diese hintereinander liegenden Kammern bekam er eine langgestreckte Gestalt. Dieser Ofen arbeitete in dem Arsenal zu Woolwich mit gutem Erfolg. Er war 3,66 m lang und hatte 3,13 m äusseren Durch- messer. Das Brennmaterial wurde zwischen Walzen zerkleinert, mittels eines Injektors zugeführt und zugleich mit der Gebläseluft in den Ofen getrieben. Man verpuddelte in 12 Stunden 8 Chargen zu 5 Centner bei kalt eingesetztem Roheisen. Es fielen grosse Luppen, die besonders für Geschützringe (coils) Verwendung fanden.
Später wurden die beiden Kammern des Drehofens vereinigt. 1875 sollten auf dem Stroussbergschen Walzwerk bei Prag 16 Cramptonöfen errichtet werden, doch kam der Plan nicht zur Aus- führung. Dagegen führten in demselben Jahr Fox, Head & Co. zu Newport bei Middlesborough solche Öfen ein. Sie hatten den gleichen Nachteil wie die Danksöfen, dass man sehr grosse Luppen erhielt, die zu ihrer Verarbeitung viel stärkere Maschinen und Werkzeuge er- forderten. 1879 befanden sich in England keine Cramptonöfen mehr in Betrieb.
1872 traten Howson und Thomas1) mit einem Drehofen an die Öffentlichkeit, der mehr für kleine Luppen dienen und den Vorteil bieten sollte, dass man die vorhandenen Einrichtungen beibehalten könnte. Der Drehofen selbst war eiförmig oder aus zwei abgestumpften Kegeln zusammengesetzt und hatte ein Futter aus eisenreichen Erzen und Schlacken. Von einem Erfolg dieser Öfen ist nichts bekannt.
Bei dem früher erwähnten Hamoirprozess liess man das mittels Durchblasen heisser Luftstrahlen gereinigte Roheisen ebenfalls in einen rotierenden Puddelofen laufen.
Im Jahre 1878 bewährte sich ein rotierender Ofen von Howson und Godfrey2) von Topfform mit schiefer Achse, ähnlich dem Östlundofen und mit einem Lötrohrgebläse, bestehend aus einem weiten Gasbrenner, an den ein kurzes Luftzuführungsrohr angeschlossen war, versehen. Der Brenner hatte 12 Mündungen und ermöglichte vollständige Verbrennung. Beim Puddeln hielt man die Temperatur niedrig; die Hitze sollte nur so gross sein, dass die Schlacken eben flüssig blieben. Hierdurch wurde die Abscheidung des Phosphors befördert. Auf mehreren Werken wurde dieser Ofen überhaupt nur zur Entphospho- rung als Vorbereitung für das Bessemern benutzt. Die ersten Ver-
1) Siehe Journ. of the Iron and Steel Inst. 1872, p. 102.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1878, S. 161, Taf. III, Fig. 9 bis 12; Dürre, Neue Fortschritte des mechanischen Puddelns in Dinglers polyt. Journ., Bd. 228 (1878).
Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
diese hintereinander liegenden Kammern bekam er eine langgestreckte Gestalt. Dieser Ofen arbeitete in dem Arsenal zu Woolwich mit gutem Erfolg. Er war 3,66 m lang und hatte 3,13 m äuſseren Durch- messer. Das Brennmaterial wurde zwischen Walzen zerkleinert, mittels eines Injektors zugeführt und zugleich mit der Gebläseluft in den Ofen getrieben. Man verpuddelte in 12 Stunden 8 Chargen zu 5 Centner bei kalt eingesetztem Roheisen. Es fielen groſse Luppen, die besonders für Geschützringe (coils) Verwendung fanden.
Später wurden die beiden Kammern des Drehofens vereinigt. 1875 sollten auf dem Strouſsbergschen Walzwerk bei Prag 16 Cramptonöfen errichtet werden, doch kam der Plan nicht zur Aus- führung. Dagegen führten in demselben Jahr Fox, Head & Co. zu Newport bei Middlesborough solche Öfen ein. Sie hatten den gleichen Nachteil wie die Danksöfen, daſs man sehr groſse Luppen erhielt, die zu ihrer Verarbeitung viel stärkere Maschinen und Werkzeuge er- forderten. 1879 befanden sich in England keine Cramptonöfen mehr in Betrieb.
1872 traten Howson und Thomas1) mit einem Drehofen an die Öffentlichkeit, der mehr für kleine Luppen dienen und den Vorteil bieten sollte, daſs man die vorhandenen Einrichtungen beibehalten könnte. Der Drehofen selbst war eiförmig oder aus zwei abgestumpften Kegeln zusammengesetzt und hatte ein Futter aus eisenreichen Erzen und Schlacken. Von einem Erfolg dieser Öfen ist nichts bekannt.
Bei dem früher erwähnten Hamoirprozeſs lieſs man das mittels Durchblasen heiſser Luftstrahlen gereinigte Roheisen ebenfalls in einen rotierenden Puddelofen laufen.
Im Jahre 1878 bewährte sich ein rotierender Ofen von Howson und Godfrey2) von Topfform mit schiefer Achse, ähnlich dem Östlundofen und mit einem Lötrohrgebläse, bestehend aus einem weiten Gasbrenner, an den ein kurzes Luftzuführungsrohr angeschlossen war, versehen. Der Brenner hatte 12 Mündungen und ermöglichte vollständige Verbrennung. Beim Puddeln hielt man die Temperatur niedrig; die Hitze sollte nur so groſs sein, daſs die Schlacken eben flüssig blieben. Hierdurch wurde die Abscheidung des Phosphors befördert. Auf mehreren Werken wurde dieser Ofen überhaupt nur zur Entphospho- rung als Vorbereitung für das Bessemern benutzt. Die ersten Ver-
1) Siehe Journ. of the Iron and Steel Inst. 1872, p. 102.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1878, S. 161, Taf. III, Fig. 9 bis 12; Dürre, Neue Fortschritte des mechanischen Puddelns in Dinglers polyt. Journ., Bd. 228 (1878).
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gutem Erfolg. Er war 3,66 m lang und hatte 3,13 m äuſseren Durch-
messer. Das Brennmaterial wurde zwischen Walzen zerkleinert,
mittels eines Injektors zugeführt und zugleich mit der Gebläseluft in
den Ofen getrieben. Man verpuddelte in 12 Stunden 8 Chargen zu
5 Centner bei kalt eingesetztem Roheisen. Es fielen groſse Luppen,
die besonders für Geschützringe (coils) Verwendung fanden.
Später wurden die beiden Kammern des Drehofens vereinigt.
1875 sollten auf dem Strouſsbergschen Walzwerk bei Prag
16 Cramptonöfen errichtet werden, doch kam der Plan nicht zur Aus-
führung. Dagegen führten in demselben Jahr Fox, Head & Co. zu
Newport bei Middlesborough solche Öfen ein. Sie hatten den gleichen
Nachteil wie die Danksöfen, daſs man sehr groſse Luppen erhielt, die
zu ihrer Verarbeitung viel stärkere Maschinen und Werkzeuge er-
forderten. 1879 befanden sich in England keine Cramptonöfen mehr
in Betrieb.
1872 traten Howson und Thomas 1) mit einem Drehofen an die
Öffentlichkeit, der mehr für kleine Luppen dienen und den Vorteil
bieten sollte, daſs man die vorhandenen Einrichtungen beibehalten
könnte. Der Drehofen selbst war eiförmig oder aus zwei abgestumpften
Kegeln zusammengesetzt und hatte ein Futter aus eisenreichen Erzen
und Schlacken. Von einem Erfolg dieser Öfen ist nichts bekannt.
Bei dem früher erwähnten Hamoirprozeſs lieſs man das mittels
Durchblasen heiſser Luftstrahlen gereinigte Roheisen ebenfalls in einen
rotierenden Puddelofen laufen.
Im Jahre 1878 bewährte sich ein rotierender Ofen von Howson
und Godfrey 2) von Topfform mit schiefer Achse, ähnlich dem
Östlundofen und mit einem Lötrohrgebläse, bestehend aus einem weiten
Gasbrenner, an den ein kurzes Luftzuführungsrohr angeschlossen war,
versehen. Der Brenner hatte 12 Mündungen und ermöglichte vollständige
Verbrennung. Beim Puddeln hielt man die Temperatur niedrig; die
Hitze sollte nur so groſs sein, daſs die Schlacken eben flüssig blieben.
Hierdurch wurde die Abscheidung des Phosphors befördert. Auf
mehreren Werken wurde dieser Ofen überhaupt nur zur Entphospho-
rung als Vorbereitung für das Bessemern benutzt. Die ersten Ver-
1) Siehe Journ. of the Iron and Steel Inst. 1872, p. 102.
2) Siehe Berg- und Hüttenmänn. Ztg. 1878, S. 161, Taf. III, Fig. 9 bis 12;
Dürre, Neue Fortschritte des mechanischen Puddelns in Dinglers polyt. Journ.,
Bd. 228 (1878).
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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