Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.
nicht erneuert worden (Remaury). Oldenstjerna bezeichnete es als einen Fortschritt bei dem Flammofenbetriebe mit neutralem Boden in Schweden, dass man nicht mehr mit Roheisen kohle und gleich dar- auf absteche, wodurch man früher immer harte Körner in dem Fluss- eisen behalten hatte. Jetzt lasse man die Masse nach dem Roheisen- zusatz noch 1 bis 11/2 Stunden verkochen.
1889 wurde auf den Steelton-Works der pennsylvanischen Stahl- gesellschaft von H. H. Campbell der erste kippbare Martinofen ge- baut. Wie Fig. 282 zeigt, ist das Drehgestell eine auf Rollen laufende Schaukel und erfolgt das Kippen hydraulisch.
[Abbildung]
Fig. 282.
1890 fand der Magnesit bei den basischen Martinöfen immer allgemeinere Anwendung und zwar teils für sich, teils mit Dolomit oder Kalk gemischt. Er wurde entweder zu Ziegeln gepresst oder aufgestampft. Auf dem Martinwerk zu Diosgyör 1) in Ungarn, wo Magnesit von Veitsch ohne Teer, aber mit Dolomitmilch an- gemacht verwendet wurde, hatten Versuche grössere Dauerhaftigkeit gegenüber dem Chromeisenstein ergeben. Auch D. Lundström in Schweden fand, dass zwar die Seitenwände aus Chromeisenerz sehr haltbar seien, die Böden der Schmelzherde dagegen nicht. In Nord- amerika bewährten sich aus Deutschland eingeführte Magnesiasteine für die Herdsohlen besser als die Quarzsohlen, auch deshalb schon, weil sie infolge Verzögerung der Oxydation weniger Reparatur er- forderten. Der Herdboden war von einem Blechgerippe umgeben und getragen. In Pennsylvanien wendete man vielfach Naturgas zum Schmelzen an.
1) Jern. kontor. Ann. 1889, S. 389; Stahl und Eisen 1890, S. 222.
Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
nicht erneuert worden (Rémaury). Oldenstjerna bezeichnete es als einen Fortschritt bei dem Flammofenbetriebe mit neutralem Boden in Schweden, daſs man nicht mehr mit Roheisen kohle und gleich dar- auf absteche, wodurch man früher immer harte Körner in dem Fluſs- eisen behalten hatte. Jetzt lasse man die Masse nach dem Roheisen- zusatz noch 1 bis 1½ Stunden verkochen.
1889 wurde auf den Steelton-Works der pennsylvanischen Stahl- gesellschaft von H. H. Campbell der erste kippbare Martinofen ge- baut. Wie Fig. 282 zeigt, ist das Drehgestell eine auf Rollen laufende Schaukel und erfolgt das Kippen hydraulisch.
[Abbildung]
Fig. 282.
1890 fand der Magnesit bei den basischen Martinöfen immer allgemeinere Anwendung und zwar teils für sich, teils mit Dolomit oder Kalk gemischt. Er wurde entweder zu Ziegeln gepreſst oder aufgestampft. Auf dem Martinwerk zu Diosgyör 1) in Ungarn, wo Magnesit von Veitsch ohne Teer, aber mit Dolomitmilch an- gemacht verwendet wurde, hatten Versuche gröſsere Dauerhaftigkeit gegenüber dem Chromeisenstein ergeben. Auch D. Lundström in Schweden fand, daſs zwar die Seitenwände aus Chromeisenerz sehr haltbar seien, die Böden der Schmelzherde dagegen nicht. In Nord- amerika bewährten sich aus Deutschland eingeführte Magnesiasteine für die Herdsohlen besser als die Quarzsohlen, auch deshalb schon, weil sie infolge Verzögerung der Oxydation weniger Reparatur er- forderten. Der Herdboden war von einem Blechgerippe umgeben und getragen. In Pennsylvanien wendete man vielfach Naturgas zum Schmelzen an.
1) Jern. kontor. Ann. 1889, S. 389; Stahl und Eisen 1890, S. 222.
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Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
nicht erneuert worden (Rémaury). Oldenstjerna bezeichnete es als
einen Fortschritt bei dem Flammofenbetriebe mit neutralem Boden in
Schweden, daſs man nicht mehr mit Roheisen kohle und gleich dar-
auf absteche, wodurch man früher immer harte Körner in dem Fluſs-
eisen behalten hatte. Jetzt lasse man die Masse nach dem Roheisen-
zusatz noch 1 bis 1½ Stunden verkochen.
1889 wurde auf den Steelton-Works der pennsylvanischen Stahl-
gesellschaft von H. H. Campbell der erste kippbare Martinofen ge-
baut. Wie Fig. 282 zeigt, ist das Drehgestell eine auf Rollen laufende
Schaukel und erfolgt das Kippen hydraulisch.
[Abbildung Fig. 282.]
1890 fand der Magnesit bei den basischen Martinöfen immer
allgemeinere Anwendung und zwar teils für sich, teils mit Dolomit
oder Kalk gemischt. Er wurde entweder zu Ziegeln gepreſst oder
aufgestampft. Auf dem Martinwerk zu Diosgyör 1) in Ungarn,
wo Magnesit von Veitsch ohne Teer, aber mit Dolomitmilch an-
gemacht verwendet wurde, hatten Versuche gröſsere Dauerhaftigkeit
gegenüber dem Chromeisenstein ergeben. Auch D. Lundström in
Schweden fand, daſs zwar die Seitenwände aus Chromeisenerz sehr
haltbar seien, die Böden der Schmelzherde dagegen nicht. In Nord-
amerika bewährten sich aus Deutschland eingeführte Magnesiasteine
für die Herdsohlen besser als die Quarzsohlen, auch deshalb schon,
weil sie infolge Verzögerung der Oxydation weniger Reparatur er-
forderten. Der Herdboden war von einem Blechgerippe umgeben und
getragen. In Pennsylvanien wendete man vielfach Naturgas zum
Schmelzen an.
1) Jern. kontor. Ann. 1889, S. 389; Stahl und Eisen 1890, S. 222.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/731>, abgerufen am 25.11.2024.
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