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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.

Erzeugung von Flammofenflussstahl in Kilotonnen.

[Tabelle]

Im Jahre 1890 betrug die Produktion von Frankreich 251,6 kt und
von Russland 168,6 kt.

Es dauerte nicht lange, bis man es lernte, die Herdmasse ebenso
wie das Futter der Thomasbirnen aus scharf gebranntem Dolomit
oder Magnesit herzustellen. Dolomit wurde mit Teer angemacht und
0,30 bis 0,45 m dick mit heissen Eisenstampfern aufgestampft. Den
Herd hielt man flach bis 0,50 m tief. Da bei dem basischen Betriebe
Kalk und öfter auch Eisenerz zugesetzt wurde, so war die Schlacken-
menge grösser; infolgedessen musste man den Herd entsprechend
grösser machen. Während man bei saurem Betriebe den Fassungs-
raum höchstens um ein Drittel grösser machte, als dem Volumen des
geschmolzenen Metalles entsprach, bemass man denselben für basischen
Betrieb auf zwei Drittel. Der basische Betrieb führte bald zu grösseren
Öfen von 8 bis 15 Tonnen Einsatz.

Die Wärmespeicher neben die Öfen über die Hüttensohle zu
legen, empfahl Const. Steffen 1880, sodann Frank, Wesley,
besonders aber James Riley und Dick in Glasgow, welche cylindrische
Wärmespeicher einführten und sich entsprechende Konstruktionen
patentieren liessen und ausführten 2).

Zum Umstellen der Regeneratoren wendete man eine Glocken-
steuerung an, welche schon vorher bei den Glasschmelzöfen in Frank-
reich in Aufnahme gekommen war. Die Siemens-Martinöfen waren

2) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 718.
Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.

Erzeugung von Flammofenfluſsstahl in Kilotonnen.

[Tabelle]

Im Jahre 1890 betrug die Produktion von Frankreich 251,6 kt und
von Ruſsland 168,6 kt.

Es dauerte nicht lange, bis man es lernte, die Herdmasse ebenso
wie das Futter der Thomasbirnen aus scharf gebranntem Dolomit
oder Magnesit herzustellen. Dolomit wurde mit Teer angemacht und
0,30 bis 0,45 m dick mit heiſsen Eisenstampfern aufgestampft. Den
Herd hielt man flach bis 0,50 m tief. Da bei dem basischen Betriebe
Kalk und öfter auch Eisenerz zugesetzt wurde, so war die Schlacken-
menge gröſser; infolgedessen muſste man den Herd entsprechend
gröſser machen. Während man bei saurem Betriebe den Fassungs-
raum höchstens um ein Drittel gröſser machte, als dem Volumen des
geschmolzenen Metalles entsprach, bemaſs man denselben für basischen
Betrieb auf zwei Drittel. Der basische Betrieb führte bald zu gröſseren
Öfen von 8 bis 15 Tonnen Einsatz.

Die Wärmespeicher neben die Öfen über die Hüttensohle zu
legen, empfahl Const. Steffen 1880, sodann Frank, Wesley,
besonders aber James Riley und Dick in Glasgow, welche cylindrische
Wärmespeicher einführten und sich entsprechende Konstruktionen
patentieren lieſsen und ausführten 2).

Zum Umstellen der Regeneratoren wendete man eine Glocken-
steuerung an, welche schon vorher bei den Glasschmelzöfen in Frank-
reich in Aufnahme gekommen war. Die Siemens-Martinöfen waren

2) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 718.
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[702/0718] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. Erzeugung von Flammofenfluſsstahl in Kilotonnen. Im Jahre 1890 betrug die Produktion von Frankreich 251,6 kt und von Ruſsland 168,6 kt. Es dauerte nicht lange, bis man es lernte, die Herdmasse ebenso wie das Futter der Thomasbirnen aus scharf gebranntem Dolomit oder Magnesit herzustellen. Dolomit wurde mit Teer angemacht und 0,30 bis 0,45 m dick mit heiſsen Eisenstampfern aufgestampft. Den Herd hielt man flach bis 0,50 m tief. Da bei dem basischen Betriebe Kalk und öfter auch Eisenerz zugesetzt wurde, so war die Schlacken- menge gröſser; infolgedessen muſste man den Herd entsprechend gröſser machen. Während man bei saurem Betriebe den Fassungs- raum höchstens um ein Drittel gröſser machte, als dem Volumen des geschmolzenen Metalles entsprach, bemaſs man denselben für basischen Betrieb auf zwei Drittel. Der basische Betrieb führte bald zu gröſseren Öfen von 8 bis 15 Tonnen Einsatz. Die Wärmespeicher neben die Öfen über die Hüttensohle zu legen, empfahl Const. Steffen 1880, sodann Frank, Wesley, besonders aber James Riley und Dick in Glasgow, welche cylindrische Wärmespeicher einführten und sich entsprechende Konstruktionen patentieren lieſsen und ausführten 2). Zum Umstellen der Regeneratoren wendete man eine Glocken- steuerung an, welche schon vorher bei den Glasschmelzöfen in Frank- reich in Aufnahme gekommen war. Die Siemens-Martinöfen waren 2) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 718.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/718>, abgerufen am 16.07.2024.