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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Cement- und Tiegelgussstahl.
in Frankreich, zu Hörde in Deutschland im Hochofen und zu Brooklyn,
Sheffield, Mostge (Nordwales) und anderen Orten in Tiegeln dar-
gestellt.

Sergius Kern in St. Petersburg war es 1875 gelungen, im
Schmelztiegel ein Ferrochrom mit 74 Prozent Chrom herzustellen.
1876 führten John Brown & Co. das Verfahren der Chromstahl-
bereitung von Jul. Baur, Brooklyn 1), in Sheffield ein. Hierbei
wurde erst Ferrochrom mit 48,7 Prozent Chromgehalt im Tiegel
dargestellt und dies dann mit Stahl im Tiegel oder in einem
Siemensflammofen zusammengeschmolzen. Der erhaltene Chromstahl
enthielt nur 0,44 Prozent Chrom. Der gehärtete Chromstahl wurde
von keinem anderen Stahl angegriffen. Proben waren 1876 in der
Weltausstellung zu Philadelphia vorgeführt. 1877 stellte Sergius
Kern
einen Chromtiegelstahl 2) dar, indem er Bessemer- oder Martin-
stahl mit Chromeisenstein und gebranntem Kalk schmolz. Auf dem
Obuchow-Stahlwerk wurde die Darstellung von Chromstahl im grossen
versucht.

Um die wissenschaftliche Untersuchung des Chromstahls machten
sich die Franzosen am meisten verdient. Eine Arbeit von Boussin-
gault
über Chromeisen gab die erste Veranlassung zu Versuchen von
Holtzer & Co. in Unieux. Da diese ergaben, dass Chromzusatz die
Härte des Stahls erhöhte, so glaubte man dadurch aus französischem
Material einen Werkzeugstahl von derselben Güte, wie der in Sheffield
aus schwedischem Eisen erzeugte Gussstahl herstellen zu können.
Brustlein 3) fand ihn besonders geeignet für Kriegsmaterial, nament-
lich für Geschosse und Panzerplatten. Die Resultate der hierauf
bezüglichen Versuche zu Unieux wurden 1878 in der Pariser Welt-
ausstellung unter Angabe sehr hoher Festigkeitszahlen dem Publikum
vorgeführt. Man war damals noch allgemein der Ansicht, dass Chrom
im Stahl dieselbe Rolle spiele wie der Kohlenstoff und diesen
ersetze. Holtzers Chromstahl enthielt angeblich 2,5 Prozent
Chrom, der von Seebohm & Dickstahl in Sheffield ausgestellte
1 Prozent.

1878 war es zu Terrenoire in Frankreich auch gelungen, Ferro-
chrom in ähnlicher Weise wie Ferromangan im Hochofen herzu-

1) Die Chromstahlbereitung in Brooklyn von G. Roland, Annales des mines
1878, 1. livr., S. 452.
2) Siehe Iron 1877, X, S. 586; Dingler, Polyt. Journ., Bd. 230, S. 505.
3) Brustlein legte die Ergebnisse seiner Versuche 1886 dem Iron and Steel
Institute vor, in dessen Journal von 1886, II, p. 770, sie abgedruckt sind.

Cement- und Tiegelguſsstahl.
in Frankreich, zu Hörde in Deutschland im Hochofen und zu Brooklyn,
Sheffield, Mostge (Nordwales) und anderen Orten in Tiegeln dar-
gestellt.

Sergius Kern in St. Petersburg war es 1875 gelungen, im
Schmelztiegel ein Ferrochrom mit 74 Prozent Chrom herzustellen.
1876 führten John Brown & Co. das Verfahren der Chromstahl-
bereitung von Jul. Baur, Brooklyn 1), in Sheffield ein. Hierbei
wurde erst Ferrochrom mit 48,7 Prozent Chromgehalt im Tiegel
dargestellt und dies dann mit Stahl im Tiegel oder in einem
Siemensflammofen zusammengeschmolzen. Der erhaltene Chromstahl
enthielt nur 0,44 Prozent Chrom. Der gehärtete Chromstahl wurde
von keinem anderen Stahl angegriffen. Proben waren 1876 in der
Weltausstellung zu Philadelphia vorgeführt. 1877 stellte Sergius
Kern
einen Chromtiegelstahl 2) dar, indem er Bessemer- oder Martin-
stahl mit Chromeisenstein und gebranntem Kalk schmolz. Auf dem
Obuchow-Stahlwerk wurde die Darstellung von Chromstahl im groſsen
versucht.

Um die wissenschaftliche Untersuchung des Chromstahls machten
sich die Franzosen am meisten verdient. Eine Arbeit von Boussin-
gault
über Chromeisen gab die erste Veranlassung zu Versuchen von
Holtzer & Co. in Unieux. Da diese ergaben, daſs Chromzusatz die
Härte des Stahls erhöhte, so glaubte man dadurch aus französischem
Material einen Werkzeugstahl von derselben Güte, wie der in Sheffield
aus schwedischem Eisen erzeugte Guſsstahl herstellen zu können.
Brustlein 3) fand ihn besonders geeignet für Kriegsmaterial, nament-
lich für Geschosse und Panzerplatten. Die Resultate der hierauf
bezüglichen Versuche zu Unieux wurden 1878 in der Pariser Welt-
ausstellung unter Angabe sehr hoher Festigkeitszahlen dem Publikum
vorgeführt. Man war damals noch allgemein der Ansicht, daſs Chrom
im Stahl dieselbe Rolle spiele wie der Kohlenstoff und diesen
ersetze. Holtzers Chromstahl enthielt angeblich 2,5 Prozent
Chrom, der von Seebohm & Dickstahl in Sheffield ausgestellte
1 Prozent.

1878 war es zu Terrenoire in Frankreich auch gelungen, Ferro-
chrom in ähnlicher Weise wie Ferromangan im Hochofen herzu-

1) Die Chromstahlbereitung in Brooklyn von G. Roland, Annales des mines
1878, 1. livr., S. 452.
2) Siehe Iron 1877, X, S. 586; Dingler, Polyt. Journ., Bd. 230, S. 505.
3) Brustlein legte die Ergebnisse seiner Versuche 1886 dem Iron and Steel
Institute vor, in dessen Journal von 1886, II, p. 770, sie abgedruckt sind.
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[742/0758] Cement- und Tiegelguſsstahl. in Frankreich, zu Hörde in Deutschland im Hochofen und zu Brooklyn, Sheffield, Mostge (Nordwales) und anderen Orten in Tiegeln dar- gestellt. Sergius Kern in St. Petersburg war es 1875 gelungen, im Schmelztiegel ein Ferrochrom mit 74 Prozent Chrom herzustellen. 1876 führten John Brown & Co. das Verfahren der Chromstahl- bereitung von Jul. Baur, Brooklyn 1), in Sheffield ein. Hierbei wurde erst Ferrochrom mit 48,7 Prozent Chromgehalt im Tiegel dargestellt und dies dann mit Stahl im Tiegel oder in einem Siemensflammofen zusammengeschmolzen. Der erhaltene Chromstahl enthielt nur 0,44 Prozent Chrom. Der gehärtete Chromstahl wurde von keinem anderen Stahl angegriffen. Proben waren 1876 in der Weltausstellung zu Philadelphia vorgeführt. 1877 stellte Sergius Kern einen Chromtiegelstahl 2) dar, indem er Bessemer- oder Martin- stahl mit Chromeisenstein und gebranntem Kalk schmolz. Auf dem Obuchow-Stahlwerk wurde die Darstellung von Chromstahl im groſsen versucht. Um die wissenschaftliche Untersuchung des Chromstahls machten sich die Franzosen am meisten verdient. Eine Arbeit von Boussin- gault über Chromeisen gab die erste Veranlassung zu Versuchen von Holtzer & Co. in Unieux. Da diese ergaben, daſs Chromzusatz die Härte des Stahls erhöhte, so glaubte man dadurch aus französischem Material einen Werkzeugstahl von derselben Güte, wie der in Sheffield aus schwedischem Eisen erzeugte Guſsstahl herstellen zu können. Brustlein 3) fand ihn besonders geeignet für Kriegsmaterial, nament- lich für Geschosse und Panzerplatten. Die Resultate der hierauf bezüglichen Versuche zu Unieux wurden 1878 in der Pariser Welt- ausstellung unter Angabe sehr hoher Festigkeitszahlen dem Publikum vorgeführt. Man war damals noch allgemein der Ansicht, daſs Chrom im Stahl dieselbe Rolle spiele wie der Kohlenstoff und diesen ersetze. Holtzers Chromstahl enthielt angeblich 2,5 Prozent Chrom, der von Seebohm & Dickstahl in Sheffield ausgestellte 1 Prozent. 1878 war es zu Terrenoire in Frankreich auch gelungen, Ferro- chrom in ähnlicher Weise wie Ferromangan im Hochofen herzu- 1) Die Chromstahlbereitung in Brooklyn von G. Roland, Annales des mines 1878, 1. livr., S. 452. 2) Siehe Iron 1877, X, S. 586; Dingler, Polyt. Journ., Bd. 230, S. 505. 3) Brustlein legte die Ergebnisse seiner Versuche 1886 dem Iron and Steel Institute vor, in dessen Journal von 1886, II, p. 770, sie abgedruckt sind.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/758>, abgerufen am 22.11.2024.