Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
einer Schiffsschraube ähnlich, was übrigens Bessemer schon früher
vorgeschlagen hatte. Solche Rührer kamen damals in Anwendung
auf den Werken von Bessemer in Sheffield und zu Donawitz in
Steiermark.

C. Stöckmann in Ruhrort wollte Strontianit zur basischen Aus-
füllung verwenden.

Die von P. Kuppelwieser 1881/82 auf der neuen Bessemerhütte
zu Witkowitz eingeführten Konverter liessen sich nach zwei Seiten
neigen.

W. M. Henderson zu Stockton in den Vereinigten Staaten mon-
tierte 1882 die Birne, um sie leichter auswechseln zu können, auf
Laufräder. Ferner liess er den Wind durch den hohlen Tragring
streichen, um ihn vorzuwärmen (D. R. P. Nr. 19635). In ähnlicher
Weise konstruierte 1883 J. Reese einen fahrbaren Konverter, um
damit direkt zum Hochofen zu fahren. S. G. Thomas gab 1883 eine
verbesserte Kippvorrichtung an, wobei das Drehen der Birne durch
eine Kippscheibe geschah (D. R. P. Nr. 22014).

Bolkow, Vaughan & Co. fertigten 1883 die Tragringe ihrer
grossen 15-Tonnen-Konverter aus Gussstahl, weil Schmiedeeisen dafür
nicht mehr genügte.

Gjers konstruierte 1881 fahrbare Durchweichungsgruben, die
zuerst zu Darlington angewendet wurden. In Nordamerika erfand
A. W. Hainsworth 1881 Durchweichungsgruben, die den Gjersschen
ähnlich waren; er verband dieselben noch mit einer Regenerativ-
feuerung. Auch Jac. Reese in Pittsburg liess sich 1883 eine fahrbare
Durchweichungsgrube patentieren. Seit September 1883 wurden in
den Scranton-Stahlwerken mit Hülfe Gjersscher Gruben vierfache
Vignoles-Schienen von 120 Fuss Länge in einer Hitze ausgewalzt.

Zur Abkühlung zu heisser Chargen bliesen 1883 W. R. Jones 1)
in den Edgar-Thomas-Werken und 1884 Walker in dem South-
Chicago-Walzwerk Dampf in den Konverter.

J. Gjers liess sich 1884 ein Verfahren patentieren, wonach er,
sobald das Blasen beendigt war, Generatorgas, ein Gemisch von
Kohlenoxydgas und Stickstoff durch die geschmolzene Masse hindurch-
blies. Das Kohlenoxydgas sollte alles durch das Überblasen ent-
standene, oxydierte Eisen reduzieren, also wie der Kohlenstoff im
Spiegeleisenzusatz wirken und diesen überflüssig machen (Engl. Pat.
1884, Nr. 6484). Gjers führte dieses Verfahren in Ayrsome (Schott-
land) ein.


1) Am. Pat. Nr. 287687 v. 30. Okt. 1883.

Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
einer Schiffsschraube ähnlich, was übrigens Bessemer schon früher
vorgeschlagen hatte. Solche Rührer kamen damals in Anwendung
auf den Werken von Bessemer in Sheffield und zu Donawitz in
Steiermark.

C. Stöckmann in Ruhrort wollte Strontianit zur basischen Aus-
füllung verwenden.

Die von P. Kuppelwieser 1881/82 auf der neuen Bessemerhütte
zu Witkowitz eingeführten Konverter lieſsen sich nach zwei Seiten
neigen.

W. M. Henderson zu Stockton in den Vereinigten Staaten mon-
tierte 1882 die Birne, um sie leichter auswechseln zu können, auf
Laufräder. Ferner lieſs er den Wind durch den hohlen Tragring
streichen, um ihn vorzuwärmen (D. R. P. Nr. 19635). In ähnlicher
Weise konstruierte 1883 J. Reese einen fahrbaren Konverter, um
damit direkt zum Hochofen zu fahren. S. G. Thomas gab 1883 eine
verbesserte Kippvorrichtung an, wobei das Drehen der Birne durch
eine Kippscheibe geschah (D. R. P. Nr. 22014).

Bolkow, Vaughan & Co. fertigten 1883 die Tragringe ihrer
groſsen 15-Tonnen-Konverter aus Guſsstahl, weil Schmiedeeisen dafür
nicht mehr genügte.

Gjers konstruierte 1881 fahrbare Durchweichungsgruben, die
zuerst zu Darlington angewendet wurden. In Nordamerika erfand
A. W. Hainsworth 1881 Durchweichungsgruben, die den Gjersschen
ähnlich waren; er verband dieselben noch mit einer Regenerativ-
feuerung. Auch Jac. Reese in Pittsburg lieſs sich 1883 eine fahrbare
Durchweichungsgrube patentieren. Seit September 1883 wurden in
den Scranton-Stahlwerken mit Hülfe Gjersscher Gruben vierfache
Vignoles-Schienen von 120 Fuſs Länge in einer Hitze ausgewalzt.

Zur Abkühlung zu heiſser Chargen bliesen 1883 W. R. Jones 1)
in den Edgar-Thomas-Werken und 1884 Walker in dem South-
Chicago-Walzwerk Dampf in den Konverter.

J. Gjers lieſs sich 1884 ein Verfahren patentieren, wonach er,
sobald das Blasen beendigt war, Generatorgas, ein Gemisch von
Kohlenoxydgas und Stickstoff durch die geschmolzene Masse hindurch-
blies. Das Kohlenoxydgas sollte alles durch das Überblasen ent-
standene, oxydierte Eisen reduzieren, also wie der Kohlenstoff im
Spiegeleisenzusatz wirken und diesen überflüssig machen (Engl. Pat.
1884, Nr. 6484). Gjers führte dieses Verfahren in Ayrsome (Schott-
land) ein.


1) Am. Pat. Nr. 287687 v. 30. Okt. 1883.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0692" n="676"/><fw place="top" type="header">Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.</fw><lb/>
einer Schiffsschraube ähnlich, was übrigens <hi rendition="#g">Bessemer</hi> schon früher<lb/>
vorgeschlagen hatte. Solche Rührer kamen damals in Anwendung<lb/>
auf den Werken von <hi rendition="#g">Bessemer</hi> in Sheffield und zu Donawitz in<lb/>
Steiermark.</p><lb/>
            <p>C. <hi rendition="#g">Stöckmann</hi> in Ruhrort wollte Strontianit zur basischen Aus-<lb/>
füllung verwenden.</p><lb/>
            <p>Die von P. <hi rendition="#g">Kuppelwieser</hi> 1881/82 auf der neuen Bessemerhütte<lb/>
zu Witkowitz eingeführten Konverter lie&#x017F;sen sich nach zwei Seiten<lb/>
neigen.</p><lb/>
            <p>W. M. <hi rendition="#g">Henderson</hi> zu Stockton in den Vereinigten Staaten mon-<lb/>
tierte 1882 die Birne, um sie leichter auswechseln zu können, auf<lb/>
Laufräder. Ferner lie&#x017F;s er den Wind durch den hohlen Tragring<lb/>
streichen, um ihn vorzuwärmen (D. R. P. Nr. 19635). In ähnlicher<lb/>
Weise konstruierte 1883 J. <hi rendition="#g">Reese</hi> einen fahrbaren Konverter, um<lb/>
damit direkt zum Hochofen zu fahren. S. G. <hi rendition="#g">Thomas</hi> gab 1883 eine<lb/>
verbesserte Kippvorrichtung an, wobei das Drehen der Birne durch<lb/>
eine Kippscheibe geschah (D. R. P. Nr. 22014).</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Bolkow, Vaughan &amp; Co</hi>. fertigten 1883 die Tragringe ihrer<lb/>
gro&#x017F;sen 15-Tonnen-Konverter aus Gu&#x017F;sstahl, weil Schmiedeeisen dafür<lb/>
nicht mehr genügte.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Gjers</hi> konstruierte 1881 fahrbare Durchweichungsgruben, die<lb/>
zuerst zu Darlington angewendet wurden. In Nordamerika erfand<lb/>
A. W. <hi rendition="#g">Hainsworth</hi> 1881 Durchweichungsgruben, die den <hi rendition="#g">Gjerss</hi>chen<lb/>
ähnlich waren; er verband dieselben noch mit einer Regenerativ-<lb/>
feuerung. Auch <hi rendition="#g">Jac. Reese</hi> in Pittsburg lie&#x017F;s sich 1883 eine fahrbare<lb/>
Durchweichungsgrube patentieren. Seit September 1883 wurden in<lb/>
den Scranton-Stahlwerken mit Hülfe <hi rendition="#g">Gjerss</hi>cher Gruben vierfache<lb/>
Vignoles-Schienen von 120 Fu&#x017F;s Länge in einer Hitze ausgewalzt.</p><lb/>
            <p>Zur Abkühlung zu hei&#x017F;ser Chargen bliesen 1883 W. R. <hi rendition="#g">Jones</hi> <note place="foot" n="1)">Am. Pat. Nr. 287687 v. 30. Okt. 1883.</note><lb/>
in den Edgar-Thomas-Werken und 1884 <hi rendition="#g">Walker</hi> in dem South-<lb/>
Chicago-Walzwerk Dampf in den Konverter.</p><lb/>
            <p>J. <hi rendition="#g">Gjers</hi> lie&#x017F;s sich 1884 ein Verfahren patentieren, wonach er,<lb/>
sobald das Blasen beendigt war, Generatorgas, ein Gemisch von<lb/>
Kohlenoxydgas und Stickstoff durch die geschmolzene Masse hindurch-<lb/>
blies. Das Kohlenoxydgas sollte alles durch das Überblasen ent-<lb/>
standene, oxydierte Eisen reduzieren, also wie der Kohlenstoff im<lb/>
Spiegeleisenzusatz wirken und diesen überflüssig machen (Engl. Pat.<lb/>
1884, Nr. 6484). <hi rendition="#g">Gjers</hi> führte dieses Verfahren in Ayrsome (Schott-<lb/>
land) ein.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0692] Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. einer Schiffsschraube ähnlich, was übrigens Bessemer schon früher vorgeschlagen hatte. Solche Rührer kamen damals in Anwendung auf den Werken von Bessemer in Sheffield und zu Donawitz in Steiermark. C. Stöckmann in Ruhrort wollte Strontianit zur basischen Aus- füllung verwenden. Die von P. Kuppelwieser 1881/82 auf der neuen Bessemerhütte zu Witkowitz eingeführten Konverter lieſsen sich nach zwei Seiten neigen. W. M. Henderson zu Stockton in den Vereinigten Staaten mon- tierte 1882 die Birne, um sie leichter auswechseln zu können, auf Laufräder. Ferner lieſs er den Wind durch den hohlen Tragring streichen, um ihn vorzuwärmen (D. R. P. Nr. 19635). In ähnlicher Weise konstruierte 1883 J. Reese einen fahrbaren Konverter, um damit direkt zum Hochofen zu fahren. S. G. Thomas gab 1883 eine verbesserte Kippvorrichtung an, wobei das Drehen der Birne durch eine Kippscheibe geschah (D. R. P. Nr. 22014). Bolkow, Vaughan & Co. fertigten 1883 die Tragringe ihrer groſsen 15-Tonnen-Konverter aus Guſsstahl, weil Schmiedeeisen dafür nicht mehr genügte. Gjers konstruierte 1881 fahrbare Durchweichungsgruben, die zuerst zu Darlington angewendet wurden. In Nordamerika erfand A. W. Hainsworth 1881 Durchweichungsgruben, die den Gjersschen ähnlich waren; er verband dieselben noch mit einer Regenerativ- feuerung. Auch Jac. Reese in Pittsburg lieſs sich 1883 eine fahrbare Durchweichungsgrube patentieren. Seit September 1883 wurden in den Scranton-Stahlwerken mit Hülfe Gjersscher Gruben vierfache Vignoles-Schienen von 120 Fuſs Länge in einer Hitze ausgewalzt. Zur Abkühlung zu heiſser Chargen bliesen 1883 W. R. Jones 1) in den Edgar-Thomas-Werken und 1884 Walker in dem South- Chicago-Walzwerk Dampf in den Konverter. J. Gjers lieſs sich 1884 ein Verfahren patentieren, wonach er, sobald das Blasen beendigt war, Generatorgas, ein Gemisch von Kohlenoxydgas und Stickstoff durch die geschmolzene Masse hindurch- blies. Das Kohlenoxydgas sollte alles durch das Überblasen ent- standene, oxydierte Eisen reduzieren, also wie der Kohlenstoff im Spiegeleisenzusatz wirken und diesen überflüssig machen (Engl. Pat. 1884, Nr. 6484). Gjers führte dieses Verfahren in Ayrsome (Schott- land) ein. 1) Am. Pat. Nr. 287687 v. 30. Okt. 1883.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/692
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/692>, abgerufen am 22.11.2024.