Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.
Holzkohlenroheisen Nr. I     mit 0,05 Prozent Phosphor 2750 kg
Herd- und Stahlblechabfälle     " 0,04 " " 2040 "
Blooms     " 0,015 " " 4080 "
Deutsches Spiegeleisen mit
12 Prozent Mangan     " 0,076 " " 90 "

Zusätze gegen Schluss:

Ferromangan mit 72 Prozent
Mangan     mit 0,22 Prozent Phosphor 60 kg
Eisenerze     " 0,003 " " 90 "
Kalkstein     " 0,028 " " 50 "
Abfälle von Ingots     " 0,033 " " 8800 "

Das erhaltene Flusseisen enthielt 0,15 Proz. Kohlenstoff, 0,41 Proz.
Mangan, 0,02 Proz. Silicium, 0,023 Proz. Schwefel, 0,033 Proz. Phos-
phor und 0,023 Proz. Kupfer. Die Otis-Werke hatten Niederschlags-
kammern zwischen den Austrittskanälen des Ofens und den Wärme-
speichern, wodurch letztere nur einmal im Jahre gereinigt zu werden
brauchten.

G. Hatton liess sich in England einen trommelartigen Drehofen,
dessen eine Hälfte sauer, die andere basisch gefüttert war, patentieren
(E. P. 1887, Nr. 13242).

Odelstjerna in Schweden führte 1887 den Betrieb mit Chrom-
eisenerzfutter zu Trollshätta ein und zwar mit norwegischen Erzen.
Veranlasst wurde er hierzu durch günstige Berichte über gelungene
Versuche zu Wärtsilä in Finnland. Er fand, dass durch den Chrom-
eisenerzboden das Frischen beschleunigt wurde und dass, obgleich
das Kochen des Eisens bis zum Schluss anhielt, die Güsse blasenfrei
und das Eisen sehr zäh war. Zu Wärtsilä und an anderen Orten in
Russland hatte man aber dieses Verfahren wieder aufgegeben, sowohl
wegen der Kostspieligkeit, als auch weil der Herd zu leicht durch-
schmolz.

Knut Styffe empfahl auch für Schweden die Magnesitböden,
deren Vorzüge Wasum durch Versuche nachgewiesen hatte, und zwar
besonders aus Magnesit vom Veitschthal in Steiermark, welcher keine
Kieselsäure, aber etwa 6 Prozent Eisenkarbonat enthielt. Er brennt
sich dadurch braunschwarz und sintert bei hoher Temperatur zu-
sammen und eignet sich mehr zur Verwendung in Ziegelform als
zum Aufstampfen.

Im Jahre 1888 wurden zahlreiche Versuche gemacht, das Roh-
eisen mit oder ohne Vorbehandlung in flüssiger Form in den Martin-

Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
Holzkohlenroheisen Nr. I     mit 0,05 Prozent Phosphor 2750 kg
Herd- und Stahlblechabfälle     „ 0,04 „ „ 2040 „
Blooms     „ 0,015 „ „ 4080 „
Deutsches Spiegeleisen mit
12 Prozent Mangan     „ 0,076 „ „ 90 „

Zusätze gegen Schluſs:

Ferromangan mit 72 Prozent
Mangan     mit 0,22 Prozent Phosphor 60 kg
Eisenerze     „ 0,003 „ „ 90 „
Kalkstein     „ 0,028 „ „ 50 „
Abfälle von Ingots     „ 0,033 „ „ 8800 „

Das erhaltene Fluſseisen enthielt 0,15 Proz. Kohlenstoff, 0,41 Proz.
Mangan, 0,02 Proz. Silicium, 0,023 Proz. Schwefel, 0,033 Proz. Phos-
phor und 0,023 Proz. Kupfer. Die Otis-Werke hatten Niederschlags-
kammern zwischen den Austrittskanälen des Ofens und den Wärme-
speichern, wodurch letztere nur einmal im Jahre gereinigt zu werden
brauchten.

G. Hatton lieſs sich in England einen trommelartigen Drehofen,
dessen eine Hälfte sauer, die andere basisch gefüttert war, patentieren
(E. P. 1887, Nr. 13242).

Odelstjerna in Schweden führte 1887 den Betrieb mit Chrom-
eisenerzfutter zu Trollshätta ein und zwar mit norwegischen Erzen.
Veranlaſst wurde er hierzu durch günstige Berichte über gelungene
Versuche zu Wärtsilä in Finnland. Er fand, daſs durch den Chrom-
eisenerzboden das Frischen beschleunigt wurde und daſs, obgleich
das Kochen des Eisens bis zum Schluſs anhielt, die Güsse blasenfrei
und das Eisen sehr zäh war. Zu Wärtsilä und an anderen Orten in
Ruſsland hatte man aber dieses Verfahren wieder aufgegeben, sowohl
wegen der Kostspieligkeit, als auch weil der Herd zu leicht durch-
schmolz.

Knut Styffe empfahl auch für Schweden die Magnesitböden,
deren Vorzüge Wasum durch Versuche nachgewiesen hatte, und zwar
besonders aus Magnesit vom Veitschthal in Steiermark, welcher keine
Kieselsäure, aber etwa 6 Prozent Eisenkarbonat enthielt. Er brennt
sich dadurch braunschwarz und sintert bei hoher Temperatur zu-
sammen und eignet sich mehr zur Verwendung in Ziegelform als
zum Aufstampfen.

Im Jahre 1888 wurden zahlreiche Versuche gemacht, das Roh-
eisen mit oder ohne Vorbehandlung in flüssiger Form in den Martin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0727" n="711"/>
          <fw place="top" type="header">Fortschritte der Herdflu&#x017F;sstahlbereitung seit 1870.</fw><lb/>
          <list>
            <item>Holzkohlenroheisen Nr. I <space dim="horizontal"/> mit 0,05 Prozent Phosphor 2750 kg</item><lb/>
            <item>Herd- und Stahlblechabfälle <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,04 &#x201E; &#x201E; 2040 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Blooms <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,015 &#x201E; &#x201E; 4080 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Deutsches Spiegeleisen mit<lb/>
12 Prozent Mangan <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,076 &#x201E; &#x201E; 90 &#x201E;</item>
          </list><lb/>
          <p>Zusätze gegen Schlu&#x017F;s:</p><lb/>
          <list>
            <item>Ferromangan mit 72 Prozent<lb/>
Mangan <space dim="horizontal"/> mit 0,22 Prozent Phosphor 60 kg</item><lb/>
            <item>Eisenerze <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,003 &#x201E; &#x201E; 90 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Kalkstein <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,028 &#x201E; &#x201E; 50 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Abfälle von Ingots <space dim="horizontal"/> &#x201E; 0,033 &#x201E; &#x201E; 8800 &#x201E;</item>
          </list><lb/>
          <p>Das erhaltene Flu&#x017F;seisen enthielt 0,15 Proz. Kohlenstoff, 0,41 Proz.<lb/>
Mangan, 0,02 Proz. Silicium, 0,023 Proz. Schwefel, 0,033 Proz. Phos-<lb/>
phor und 0,023 Proz. Kupfer. Die Otis-Werke hatten Niederschlags-<lb/>
kammern zwischen den Austrittskanälen des Ofens und den Wärme-<lb/>
speichern, wodurch letztere nur einmal im Jahre gereinigt zu werden<lb/>
brauchten.</p><lb/>
          <p>G. <hi rendition="#g">Hatton</hi> lie&#x017F;s sich in England einen trommelartigen Drehofen,<lb/>
dessen eine Hälfte sauer, die andere basisch gefüttert war, patentieren<lb/>
(E. P. 1887, Nr. 13242).</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Odelstjerna</hi> in Schweden führte 1887 den Betrieb mit Chrom-<lb/>
eisenerzfutter zu Trollshätta ein und zwar mit norwegischen Erzen.<lb/>
Veranla&#x017F;st wurde er hierzu durch günstige Berichte über gelungene<lb/>
Versuche zu Wärtsilä in Finnland. Er fand, da&#x017F;s durch den Chrom-<lb/>
eisenerzboden das Frischen beschleunigt wurde und da&#x017F;s, obgleich<lb/>
das Kochen des Eisens bis zum Schlu&#x017F;s anhielt, die Güsse blasenfrei<lb/>
und das Eisen sehr zäh war. Zu Wärtsilä und an anderen Orten in<lb/>
Ru&#x017F;sland hatte man aber dieses Verfahren wieder aufgegeben, sowohl<lb/>
wegen der Kostspieligkeit, als auch weil der Herd zu leicht durch-<lb/>
schmolz.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Knut Styffe</hi> empfahl auch für Schweden die Magnesitböden,<lb/>
deren Vorzüge <hi rendition="#g">Wasum</hi> durch Versuche nachgewiesen hatte, und zwar<lb/>
besonders aus Magnesit vom Veitschthal in Steiermark, welcher keine<lb/>
Kieselsäure, aber etwa 6 Prozent Eisenkarbonat enthielt. Er brennt<lb/>
sich dadurch braunschwarz und sintert bei hoher Temperatur zu-<lb/>
sammen und eignet sich mehr zur Verwendung in Ziegelform als<lb/>
zum Aufstampfen.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1888 wurden zahlreiche Versuche gemacht, das Roh-<lb/>
eisen mit oder ohne Vorbehandlung in flüssiger Form in den Martin-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[711/0727] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. Holzkohlenroheisen Nr. I mit 0,05 Prozent Phosphor 2750 kg Herd- und Stahlblechabfälle „ 0,04 „ „ 2040 „ Blooms „ 0,015 „ „ 4080 „ Deutsches Spiegeleisen mit 12 Prozent Mangan „ 0,076 „ „ 90 „ Zusätze gegen Schluſs: Ferromangan mit 72 Prozent Mangan mit 0,22 Prozent Phosphor 60 kg Eisenerze „ 0,003 „ „ 90 „ Kalkstein „ 0,028 „ „ 50 „ Abfälle von Ingots „ 0,033 „ „ 8800 „ Das erhaltene Fluſseisen enthielt 0,15 Proz. Kohlenstoff, 0,41 Proz. Mangan, 0,02 Proz. Silicium, 0,023 Proz. Schwefel, 0,033 Proz. Phos- phor und 0,023 Proz. Kupfer. Die Otis-Werke hatten Niederschlags- kammern zwischen den Austrittskanälen des Ofens und den Wärme- speichern, wodurch letztere nur einmal im Jahre gereinigt zu werden brauchten. G. Hatton lieſs sich in England einen trommelartigen Drehofen, dessen eine Hälfte sauer, die andere basisch gefüttert war, patentieren (E. P. 1887, Nr. 13242). Odelstjerna in Schweden führte 1887 den Betrieb mit Chrom- eisenerzfutter zu Trollshätta ein und zwar mit norwegischen Erzen. Veranlaſst wurde er hierzu durch günstige Berichte über gelungene Versuche zu Wärtsilä in Finnland. Er fand, daſs durch den Chrom- eisenerzboden das Frischen beschleunigt wurde und daſs, obgleich das Kochen des Eisens bis zum Schluſs anhielt, die Güsse blasenfrei und das Eisen sehr zäh war. Zu Wärtsilä und an anderen Orten in Ruſsland hatte man aber dieses Verfahren wieder aufgegeben, sowohl wegen der Kostspieligkeit, als auch weil der Herd zu leicht durch- schmolz. Knut Styffe empfahl auch für Schweden die Magnesitböden, deren Vorzüge Wasum durch Versuche nachgewiesen hatte, und zwar besonders aus Magnesit vom Veitschthal in Steiermark, welcher keine Kieselsäure, aber etwa 6 Prozent Eisenkarbonat enthielt. Er brennt sich dadurch braunschwarz und sintert bei hoher Temperatur zu- sammen und eignet sich mehr zur Verwendung in Ziegelform als zum Aufstampfen. Im Jahre 1888 wurden zahlreiche Versuche gemacht, das Roh- eisen mit oder ohne Vorbehandlung in flüssiger Form in den Martin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/727
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/727>, abgerufen am 25.11.2024.