Im ganzen hat das Problem des mechanischen Puddelns eine befriedigende Lösung noch nicht gefunden.
Mehr bewährten sich die Konstruktionen, welche bessere Be- heizung und grössere Leistung erstrebten. Hiervon gab es eine grosse Zahl, die wir in chronologischer Folge kurz aufführen wollen.
Die Durchführung der Gasheizung bei den Puddelöfen kann als der wichtigste Fortschritt in dieser Periode bezeichnet werden. Bei den Versuchen, Regenerativgasfeuerung zu verwenden, hatten sich die Ziegelfüllungen in den Regeneratoren nicht bewährt, weil sie sich zu schnell verstopften und mauerte man dieselben besser als einfache Pfeiler in Schachbrettstellung, wodurch das Reinigen er- leichtert wurde 1).
1871 beschrieb Wm. Gorman zu Glasgow einen Puddelofen mit Gasgenerator, bei dem die Gase über der Feuerbrücke mit heisser Luft verbrannt wurden. Die Luft wurde in Thonröhren unter dem Ofen durch die entweichenden Verbrennungsgase erhitzt.
Derartige Öfen baute Ponsard mit der Abänderung, dass er Luft und Gase in gemauerten Kanälen oder Kammern vorwärmte. Howatson wärmte die Verbrennungsluft am Fuchs vor. Ebenso baute Head zu Newport 1872 einen verbesserten Puddelofen mit Lufterhitzung 2). Deftys Ofen (1873) hatte hohle Roststäbe, durch die der Wind eintrat.
1872 liess sich de Langlade ein Puddelverfahren mit Hochofen- gasen patentieren. Die Gase wurden erst in seinem patentierten Waschapparat gewaschen. Die abgekühlten Gase wurden dann mit erhitzter Gebläseluft, wozu ein Siemens-Regenerator nötig war, ver- brannt. Die Anlage war kompliziert und kostspielig. Dies galt über- haupt von der Verwendung der Siemens-Regeneratoren zur Vorwärmung beim Puddelbetrieb. Bei diesen brachte man insofern Verbesserungen an, als man die Kammern anstatt unter den Ofen hinter denselben legte und mehrere kurze Ausströmungsschlitze für Gas und Luft auf der breiten Ofenseite anbrachte.
Vorteilhafter als Regeneratoren erwiesen sich damals die mit den Puddelöfen unmittelbar verbundenen Generatorfeuerungen, wie nament- lich die von Bicheroux, Fig. 247, 248 (a. f. S.), mit Verbrennung durch erhitzte Luft.
Über die zweckmässigsten Dimensionen der Puddelöfen hat
Im ganzen hat das Problem des mechanischen Puddelns eine befriedigende Lösung noch nicht gefunden.
Mehr bewährten sich die Konstruktionen, welche bessere Be- heizung und gröſsere Leistung erstrebten. Hiervon gab es eine groſse Zahl, die wir in chronologischer Folge kurz aufführen wollen.
Die Durchführung der Gasheizung bei den Puddelöfen kann als der wichtigste Fortschritt in dieser Periode bezeichnet werden. Bei den Versuchen, Regenerativgasfeuerung zu verwenden, hatten sich die Ziegelfüllungen in den Regeneratoren nicht bewährt, weil sie sich zu schnell verstopften und mauerte man dieselben besser als einfache Pfeiler in Schachbrettstellung, wodurch das Reinigen er- leichtert wurde 1).
1871 beschrieb Wm. Gorman zu Glasgow einen Puddelofen mit Gasgenerator, bei dem die Gase über der Feuerbrücke mit heiſser Luft verbrannt wurden. Die Luft wurde in Thonröhren unter dem Ofen durch die entweichenden Verbrennungsgase erhitzt.
Derartige Öfen baute Ponsard mit der Abänderung, daſs er Luft und Gase in gemauerten Kanälen oder Kammern vorwärmte. Howatson wärmte die Verbrennungsluft am Fuchs vor. Ebenso baute Head zu Newport 1872 einen verbesserten Puddelofen mit Lufterhitzung 2). Deftys Ofen (1873) hatte hohle Roststäbe, durch die der Wind eintrat.
1872 lieſs sich de Langlade ein Puddelverfahren mit Hochofen- gasen patentieren. Die Gase wurden erst in seinem patentierten Waschapparat gewaschen. Die abgekühlten Gase wurden dann mit erhitzter Gebläseluft, wozu ein Siemens-Regenerator nötig war, ver- brannt. Die Anlage war kompliziert und kostspielig. Dies galt über- haupt von der Verwendung der Siemens-Regeneratoren zur Vorwärmung beim Puddelbetrieb. Bei diesen brachte man insofern Verbesserungen an, als man die Kammern anstatt unter den Ofen hinter denselben legte und mehrere kurze Ausströmungsschlitze für Gas und Luft auf der breiten Ofenseite anbrachte.
Vorteilhafter als Regeneratoren erwiesen sich damals die mit den Puddelöfen unmittelbar verbundenen Generatorfeuerungen, wie nament- lich die von Bicheroux, Fig. 247, 248 (a. f. S.), mit Verbrennung durch erhitzte Luft.
Über die zweckmäſsigsten Dimensionen der Puddelöfen hat
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Der Puddelprozeſs oder das Flammofenfrischen.
Im ganzen hat das Problem des mechanischen Puddelns eine
befriedigende Lösung noch nicht gefunden.
Mehr bewährten sich die Konstruktionen, welche bessere Be-
heizung und gröſsere Leistung erstrebten. Hiervon gab es eine groſse
Zahl, die wir in chronologischer Folge kurz aufführen wollen.
Die Durchführung der Gasheizung bei den Puddelöfen kann
als der wichtigste Fortschritt in dieser Periode bezeichnet werden.
Bei den Versuchen, Regenerativgasfeuerung zu verwenden, hatten
sich die Ziegelfüllungen in den Regeneratoren nicht bewährt, weil sie
sich zu schnell verstopften und mauerte man dieselben besser als
einfache Pfeiler in Schachbrettstellung, wodurch das Reinigen er-
leichtert wurde 1).
1871 beschrieb Wm. Gorman zu Glasgow einen Puddelofen mit
Gasgenerator, bei dem die Gase über der Feuerbrücke mit heiſser
Luft verbrannt wurden. Die Luft wurde in Thonröhren unter dem
Ofen durch die entweichenden Verbrennungsgase erhitzt.
Derartige Öfen baute Ponsard mit der Abänderung, daſs er
Luft und Gase in gemauerten Kanälen oder Kammern vorwärmte.
Howatson wärmte die Verbrennungsluft am Fuchs vor. Ebenso
baute Head zu Newport 1872 einen verbesserten Puddelofen mit
Lufterhitzung 2). Deftys Ofen (1873) hatte hohle Roststäbe, durch
die der Wind eintrat.
1872 lieſs sich de Langlade ein Puddelverfahren mit Hochofen-
gasen patentieren. Die Gase wurden erst in seinem patentierten
Waschapparat gewaschen. Die abgekühlten Gase wurden dann mit
erhitzter Gebläseluft, wozu ein Siemens-Regenerator nötig war, ver-
brannt. Die Anlage war kompliziert und kostspielig. Dies galt über-
haupt von der Verwendung der Siemens-Regeneratoren zur Vorwärmung
beim Puddelbetrieb. Bei diesen brachte man insofern Verbesserungen
an, als man die Kammern anstatt unter den Ofen hinter denselben
legte und mehrere kurze Ausströmungsschlitze für Gas und Luft auf
der breiten Ofenseite anbrachte.
Vorteilhafter als Regeneratoren erwiesen sich damals die mit den
Puddelöfen unmittelbar verbundenen Generatorfeuerungen, wie nament-
lich die von Bicheroux, Fig. 247, 248 (a. f. S.), mit Verbrennung
durch erhitzte Luft.
Über die zweckmäſsigsten Dimensionen der Puddelöfen hat
1) Siehe Kerpely, Fortschritte der Eisenindustrie 1871/73, Taf. VIII, Fig. 1, 2.
2) Siehe Dingler, Polyt. Journ., Bd. 206, S. 1.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/617>, abgerufen am 22.11.2024.
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