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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Eisengiesserei seit 1870.
sich. Chr. Totten stellte 1889 Hartgusswalzen von grosser Festigkeit
dadurch dar, dass er dieselben aus Gusseisen in einer Kokille goss,
alsdann aber den gusseisernen Kern durch Nachgiessen von Flusseisen
verdrängte. In Amerika liefert A. Garrison in Pittsburg vorzügliche
Hartwalzen 1).

Hermann Gruson erwarb sich grosse Verdienste um den
Hartguss. Anfangs goss er nur Walzen, Ambosse, Pochschuhe und
Räder, dann auch Geschosse und hierauf endlich seine berühmten
Hartgusspanzerplatten. Durch diese führte er eine ganz neue Ver-
wendung des Hartgusses in die Praxis ein und bildete sie zu
solcher Vollkommenheit aus, dass seine Leistungen bis jetzt un-
erreicht dastehen. Aus diesem Grunde hat auch die Firma
Friedrich Krupp das grossartige Werk erworben, und hierin liegt
die grösste Anerkennung für Grusons erfolgreiche Bestrebungen für
die Vervollkommnung des Hartgusses. Auf Einzelheiten einzugehen
ist hier nicht möglich. Die ersten erfolgreichen Versuche fanden
1869 auf dem Tegeler Schiessplatz bei Berlin statt, wo Gruson eine
Giesserei nur für diese einmalige Verwendung erbaut hatte. Nachdem
die Hartgusspanzer ihre Widerstandsfähigkeit erwiesen hatten, hat
Gruson, wie bekannt, besonders unter Mithülfe des genialen Majors
Schumann, ein System der Landesverteidigung mit drehbaren und
versenkbaren Hartgusspanzertürmen erfunden, welches epochemachend
war und bleiben wird. Hierbei kamen Hartgussstücke in Frage, wie
man sie früher nicht gekannt hatte. Die riesigen Panzer von 1100 mm
Dicke, die Schartenplatten der 1883 für Italien bestellten Türme von
1600 mm waren nicht nur ganz ungewöhnlich schwere Gussstücke,
sondern es bot auch die gleichmässige Oberflächenhärtung so gewaltiger
Massen Schwierigkeiten, die bis dahin unbekannt waren. Hierzu ver-
wendete man eiserne Kokillen. Die Modelle zu den Panzern, wie
zu den Kokillen wurden erst aus Holzgerüsten und Gipsguss her-
gestellt. Diese wurden dann in Gusseisen abgegossen. In England
zog man dicke Kokillen aus Grauguss oder schwachhalbiertem Roh-
eisen vor, in Deutschland und Frankreich dünnere Kokillen aus stark
halbiertem Roheisen. Für den Hartguss verwendete Gruson nur
Holzkohlenroheisen und zwar bezog er dies früher von Schmalkalden
(Bleymüller) und aus Nassau (Buderus), nachdem aber die Holz-
kohlenhochöfen dort eingegangen waren, aus Schweden. Ein halbiertes
Eisen ist am geeignetsten für Hartguss. Um aber von den Zufällig-

1) Das Verfahren ist beschrieben in Stahl und Eisen 1892, S. 781.

Die Eisengieſserei seit 1870.
sich. Chr. Totten stellte 1889 Hartguſswalzen von groſser Festigkeit
dadurch dar, daſs er dieselben aus Guſseisen in einer Kokille goſs,
alsdann aber den guſseisernen Kern durch Nachgieſsen von Fluſseisen
verdrängte. In Amerika liefert A. Garrison in Pittsburg vorzügliche
Hartwalzen 1).

Hermann Gruson erwarb sich groſse Verdienste um den
Hartguſs. Anfangs goſs er nur Walzen, Ambosse, Pochschuhe und
Räder, dann auch Geschosse und hierauf endlich seine berühmten
Hartguſspanzerplatten. Durch diese führte er eine ganz neue Ver-
wendung des Hartgusses in die Praxis ein und bildete sie zu
solcher Vollkommenheit aus, daſs seine Leistungen bis jetzt un-
erreicht dastehen. Aus diesem Grunde hat auch die Firma
Friedrich Krupp das groſsartige Werk erworben, und hierin liegt
die gröſste Anerkennung für Grusons erfolgreiche Bestrebungen für
die Vervollkommnung des Hartgusses. Auf Einzelheiten einzugehen
ist hier nicht möglich. Die ersten erfolgreichen Versuche fanden
1869 auf dem Tegeler Schieſsplatz bei Berlin statt, wo Gruson eine
Gieſserei nur für diese einmalige Verwendung erbaut hatte. Nachdem
die Hartguſspanzer ihre Widerstandsfähigkeit erwiesen hatten, hat
Gruson, wie bekannt, besonders unter Mithülfe des genialen Majors
Schumann, ein System der Landesverteidigung mit drehbaren und
versenkbaren Hartguſspanzertürmen erfunden, welches epochemachend
war und bleiben wird. Hierbei kamen Hartguſsstücke in Frage, wie
man sie früher nicht gekannt hatte. Die riesigen Panzer von 1100 mm
Dicke, die Schartenplatten der 1883 für Italien bestellten Türme von
1600 mm waren nicht nur ganz ungewöhnlich schwere Guſsstücke,
sondern es bot auch die gleichmäſsige Oberflächenhärtung so gewaltiger
Massen Schwierigkeiten, die bis dahin unbekannt waren. Hierzu ver-
wendete man eiserne Kokillen. Die Modelle zu den Panzern, wie
zu den Kokillen wurden erst aus Holzgerüsten und Gipsguſs her-
gestellt. Diese wurden dann in Guſseisen abgegossen. In England
zog man dicke Kokillen aus Grauguſs oder schwachhalbiertem Roh-
eisen vor, in Deutschland und Frankreich dünnere Kokillen aus stark
halbiertem Roheisen. Für den Hartguſs verwendete Gruson nur
Holzkohlenroheisen und zwar bezog er dies früher von Schmalkalden
(Bleymüller) und aus Nassau (Buderus), nachdem aber die Holz-
kohlenhochöfen dort eingegangen waren, aus Schweden. Ein halbiertes
Eisen ist am geeignetsten für Hartguſs. Um aber von den Zufällig-

1) Das Verfahren ist beschrieben in Stahl und Eisen 1892, S. 781.
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[557/0573] Die Eisengieſserei seit 1870. sich. Chr. Totten stellte 1889 Hartguſswalzen von groſser Festigkeit dadurch dar, daſs er dieselben aus Guſseisen in einer Kokille goſs, alsdann aber den guſseisernen Kern durch Nachgieſsen von Fluſseisen verdrängte. In Amerika liefert A. Garrison in Pittsburg vorzügliche Hartwalzen 1). Hermann Gruson erwarb sich groſse Verdienste um den Hartguſs. Anfangs goſs er nur Walzen, Ambosse, Pochschuhe und Räder, dann auch Geschosse und hierauf endlich seine berühmten Hartguſspanzerplatten. Durch diese führte er eine ganz neue Ver- wendung des Hartgusses in die Praxis ein und bildete sie zu solcher Vollkommenheit aus, daſs seine Leistungen bis jetzt un- erreicht dastehen. Aus diesem Grunde hat auch die Firma Friedrich Krupp das groſsartige Werk erworben, und hierin liegt die gröſste Anerkennung für Grusons erfolgreiche Bestrebungen für die Vervollkommnung des Hartgusses. Auf Einzelheiten einzugehen ist hier nicht möglich. Die ersten erfolgreichen Versuche fanden 1869 auf dem Tegeler Schieſsplatz bei Berlin statt, wo Gruson eine Gieſserei nur für diese einmalige Verwendung erbaut hatte. Nachdem die Hartguſspanzer ihre Widerstandsfähigkeit erwiesen hatten, hat Gruson, wie bekannt, besonders unter Mithülfe des genialen Majors Schumann, ein System der Landesverteidigung mit drehbaren und versenkbaren Hartguſspanzertürmen erfunden, welches epochemachend war und bleiben wird. Hierbei kamen Hartguſsstücke in Frage, wie man sie früher nicht gekannt hatte. Die riesigen Panzer von 1100 mm Dicke, die Schartenplatten der 1883 für Italien bestellten Türme von 1600 mm waren nicht nur ganz ungewöhnlich schwere Guſsstücke, sondern es bot auch die gleichmäſsige Oberflächenhärtung so gewaltiger Massen Schwierigkeiten, die bis dahin unbekannt waren. Hierzu ver- wendete man eiserne Kokillen. Die Modelle zu den Panzern, wie zu den Kokillen wurden erst aus Holzgerüsten und Gipsguſs her- gestellt. Diese wurden dann in Guſseisen abgegossen. In England zog man dicke Kokillen aus Grauguſs oder schwachhalbiertem Roh- eisen vor, in Deutschland und Frankreich dünnere Kokillen aus stark halbiertem Roheisen. Für den Hartguſs verwendete Gruson nur Holzkohlenroheisen und zwar bezog er dies früher von Schmalkalden (Bleymüller) und aus Nassau (Buderus), nachdem aber die Holz- kohlenhochöfen dort eingegangen waren, aus Schweden. Ein halbiertes Eisen ist am geeignetsten für Hartguſs. Um aber von den Zufällig- 1) Das Verfahren ist beschrieben in Stahl und Eisen 1892, S. 781.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/573>, abgerufen am 22.11.2024.