Magnuson1) über das Bessemern zu Sandviken in Schweden 1877 und von Fr. C. G. Müller2) über den Prozess der Stahlwerke zu Osnabrück und zu Bochum 1878.
Als Beispiel führen wir Müllers Angaben über Osnabrück an, woraus der Verlauf des Prozesses bezüglich der Hauptbestandteile Kohlenstoff, Silicium und Mangan zu ersehen ist. Phosphor erleidet bei dem sauren Prozess keine, Schwefel nur eine geringe Ver- minderung.
Chemischer Verlauf des Bessemerns zu Osnabrück 1878:
[Tabelle]
Silicium, das grösstenteils in der ersten Periode oxydiert, bildet das Heizmaterial. Man verwendete siliciumreicheres Roheisen als früher, welches jetzt auch infolge der stärkeren Erhitzung des Gebläsewindes der Hochöfen leichter zu haben war.
Kessler und Barker haben bei ihren Untersuchungen in der ersten Periode des Bessemerns eine relative Kohlenstoffzunahme ge- funden, was bei dem englischen Prozess ganz wahrscheinlich ist.
Die Schlacken, die in der Hauptsache ein Manganoxydulsilikat sind, haben bei dem Windfrischen nicht die Wichtigkeit wie bei dem Herd- und Flammofenfrischen und ihre Menge ist relativ gering. Die Oxydation von Silicium, Kohlenstoff und Mangan geschieht nicht durch Oxyde des Eisens in der Schlacke, sondern direkt durch den Gebläsewind. Die Bessemerschlacken sind hochsiliziert, haben grosse Neigung zu krystallisieren und zwar isomorph mit Silikaten der Augitgruppe. Wir erwähnen die Schlackenanalysen von Göransson und Magnuson zu Sandviken (1877). Dass man zu Seraing (1875) den Kohlenstoffgehalt aus der Farbe der Schlacken erkannte, wurde bereits erwähnt.
1) Mitgeteilt von A. Tamm in Jern kontorets Annaler 1877; siehe auch Iron, vol. XIV, p. 3.
2) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingen. 1878, S. 385, 453.
Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
Magnuson1) über das Bessemern zu Sandviken in Schweden 1877 und von Fr. C. G. Müller2) über den Prozeſs der Stahlwerke zu Osnabrück und zu Bochum 1878.
Als Beispiel führen wir Müllers Angaben über Osnabrück an, woraus der Verlauf des Prozesses bezüglich der Hauptbestandteile Kohlenstoff, Silicium und Mangan zu ersehen ist. Phosphor erleidet bei dem sauren Prozeſs keine, Schwefel nur eine geringe Ver- minderung.
Chemischer Verlauf des Bessemerns zu Osnabrück 1878:
[Tabelle]
Silicium, das gröſstenteils in der ersten Periode oxydiert, bildet das Heizmaterial. Man verwendete siliciumreicheres Roheisen als früher, welches jetzt auch infolge der stärkeren Erhitzung des Gebläsewindes der Hochöfen leichter zu haben war.
Keſsler und Barker haben bei ihren Untersuchungen in der ersten Periode des Bessemerns eine relative Kohlenstoffzunahme ge- funden, was bei dem englischen Prozeſs ganz wahrscheinlich ist.
Die Schlacken, die in der Hauptsache ein Manganoxydulsilikat sind, haben bei dem Windfrischen nicht die Wichtigkeit wie bei dem Herd- und Flammofenfrischen und ihre Menge ist relativ gering. Die Oxydation von Silicium, Kohlenstoff und Mangan geschieht nicht durch Oxyde des Eisens in der Schlacke, sondern direkt durch den Gebläsewind. Die Bessemerschlacken sind hochsiliziert, haben groſse Neigung zu krystallisieren und zwar isomorph mit Silikaten der Augitgruppe. Wir erwähnen die Schlackenanalysen von Göransson und Magnuson zu Sandviken (1877). Daſs man zu Seraing (1875) den Kohlenstoffgehalt aus der Farbe der Schlacken erkannte, wurde bereits erwähnt.
1) Mitgeteilt von A. Tamm in Jern kontorets Annaler 1877; siehe auch Iron, vol. XIV, p. 3.
2) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingen. 1878, S. 385, 453.
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Der saure oder Bessemerprozeſs bis 1880.
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und von Fr. C. G. Müller 2) über den Prozeſs der Stahlwerke zu
Osnabrück und zu Bochum 1878.
Als Beispiel führen wir Müllers Angaben über Osnabrück an,
woraus der Verlauf des Prozesses bezüglich der Hauptbestandteile
Kohlenstoff, Silicium und Mangan zu ersehen ist. Phosphor erleidet
bei dem sauren Prozeſs keine, Schwefel nur eine geringe Ver-
minderung.
Chemischer Verlauf des Bessemerns zu Osnabrück 1878:
Silicium, das gröſstenteils in der ersten Periode oxydiert, bildet
das Heizmaterial. Man verwendete siliciumreicheres Roheisen als früher,
welches jetzt auch infolge der stärkeren Erhitzung des Gebläsewindes
der Hochöfen leichter zu haben war.
Keſsler und Barker haben bei ihren Untersuchungen in der
ersten Periode des Bessemerns eine relative Kohlenstoffzunahme ge-
funden, was bei dem englischen Prozeſs ganz wahrscheinlich ist.
Die Schlacken, die in der Hauptsache ein Manganoxydulsilikat
sind, haben bei dem Windfrischen nicht die Wichtigkeit wie bei dem
Herd- und Flammofenfrischen und ihre Menge ist relativ gering. Die
Oxydation von Silicium, Kohlenstoff und Mangan geschieht nicht
durch Oxyde des Eisens in der Schlacke, sondern direkt durch den
Gebläsewind. Die Bessemerschlacken sind hochsiliziert, haben groſse
Neigung zu krystallisieren und zwar isomorph mit Silikaten der
Augitgruppe. Wir erwähnen die Schlackenanalysen von Göransson
und Magnuson zu Sandviken (1877). Daſs man zu Seraing (1875)
den Kohlenstoffgehalt aus der Farbe der Schlacken erkannte, wurde
bereits erwähnt.
1) Mitgeteilt von A. Tamm in Jern kontorets Annaler 1877; siehe auch Iron,
vol. XIV, p. 3.
2) Siehe Zeitschrift des Vereins deutsch. Ingen. 1878, S. 385, 453.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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