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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
Bodenerwärmung vor, welche sich leicht bei jedem einfachen Schacht-
ofen anbringen lässt.

1886 traten Greiner & Erpff zu Chisnowoda in Ungarn mit
ihrem neuen Kupolofen hervor. Derselbe bezweckte, wie die Öfen von
Voisin, Bichon und Hamelius, eine grössere Ausnutzung der
Gase, was durch eine bessere Verteilung der Oberdüsen erreicht
wurde. Diese sind, wie aus Fig. 216 zu ersehen, spiralförmig und in
solchem Abstand von den
Hauptdüsen angeordnet, dass
bei dem geringen Druck infolge
der engen Ableitungen die Gase
verbrennen, ohne die Koks zu
entzünden. Hierdurch wird
eine gute Vorwärmung der
Beschickung ohne Brennstoff-
aufwand erzeugt. Diese Öfen
haben sich bewährt z. B. zu
Lauchhammer und besonders
durch die Bemühungen von
Lürmann eine ziemliche Ver-
breitung erlangt. Ihr Koksver-
brauch soll angeblich nur 4 bis
5 kg auf 100 kg Eisen betragen.

Dasselbe Princip fand auch
bei dem von J. Boult in London
erfundenen Gaskupolofen An-
wendung. Das in besonderem

[Abbildung] Fig. 216.
Generator erzeugte Gas wird oben eingeblasen und durch Spiraldüsen
verbrannt.

Die äussere Gestalt der Kupolöfen ist jetzt meist cylindrisch und
werden Ofen und Vorherd mit Blechplatten bekleidet, wie der Fig. 217
(a. f. S.) abgebildete Ofen vom Eisenwerk Karlshütte, Alfeld an der
Leine, zeigt.

1887 gab Jens Hansen einen Kupolofen mit Vorwärmung des
Windes durch die Ofenwände an. Auf demselben Princip beruht ein
von Ambr. Schere Massey angegebener Ofen mit beweglichem
Unterteil. In dem von Jukes, Glover und Rosshardt in Manchester
angegebenen Ofen, der aus zwei Schächten mit gemeinschaftlichem
Sammelraum besteht, wird das Eisen, welches beim Eintritt in
letzteren von Windstrahlen getroffen wird, gefeint.


Die Eisengieſserei seit 1870.
Bodenerwärmung vor, welche sich leicht bei jedem einfachen Schacht-
ofen anbringen läſst.

1886 traten Greiner & Erpff zu Chisnowoda in Ungarn mit
ihrem neuen Kupolofen hervor. Derselbe bezweckte, wie die Öfen von
Voisin, Bichon und Hamélius, eine gröſsere Ausnutzung der
Gase, was durch eine bessere Verteilung der Oberdüsen erreicht
wurde. Diese sind, wie aus Fig. 216 zu ersehen, spiralförmig und in
solchem Abstand von den
Hauptdüsen angeordnet, daſs
bei dem geringen Druck infolge
der engen Ableitungen die Gase
verbrennen, ohne die Koks zu
entzünden. Hierdurch wird
eine gute Vorwärmung der
Beschickung ohne Brennstoff-
aufwand erzeugt. Diese Öfen
haben sich bewährt z. B. zu
Lauchhammer und besonders
durch die Bemühungen von
Lürmann eine ziemliche Ver-
breitung erlangt. Ihr Koksver-
brauch soll angeblich nur 4 bis
5 kg auf 100 kg Eisen betragen.

Dasselbe Princip fand auch
bei dem von J. Boult in London
erfundenen Gaskupolofen An-
wendung. Das in besonderem

[Abbildung] Fig. 216.
Generator erzeugte Gas wird oben eingeblasen und durch Spiraldüsen
verbrannt.

Die äuſsere Gestalt der Kupolöfen ist jetzt meist cylindrisch und
werden Ofen und Vorherd mit Blechplatten bekleidet, wie der Fig. 217
(a. f. S.) abgebildete Ofen vom Eisenwerk Karlshütte, Alfeld an der
Leine, zeigt.

1887 gab Jens Hansen einen Kupolofen mit Vorwärmung des
Windes durch die Ofenwände an. Auf demselben Princip beruht ein
von Ambr. Schere Massey angegebener Ofen mit beweglichem
Unterteil. In dem von Jukes, Glover und Roſshardt in Manchester
angegebenen Ofen, der aus zwei Schächten mit gemeinschaftlichem
Sammelraum besteht, wird das Eisen, welches beim Eintritt in
letzteren von Windstrahlen getroffen wird, gefeint.


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[537/0553] Die Eisengieſserei seit 1870. Bodenerwärmung vor, welche sich leicht bei jedem einfachen Schacht- ofen anbringen läſst. 1886 traten Greiner & Erpff zu Chisnowoda in Ungarn mit ihrem neuen Kupolofen hervor. Derselbe bezweckte, wie die Öfen von Voisin, Bichon und Hamélius, eine gröſsere Ausnutzung der Gase, was durch eine bessere Verteilung der Oberdüsen erreicht wurde. Diese sind, wie aus Fig. 216 zu ersehen, spiralförmig und in solchem Abstand von den Hauptdüsen angeordnet, daſs bei dem geringen Druck infolge der engen Ableitungen die Gase verbrennen, ohne die Koks zu entzünden. Hierdurch wird eine gute Vorwärmung der Beschickung ohne Brennstoff- aufwand erzeugt. Diese Öfen haben sich bewährt z. B. zu Lauchhammer und besonders durch die Bemühungen von Lürmann eine ziemliche Ver- breitung erlangt. Ihr Koksver- brauch soll angeblich nur 4 bis 5 kg auf 100 kg Eisen betragen. Dasselbe Princip fand auch bei dem von J. Boult in London erfundenen Gaskupolofen An- wendung. Das in besonderem [Abbildung Fig. 216.] Generator erzeugte Gas wird oben eingeblasen und durch Spiraldüsen verbrannt. Die äuſsere Gestalt der Kupolöfen ist jetzt meist cylindrisch und werden Ofen und Vorherd mit Blechplatten bekleidet, wie der Fig. 217 (a. f. S.) abgebildete Ofen vom Eisenwerk Karlshütte, Alfeld an der Leine, zeigt. 1887 gab Jens Hansen einen Kupolofen mit Vorwärmung des Windes durch die Ofenwände an. Auf demselben Princip beruht ein von Ambr. Schere Massey angegebener Ofen mit beweglichem Unterteil. In dem von Jukes, Glover und Roſshardt in Manchester angegebenen Ofen, der aus zwei Schächten mit gemeinschaftlichem Sammelraum besteht, wird das Eisen, welches beim Eintritt in letzteren von Windstrahlen getroffen wird, gefeint.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/553>, abgerufen am 22.11.2024.