durch den elektrischen Strom. Das
aus geringem Roheisen elektrisch gefeinte Eisen wurde angeblich
zu einem vorzüglichen Schmiedeeisen verpuddelt 1).
Winkler empfahl 1861 2) die Reinigung des flüssigen Roheisens
im Herde des Hochofens durch einen elektrischen Strom, wodurch
Schwefel, Phosphor und Silicium abgeschieden werden sollen. Später
schlug er vor, die im Hochofengestell auf dem Eisen schwimmende
Schlacke mit dem positiven und das Eisen durch das Stichloch mit
dem negativen Pol zu verbinden.
1) Siehe Dingler, Pol. Journ. 162, S. 427.
2) a. a. O. 161, S. 303.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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