Der Luftdruck eignet sich mehr für Kraftübertragung auf kleinere Werkzeuge. Die Pressluft hat deshalb bis jetzt mehr in grossen Städten (Popps Anlage in Paris) zur Kraftabgabe einer Centrale an Gewerbetreibende Anwendung gefunden, für die Eisenindustrie ist seine Verwendung bis jetzt beschränkt. Für vorgenannten Zweck sind be- sondere Pressluft-Werkzeuge 1) konstruiert und eingeführt worden.
Magnetismus und Elektricität haben in den letzten Jahr- zehnten eine ungeahnte Bedeutung für die Technik erlangt. Auch für das Eisenhüttenwesen sind dieselben von Wichtigkeit geworden, namentlich seit der Anlage starker Kraftcentralen auf den Hütten- werken in Verbindung mit Gichtgasmaschinen.
Treve wies 1875 durch Versuche nach, dass die magnetische Kraft des Stahls mit dem Kohlenstoffgehalte zunimmt. Dieselbe ver- hält sich z. B. bei Stahl von 0,25 Prozent zu Stahl von 0,95 Prozent Kohlenstoff wie 13:47. Rinman fand dies bestätigt und Charles Ryder gründete darauf 1879 ein Verfahren, den Kohlenstoffgehalt des Stahls mittels einer Magnetnadel zu bestimmen, desgleichen A. von Waltenhofen2) in Prag 1879. Professor Hughes3) fand 1884, dass sich die molekularen Eigenschaften des Schmiedeeisens und Stahls durch Messung der magnetischen Kapazität mittels der magnetischen Wage erkennen lassen. Er bestimmte die Grenze zwischen Schmiede- eisen und Stahl auf 400°. C. Tetmayer empfahl 1883 die Unter- suchung von Eisen und Stahl mit der Magnetnadel zur Ermittelung der Homogenität; A. Martens erwarb 1884 auf ein thermo-elektri- sches Verfahren ein Patent (D. R. P. Nr. 23580). C. A. Casperson führte 1891 in Schweden eine Härtebestimmung von Eisen und Stahl mittels des elektrischen Stromes ein. Hering empfahl die elektro- magnetische Messung besonders zum Aufsuchen von Blasen im Fluss- eisen. Die Magnetnadel kann auch zur Unterscheidung von Spiegel- eisen und Ferromangan dienen, indem Eisen mit 12 Prozent Mangan aufhört magnetisch zu sein, ebenso Eisen mit 25 Prozent Nickel. Merkwürdig ist, dass ein Zusatz von für sich nicht magnetischem Wolfram die magnetische Kraft von Eisen und Nickel erhöht. Noch merkwürdiger ist, dass, wie Hopkinson 1890 nachgewisen hat, ein 25 Prozent Nickel haltiger unmagnetischer Stahl durch starke Ab- kühlung mittels fester Kohlensäure magnetisch wird.
Die Aufbereitung magnetischer Erze durch Elektromagnete
1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 610.
2)Dingler, Polyt. Journ. 1879, II, S. 145.
3) Comptes rendus de la soc. de l'industr. min. 1884, p. 51.
Physik des Eisens seit 1871.
Der Luftdruck eignet sich mehr für Kraftübertragung auf kleinere Werkzeuge. Die Preſsluft hat deshalb bis jetzt mehr in groſsen Städten (Popps Anlage in Paris) zur Kraftabgabe einer Centrale an Gewerbetreibende Anwendung gefunden, für die Eisenindustrie ist seine Verwendung bis jetzt beschränkt. Für vorgenannten Zweck sind be- sondere Preſsluft-Werkzeuge 1) konstruiert und eingeführt worden.
Magnetismus und Elektricität haben in den letzten Jahr- zehnten eine ungeahnte Bedeutung für die Technik erlangt. Auch für das Eisenhüttenwesen sind dieselben von Wichtigkeit geworden, namentlich seit der Anlage starker Kraftcentralen auf den Hütten- werken in Verbindung mit Gichtgasmaschinen.
Trève wies 1875 durch Versuche nach, daſs die magnetische Kraft des Stahls mit dem Kohlenstoffgehalte zunimmt. Dieselbe ver- hält sich z. B. bei Stahl von 0,25 Prozent zu Stahl von 0,95 Prozent Kohlenstoff wie 13:47. Rinman fand dies bestätigt und Charles Ryder gründete darauf 1879 ein Verfahren, den Kohlenstoffgehalt des Stahls mittels einer Magnetnadel zu bestimmen, desgleichen A. von Waltenhofen2) in Prag 1879. Professor Hughes3) fand 1884, daſs sich die molekularen Eigenschaften des Schmiedeeisens und Stahls durch Messung der magnetischen Kapazität mittels der magnetischen Wage erkennen lassen. Er bestimmte die Grenze zwischen Schmiede- eisen und Stahl auf 400°. C. Tetmayer empfahl 1883 die Unter- suchung von Eisen und Stahl mit der Magnetnadel zur Ermittelung der Homogenität; A. Martens erwarb 1884 auf ein thermo-elektri- sches Verfahren ein Patent (D. R. P. Nr. 23580). C. A. Casperson führte 1891 in Schweden eine Härtebestimmung von Eisen und Stahl mittels des elektrischen Stromes ein. Hering empfahl die elektro- magnetische Messung besonders zum Aufsuchen von Blasen im Fluſs- eisen. Die Magnetnadel kann auch zur Unterscheidung von Spiegel- eisen und Ferromangan dienen, indem Eisen mit 12 Prozent Mangan aufhört magnetisch zu sein, ebenso Eisen mit 25 Prozent Nickel. Merkwürdig ist, daſs ein Zusatz von für sich nicht magnetischem Wolfram die magnetische Kraft von Eisen und Nickel erhöht. Noch merkwürdiger ist, daſs, wie Hopkinson 1890 nachgewisen hat, ein 25 Prozent Nickel haltiger unmagnetischer Stahl durch starke Ab- kühlung mittels fester Kohlensäure magnetisch wird.
Die Aufbereitung magnetischer Erze durch Elektromagnete
1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 610.
2)Dingler, Polyt. Journ. 1879, II, S. 145.
3) Comptes rendus de la soc. de l’industr. min. 1884, p. 51.
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Physik des Eisens seit 1871.
Der Luftdruck eignet sich mehr für Kraftübertragung auf
kleinere Werkzeuge. Die Preſsluft hat deshalb bis jetzt mehr in groſsen
Städten (Popps Anlage in Paris) zur Kraftabgabe einer Centrale an
Gewerbetreibende Anwendung gefunden, für die Eisenindustrie ist seine
Verwendung bis jetzt beschränkt. Für vorgenannten Zweck sind be-
sondere Preſsluft-Werkzeuge 1) konstruiert und eingeführt worden.
Magnetismus und Elektricität haben in den letzten Jahr-
zehnten eine ungeahnte Bedeutung für die Technik erlangt. Auch
für das Eisenhüttenwesen sind dieselben von Wichtigkeit geworden,
namentlich seit der Anlage starker Kraftcentralen auf den Hütten-
werken in Verbindung mit Gichtgasmaschinen.
Trève wies 1875 durch Versuche nach, daſs die magnetische
Kraft des Stahls mit dem Kohlenstoffgehalte zunimmt. Dieselbe ver-
hält sich z. B. bei Stahl von 0,25 Prozent zu Stahl von 0,95 Prozent
Kohlenstoff wie 13:47. Rinman fand dies bestätigt und Charles
Ryder gründete darauf 1879 ein Verfahren, den Kohlenstoffgehalt des
Stahls mittels einer Magnetnadel zu bestimmen, desgleichen A. von
Waltenhofen 2) in Prag 1879. Professor Hughes 3) fand 1884, daſs
sich die molekularen Eigenschaften des Schmiedeeisens und Stahls
durch Messung der magnetischen Kapazität mittels der magnetischen
Wage erkennen lassen. Er bestimmte die Grenze zwischen Schmiede-
eisen und Stahl auf 400°. C. Tetmayer empfahl 1883 die Unter-
suchung von Eisen und Stahl mit der Magnetnadel zur Ermittelung
der Homogenität; A. Martens erwarb 1884 auf ein thermo-elektri-
sches Verfahren ein Patent (D. R. P. Nr. 23580). C. A. Casperson
führte 1891 in Schweden eine Härtebestimmung von Eisen und Stahl
mittels des elektrischen Stromes ein. Hering empfahl die elektro-
magnetische Messung besonders zum Aufsuchen von Blasen im Fluſs-
eisen. Die Magnetnadel kann auch zur Unterscheidung von Spiegel-
eisen und Ferromangan dienen, indem Eisen mit 12 Prozent Mangan
aufhört magnetisch zu sein, ebenso Eisen mit 25 Prozent Nickel.
Merkwürdig ist, daſs ein Zusatz von für sich nicht magnetischem
Wolfram die magnetische Kraft von Eisen und Nickel erhöht. Noch
merkwürdiger ist, daſs, wie Hopkinson 1890 nachgewisen hat, ein
25 Prozent Nickel haltiger unmagnetischer Stahl durch starke Ab-
kühlung mittels fester Kohlensäure magnetisch wird.
Die Aufbereitung magnetischer Erze durch Elektromagnete
1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 610.
2) Dingler, Polyt. Journ. 1879, II, S. 145.
3) Comptes rendus de la soc. de l’industr. min. 1884, p. 51.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/418>, abgerufen am 22.11.2024.
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