Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochöfen.
menge entspricht einem ganz stattlichen Bach. Die Umkleidung
der Rast und zuweilen auch des Gestells mit einem geschlossenen
Blechmantel, wie z. B. bei dem Ofen von Donawitz (Fig. 178 1),
hat, wie bei dem gemantelten Schacht, den Nachteil, dass sie das
Mauerwerk unzugänglich macht und Reparaturen erschwert, anderer-
seits gestattet der Blechmantel der Rast eine energische Kühlung
durch Anspritzen von Wasser und hierdurch eine Verschwächung des
Mauerwerks bis auf 0,33 m. Lürmann schlug 1887 vor, den Blech-
mantel der Rast an die Tragsäulen des Ofens zu hängen. Bei einem
Holzkohlenhochofen zu Ria bei Prades in den Ostpyrenäen ging man 2)
1892 so weit, die gemauerte Rast ganz durch eine wassergekühlte
Blechrast, die nur mit feuerfestem Thon ausgestrichen wurde, zu
ersetzen 3), und zu Firminy machte man einen Herd ganz aus Gussstahl
von 25 cm Dicke.

Die Einführung der Hochöfen mit freistehendem Schacht hatte
eine veränderte Konstruktion der Ofengicht zur Folge. Die Plattform
des Hochofens, welche bei den Öfen mit Blechmänteln auf an diesen
befestigten Konsolen ruhte (Fig. 173), musste durch eiserne Säulen
oder Ständer unterstützt werden. Büttgenbach hatte dafür eiserne
Rohre genommen, die gleichzeitig zur Gasabführung dienten. Diese
Konstruktion ist aber durchaus verwerflich und jetzt überall verlassen.
Fig. 175 und 178 zeigen zwei verschiedene Konstruktionen solcher
Gichtbühnen.

Bei dem Ofen zu Donawitz von 1892 (Fig. 178) tragen die starken
Hauptständer zugleich den Ofenschacht. Dieses Gerüst trägt auch
den Gasfang.

Betrachten wir aber zunächst das Material für das Ofenmauer-
werk. Schamotteziegel waren auch in dieser Periode am gebräuch-
lichsten. Die Herstellung derselben hatte in Deutschland und Frank-
reich grosse Fortschritte gemacht, so dass man nicht mehr von dem
Bezug von englischen und belgischen Steinen abhängig war. Im
Anfang der siebziger Jahre galten zwar Garnkirksteine in Europa
immer noch als die besten; so wurden z. B. 1873 Gestell und Rast
des neu aufgebauten Karstenofens zu Gleiwitz noch mit solchen Steinen
zugestellt. Heute liefern einheimische Thonwerke Hochofensteine von
gleicher Güte. Dieselben haben meist einen Thonerdegehalt von

1) Vergl. auch Stahl und Eisen 1895, S. 120, Fig. 7, Ofen von Rombach.
2) J. Holtzer, Dorian & Co.
3) Siehe Bulletin de la soc. de l'industrie minerale, T. XII, II, 1892; Stahl
und Eisen 1893, S. 236.

Hochöfen.
menge entspricht einem ganz stattlichen Bach. Die Umkleidung
der Rast und zuweilen auch des Gestells mit einem geschlossenen
Blechmantel, wie z. B. bei dem Ofen von Donawitz (Fig. 178 1),
hat, wie bei dem gemantelten Schacht, den Nachteil, daſs sie das
Mauerwerk unzugänglich macht und Reparaturen erschwert, anderer-
seits gestattet der Blechmantel der Rast eine energische Kühlung
durch Anspritzen von Wasser und hierdurch eine Verschwächung des
Mauerwerks bis auf 0,33 m. Lürmann schlug 1887 vor, den Blech-
mantel der Rast an die Tragsäulen des Ofens zu hängen. Bei einem
Holzkohlenhochofen zu Ria bei Prades in den Ostpyrenäen ging man 2)
1892 so weit, die gemauerte Rast ganz durch eine wassergekühlte
Blechrast, die nur mit feuerfestem Thon ausgestrichen wurde, zu
ersetzen 3), und zu Firminy machte man einen Herd ganz aus Guſsstahl
von 25 cm Dicke.

Die Einführung der Hochöfen mit freistehendem Schacht hatte
eine veränderte Konstruktion der Ofengicht zur Folge. Die Plattform
des Hochofens, welche bei den Öfen mit Blechmänteln auf an diesen
befestigten Konsolen ruhte (Fig. 173), muſste durch eiserne Säulen
oder Ständer unterstützt werden. Büttgenbach hatte dafür eiserne
Rohre genommen, die gleichzeitig zur Gasabführung dienten. Diese
Konstruktion ist aber durchaus verwerflich und jetzt überall verlassen.
Fig. 175 und 178 zeigen zwei verschiedene Konstruktionen solcher
Gichtbühnen.

Bei dem Ofen zu Donawitz von 1892 (Fig. 178) tragen die starken
Hauptständer zugleich den Ofenschacht. Dieses Gerüst trägt auch
den Gasfang.

Betrachten wir aber zunächst das Material für das Ofenmauer-
werk. Schamotteziegel waren auch in dieser Periode am gebräuch-
lichsten. Die Herstellung derselben hatte in Deutschland und Frank-
reich groſse Fortschritte gemacht, so daſs man nicht mehr von dem
Bezug von englischen und belgischen Steinen abhängig war. Im
Anfang der siebziger Jahre galten zwar Garnkirksteine in Europa
immer noch als die besten; so wurden z. B. 1873 Gestell und Rast
des neu aufgebauten Karstenofens zu Gleiwitz noch mit solchen Steinen
zugestellt. Heute liefern einheimische Thonwerke Hochofensteine von
gleicher Güte. Dieselben haben meist einen Thonerdegehalt von

1) Vergl. auch Stahl und Eisen 1895, S. 120, Fig. 7, Ofen von Rombach.
2) J. Holtzer, Dorian & Co.
3) Siehe Bulletin de la soc. de l’industrie minerale, T. XII, II, 1892; Stahl
und Eisen 1893, S. 236.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0487" n="471"/><fw place="top" type="header">Hochöfen.</fw><lb/>
menge entspricht einem ganz stattlichen Bach. Die Umkleidung<lb/>
der Rast und zuweilen auch des Gestells mit einem geschlossenen<lb/>
Blechmantel, wie z. B. bei dem Ofen von Donawitz (Fig. 178 <note place="foot" n="1)">Vergl. auch Stahl und Eisen 1895, S. 120, Fig. 7, Ofen von Rombach.</note>,<lb/>
hat, wie bei dem gemantelten Schacht, den Nachteil, da&#x017F;s sie das<lb/>
Mauerwerk unzugänglich macht und Reparaturen erschwert, anderer-<lb/>
seits gestattet der Blechmantel der Rast eine energische Kühlung<lb/>
durch Anspritzen von Wasser und hierdurch eine Verschwächung des<lb/>
Mauerwerks bis auf 0,33 m. <hi rendition="#g">Lürmann</hi> schlug 1887 vor, den Blech-<lb/>
mantel der Rast an die Tragsäulen des Ofens zu hängen. Bei einem<lb/>
Holzkohlenhochofen zu Ria bei Prades in den Ostpyrenäen ging man <note place="foot" n="2)">J. <hi rendition="#g">Holtzer, Dorian &amp; Co.</hi></note><lb/>
1892 so weit, die gemauerte Rast ganz durch eine wassergekühlte<lb/>
Blechrast, die nur mit feuerfestem Thon ausgestrichen wurde, zu<lb/>
ersetzen <note place="foot" n="3)">Siehe Bulletin de la soc. de l&#x2019;industrie minerale, T. XII, II, 1892; Stahl<lb/>
und Eisen 1893, S. 236.</note>, und zu Firminy machte man einen Herd ganz aus Gu&#x017F;sstahl<lb/>
von 25 cm Dicke.</p><lb/>
          <p>Die Einführung der Hochöfen mit freistehendem Schacht hatte<lb/>
eine veränderte Konstruktion der Ofengicht zur Folge. Die Plattform<lb/>
des Hochofens, welche bei den Öfen mit Blechmänteln auf an diesen<lb/>
befestigten Konsolen ruhte (Fig. 173), mu&#x017F;ste durch eiserne Säulen<lb/>
oder Ständer unterstützt werden. <hi rendition="#g">Büttgenbach</hi> hatte dafür eiserne<lb/>
Rohre genommen, die gleichzeitig zur Gasabführung dienten. Diese<lb/>
Konstruktion ist aber durchaus verwerflich und jetzt überall verlassen.<lb/>
Fig. 175 und 178 zeigen zwei verschiedene Konstruktionen solcher<lb/>
Gichtbühnen.</p><lb/>
          <p>Bei dem Ofen zu Donawitz von 1892 (Fig. 178) tragen die starken<lb/>
Hauptständer zugleich den Ofenschacht. Dieses Gerüst trägt auch<lb/>
den Gasfang.</p><lb/>
          <p>Betrachten wir aber zunächst das Material für das Ofenmauer-<lb/>
werk. Schamotteziegel waren auch in dieser Periode am gebräuch-<lb/>
lichsten. Die Herstellung derselben hatte in Deutschland und Frank-<lb/>
reich gro&#x017F;se Fortschritte gemacht, so da&#x017F;s man nicht mehr von dem<lb/>
Bezug von englischen und belgischen Steinen abhängig war. Im<lb/>
Anfang der siebziger Jahre galten zwar Garnkirksteine in Europa<lb/>
immer noch als die besten; so wurden z. B. 1873 Gestell und Rast<lb/>
des neu aufgebauten Karstenofens zu Gleiwitz noch mit solchen Steinen<lb/>
zugestellt. Heute liefern einheimische Thonwerke Hochofensteine von<lb/>
gleicher Güte. Dieselben haben meist einen Thonerdegehalt von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0487] Hochöfen. menge entspricht einem ganz stattlichen Bach. Die Umkleidung der Rast und zuweilen auch des Gestells mit einem geschlossenen Blechmantel, wie z. B. bei dem Ofen von Donawitz (Fig. 178 1), hat, wie bei dem gemantelten Schacht, den Nachteil, daſs sie das Mauerwerk unzugänglich macht und Reparaturen erschwert, anderer- seits gestattet der Blechmantel der Rast eine energische Kühlung durch Anspritzen von Wasser und hierdurch eine Verschwächung des Mauerwerks bis auf 0,33 m. Lürmann schlug 1887 vor, den Blech- mantel der Rast an die Tragsäulen des Ofens zu hängen. Bei einem Holzkohlenhochofen zu Ria bei Prades in den Ostpyrenäen ging man 2) 1892 so weit, die gemauerte Rast ganz durch eine wassergekühlte Blechrast, die nur mit feuerfestem Thon ausgestrichen wurde, zu ersetzen 3), und zu Firminy machte man einen Herd ganz aus Guſsstahl von 25 cm Dicke. Die Einführung der Hochöfen mit freistehendem Schacht hatte eine veränderte Konstruktion der Ofengicht zur Folge. Die Plattform des Hochofens, welche bei den Öfen mit Blechmänteln auf an diesen befestigten Konsolen ruhte (Fig. 173), muſste durch eiserne Säulen oder Ständer unterstützt werden. Büttgenbach hatte dafür eiserne Rohre genommen, die gleichzeitig zur Gasabführung dienten. Diese Konstruktion ist aber durchaus verwerflich und jetzt überall verlassen. Fig. 175 und 178 zeigen zwei verschiedene Konstruktionen solcher Gichtbühnen. Bei dem Ofen zu Donawitz von 1892 (Fig. 178) tragen die starken Hauptständer zugleich den Ofenschacht. Dieses Gerüst trägt auch den Gasfang. Betrachten wir aber zunächst das Material für das Ofenmauer- werk. Schamotteziegel waren auch in dieser Periode am gebräuch- lichsten. Die Herstellung derselben hatte in Deutschland und Frank- reich groſse Fortschritte gemacht, so daſs man nicht mehr von dem Bezug von englischen und belgischen Steinen abhängig war. Im Anfang der siebziger Jahre galten zwar Garnkirksteine in Europa immer noch als die besten; so wurden z. B. 1873 Gestell und Rast des neu aufgebauten Karstenofens zu Gleiwitz noch mit solchen Steinen zugestellt. Heute liefern einheimische Thonwerke Hochofensteine von gleicher Güte. Dieselben haben meist einen Thonerdegehalt von 1) Vergl. auch Stahl und Eisen 1895, S. 120, Fig. 7, Ofen von Rombach. 2) J. Holtzer, Dorian & Co. 3) Siehe Bulletin de la soc. de l’industrie minerale, T. XII, II, 1892; Stahl und Eisen 1893, S. 236.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/487
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/487>, abgerufen am 24.11.2024.